
Adriana Braga Peretzki ist Kostümbildnerin. Für die Inszenierung Der Zauberberg nach Thomas Mann in der Regie von Sebastian Hartmann am Deutschen Theater hat sie die Kostüme entworfen. Mit dem Regisseur verbindet sie eine lange Zusammenarbeit und auch Der Zauberberg ist für sie kein neuer Stoff: Bereits 2010, ebenfalls für eine Inszenierung von Sebastian Hartmann in Leipzig und 2019 in Zürich mit Regisseurin Karin Henkel entwarf sie die Kostümbilder. Hier im Interview spricht sie über die Kostüme in der neuen Zauberberg-Inszenierung, die Zusammenarbeit mit Sebastian Hartmann und zeigt ein paar Bilder, die ihr im Vorfeld als Inspiration dienten.
Wie sehen die Kostüme in Der Zauberberg aus und wie kam die Idee zustande?
Der Roman Der Zauberberg von Thomas Mann ist zeitlich in der Jahrhundertwende verankert, also vor dem ersten Weltkrieg. Es ist das dritte Mal, dass ich die Kostüme bei einer Inszenierung des Zauberbergs mache und dieses Mal ging es Sebastian Hartmann und mir darum, nur mit der Sprache zu arbeiten, nicht unbedingt mit dem historischen Kontext. Ich wollte etwas anderes machen als das typisch Erzählerische und das Zeitalter, die Stimmung auch im Kostüm abzubilden. Als Sebastian mir erzählte, dass er eine komplett weiße Bühne haben wird, kam mir die Idee, dass sich die Figuren insgesamt eher als Objekte darin bewegen sollen denn als Rollen. Als Objekte, als Körper und als Schmerz. So kam es zustande, dass die Schauspieler_innen sogenannte Bodysuits tragen. Der kranke Körper wird dadurch sowohl innerlich als auch äußerlich dargestellt. Es geht mir darum, den menschlichen Körper darzustellen, egal in welcher Verfassung er ist. Und zwar nicht unter Kleidung versteckt, sondern selbst als eine Art Verkleidung. Insofern wird der Körper in Der Zauberberg als Kostüm betrachtet. Sonst hätten die Schauspieler_innen ja auch einfach nackt sein können.
Der Roman Der Zauberberg von Thomas Mann ist zeitlich in der Jahrhundertwende verankert, also vor dem ersten Weltkrieg. Es ist das dritte Mal, dass ich die Kostüme bei einer Inszenierung des Zauberbergs mache und dieses Mal ging es Sebastian Hartmann und mir darum, nur mit der Sprache zu arbeiten, nicht unbedingt mit dem historischen Kontext. Ich wollte etwas anderes machen als das typisch Erzählerische und das Zeitalter, die Stimmung auch im Kostüm abzubilden. Als Sebastian mir erzählte, dass er eine komplett weiße Bühne haben wird, kam mir die Idee, dass sich die Figuren insgesamt eher als Objekte darin bewegen sollen denn als Rollen. Als Objekte, als Körper und als Schmerz. So kam es zustande, dass die Schauspieler_innen sogenannte Bodysuits tragen. Der kranke Körper wird dadurch sowohl innerlich als auch äußerlich dargestellt. Es geht mir darum, den menschlichen Körper darzustellen, egal in welcher Verfassung er ist. Und zwar nicht unter Kleidung versteckt, sondern selbst als eine Art Verkleidung. Insofern wird der Körper in Der Zauberberg als Kostüm betrachtet. Sonst hätten die Schauspieler_innen ja auch einfach nackt sein können.
Tragen die Schauspieler_innen auf der Bühne während der gesamten Vorstellung die Bodysuits?
Nein, die Schauspieler_innen pellen sich irgendwann aus den Bodysuits heraus. Dann erst kleiden sie sich in Kostümen, die mehr in die typisch Zauberberg’sche Richtung gehen und die Poesie des Romans abbilden. Also mit viel Spitze, Leichtigkeit, Romantik im Sinne der Vorkriegsromantik, der Zauberberg eben. Aber lange vorher sind sie in den Bodysuits.
Nein, die Schauspieler_innen pellen sich irgendwann aus den Bodysuits heraus. Dann erst kleiden sie sich in Kostümen, die mehr in die typisch Zauberberg’sche Richtung gehen und die Poesie des Romans abbilden. Also mit viel Spitze, Leichtigkeit, Romantik im Sinne der Vorkriegsromantik, der Zauberberg eben. Aber lange vorher sind sie in den Bodysuits.

Wie läuft die Arbeit mit Sebastian Hartmann ab?
Meistens ist es so, dass Sebastian Hartmann auf mich zukommt und mir grob sagt, was er sich für die Inszenierung und die Bühne vorgestellt hat. Und dann gehe ich auf die Suche nach Inspiration für die Kostüme… Anschließend zeige ich ihm, was mich interessieren würde und wenn wir da einer Meinung sind, dann machen wir es so. Meistens gibt es also gar keine großen Besprechungen, weil wir uns auch schon so lange kennen. Bis jetzt hat es so ziemlich gut geklappt!
Meistens ist es so, dass Sebastian Hartmann auf mich zukommt und mir grob sagt, was er sich für die Inszenierung und die Bühne vorgestellt hat. Und dann gehe ich auf die Suche nach Inspiration für die Kostüme… Anschließend zeige ich ihm, was mich interessieren würde und wenn wir da einer Meinung sind, dann machen wir es so. Meistens gibt es also gar keine großen Besprechungen, weil wir uns auch schon so lange kennen. Bis jetzt hat es so ziemlich gut geklappt!

Wurden die Kostüme extra angefertigt?
Die Bodysuits wurden extra angefertigt, die übrigen Kostüme teilweise auch. Aber die restlichen Teile habe ich im Fundus gefunden, weil die Herstellung der Bodysuits bereits unser Budget aufgebraucht hat! Das Material an sich ist zwar nicht sehr teuer, aber die Herstellung der Bodysuits benötigte sehr viele Arbeitsstunden, die Schneider_innen haben einen Mega-Job geleistet! Für so feine Arbeiten braucht man einfach viel Zeit.
Die Bodysuits wurden extra angefertigt, die übrigen Kostüme teilweise auch. Aber die restlichen Teile habe ich im Fundus gefunden, weil die Herstellung der Bodysuits bereits unser Budget aufgebraucht hat! Das Material an sich ist zwar nicht sehr teuer, aber die Herstellung der Bodysuits benötigte sehr viele Arbeitsstunden, die Schneider_innen haben einen Mega-Job geleistet! Für so feine Arbeiten braucht man einfach viel Zeit.
Wie haben sich die Kostüme verändert im Vergleich zu den anderen beiden Zauberberg-Inszenierungen?
Die Kostüme sind jetzt viel gereifter. Bei den letzten beiden Malen habe ich versucht, den inhaltlichen Stoff mit den Kostümen nachzuerzählen. Jetzt sind wir einen Schritt weiter. Ich finde es dieses Mal deswegen sehr interessant, weil wir die Kostüme darauf ausrichten, was der Stoff, also der tatsächliche Inhalt des Romans uns gibt, nicht beispielsweise der historische Kontext. Es ist absolut keine Abbildung des Zeitgeistes von damals und auch keine Abbildung der Rollen mehr wie bei den anderen beiden Arbeiten. Auch bei den Kostümen, die nach den Bodysuits getragen werden, interessiert mich daran eher das, wofür der Stoff steht: die Zerbrechlichkeit, Durchsichtigkeit, auch das Geheimnisvolle.
Die Kostüme sind jetzt viel gereifter. Bei den letzten beiden Malen habe ich versucht, den inhaltlichen Stoff mit den Kostümen nachzuerzählen. Jetzt sind wir einen Schritt weiter. Ich finde es dieses Mal deswegen sehr interessant, weil wir die Kostüme darauf ausrichten, was der Stoff, also der tatsächliche Inhalt des Romans uns gibt, nicht beispielsweise der historische Kontext. Es ist absolut keine Abbildung des Zeitgeistes von damals und auch keine Abbildung der Rollen mehr wie bei den anderen beiden Arbeiten. Auch bei den Kostümen, die nach den Bodysuits getragen werden, interessiert mich daran eher das, wofür der Stoff steht: die Zerbrechlichkeit, Durchsichtigkeit, auch das Geheimnisvolle.

Werden die Ideen zu den Kostümen im Laufe der Proben noch weiterentwickelt?
Ich bin dabei sehr flexibel: Wenn ich ein grobes Konzept habe, dann bin ich relativ frei. Ich arbeite lieber schnell und benutze dann auch Sachen aus dem Fundus, ich muss nicht unbedingt darauf beharren, dass es extra hergestellt wird. Mein chinesisches Sternzeichen ist das Schwein. Und das Schwein findet immer Perlen im Müll! Ich mag Anfertigungen zwar sehr gerne, aber trotzdem möchte ich nicht komplett auf ein Konzept festgelegt sein, da es einen oft einengt. Wenn es während des Probenprozesses plötzlich in eine andere Richtung geht, dann wäre man zu unflexibel und ich müsste die Kostüme die ganze Zeit verteidigen. Meiner Meinung nach liegt man immer falsch, wenn man Kostüme verteidigen muss, dann stimmt etwas nicht.
Ich bin dabei sehr flexibel: Wenn ich ein grobes Konzept habe, dann bin ich relativ frei. Ich arbeite lieber schnell und benutze dann auch Sachen aus dem Fundus, ich muss nicht unbedingt darauf beharren, dass es extra hergestellt wird. Mein chinesisches Sternzeichen ist das Schwein. Und das Schwein findet immer Perlen im Müll! Ich mag Anfertigungen zwar sehr gerne, aber trotzdem möchte ich nicht komplett auf ein Konzept festgelegt sein, da es einen oft einengt. Wenn es während des Probenprozesses plötzlich in eine andere Richtung geht, dann wäre man zu unflexibel und ich müsste die Kostüme die ganze Zeit verteidigen. Meiner Meinung nach liegt man immer falsch, wenn man Kostüme verteidigen muss, dann stimmt etwas nicht.
Kostüme müssen zu den Leuten passen, es sind ja Menschen und keine Kleiderbügel. Das ist im Übrigen auch für mich der Unterschied zwischen Kostümen und Mode: Mode macht man für alle Menschen und Kostüme macht man für einen Menschen. Das Kostüm kann nur seine Wirkung entfalten, wenn der Mensch, der es trägt, davon überzeugt ist. Und Vieles weiß man als Kostümbildner_in eben nicht im Voraus, daher muss man mit seinem Konzept flexibel bleiben. Ich finde es außerdem auch spannender, bis zum Ende etwas zu bewirken und nicht am Anfang etwas abzugeben und die Proben dann nur abzusitzen.

© Inke Johannsen
Adriana Braga Peretzki studierte Kostümdesign an der Hochschule für Angewandte Künste in Hamburg. Es entstanden Arbeiten am Thalia Theater Hamburg, am Schauspielhaus Zürich, an der Volksbühne Berlin und am Centraltheater Leipzig. Mit Sebastian Hartmann arbeitete sie seit 2009 mehrfach zusammen.