NIEMAND HAT EINEN PLAN?
– EIN GESPRÄCH MIT DEM ENSEMBLE
Stell dir vor, du wachst auf in deiner perfekten Welt: welche positive Nachricht steht auf der Titelseite der Zeitung?
Carla: Es sind alle Tier- und Pflanzenarten in ihrer Vielfalt und Menge am Leben, wie es zuletzt im Jahre 1856 war!
Malia: Ein großes Kunstfestival wird stattfinden! Es werden Filme und Theaterstücke gezeigt, Tanz und Musik aufgeführt und alle die mitmachen wollen, können Part davon sein und kommen um miteinander das Leben zu feiern.
Lou: Alle in den letzten 100 Jahren ausgestorbenen Tierarten sind wieder da, juhu!
Welcher Song spiegelt dein momentanes Lebensgefühl perfekt wider? Wähle ein Zitat daraus aus.
Carla: “Das Licht dieser Welt” von Gisbert zu Knyphausen. „Kaum ist die Nabelschnur ab, schon steh'n wir alle auf dem Schlauch. Das Chaos hier ist unendlich, doch die Liebe ist es auch.
Lilli: „False Confidence“ von Noah Kahan. Zitat: „don’t take yourself to seriously”.
Marlene: "Im Zweifel für den Zweifel" von Tocotronic: „Im Zweifel fürs Zusammenklappen Vor gesamtem Saal Mein Leben wird Zerrüttung, meine Existenz Skandal“. Oder "I fought the law and the law won" - The Clash: She's the best girl that I ever had I fought the law and the law won.“ Ich hab da noch Zweifel…
Dimitrije: Mr. Kitty, „After Dark“. Vor allen Dingen diese Zeilen: „As the hours pass, I will let you know, That I need to ask, Before I'm alone, How it feels to rest, On your patient lips, To eternal bliss, I'm so glad to know“.
Malia: „Your power“ von Billie Eilish. „How dare you? And how could you? If you could take it all back, would you?“
Lou: Mercedes Benz von Janis Joplin. „I’d like to do a song Of great social and political import it goes like this: Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz…”
Was braucht unsere Gesellschaft deiner Meinung nach, damit sich die Sorgen, die du dir gerade machst, in Luft auflösen?
Tilman: Ein ganz anderes Bewusstsein von Gerechtigkeit und Respekt und dass Probleme und generell sehr viel globaler gesehen werden und an Auswirkungen auf andere Menschen, und nicht dass es nur einem selber gut geht, gedacht wird.
Carla: Ziemlich viel, aber vielleicht auch nur die Konzentration auf das, was wirklich Essenz hat. Ein bisschen mehr Zusammensein und Liebe.
Lou: Ehrlichgesagt: die Eliminierung der Menschheit…
Dimtrije: Ein anderes Schulsystem. Ich mache mir Sorgen über die Prüfungen, die ich stundenlang schreiben muss, ohne noch zu wissen, was ich eigentlich mit dem Abschluss machen möchte.
Lilli: damit sich die Dinge auflösen um die ich mich sorge müsste meine „bessere“ Gesellschaft Offener gegenüber Menschen und ungewohnten Dingen sein. Ich als Jugendliche hätte mehr Chance mit mehr Leichtigkeit Dinge zu verfolgen die mein Interesse wecken.
Lucia: Vielleicht ein Wunder, wie z. B. eine Zeitmaschine, die es uns ermöglicht, alle unsere Fehler zu beseitigen, oder auch eine plötzliche Änderung der Verhaltensweise der Menschen, sodass wir nicht immer wieder ignorante und rücksichtslose Entscheidungen treffen, und endlich erkennen, was das Problem ist und sodass wir alle Lebewesen in die Zukunft mit einbeziehen. Oder eine Katastrophe, die direkt vor unseren Augen geschieht und uns auch direkt betrifft, so direkt, dass wir für die ganze Zukunft geprägt sind und es nicht nach 10, 50, 100 Jahren wieder vergessen.
Stell dir vor, du bekommst eine Werbefläche für einen Monat zur Verfügung gestellt, beste Lage, Megaplakat an einem Hotel am Alexanderplatz: was lässt du drucken?
Marlene: Ein Plakat, auf dem in großen Lettern "Ich entscheide mich für unsere Utopie" steht oder das Gedicht von Thomas Brasch "Das, was ich habe, will ich nicht verlieren, aber wo ich bin, will ich nicht bleiben, aber die ich liebe, will ich nicht verlassen, aber die ich kenne, will ich nicht mehr sehn, aber wo ich bin, will ich nicht sterben, aber wo ich sterbe da will ich nicht hin, sein will ich, wo ich nie gewesen bin.
Dimitrije: „Wer das liest ist dumm“
Lilli: Ich würde eine dunkelrote Fläche abdrucken lassen.
Tilman: Warum muss ich Geld verdienen um irgendwo leben, essen und sozial nicht benachteiligt zu werden? Oder: Kapitalismus ist (auch) keine Lösung.
Malia: Ein riesiges Buntes, in hellen Farben glänzendes Plakat, auf das alle Menschen, die vorbei kommen Forderungen für eine bessere Welt schreiben können - oder Zitate, die ihnen Mut machen.
Welche Sätze möchtest du von Erwachsenen nicht mehr hören, wenn es um deine bzw. um unser aller Zukunft geht?
Marlene: "Ihr schafft das schon", "Wir haben nie besser gelebt" und "Das ist die beste Zeit deines Lebens".
Dimitrije: Du hast leider nicht bestanden, du bist einfach zu blöd.
Tilman: „Aber das hat sich ja bewährt“, „Das liegt am Alter“ oder „Vegan? Ist das nicht ein bisschen krass? Ist das nicht ungesund?!“
Stell dir vor, die Bundesregierung erschafft ein neues Minister:innen-Amt. Wofür ist diese:r Minister:in zuständig?
Marlene: Ministerium für Geschichte und Zukunft unter einem Dach
Lilli: Das Ministerium würde Bundesministerium für Lust und Leichtigkeit heißen und genau das würden die Minister:innen umsetzen.
Tilman: Ein Ministerium gegen die Regierung? Oder gegen das System. Ein Antikapitalistisches Ministerium. Ein Solidaritätsministerium. Ein Umsetzungsministerium.
Wir haben versucht, uns ein positives Bild der Zukunft vorzustellen: was gibt dir Hoffnung, dass es wirklich eine positive Zukunft geben kann?
Carla: Momente, in denen ich lache oder mit anderen weine. Der labile Glaube, wahrscheinlich auch als Selbstschutz zu bezeichnen, dass am Ende schon noch alles irgendwie die Kurve kriegt und die Schönheit des Universums vorerst nicht zerfällt.
Tilman: Wenn viele Menschen etwas Neues wollen und es quasi eine Aufbruchstimmung oder Aufstandsstimmung gibt. So wie auf manchen Demos - nur eben noch grundlegender und alltäglicher in der Gesellschaft verankert.
Lou: Ich glaube, wenn es eine negative Zukunft geben kann muss auch eine positive existieren.
Luica: Ich habe Hoffnung, weil immer mehr Personen der jüngeren Generationen aktiv werden. Ich habe Hoffnung, weil die Ereignisse immer gravierender für jeden einzelnen Menschen werden und irgendwann alle ihre Augen öffnen müssen. Ich habe Hoffnung, weil ich ohne sie schon nicht mehr kämpfen würde.
Wofür lohnt es sich zu kämpfen?
Marlene: Für Utopien. Oder wenigstens für diese Welt, es gibt ja nur die.
Dimitrije: Für die Sicherheit meiner Geliebten.
Tilman: Für vieles. Maybe n bisschen zusammengefasst: für die Abschaffung des System oder für eine neue Ordnung in allen "Etagen".
Malia: Für Gerechtigkeit, für Liebe, für Menschen, für Lachen, die Natur und Tierwelt, für Bildung und Menschenrechte, für das kleine, große oder mittlere Glück, für Selbstakzeptanz, für ein ökologisches Miteinander und für eine Lebenswerte Zukunft.
Lou: Für Gleichberechtigung (und meinen Mercedes)
Lucia: Für unsere Welt wurde schon viel gekämpft - ist es nicht respektlos, diese Kreation einfach wegzuwerfen? Ja, es scheint, als gebe es keinen Weg raus, aber versuchen können wir es. Versuchen müssen wir es. Für die nächsten Generationen und für all das, was wir mit uns gerissen haben.
ZURÜCK ZUR BONUSSEITE