
Normalerweise könnten Sie sich bei Ihrem Theaterbesuch ein Programmheft kaufen. Anlässlich der Streaming-Termine von Maria Stuart von Friedrich Schiller in der Regie von Anne Lenk bieten wir Ihnen nun digitales Bonusmaterial! Viel Spaß beim Stöbern!

Trailer "Maria Stuart"
Stückeinführung von Dramaturg David Heiligers
Dramaturg David Heiligers gibt Ihnen hier eine Stückeinführung und zeigt die Besonderheiten der Inszenierung von Anne Lenk auf.

Anne Lenk & Andreas Morell im Videointerview
Anlässlich des digitalen Theatertreffens 2021 wurde Maria Stuart von 3sat aufgezeichnet. Einen Tag vor der Fernsehaufzeichnung haben wir Theaterregisseurin Anne Lenk und Fernsehregisseur Andreas Morell zum Gespräch getroffen.
Anne Lenk im Videointerview
Anne Lenks Inszenierung Der Menschenfeind von Molière wurde mit dem Friedrich-Luft-Preis für die beste Regie 2019/20 ausgezeichnet und zum Theatertreffen 2020 eingeladen. Wir haben sie während der Probenzeit zu Friedrich Schillers Maria Stuart zum Videointerview getroffen und mit ihr über ihre Arbeit gesprochen.
Enno Trebs und Julia Windischbauer stellen sich vor
Enno Trebs und Julia Windischbauer sind seit der Spielzeit 2020/21 neu im DT-Ensemble. In der Inszenierung Maria Stuart (Regie: Anne Lenk) stehen die beiden zum ersten Mal auf der Bühne des Deutschen Theaters. Wir haben die beiden vorab zum Doppel-Interview getroffen, um sie näher kennenzulernen und mit ihnen über ihre Rollen in Maria Stuart zu sprechen.
Alexander Khuon und Jeremy Mockridge im Gespräch
Alexander Khuon und Jeremy Mockridge gehören zum Ensemble von Maria Stuart (Regie: Anne Lenk). Im Podcast erzählen die zwei Schauspieler von den Verstrickungen ihrer Figuren – Graf von Leicester und Mortimer –, dem besonderen Bühnenbild und der gemeinsamen Arbeit mit Regisseurin Anne Lenk.

Das Bühnenbild
Im Bühnenbild von Judith Oswald werden die Figuren immer wieder auf sich selbst zurückgeworfen und gleichzeitig erfüllt es die Zwänge einer Inszenierung in Zeiten von Corona (Stichwort: Hygienekonzept) erfüllt. Im Video sehen Sie die technische Dimension eines Bühnenbildaufbaus.
Die Kostüme
Die Kostüme der Inszenierung wurden von Sibylle Wallum erntworfen. Werfen Sie hier einen Blick in die Bildergalerie der Kostüme oder laden Sie sich das Lookbook herunter!
Bühnenbildnerin Sibylle Wallum im Gespräch
Wie gehst Du vor, wenn Du ein Kostümbild für eine Inszenierung entwirfst?
Zuerst ist da natürlich der Text und beim ersten Lesen entstehen oft schon mögliche Bilder im Kopf. Dann spreche ich zu Beginn mit der Regie und im Team über das Gesamtkonzept. Vor allem tauschen wir uns aus über die Ästhetik des Kostümbildes und welche Richtung wir mit der Inszenierung einschlagen wollen. Manchmal bestätigen sich die ersten Ideen, oder ich gehe noch weiter auf die Suche. Dabei sammle ich viel Bildmaterial und betrachte verschiedene Zeiten der Mode und der Kostümgeschichte. Mich interessiert auch immer der Entwurf des Raums, in dem die Kostüme später zu sehen sein werden. Ob die Kostüme mit dem Raum mitgehen oder sich absetzen, ja fast schon distanzieren sollen, finde ich spannend. Das hat dann sowohl etwas mit meiner Farb- als auch mit der Stoffauswahl zu tun. Bei den Ideen zu einzelnen Charakteren arbeite ich eng mit der Regie zusammen daran, wie wir die jeweilige Figur zeigen wollen. Auch die Besetzung ist ein zentraler Punkt für die Entscheidung für ein bestimmtes Kostüm oder die Anlage eines Charakters: mich interessiert immer sehr, welche Richtung ein_e Schauspieler_in verfolgen möchte an seiner oder ihrer Figur. Ich nähere mich einem Kostüm also von unterschiedlichen Seiten – es ähnelt ein wenig einem Puzzle.
Wie geht es dann weiter?
Figurinen verbildlichen den ersten Entwurf und sind gleichzeitig später Grundlage für die Kommunikation mit den Werkstätten. Recht schnell folgen technische Zeichnungen der Schnitte und die genauen Stoffe, damit die Kostümteile rechtzeitig in Handarbeit produziert werden können.
Welche Leitmotive gab es bei der Inszenierung Maria Stuart für die Kostüme des Ensembles?
Bei Maria Stuart war die Idee, dass das Neonpink des Bühnenbildes wie eine Art "Green Screen" für die Kostüme funktioniert. Die Kostüme sind bewusst in diesen "Un-Farben" wie braun und senffarben gehalten und wirken dadurch etwas aus der Zeit gefallen. Wichtig war von Beginn an, dass es nicht ausschließlich historische Kostüme oder eine pure Modekollektion geben soll, in die wir die Figuren stecken. Es sollte vielmehr um den einzelnen Menschen gehen und jede_r einzelne sollte sehr individuell gelesen werden können in dem Konstrukt "Königshof". Britische Mode und Britische Musik, eine wie aus der Zeit gefallenen Brit Pop Band, waren eine visuelle Überschrift. Das Elfenhafte, Durchscheinende und fast schon Verblichene, Zeitlose der Maria Stuart sollte dazu im Gegensatz stehen. Die Kostüme sind eine Mischung aus historischen Zitaten, Anleihen an die 70er Jahre und verschiedenen Materialien.
Hast Du einen eigenen Stil, der in unterschiedlichen Arbeiten von Dir sichtbar wird?
Wie ich vorgehe, hängt sehr eng mit der Arbeitsweise der Regie und der Anforderung des Stücks zusammen. Es ist deswegen von Inszenierung zu Inszenierung sehr unterschiedlich – was ich gut finde! Prinzipiell arbeite ich sehr eng an und mit den Schauspieler_innen zusammen. Mich interessiert, wenn das Kostümbild in Kombination mit den Charakteristika der Schauspieler_innen am Ende besondere und gern auch schräge Figuren erschafft. Zudem reizen mich Farbkonzepte und eine geschlossene Ästhetik, die man für dieses eine Stück entwirft und in die man konsequent eintaucht.
Was liebst Du besonders an der Arbeit als Kostümbildnerin?
Eigentlich alles! Ich finde die Zeit des Entwurfs sehr besonders und liebe es, Stoffe und Materialien zu suchen und auszuwählen. Außerdem schätze ich sehr den Austausch und die Arbeit im künstlerischen Team und mit den Schauspieler_innen: dass wir alle am selben Projekt arbeiten, in dem wir unsere Ideen und unser Konzept zusammenbringen und gemeinsam realisieren. Und nicht zuletzt liebe ich die Arbeit im Kosmos Theater an sich.
Zuerst ist da natürlich der Text und beim ersten Lesen entstehen oft schon mögliche Bilder im Kopf. Dann spreche ich zu Beginn mit der Regie und im Team über das Gesamtkonzept. Vor allem tauschen wir uns aus über die Ästhetik des Kostümbildes und welche Richtung wir mit der Inszenierung einschlagen wollen. Manchmal bestätigen sich die ersten Ideen, oder ich gehe noch weiter auf die Suche. Dabei sammle ich viel Bildmaterial und betrachte verschiedene Zeiten der Mode und der Kostümgeschichte. Mich interessiert auch immer der Entwurf des Raums, in dem die Kostüme später zu sehen sein werden. Ob die Kostüme mit dem Raum mitgehen oder sich absetzen, ja fast schon distanzieren sollen, finde ich spannend. Das hat dann sowohl etwas mit meiner Farb- als auch mit der Stoffauswahl zu tun. Bei den Ideen zu einzelnen Charakteren arbeite ich eng mit der Regie zusammen daran, wie wir die jeweilige Figur zeigen wollen. Auch die Besetzung ist ein zentraler Punkt für die Entscheidung für ein bestimmtes Kostüm oder die Anlage eines Charakters: mich interessiert immer sehr, welche Richtung ein_e Schauspieler_in verfolgen möchte an seiner oder ihrer Figur. Ich nähere mich einem Kostüm also von unterschiedlichen Seiten – es ähnelt ein wenig einem Puzzle.
Wie geht es dann weiter?
Figurinen verbildlichen den ersten Entwurf und sind gleichzeitig später Grundlage für die Kommunikation mit den Werkstätten. Recht schnell folgen technische Zeichnungen der Schnitte und die genauen Stoffe, damit die Kostümteile rechtzeitig in Handarbeit produziert werden können.
Welche Leitmotive gab es bei der Inszenierung Maria Stuart für die Kostüme des Ensembles?
Bei Maria Stuart war die Idee, dass das Neonpink des Bühnenbildes wie eine Art "Green Screen" für die Kostüme funktioniert. Die Kostüme sind bewusst in diesen "Un-Farben" wie braun und senffarben gehalten und wirken dadurch etwas aus der Zeit gefallen. Wichtig war von Beginn an, dass es nicht ausschließlich historische Kostüme oder eine pure Modekollektion geben soll, in die wir die Figuren stecken. Es sollte vielmehr um den einzelnen Menschen gehen und jede_r einzelne sollte sehr individuell gelesen werden können in dem Konstrukt "Königshof". Britische Mode und Britische Musik, eine wie aus der Zeit gefallenen Brit Pop Band, waren eine visuelle Überschrift. Das Elfenhafte, Durchscheinende und fast schon Verblichene, Zeitlose der Maria Stuart sollte dazu im Gegensatz stehen. Die Kostüme sind eine Mischung aus historischen Zitaten, Anleihen an die 70er Jahre und verschiedenen Materialien.
Hast Du einen eigenen Stil, der in unterschiedlichen Arbeiten von Dir sichtbar wird?
Wie ich vorgehe, hängt sehr eng mit der Arbeitsweise der Regie und der Anforderung des Stücks zusammen. Es ist deswegen von Inszenierung zu Inszenierung sehr unterschiedlich – was ich gut finde! Prinzipiell arbeite ich sehr eng an und mit den Schauspieler_innen zusammen. Mich interessiert, wenn das Kostümbild in Kombination mit den Charakteristika der Schauspieler_innen am Ende besondere und gern auch schräge Figuren erschafft. Zudem reizen mich Farbkonzepte und eine geschlossene Ästhetik, die man für dieses eine Stück entwirft und in die man konsequent eintaucht.
Was liebst Du besonders an der Arbeit als Kostümbildnerin?
Eigentlich alles! Ich finde die Zeit des Entwurfs sehr besonders und liebe es, Stoffe und Materialien zu suchen und auszuwählen. Außerdem schätze ich sehr den Austausch und die Arbeit im künstlerischen Team und mit den Schauspieler_innen: dass wir alle am selben Projekt arbeiten, in dem wir unsere Ideen und unser Konzept zusammenbringen und gemeinsam realisieren. Und nicht zuletzt liebe ich die Arbeit im Kosmos Theater an sich.
Julia Windischbauer verwandelt sich in Königin Elisabeth
Im Rahmen der Videoreihe Backstage im DT sind zwei Schauspieler_innen des Jungen DT hinter den Kulissen unterwegs. In diesem Video verwandelt sich Julia Windischbauer in ihre Rolle der Elisabeth. Aber schauen Sie am besten selbst!

Schwestern im Geiste
von Josephine Ortleb
Als ich gebeten wurde, einen Beitrag für das Programmheft von Maria Stuart aus der Sicht einer jungen Politikerin zu schreiben, war ich fasziniert. Besonders gereizt hat mich, dass der Fokus auf Maria und Elisabeth als autonome Personen liegen sollte. Es passiert nicht alle Tage, dass ein so bekanntes Stück aus der weiblichen Perspektive neu betrachtet wird. Gibt es doch viele, die die beiden als Schachfiguren ihrer Gefühle und den Ränken mächtiger Männer darstellen würden. Doch sowohl die historischen als auch Schillers Figuren zeichnet so viel mehr aus, als dass sie Herrscherinnen in einer von Männern dominierten Welt waren. Elisabeth I. und die Königin von Schottland waren Strateginnen, die sich selten auf ihr Umfeld und mehr auf ihr eigenes Geschick und ihre Intuition verließen. Sie waren beide keine grausamen Personen, aber eben auch keine unschuldigen Opfer, die nicht mitbekamen, was um sie herum geschah. In den meisten Fällen waren sie sehr weit in die politischen Konstrukte verstrickt, wobei es ihnen weitreichend gelang, sich, so gut es ging, den Konsequenzen zu verschließen. Im Endeffekt fielen sie nicht ihren eigenen Plänen zum Opfer, sondern den stümperhaft ausgeführten Taten ihrer Untergebenen.
Zunächst stellt sich jedoch die Frage, was für eine Frau Maria Stuart eigentlich war. Was bewegte Schiller, das Stück nach ihr und nicht nach ihrer Antagonistin Elisabeth zu benennen? Tritt diese doch sogar öfter im Stück auf, als es die eigentliche Hauptfigur tut. Maria Stuart war eine Frau, die zwar königlich, aber nicht als Königin geboren wurde. Die erst in ihre Rolle hineinwachsen und durch sie reifen musste. Die es schaffte, die mächtigste Frau Frankreichs, ja der ganzen bekannten damaligen Welt zu werden. Und dann tief fiel. Eine Frau, die von Männern vor Gericht geführt wurde. Für einige eine Kämpferin, eine Bewahrerin der Heimat, der alten Traditionen, für andere die Feindin. Eine Schottin mit Anspruch auf den englischen Thron, die ihre Heimat für Frankreich verlassen hatte und dann, als Frankreich sich gegen sie wandte und sie nicht mehr weiterwusste, nach Britannien zurückkam. Keine richtige Französin, aber auch keine Britin mehr. Falls sie jemals eine gewesen war. Selbst in ihren letzten Stunden noch durch die Männer ihres Lebens bestimmt und nicht an ihren eigenen Taten gemessen. Doch bereits Schiller erkannte, dass sie so viel mehr war als nur die Frau oder Geliebte mächtiger Männer: dass sie über politisches Kalkül und einen gefestigten Willen verfügte und die meisten dieser Männer spielerisch leicht in den Schatten stellte.
Beweist sie doch im Streitgespräch mit Burleigh ihr Talent als Rhetorikerin und ihre glänzenden Kenntnisse des englischen Rechtssystems. Ihr Gesprächspartner ist ihr in keiner Weise gewachsen. Wird Maria Stuart zwar von ihrem Umfeld und auch von Historikern meist auf ihr Aussehen und ihre damit zusammenhängende "verführerische Macht auf Männer" reduziert, fällt spätestens in diesem Gespräch mit Burleigh auf, dass sie sich an keinem Punkt auf ihr Aussehen verlässt, um Anhänger_innen zu werben. Auch setzt sie nie ihre Reize ein, um Mortimer für ihre Interessen zu instrumentalisieren. Vielmehr fußt dessen Ehrerbietung auf dem Auftreten und Wirken der Maria. Von ihren politischen Feind_innen bekommt sie im Nachhinein lediglich nachgesagt, ihre Macht allein aufgrund ihrer Schönheit und nicht durch kluge strategische Bündnisse erlangt zu haben. Dieser Reduktion auf eine schwache Protagonistin wirkt Schiller entgegen. Bereits ihm fiel auf, dass die schottische Königin unabhängig von ihren optischen Merkmalen zum Regieren geschaffen war. Sie scheute sich nicht Bündnisse einzugehen oder ihre eigenen Bedürfnisse hinter das Gemeinwohl zurückzustellen. Wie viele andere junge Frauen ging sie in jungen Jahren fort, um einen Mann zu heiraten, den sie nicht kannte. In einem Land, das nicht ihr eigenes war. Um eine bessere Zukunft zu ermöglichen, für sich und für ihre Untertanen. Ob diese ihre aufopferungsvolle Geste nun wertschätzten oder nicht. Später verfügte sie selbst in ihrer neunzehn Jahre währen en Gefangenschaft immer noch über die Macht, eine Bedrohung für Elisabeth darzustellen.
Sie wurde in einem für sie fremden Land, welches sie kaum kannte – hatte sie es doch nur in ihrer Jugend gesehen –, ohne Anhörung vor ein Gericht gestellt und abgekanzelt. Ein Gericht von Männern, wie sie in Schillers Werk betont und ankreidet. Dabei sehnt sie sich nach dem Zuspruch Elisabeths, der ihr ebenbürtigen "Schwester im Geiste".
"Sie (Elisabeth) geht ins Brautgemach, die Stuart geht zum Tode." Schwer könnte der Inhalt des Stückes Maria Stuart in so wenigen Worten passender zusammengefasst sein. Schiller gelingt es auf eindrucksvolle Weise das Verhältnis dieser – auf den ersten Blick – so unterschiedlichen Frauen zu erfassen. Der Zeitraum der Handlung könnte nicht treffender gewählt sein. Das Trauerspiel konzentriert sich auf die letzten drei Tage vor der Hinrichtung der schottischen Königin. Auf der einen Seite die einst so strahlende Maria, die nun im Kerker ihrer "Bastardschwester" ausharrt und auf die Vollstreckung ihres Todesurteils warten muss. Auf der anderen Seite die vernünftige, rationale Elisabeth, die ihr Leben lang im Schatten ihrer jüngeren "Schwester" stand. Einer "Schwester", die sie nie kannte und über die sie nun endlich Macht erhält.
Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einander ebenbürtig und doch so verschieden. An so unterschiedlichen Punkten im Leben stehend. Die eine auf dem Höhepunkt ihrer Macht, die andere tief gefallen. Doch der Schein trügt. So ist Elisabeth, die Herrscherin des stärksten Landes der damaligen Zeit, dem Willen ihres Volkes unterworfen. Sie, die über allen steht, muss ihre eigenen Wünsche und Träume dem Gemeinwohl unterordnen und sieht sich gezwungen, zum Erhalt ihrer Herrschaft einen Mann zu heiraten: weil ihr Volk dies verlangt und nur so ein Krieg mit Frankreich zu verhindern wäre. Ihre eigenen Wünsche und Ziele sind nebensächlich. Doch was auf den ersten Blick wirkt wie die Tat einer Frau, die ohne Mann an ihrer Seite nicht regieren kann, dürfte vielmehr a s taktischer Geniestreich einer bedeutenden Strategin verstanden werden. Sie weiß, dass sie dieses "Opfer" bringen muss, plant jedoch zu keinem Zeitpunkt zu einer Marionette zu werden. Vielmehr benutzt sie die mächtigen Männer um sich herum als Spielfiguren, um ihre Herrschaft zu festigen.
Elisabeth ist sich bewusst, dass die einzige ihr ebenbürtige Person nicht ein anderer Herrscher, sondern die sich in ihrem Verließ befindende Maria ist. Und dies nicht aus Gründen des Geburtsrechts, sondern weil außer diesen beiden niemand fähig genug scheint, England mit starker Hand zu führen. Diesem Standpunkt verleiht Schiller Nachdruck, indem er Marias Dialoge mit entsprechenden Aussagen verfeinert. Die Welt scheint keinen Platz für zwei derartig begabte weibliche Anführerinnen zu haben. "Ihr Leben ist dein Tod, ihr Tod dein Leben!" Laut Elisabeths Berater kann die eine nicht leben, während die andere überlebt. Um ihren Thron zu behalten, erscheint als einziger Ausweg Marias Tod. Denn solange sie lebt, besteht die Gefahr, dass das englische Volk sich gegen seine derzeitige Königin wenden könnte. Für zwei weibliche Führungskräfte an der Spitze reicht der Platz nicht aus.
Maria Stuart, ein Werk, das sich mit dem Fall einer großen Königin befasst, ihren dunkelsten Stunden. Von allen Zeitpunkten im Leben dieser Regentin, die Schiller hätte behandeln können, wählt er ihre Zeit im Kerker. Eine Zeit der Schwäche, eine Zeit der Einsamkeit, eine Zeit, die das wahre Wesen eines Menschen zu Tage treten lassen kann. Und die Themen Isolation, Einsamkeit beziehungsweise Auf-sich-allein-gestellt-sein, könnten schlecht weniger aktuell sein. Noch vor einigen Monaten befanden wir uns an einem ähnlichen Punkt. Wir saßen zu Hause, fernab von jeglichen sozialen Kontakten, waren auf uns selbst zurückgeworfen und hatten wenig Ideen, wie der nächste Tag aussehen würde. Die Antwort: Wie jeder andere davor auch. Doch ein strukturelles Umdenken machte sich bald breit. Aus einer Einsamkeit heraus kann Großartiges entstehen. Die Bedeutung der Gemeinschaft erhält einen höheren Stellenwert, wenn plötzlich das Allgemeinwohl in den Fokus gerückt wird. Auch die Protagonistin lernt durch ihre Katharsis.
Beginnt das Stück doch mit einer verzweifelten Maria im Angesicht des Todes und einer erstarkten Elisabeth, endet es vollkommen verdreht. Anfangs sieht Maria sich verlassen, nur noch ihre Amme ist ihr geblieben. Elisabeth hingegen ist umgeben von Beratern, Dienern und Männern, die ihr den Hof machen. Im Laufe des Stückes verschiebt sich der Fokus dieser Personen jedoch mehr und mehr in Richtung Maria. Diese gewinnt in jedem Aufzug mehr Unterstützer, während Elisabeth langsam, aber sicher die Kontrolle entgleitet. Die schnelle Entscheidung Elisabeths, die Nebenbuhlerin loszuwerden, wird zu ihrem eigenen Untergang. So übergibt sie, die sich sonst immer nur auf ihre Vernunft verlässt, in einem Anflug von Zorn das Todesurteil über Maria ihrem Staatssekretär Davison, welcher zu schwach ist, um sich gegen die Ränke am Hof zu behaupten. Woraufhin der Urteilsspruch sich verselbstständigt. Während Maria nun begleitet von ihren treuen Anhängern zum Schafott schreitet, sieht sich Elisabeth von all ihren Beratern und auch von ihrem Volk verlassen. Sie hat Maria zur Märtyrerin gemacht und somit selbst an ihrem eigenen Thron gesägt. Im Endeffekt treffen alle Vorhersagen zu und nur eine ihr ebenbürtige Frau kann Elisabeths Herrschaft gefährden, jedoch: es ist nicht Maria, sondern sie selbst. Elisabeth bleibt zwar politische Siegerin – Maria aber erringt den moralischen Sieg.
Wie sieht es heute aus? Männer sind weiterhin diejenigen, die die Entscheidungen treffen: früher über das Leben von Maria und heute über das Leben von (fast) allen Frauen. Solange aber nicht alle Entscheidungen gleichberechtigt getroffen werden, kann auch nicht von Gleichberechtigung die Rede sein. Blickt man auf die heutigen Führungsebenen oder Parlamente, fällt neben der erschreckenden Unterrepräsentanz von Frauen ein weiteres Phänomen auf. Gemeint ist, wie oft Frauen an der Spitze verglichen oder auf bestimmte Merkmale reduziert werden. Von Frauen wird nicht nur ein überdurchschnittliches Maß an Engagement erwartet. Vielmehr wird häufig versucht, die Volksvertreterinnen in eine Art Wettstreit – ähnlich dem von Maria und Elisabeth – zu treiben. Auch wenn eigentlich dasselbe Ziel verfolgt wird, erwartet Man(n) einen ständigen Wettstreit: Man soll sich möglichst wenig gönnen und immer versuchen, die jeweils andere zu übertreffen. Ein Zusammenhalt ist wenig bis gar nicht erwünscht. Selbst jetzt, im 21. Jahrhundert, scheint die Außenwelt noch nicht reif für eine Doppelspitze, zusammengesetzt aus zwei Frauen, zu sein. Weiterhin werden Faktoren wie Elternzeit, Kinderkriegen oder die (Nicht-)Vereinbarkeit von Familie und Karriere als Ausreden verwendet, um den männlichen Bewerber vorzuziehen. Weibliche Politikerinnen sehen sich ständig in der Konfrontation, nicht auf ihre Arbeit, sondern auf ihr Erscheinungsbild oder Auftreten reduziert zu werden. Ihre Gestik wird überanalysiert, jedes Zeichen von "Menschlichkeit" als Schwäche angesehen.
Oft wird Frau von den Männern im Umfeld weniger ernst genommen. Das politische Engagement als Hobby, als Zwischenschritt bis zur Familienplanung angesehen. Es ist erschreckend, wie wenig Frauen immer noch zugetraut wird, dabei zeigen doch bereits frühe Vorbilder wie Maria und Elisabeth, dass eine Frau mindestens so gut geeignet ist wie ein Mann, ein Land zu führen. Und vielleicht wäre die Geschichte damals ganz anders ausgegangen, wenn die Macht über Britannien auf Maria und Elisabeth hätte aufgeteilt werden können. Frauen sollten sich gegenseitig nicht als Konkurrentinnen, sondern mit Unterstützung begegnen, denn nur gemeinsam können die bis heute tief verankerten, strukturellen Hindernisse beseitigt werden.
Josephine Ortleb (SPD) gehört als direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete des Wahlkreises Saarbrücken seit Herbst 2017 dem Deutschen Bundestag an. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.
Der Text ist ein Originalbeitrag von Josephine Ortleb für das Print-Programmheft zu Maria Stuart, Deutsches Theater Berlin 2020.
Zunächst stellt sich jedoch die Frage, was für eine Frau Maria Stuart eigentlich war. Was bewegte Schiller, das Stück nach ihr und nicht nach ihrer Antagonistin Elisabeth zu benennen? Tritt diese doch sogar öfter im Stück auf, als es die eigentliche Hauptfigur tut. Maria Stuart war eine Frau, die zwar königlich, aber nicht als Königin geboren wurde. Die erst in ihre Rolle hineinwachsen und durch sie reifen musste. Die es schaffte, die mächtigste Frau Frankreichs, ja der ganzen bekannten damaligen Welt zu werden. Und dann tief fiel. Eine Frau, die von Männern vor Gericht geführt wurde. Für einige eine Kämpferin, eine Bewahrerin der Heimat, der alten Traditionen, für andere die Feindin. Eine Schottin mit Anspruch auf den englischen Thron, die ihre Heimat für Frankreich verlassen hatte und dann, als Frankreich sich gegen sie wandte und sie nicht mehr weiterwusste, nach Britannien zurückkam. Keine richtige Französin, aber auch keine Britin mehr. Falls sie jemals eine gewesen war. Selbst in ihren letzten Stunden noch durch die Männer ihres Lebens bestimmt und nicht an ihren eigenen Taten gemessen. Doch bereits Schiller erkannte, dass sie so viel mehr war als nur die Frau oder Geliebte mächtiger Männer: dass sie über politisches Kalkül und einen gefestigten Willen verfügte und die meisten dieser Männer spielerisch leicht in den Schatten stellte.
Beweist sie doch im Streitgespräch mit Burleigh ihr Talent als Rhetorikerin und ihre glänzenden Kenntnisse des englischen Rechtssystems. Ihr Gesprächspartner ist ihr in keiner Weise gewachsen. Wird Maria Stuart zwar von ihrem Umfeld und auch von Historikern meist auf ihr Aussehen und ihre damit zusammenhängende "verführerische Macht auf Männer" reduziert, fällt spätestens in diesem Gespräch mit Burleigh auf, dass sie sich an keinem Punkt auf ihr Aussehen verlässt, um Anhänger_innen zu werben. Auch setzt sie nie ihre Reize ein, um Mortimer für ihre Interessen zu instrumentalisieren. Vielmehr fußt dessen Ehrerbietung auf dem Auftreten und Wirken der Maria. Von ihren politischen Feind_innen bekommt sie im Nachhinein lediglich nachgesagt, ihre Macht allein aufgrund ihrer Schönheit und nicht durch kluge strategische Bündnisse erlangt zu haben. Dieser Reduktion auf eine schwache Protagonistin wirkt Schiller entgegen. Bereits ihm fiel auf, dass die schottische Königin unabhängig von ihren optischen Merkmalen zum Regieren geschaffen war. Sie scheute sich nicht Bündnisse einzugehen oder ihre eigenen Bedürfnisse hinter das Gemeinwohl zurückzustellen. Wie viele andere junge Frauen ging sie in jungen Jahren fort, um einen Mann zu heiraten, den sie nicht kannte. In einem Land, das nicht ihr eigenes war. Um eine bessere Zukunft zu ermöglichen, für sich und für ihre Untertanen. Ob diese ihre aufopferungsvolle Geste nun wertschätzten oder nicht. Später verfügte sie selbst in ihrer neunzehn Jahre währen en Gefangenschaft immer noch über die Macht, eine Bedrohung für Elisabeth darzustellen.
Sie wurde in einem für sie fremden Land, welches sie kaum kannte – hatte sie es doch nur in ihrer Jugend gesehen –, ohne Anhörung vor ein Gericht gestellt und abgekanzelt. Ein Gericht von Männern, wie sie in Schillers Werk betont und ankreidet. Dabei sehnt sie sich nach dem Zuspruch Elisabeths, der ihr ebenbürtigen "Schwester im Geiste".
"Sie (Elisabeth) geht ins Brautgemach, die Stuart geht zum Tode." Schwer könnte der Inhalt des Stückes Maria Stuart in so wenigen Worten passender zusammengefasst sein. Schiller gelingt es auf eindrucksvolle Weise das Verhältnis dieser – auf den ersten Blick – so unterschiedlichen Frauen zu erfassen. Der Zeitraum der Handlung könnte nicht treffender gewählt sein. Das Trauerspiel konzentriert sich auf die letzten drei Tage vor der Hinrichtung der schottischen Königin. Auf der einen Seite die einst so strahlende Maria, die nun im Kerker ihrer "Bastardschwester" ausharrt und auf die Vollstreckung ihres Todesurteils warten muss. Auf der anderen Seite die vernünftige, rationale Elisabeth, die ihr Leben lang im Schatten ihrer jüngeren "Schwester" stand. Einer "Schwester", die sie nie kannte und über die sie nun endlich Macht erhält.
Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einander ebenbürtig und doch so verschieden. An so unterschiedlichen Punkten im Leben stehend. Die eine auf dem Höhepunkt ihrer Macht, die andere tief gefallen. Doch der Schein trügt. So ist Elisabeth, die Herrscherin des stärksten Landes der damaligen Zeit, dem Willen ihres Volkes unterworfen. Sie, die über allen steht, muss ihre eigenen Wünsche und Träume dem Gemeinwohl unterordnen und sieht sich gezwungen, zum Erhalt ihrer Herrschaft einen Mann zu heiraten: weil ihr Volk dies verlangt und nur so ein Krieg mit Frankreich zu verhindern wäre. Ihre eigenen Wünsche und Ziele sind nebensächlich. Doch was auf den ersten Blick wirkt wie die Tat einer Frau, die ohne Mann an ihrer Seite nicht regieren kann, dürfte vielmehr a s taktischer Geniestreich einer bedeutenden Strategin verstanden werden. Sie weiß, dass sie dieses "Opfer" bringen muss, plant jedoch zu keinem Zeitpunkt zu einer Marionette zu werden. Vielmehr benutzt sie die mächtigen Männer um sich herum als Spielfiguren, um ihre Herrschaft zu festigen.
Elisabeth ist sich bewusst, dass die einzige ihr ebenbürtige Person nicht ein anderer Herrscher, sondern die sich in ihrem Verließ befindende Maria ist. Und dies nicht aus Gründen des Geburtsrechts, sondern weil außer diesen beiden niemand fähig genug scheint, England mit starker Hand zu führen. Diesem Standpunkt verleiht Schiller Nachdruck, indem er Marias Dialoge mit entsprechenden Aussagen verfeinert. Die Welt scheint keinen Platz für zwei derartig begabte weibliche Anführerinnen zu haben. "Ihr Leben ist dein Tod, ihr Tod dein Leben!" Laut Elisabeths Berater kann die eine nicht leben, während die andere überlebt. Um ihren Thron zu behalten, erscheint als einziger Ausweg Marias Tod. Denn solange sie lebt, besteht die Gefahr, dass das englische Volk sich gegen seine derzeitige Königin wenden könnte. Für zwei weibliche Führungskräfte an der Spitze reicht der Platz nicht aus.
Maria Stuart, ein Werk, das sich mit dem Fall einer großen Königin befasst, ihren dunkelsten Stunden. Von allen Zeitpunkten im Leben dieser Regentin, die Schiller hätte behandeln können, wählt er ihre Zeit im Kerker. Eine Zeit der Schwäche, eine Zeit der Einsamkeit, eine Zeit, die das wahre Wesen eines Menschen zu Tage treten lassen kann. Und die Themen Isolation, Einsamkeit beziehungsweise Auf-sich-allein-gestellt-sein, könnten schlecht weniger aktuell sein. Noch vor einigen Monaten befanden wir uns an einem ähnlichen Punkt. Wir saßen zu Hause, fernab von jeglichen sozialen Kontakten, waren auf uns selbst zurückgeworfen und hatten wenig Ideen, wie der nächste Tag aussehen würde. Die Antwort: Wie jeder andere davor auch. Doch ein strukturelles Umdenken machte sich bald breit. Aus einer Einsamkeit heraus kann Großartiges entstehen. Die Bedeutung der Gemeinschaft erhält einen höheren Stellenwert, wenn plötzlich das Allgemeinwohl in den Fokus gerückt wird. Auch die Protagonistin lernt durch ihre Katharsis.
Beginnt das Stück doch mit einer verzweifelten Maria im Angesicht des Todes und einer erstarkten Elisabeth, endet es vollkommen verdreht. Anfangs sieht Maria sich verlassen, nur noch ihre Amme ist ihr geblieben. Elisabeth hingegen ist umgeben von Beratern, Dienern und Männern, die ihr den Hof machen. Im Laufe des Stückes verschiebt sich der Fokus dieser Personen jedoch mehr und mehr in Richtung Maria. Diese gewinnt in jedem Aufzug mehr Unterstützer, während Elisabeth langsam, aber sicher die Kontrolle entgleitet. Die schnelle Entscheidung Elisabeths, die Nebenbuhlerin loszuwerden, wird zu ihrem eigenen Untergang. So übergibt sie, die sich sonst immer nur auf ihre Vernunft verlässt, in einem Anflug von Zorn das Todesurteil über Maria ihrem Staatssekretär Davison, welcher zu schwach ist, um sich gegen die Ränke am Hof zu behaupten. Woraufhin der Urteilsspruch sich verselbstständigt. Während Maria nun begleitet von ihren treuen Anhängern zum Schafott schreitet, sieht sich Elisabeth von all ihren Beratern und auch von ihrem Volk verlassen. Sie hat Maria zur Märtyrerin gemacht und somit selbst an ihrem eigenen Thron gesägt. Im Endeffekt treffen alle Vorhersagen zu und nur eine ihr ebenbürtige Frau kann Elisabeths Herrschaft gefährden, jedoch: es ist nicht Maria, sondern sie selbst. Elisabeth bleibt zwar politische Siegerin – Maria aber erringt den moralischen Sieg.
Wie sieht es heute aus? Männer sind weiterhin diejenigen, die die Entscheidungen treffen: früher über das Leben von Maria und heute über das Leben von (fast) allen Frauen. Solange aber nicht alle Entscheidungen gleichberechtigt getroffen werden, kann auch nicht von Gleichberechtigung die Rede sein. Blickt man auf die heutigen Führungsebenen oder Parlamente, fällt neben der erschreckenden Unterrepräsentanz von Frauen ein weiteres Phänomen auf. Gemeint ist, wie oft Frauen an der Spitze verglichen oder auf bestimmte Merkmale reduziert werden. Von Frauen wird nicht nur ein überdurchschnittliches Maß an Engagement erwartet. Vielmehr wird häufig versucht, die Volksvertreterinnen in eine Art Wettstreit – ähnlich dem von Maria und Elisabeth – zu treiben. Auch wenn eigentlich dasselbe Ziel verfolgt wird, erwartet Man(n) einen ständigen Wettstreit: Man soll sich möglichst wenig gönnen und immer versuchen, die jeweils andere zu übertreffen. Ein Zusammenhalt ist wenig bis gar nicht erwünscht. Selbst jetzt, im 21. Jahrhundert, scheint die Außenwelt noch nicht reif für eine Doppelspitze, zusammengesetzt aus zwei Frauen, zu sein. Weiterhin werden Faktoren wie Elternzeit, Kinderkriegen oder die (Nicht-)Vereinbarkeit von Familie und Karriere als Ausreden verwendet, um den männlichen Bewerber vorzuziehen. Weibliche Politikerinnen sehen sich ständig in der Konfrontation, nicht auf ihre Arbeit, sondern auf ihr Erscheinungsbild oder Auftreten reduziert zu werden. Ihre Gestik wird überanalysiert, jedes Zeichen von "Menschlichkeit" als Schwäche angesehen.
Oft wird Frau von den Männern im Umfeld weniger ernst genommen. Das politische Engagement als Hobby, als Zwischenschritt bis zur Familienplanung angesehen. Es ist erschreckend, wie wenig Frauen immer noch zugetraut wird, dabei zeigen doch bereits frühe Vorbilder wie Maria und Elisabeth, dass eine Frau mindestens so gut geeignet ist wie ein Mann, ein Land zu führen. Und vielleicht wäre die Geschichte damals ganz anders ausgegangen, wenn die Macht über Britannien auf Maria und Elisabeth hätte aufgeteilt werden können. Frauen sollten sich gegenseitig nicht als Konkurrentinnen, sondern mit Unterstützung begegnen, denn nur gemeinsam können die bis heute tief verankerten, strukturellen Hindernisse beseitigt werden.
Josephine Ortleb (SPD) gehört als direkt gewählte Wahlkreisabgeordnete des Wahlkreises Saarbrücken seit Herbst 2017 dem Deutschen Bundestag an. Sie ist Mitglied im Ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie im Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe.
Der Text ist ein Originalbeitrag von Josephine Ortleb für das Print-Programmheft zu Maria Stuart, Deutsches Theater Berlin 2020.

Im Rahmen der Streams für das digitale Klassenzimmer stellen wir die Aufzeichnung von Maria Stuart für Lehrende und ihre Schulklassen zur Verfügung. Wir sind der Meinung: Ein Drama im Unterricht nur zu lesen, wird der Gattung nicht gerecht, denn es wurde für die Bühne geschrieben. Daher war es uns ein Anliegen, auch in Zeiten geschlossener Zuschauersäle ein Theatererlebnis von Abiturlektüre im Unterricht möglich zu machen. Es gibt daher, begleitend zum Stream, umfangreiches Schulmaterial!