Otto Brahm
geboren am 5.2.1956 in Hamburg, gestorben am 28.11.1928 in Berlin. Zum Ehrenmitglied wahrscheinlich 1981 ernannt. Otto Brahm, in Hamburg in eine jüdische Kaufmannsfamilie geboren, war zunächst Theaterkritiker, auch bei der Vossischen Zeitung – wie Theodor Fontane. 1889 wurde Brahm Präsident des Theatervereins Freie Bühne, der in Berlin gerade neu gegründet worden war. Ziel dieses Vereins war, für seine Mitglieder geschlossene Theateraufführungen zu veranstalten, um so die Zensur im damaligen Preußen zu umgehen (die Aufführung von Ibsen-Stücken war zu diesem Zeitpunkt in Berlin verboten) und damit die Aufführung sozialkritischer Dramen der Naturalisten zu ermöglichen. "Es gab eine Kunst, die vor dem Tage auswich, die nur im Dämmerschein der Vergangenheit Poesie suchte", formulierten Otto Brahm und seine Mitstreiter, darunter auch der Verleger Samuel Fischer und der Anwalt Paul Jonas, im Gründungsmanifest ihr Credo. "Die Kunst der Heutigen umfasst mit klammernden Organen alles, was lebt." Das erste inszenierte Stück war Gespenster von Henrik Ibsen, das im Lessing-Theater gezeigt wurde. Die Uraufführung von Gerhard Hauptmanns Vor Sonnenaufgang am 20. Oktober 1889 war ein veritabler Theaterskandal. Otto Brahm und der Verleger Samuel Fischer gründeten 1890 auch die Zeitschrift Freie Bühne für modernes Leben (heute Die neue Rundschau). 1894 übernahm Brahm die Leitung des Deutschen Theaters und machte Gerhard Hauptmann zu seinem Hausdichter. Er holte den jungen Max Reinhardt als Schauspieler an das Deutsche Theater. Und für die Aufführungen der naturalistischen Stücke setzte sich bald auch ein Bühnenbildstil durch, der vorher ungesehen war: Licht und wenig Dekoration. Dieser Stil war allerdings auch aus Geldnot geboren, denn Brahm wollte vor allem seine Schauspieler gut bezahlen. Das Deutsche Theater hatte er vom Eigentümer Adolph L´Arronge gepachtet und musste alle Kosten über den Kartenverkauf erwirtschaften. Im Anschluss leitete er bis zu seinem Tod 1912 das Lessing-Theater. Otto Brahm galt als einer der einflussreichsten deutschen Theaterreformer, die Aufführungen seiner Theater waren skandalumwittert und wurden gefeiert. Er setzte eine ganz neue Dramatik durch, die auf die unmittelbare Abbildung der gesellschaftlichen Verhältnisse zielte.

Foto: Fotograf unbekannt, Stiftung Stadtmuseum [IV 61-/2523 V]