Diebe

Regie / Bühne Andreas Kriegenburg
Uraufführung 15. Januar 2010

Dauer: 3 Stunden 30 Minuten, eine Pause

Jörg PoseFinn Tomason
Judith HofmannLinda Tomason, seine Schwester
Markwart Müller-ElmauErwin Tomason, Vater der beiden
Daniel HoevelsThomas Tomason
Alexandra FinderMonika Tomason
Bernd MossHerr Schmitt, Gerhard
Anita IselinFrau Schmitt,Ida
Helmut MooshammerJosef Erbarmen
Linn ReusseMira Halbe
Susanne WolffGabi Nowotny
Max SimonischekRainer Machatschek
Natali SeeligIra Davidoff
Finn Tomason
Linda Tomason, seine Schwester
Erwin Tomason, Vater der beiden
Thomas Tomason
Monika Tomason
Herr Schmitt, Gerhard
Frau Schmitt,Ida
Josef Erbarmen
Mira Halbe
Gabi Nowotny
Rainer Machatschek
Ira Davidoff
Zitty
Tobias Schwartz, 28.01.2010
Wie ein Mähdrescher frisst sich ein walzenartiges Drehwerk in die Szenen, verschlingt sie und spuckt sie wieder aus: Am Fernsehspiel orientierte Episoden aus dem Leben von Menschen, deren abgründige Schicksale auf bedrückende, gleichzeitig urkomische Weise zusammenlaufen. Andreas Kriegenburg inszeniert die Uraufführung von Dea Lohers 'Diebe'. Ein lang ersehntes Novum, dass diese wichtige Dramatikerin in Berlin überhaupt aufgeführt wird. Im Falle eines Loher-Stückes von einer Komödie zu sprechen, wäre verfehlt, aber Kriegenburg, der auch das gelungene Bühnenbild kreierte, inszeniert es als ebensolche. Ohne freilich die Untiefen zu übergehen, für die Lohers Texte bekannt sind und für die er als genauer Kenner ihres Werks feines Gespür entwickelt. Ein guter Teil der Komik allerdings steckt bereits im doppelbödigen Text. Heraus kommt eine tragikomische Symbiose. Die wird von den Schauspielern meisterhaft dargeboten. Herausragend Susanne Wolff als von ihrem Freund halb erwürgte Frau, die ihn bei der Polizei nicht anzeigen will, sondern sich nur informieren, wie sie sich beim nächsten Mal verhalten soll. Schwer depressiv Jörg Pose als lebensmüder Selbstmörder. Mitreißend Bernd Moss und Katrin Klein als kleinbürgerliches Slapstick-Ehepaar. Wie ein Mähdrescher frisst sich ein walzenartiges Drehwerk in die Szenen, verschlingt sie und spuckt sie wieder aus: Am Fernsehspiel orientierte Episoden aus dem Leben von Menschen, deren abgründige Schicksale auf bedrückende, gleichzeitig urkomische Weise zusammenlaufen. Andreas Kriegenburg inszeniert die Uraufführung von Dea Lohers 'Diebe'. Ein lang ersehntes Novum, dass diese wichtige Dramatikerin in Berlin überhaupt aufgeführt wird. Im Falle eines Loher-Stückes von einer Komödie zu sprechen, wäre verfehlt, aber Kriegenburg, der auch das gelungene Bühnenbild kreierte, inszeniert es als ebensolche. Ohne freilich die Untiefen zu übergehen, für die Lohers Texte bekannt sind und für die er als genauer Kenner ihres Werks feines Gespür entwickelt. Ein guter Teil der Komik allerdings steckt bereits im doppelbödigen Text. Heraus kommt eine tragikomische Symbiose. Die wird von den Schauspielern meisterhaft dargeboten. Herausragend Susanne Wolff als von ihrem Freund halb erwürgte Frau, die ihn bei der Polizei nicht anzeigen will, sondern sich nur informieren, wie sie sich beim nächsten Mal verhalten soll. Schwer depressiv Jörg Pose als lebensmüder Selbstmörder. Mitreißend Bernd Moss und Katrin Klein als kleinbürgerliches Slapstick-Ehepaar.
Die Zeit
Ijoma Mangold, 21.01.2010
Ihr neues Stück 'Diebe', das jetzt im Deutschen Theater in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg seine Uraufführung hatte, ist aber ein kleines Bravourstück im Genre des elegant-sinnigen Boulevards. Es sind Szenen aus der Gegenwart, bekannte Gesichter, gemischte Gefühle. Sie erzählen vom verpassten Leben, von der Selbstlüge, von den Schwierigkeiten der Paarfindung und den Flüchtigkeiten aller Bindungen, von der sanften Repression des Kapitalismus und den jähen Attacken der unterdrückten Triebe. Es ist das, was man sich schon immer über die eigene Zeit gedacht hat, in charmante, hervorragend pointierte Szenen gesetzt. Was Kriegenburg mit seinem bestens aufgelegten Ensemble (einer hinreißenden Susanne Wolff, die schrill, abgebrüht und zugleich allerbarmend die Berliner Göre gibt, einem wunderbaren Markwart Müller-Elmau, der von der Süße des Selbstbetrugs erzählt) virtuos auf die Bühne zaubert, ist gut ausbalanciert zwischen Satire und Zartheit. Ein großes Mühlrad dominiert die Bühne, das in einem ewigen Reigen die Figuren auf die Bühne spült und wieder mitnimmt. Ihr neues Stück 'Diebe', das jetzt im Deutschen Theater in der Inszenierung von Andreas Kriegenburg seine Uraufführung hatte, ist aber ein kleines Bravourstück im Genre des elegant-sinnigen Boulevards. Es sind Szenen aus der Gegenwart, bekannte Gesichter, gemischte Gefühle. Sie erzählen vom verpassten Leben, von der Selbstlüge, von den Schwierigkeiten der Paarfindung und den Flüchtigkeiten aller Bindungen, von der sanften Repression des Kapitalismus und den jähen Attacken der unterdrückten Triebe. Es ist das, was man sich schon immer über die eigene Zeit gedacht hat, in charmante, hervorragend pointierte Szenen gesetzt. Was Kriegenburg mit seinem bestens aufgelegten Ensemble (einer hinreißenden Susanne Wolff, die schrill, abgebrüht und zugleich allerbarmend die Berliner Göre gibt, einem wunderbaren Markwart Müller-Elmau, der von der Süße des Selbstbetrugs erzählt) virtuos auf die Bühne zaubert, ist gut ausbalanciert zwischen Satire und Zartheit. Ein großes Mühlrad dominiert die Bühne, das in einem ewigen Reigen die Figuren auf die Bühne spült und wieder mitnimmt.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Irene Bazinger, 18.01.2010
Alle zusammen feiern die tragischen Versatzstücke kaputter Existenzgründungen als eine grotesk amüsante Komödie am Abgrund, die sie mit ein paar kecken Schritten geschickt in die bodenlose Farce treiben. Mögen auch manche Episoden ausgedacht, manche Wendungen ungereimt klingen, in der federleicht verständigen, formvollendet souveränen Inszenierung von Andreas Kriegenburg wird daraus eine brillante, beglückende, zauberisch burleske Rêverie: arme Menschen, kleine Geschichten - reiches, großes Theater. Alle zusammen feiern die tragischen Versatzstücke kaputter Existenzgründungen als eine grotesk amüsante Komödie am Abgrund, die sie mit ein paar kecken Schritten geschickt in die bodenlose Farce treiben. Mögen auch manche Episoden ausgedacht, manche Wendungen ungereimt klingen, in der federleicht verständigen, formvollendet souveränen Inszenierung von Andreas Kriegenburg wird daraus eine brillante, beglückende, zauberisch burleske Rêverie: arme Menschen, kleine Geschichten - reiches, großes Theater.
neues deutschland
Christoph Funke, 18.01.2010
Das Ensemble meistert diese schwierige Aufgabe, 'aus dem Stand' zu einprägsamen, unverwechselbaren Figuren zu finden, mit schwereloser Eindringlichkeit. Nur hingetupft sind die Eigenarten dieser ihr Selbst suchenden Menschen, aber in jeder Geste steckt das wunderbar Trotzige und kleinlich Schäbige eines Lebens im Schatten. Das Dutzend Darsteller gibt sich an das scheinbar Improvisierte aller Vorgänge mit Anmut und schwereloser artistischer Brillanz hin. Das Ensemble meistert diese schwierige Aufgabe, 'aus dem Stand' zu einprägsamen, unverwechselbaren Figuren zu finden, mit schwereloser Eindringlichkeit. Nur hingetupft sind die Eigenarten dieser ihr Selbst suchenden Menschen, aber in jeder Geste steckt das wunderbar Trotzige und kleinlich Schäbige eines Lebens im Schatten. Das Dutzend Darsteller gibt sich an das scheinbar Improvisierte aller Vorgänge mit Anmut und schwereloser artistischer Brillanz hin.
Gießener Allgemeine Zeitung
Elke Vogel, 18.01.2010
Das Bühnenbild von Andreas Kriegenburg ist spektakulär: Ein den ganzen Raum einnehmendes Rad einer riesigen Wassermühle schaufelt immer wieder neue Schicksale ins Blickfeld der Zuschauer. Bei der Uraufführung von Dea Lohers ‚Diebe‘ am Deutschen Theater Berlin balancierten die Schauspieler am Freitagabend mal schräg aufrechtstehend, mal halb liegend oder gleich kopfüber auf den hölzernen Drehflügeln. Es sind gescheiterte und vom Scheitern bedrohte Menschen aller Altersklassen, deren Geschichten  die preisgekrönte Dramatikerin in ‚Diebe‘ zu einem Querschnitt unserer heutigen Gesellschaft verwebt. Gibt es Hoffnung für die Hoffnung? So lautet eine der Kernfragen. Das Bühnenbild von Andreas Kriegenburg ist spektakulär: Ein den ganzen Raum einnehmendes Rad einer riesigen Wassermühle schaufelt immer wieder neue Schicksale ins Blickfeld der Zuschauer. Bei der Uraufführung von Dea Lohers ‚Diebe‘ am Deutschen Theater Berlin balancierten die Schauspieler am Freitagabend mal schräg aufrechtstehend, mal halb liegend oder gleich kopfüber auf den hölzernen Drehflügeln. Es sind gescheiterte und vom Scheitern bedrohte Menschen aller Altersklassen, deren Geschichten  die preisgekrönte Dramatikerin in ‚Diebe‘ zu einem Querschnitt unserer heutigen Gesellschaft verwebt. Gibt es Hoffnung für die Hoffnung? So lautet eine der Kernfragen.
Berliner Zeitung
Irene Bazinger, 29.11.2018
Was passieren kann, wenn die Garantien der Schwerkraft für eine Weile zumindest literarisch außer Kraft gesetzt werden, schildert Dea Loher in ihrem Stück Diebe.
Darin sind zwölf Personen unterwegs, die auf dem Boden der Wirklichkeit zu stehen und gleichzeitig darüber zu schweben scheinen. Sie haben Pech an den Schuhen und den Kopf in den Wolken – durch dieses unbequeme Streckdasein wurden ihre Herzen überstrapaziert, was viel Leid und Weh verursacht.
Dem Regisseur Andreas Kriegenburg gelang es bei der Uraufführung 2010 am Deutschen Theater, diese Fragmente gescheiterter Lebensentwürfe gegen alle Kitschvorwürfe zu verteidigen und mit empathischer Intelligenz unter ihrer dünnen Haut schrecklich-schöne Narreteien zu entdecken. Verhängnisse entpuppten sich als Farcen, aus Ungemach wurde schwarzer Humor. Als sein eigener Bühnenbildner hatte er zwischen bräunlichen Wänden ein raumfüllendes Wasserrad aus hellem Holz entworfen, dessen Schaufeln die Darsteller wie beliebiges Strandgut der Weltgeschichte in die Szenen hinein- und aus ihnen wieder hinausbeförderte.
Was die Figuren zu den titelgebenden Dieben macht, ist die Uneigentlichkeit, mit der sie ihr Leben verfolgen – wie es einmal heißt, "als ob ihnen nichts davon gehören würde, als ob sie kein Recht hätten, sich darin aufzuhalten".
Was passieren kann, wenn die Garantien der Schwerkraft für eine Weile zumindest literarisch außer Kraft gesetzt werden, schildert Dea Loher in ihrem Stück Diebe.
Darin sind zwölf Personen unterwegs, die auf dem Boden der Wirklichkeit zu stehen und gleichzeitig darüber zu schweben scheinen. Sie haben Pech an den Schuhen und den Kopf in den Wolken – durch dieses unbequeme Streckdasein wurden ihre Herzen überstrapaziert, was viel Leid und Weh verursacht.
Dem Regisseur Andreas Kriegenburg gelang es bei der Uraufführung 2010 am Deutschen Theater, diese Fragmente gescheiterter Lebensentwürfe gegen alle Kitschvorwürfe zu verteidigen und mit empathischer Intelligenz unter ihrer dünnen Haut schrecklich-schöne Narreteien zu entdecken. Verhängnisse entpuppten sich als Farcen, aus Ungemach wurde schwarzer Humor. Als sein eigener Bühnenbildner hatte er zwischen bräunlichen Wänden ein raumfüllendes Wasserrad aus hellem Holz entworfen, dessen Schaufeln die Darsteller wie beliebiges Strandgut der Weltgeschichte in die Szenen hinein- und aus ihnen wieder hinausbeförderte.
Was die Figuren zu den titelgebenden Dieben macht, ist die Uneigentlichkeit, mit der sie ihr Leben verfolgen – wie es einmal heißt, "als ob ihnen nichts davon gehören würde, als ob sie kein Recht hätten, sich darin aufzuhalten".

Außerdem im Spielplan

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Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
von Sarah Kane
Regie: Ulrich Rasche
Deutsches Theater
18.00 - 20.30
17.30 Einführung – Saal
von Thomas Perle
Regie: András Dömötör
Box
19.30 - 20.35
Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
nach August Strindberg
Kammerspiele
20.00 - 21.25
von Yasmina Reza
Ein Abend von und mit Helmut Mooshammer
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse