
Junges DT
SELBSTVERGESSEN
vom Anfangen und Aufhören
Eine Stückentwicklung von Gernot Grünewald und dem Ensemble
Eine Stückentwicklung von Gernot Grünewald und dem Ensemble
Normalerweise gibt es zum Theaterbesuch ein Programmheft. Anlässlich der Livestream-Premiere von Selbstvergessen bieten wir euch digitales Bonusmaterial!

TRAILER SELBSTVERGESSEN
Trailer und Animation: Thomas Taube
Musik: Daniel Sapir
Musik: Daniel Sapir
VIDEOINTERVIEW MIT REGISSEUR
GERNOT GRÜNEWALD
Im Videointerview erzählt Regisseur Gernot Grünewald vom Rechercheprozess, den Proben und seinem Interesse an dem Thema.
EINFÜHRUNG INS STÜCK VON DRAMATURGIN
BIRGIT LENGERS
JUGENDLICHE ERFORSCHEN DIE DEMENZ IHRER GROSSELTERN
Gernot Grünewald im Gespräch mit André Mumot
Deutschlandfunk Kultur | RANG I | Beitrag vom 17.04.2021
Deutschlandfunk Kultur | RANG I | Beitrag vom 17.04.2021
SELBSTVERGESSEN IN DER PRESSE
Woran erinnern sich die Großeltern, sofern sie sich erinnern? Sind das vor allem die Kindheits- und Jugendjahre, also die Zeit, in der sich die jetzt auf der Bühne stehende Enkelgeneration selbst befindet?
Es ist eine Art Spiegelachse. Die Jugendlichen werden auf der Bühne zu Wiedergängern ihrer eigenen Großeltern. Wir erleben sie am biographischen Anfang ihres Lebens, der von den Großeltern am längsten erinnert wird. Demenz hat neben aller Tragik auch etwas sehr Faszinierendes: man vergisst rückwärts, zunächst, das, was vor 5 Minuten, dann das, was vor einem Monat oder einem Jahr passiert ist, bis man sich bei schweren Verläufen irgendwann selbst nicht mehr im Spiegel erkennt, weil man in seinem inneren Erleben 40 Jahre alt ist und sein alt gewordenes Ich nicht mehr kontextualisieren kann. Am Ende bleibt dann nur noch die Kindheit übrig. Das eigene Leben wird von hinten nach vorne wegradiert, bis am Ende nur noch leere Seiten da sind, auf denen nicht einmal mehr der eigene Name steht. Die Frage ist wer oder was dann bleibt, wenn das Ich nicht mehr erinnert wird.
aus: Interview mit Gernot Grünewald, Theater der Zeit, Mai 2021
Es ist eine Art Spiegelachse. Die Jugendlichen werden auf der Bühne zu Wiedergängern ihrer eigenen Großeltern. Wir erleben sie am biographischen Anfang ihres Lebens, der von den Großeltern am längsten erinnert wird. Demenz hat neben aller Tragik auch etwas sehr Faszinierendes: man vergisst rückwärts, zunächst, das, was vor 5 Minuten, dann das, was vor einem Monat oder einem Jahr passiert ist, bis man sich bei schweren Verläufen irgendwann selbst nicht mehr im Spiegel erkennt, weil man in seinem inneren Erleben 40 Jahre alt ist und sein alt gewordenes Ich nicht mehr kontextualisieren kann. Am Ende bleibt dann nur noch die Kindheit übrig. Das eigene Leben wird von hinten nach vorne wegradiert, bis am Ende nur noch leere Seiten da sind, auf denen nicht einmal mehr der eigene Name steht. Die Frage ist wer oder was dann bleibt, wenn das Ich nicht mehr erinnert wird.
aus: Interview mit Gernot Grünewald, Theater der Zeit, Mai 2021
Gernot Grünewald und sein jugendliches Ensemble schaffen es in dieser kompakten Inszenierung, sie [die großen philosophischen Fragen] auf spielerische Weise zu erden. Das liegt vor allem an zwei Punkten: Der radikalen Besinnung auf die individuelle, starke Bühnenpräsenz der Jugendlichen. Und einer atmosphärischen Dichte, die das Unmittelbare des Liveerlebnisses mit den Mitteln des Theaterfilms verbindet.
nachtkritik.de Stephanie Drees, 17.04.2021
nachtkritik.de Stephanie Drees, 17.04.2021
„Oma war früher immer die Starke. Diejenige, die dem Alltag Struktur gegeben hat. Jetzt bin ich derjenige, der ihr manchmal Sicherheit gibt.“
Nah in die Kamera spricht er das, als seien wir seine Oma, die es zu betüddeln gilt. Die sechs Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 19 Jahren stehen in diesem Moment live auf der Bühne und werden das für jede weitere Vorstellung tun – dem Regisseur Gernot Grünewald ist es wichtig, dass die Erinnerung auch wirklich erinnert wird. Und nicht in einer Filmdatei konserviert. Und so macht das Theater hier das, was es am besten kann: gemeinsam erinnern, gemeinsam 60 Minuten altern, gemeinsam einen Schritt dem Tod entgegen gehen.
Die deutsche Bühne, Barbara Behrendt, 18.4.2021
Nah in die Kamera spricht er das, als seien wir seine Oma, die es zu betüddeln gilt. Die sechs Kinder und Jugendlichen zwischen zehn und 19 Jahren stehen in diesem Moment live auf der Bühne und werden das für jede weitere Vorstellung tun – dem Regisseur Gernot Grünewald ist es wichtig, dass die Erinnerung auch wirklich erinnert wird. Und nicht in einer Filmdatei konserviert. Und so macht das Theater hier das, was es am besten kann: gemeinsam erinnern, gemeinsam 60 Minuten altern, gemeinsam einen Schritt dem Tod entgegen gehen.
Die deutsche Bühne, Barbara Behrendt, 18.4.2021
Gernot Grünewald hat die Stückentwicklung in dem von Corona-Beschränkungen geprägten Proben-Prozess von der Bühne in den virtuellen Raum und zurück auf die Bühne verlagert. Entstanden ist ein faszinierendes Zusammenspiel aus Virtuellem und Realem, die sich gegenseitig verstärken. Die Überlagerungen transportieren die Vielschichtigkeit der menschlichen Existenz, wie sie sich aus Erleben und Erinnern zusammensetzt. Ohne Pathos, mit ehrlichem Interesse und erstaunlicher Empathie erforschen die jungen Darsteller:innen das Verhältnis von Ich und Erinnerung. Sie stellen sich mutig dem schmerzhaften Verlust ihrer geliebten Großeltern und der Erwartung des eigenen Alterns. Mit vermeintlich banalen Fragen und originellen Vergleichen lassen sie das Publikum an ihrem ganz persönlichen Abschied teilhaben und erschaffen damit einen Moment großer Intimität und Wertschätzung.
Die junge Bühne Magdalena Sporkmann, 20.4.2021
Die junge Bühne Magdalena Sporkmann, 20.4.2021
Der Erinnerungsraum weitet sich übers Private hinaus und das Publikum wird Teil davon. Sensibel fängt der Livestream einen einzigartigen Bühnenmoment ein.
rbb Inforadio Ute Büsing, 19.4.2021
rbb Inforadio Ute Büsing, 19.4.2021
TEAM & DANKSAGUNG
Mit: Paula Aschmann
Greta Borg
Lasse Kühlcke
Nora Rosa Nrecaj
Dimitrije Parkitny
Nike Strunk
Regie: Gernot Grünewald
Bühne und Kostüm: Michael Köpke
Musik: Daniel Sapir
Video und Bildregie Livestream: Thomas Taube
Licht: Heiko Thomas, Peter Grahn
Ton und Video szenisch: Leopold Stoffels
Dramaturgie: Birgit Lengers
Greta Borg
Lasse Kühlcke
Nora Rosa Nrecaj
Dimitrije Parkitny
Nike Strunk
Regie: Gernot Grünewald
Bühne und Kostüm: Michael Köpke
Musik: Daniel Sapir
Video und Bildregie Livestream: Thomas Taube
Licht: Heiko Thomas, Peter Grahn
Ton und Video szenisch: Leopold Stoffels
Dramaturgie: Birgit Lengers
Regieassistenz: Ekaterina Raykova-Merz Kamera und Videotechnik: Lennart Löttker, Jonas Klipp, Nora Josif Head of Stream: Peter Stoltz Sendeton: Bernd Schindler Maske: Andreas Müller Technische Einrichtung: Dirk Salchow Requisite: Miriam Lüdtke Garderobe: Sabine Reinfeldt
Besonderer Dank an: Christa Matter (Geschäftsführerin Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., Selbsthilfe Demenz), Rosemarie Drenhaus-Wagner (Erste Vorsitzende Alzheimer Angehörigen-Initiative e.V.), Irene Friedländer und Manfred Kallenbach
Uraufführung: 17. April 2021
Livestream aus der Box
Besonderer Dank an: Christa Matter (Geschäftsführerin Alzheimer Gesellschaft Berlin e.V., Selbsthilfe Demenz), Rosemarie Drenhaus-Wagner (Erste Vorsitzende Alzheimer Angehörigen-Initiative e.V.), Irene Friedländer und Manfred Kallenbach
Uraufführung: 17. April 2021
Livestream aus der Box

VERGESSEN IST WIE….
In einer surrealen, 3-dimensionalen Animation des Videokünstlers Thomas Taube begegnen sich Erinnerungsobjekte und Metaphern des Vergessens.
WAS IST DEMENZ?
Wie das Vergessen bei einer Demenz immer weiter fortschreitet und wie es die Familien von Demenzkranken herausfordert, erklärt dieses kurze Video:

WENN ICH SO ALT BIN WIE MEINE OMA…
Woran möchtest du dich im Alter noch erinnern? Die sechs Spieler_innen verwandeln sich in ihre Großeltern und überlegen, was sie unbedingt festhalten möchten.
DIE MASKEN
In der Inszenierung tragen die Jugendlichen Masken ihrer eigenen Großeltern. Nach Fotografien wurden diese von der Maskenabteilung des Deutschen Theaters hergestellt. Maura Meyer sprach mit dem Maskenbildner Mike Schmiedel über die Techniken und Herausforderungen, solche wirklichkeitsnahen Masken zu gestalten.
ZUM INTERVIEW
ZUM INTERVIEW


ALTE ERINNERUNGEN
Bei einer Demenz wird vor allen Dingen das Kurzzeitgedächtnis angegriffen. Ganz frühe Erinnerungen oder auch sinnliche Erfahrungen sind oft noch lange abrufbar. Auch Körpererinnerungen, zum Beispiel ausgelöst durch Musik, können sogar bei fortgeschrittener Krankheit noch präsent bleiben. Ein eindrucksvolles Beispiel ist das Video der Ballerina und Ballettlehrerin Marta Cinta.

ICH PACKE EINE ERINNERUNGSKISTE
Welche Ereignisse möchtet ihr niemals vergessen? Sucht euch eine schöne Kiste, in die ihr Erinnerungsstücke hereinlegt. Die Gegenstände sind der Anker für Erinnerungen, die mit den Objekten verbunden sind. So wächst die Box an zu einer Erinnerungskiste, mit der ihr immer wieder die Reise in die Vergangenheit antreten könnt. Allein oder mit euren Freunden und der Familie.
Eine spielerische Variante der Erinnerungskiste ist die Variation des Spiels „Ich packe meinen Koffer“. Anstatt den virtuellen Koffer mit den wichtigsten Reiseutensilien zu befüllen, packt ihr eine Erinnerungskiste mit Objekten, die euch an all das erinnert, was ihr auf keinen Fall vergessen möchtet.
Eine spielerische Variante der Erinnerungskiste ist die Variation des Spiels „Ich packe meinen Koffer“. Anstatt den virtuellen Koffer mit den wichtigsten Reiseutensilien zu befüllen, packt ihr eine Erinnerungskiste mit Objekten, die euch an all das erinnert, was ihr auf keinen Fall vergessen möchtet.
ZEIT STRAHL
Welche Momente erscheinen, wenn du in die Vergangenheit schaust? Und was imaginierst du beim Blick in die Zukunft? Das Ensemble hat intensiv mit dem Zeitstrahl gearbeitet und Erinnerungen sowie Zukunftsvisionen an ihn angelegt. Der Ausgangspunkt ist das Jetzt und von dort aus beginnen eure immer größer werden Schritte nach vorne und zurück.
Was wird sein: in 5 Minuten – in 3 Stunden – morgen – nächsten Donnerstag – im September – 2023 – 2030 – 2045 – 2060 – 2095 – 2222 – ... Die Reihe kann beliebig fortgesetzt werden und muss nicht mit der eigenen Lebenserwartung enden. Ab den Jahreszahlen ist es gut auch das eigene Alter zu benennen.
Woran erinnere ich mich: vor 5 Minuten – vor 3 Stunden – gestern – letzter Donnerstag – letzten Monat – vor 3 Monaten – vor 1 Jahr – 2019 – 2015 – ... Geht bis zur ersten Erinnerung. Gern könnt ihr auch eure Großeltern ins Zentrum der Erinnerungen stellen.
Was wird sein: in 5 Minuten – in 3 Stunden – morgen – nächsten Donnerstag – im September – 2023 – 2030 – 2045 – 2060 – 2095 – 2222 – ... Die Reihe kann beliebig fortgesetzt werden und muss nicht mit der eigenen Lebenserwartung enden. Ab den Jahreszahlen ist es gut auch das eigene Alter zu benennen.
Woran erinnere ich mich: vor 5 Minuten – vor 3 Stunden – gestern – letzter Donnerstag – letzten Monat – vor 3 Monaten – vor 1 Jahr – 2019 – 2015 – ... Geht bis zur ersten Erinnerung. Gern könnt ihr auch eure Großeltern ins Zentrum der Erinnerungen stellen.
JA, GENAU!
Ein Klassiker unter den Improvisationsübungen ist das Spiel „Ja, genau…“. Dier Aufgabe der Teilnehmenden ist, alle Vorschläge anzunehmen, Aussagen nie zu verneinen, sondern eine bejahende Haltung zu kultivieren und darauf aufzubauen. Eine der grundlegenden Regeln im Kontakt mit Demenzkranken ist, auch offensichtlichen Irrtümern nicht zu widersprechen, um das Selbstbewusstsein nicht zu schwächen.
Also: auch wenn eure Oma euch erzählt, dass sie morgen einen hohen Gipfel besteigt – versucht sie nicht vom Gegenteil zu überzeugen, sondern sagt einfach: Ja, genau – ich komme mit!
Also: auch wenn eure Oma euch erzählt, dass sie morgen einen hohen Gipfel besteigt – versucht sie nicht vom Gegenteil zu überzeugen, sondern sagt einfach: Ja, genau – ich komme mit!
VERGESSEN IST, WIE….
…. puzzeln mit der Hälfte der Teile. Findet Noa (13 Jahre) aus dem Ensemble SELBSTVERGESSEN. Die Spieler_innen haben noch weiter Metaphern aufgeschrieben.
Lasst euch inspirieren – wie fühlt sich vergessen für euch an? Schreibt es auf!
Vergessen ist, wie wenn man sich in einem Raum voller Gegenstände befindet, die eine Geschichte erzählen, und dann wird ein Gegenstand nach dem anderen herausgenommen.
Vergessen ist, wie sich verlaufen.
Vergessen ist, wie wenn man ein Buch aufschlägt, aber plötzlich nicht mehr lesen kann.
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Lasst euch inspirieren – wie fühlt sich vergessen für euch an? Schreibt es auf!
Vergessen ist, wie wenn man sich in einem Raum voller Gegenstände befindet, die eine Geschichte erzählen, und dann wird ein Gegenstand nach dem anderen herausgenommen.
Vergessen ist, wie sich verlaufen.
Vergessen ist, wie wenn man ein Buch aufschlägt, aber plötzlich nicht mehr lesen kann.
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ERWACHSEN WERDEN
Enkelkinder sind jung, Großeltern alt – so mag die Zuordnung auf der Bühne bei der Inszenierung SELBSTVERGESSEN scheinen. Aber einige der Jugendlichen haben Erfahrungen gemacht, durch die sie reifer geworden sind – oder gar erwachsen. So wie die 18-jährige Paula. An die Älteren unter euch: Könnt ihr euch erinnern, durch welche Erlebnisse ihr euch immer erwachsener gefühlt habt? Oder wenn ihr noch jünger seid: Wie stellt ihr euch das vor?
ERWACHSEN geworden
Ich bin in dem Moment erwachsen geworden, als mein Opa krank wurde.
Ich bin in dem Moment erwachsen geworden, als ich bemerkte, dass es meine ganze Familie betrifft.
Ich bin in dem Moment erwachsen geworden, als ich bemerkte, dass es uns alle betrifft.
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ERWACHSEN geworden
Ich bin in dem Moment erwachsen geworden, als mein Opa krank wurde.
Ich bin in dem Moment erwachsen geworden, als ich bemerkte, dass es meine ganze Familie betrifft.
Ich bin in dem Moment erwachsen geworden, als ich bemerkte, dass es uns alle betrifft.
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DAS ENDE?
Nike hat nach dem Tod ihres dementen Großvaters einen Brief an ihn geschrieben.
In ihm folgt auf das Vergessen im Leben ein Erinnern im Tod.
Nike (10 Jahre) über den Tod
Hallo Opa,
ich hoffe, da, wo du gerade bist, geht es dir gut.
Ich glaube, dass, wenn man stirbt, gar nicht stirbt, sondern im Augenblick des Todes sein ganzes Leben vor sich sieht, und dann wieder und wieder von neuem erlebt.
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In ihm folgt auf das Vergessen im Leben ein Erinnern im Tod.
Nike (10 Jahre) über den Tod
Hallo Opa,
ich hoffe, da, wo du gerade bist, geht es dir gut.
Ich glaube, dass, wenn man stirbt, gar nicht stirbt, sondern im Augenblick des Todes sein ganzes Leben vor sich sieht, und dann wieder und wieder von neuem erlebt.
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