
Koproduktion Schauspiel Leipzig
Fischer Fritz
Übersetzung der polnischen Textteile von Aleksandra Lukoszek
Fischer Fritz fischt keine Fische mehr. Er hatte einen Schlaganfall. Damit ist die Tradition gerissen, es gibt nun keinen Fischer mehr am kleinen Fluss im kleinen Dorf. Denn auch Fritz’ Sohn Franz fischt nurmehr noch als Hobby, er ist in die große Stadt gezogen. Aber ob es eh noch viele Fische gibt, da kann man sich auch nicht sicher sein. Unsicher ist auch, wie es nun mit Fritz weitergehen soll in seinem Zustand. Sprechen ist schwierig, und schon aus Protest hat er sich jetzt aufs Schweigen verlegt. Aber sein Denken ist klar: "Gar nix gehd weida", denkt der Fritz, "i bin a Wrack." Ein Heim kommt für ihn trotzdem nicht in Frage. Wenig später fährt Piotra mit einigen anderen Frauen in einem Bus von Polen nach Deutschland. Sie sind auf dem Weg, um sich als Live-in-Pflegekräfte rund um die Uhr zu kümmern um Menschen wie Fritz und all die anderen, um die sich sonst keiner kümmern könnte oder würde in den großen Städten und kleinen Dörfern. "Uważaj na siebie. Tu na tym końcu świata", pass auf dich auf hier in der Pampa, heißt es im Bus, als Piotra schließlich an Fritz’ Häuschen aussteigt.
Von dem Aufeinandertreffen so unterschiedlicher Figuren als neue Familie auf Zeit erzählt Raphaela Bardutzky: Bei Fischer Fritz begegnen sich Heimat und Fremde, Ländlichkeit und Großstadt, verschiedene Sprachen und ähnliche Einsamkeiten. Und nicht immer verlaufen die Linien so, wie man es zu ahnen vermeint. Raphaela Bardutzky entwickelt ihre Geschichte und ihre Themen in Fischer Fritz sehr spielerisch und auf theatral offene Weise: "Fri" und "Fra" und "P" nennt sie das Personal ihres Stückes — im Kern an je eine der Hauptfiguren angedockt, spielen diese drei auch alle anderen Figuren. Dabei ist Fischer Fritz nicht nur ein Sprechtheater, wie es im Untertitel heißt, sondern auch ein Sprachtheater. Ein Stück, das schnell zwischen den Ebenen und Situationen, den Sprachen und Dialekten switcht — und die Figuren können das auch. Figuren, die auch die Gedanken der anderen mitunter hören können (oder sie eh kennen), die sich ins Wort fallen und die alle gemeinsam eine besondere Geschichte erzählen: von drei Lebenswegen und ihren Bedingungen in unserer Gegenwart.
Fischer Fritz fischt keine Fische mehr. Er hatte einen Schlaganfall. Damit ist die Tradition gerissen, es gibt nun keinen Fischer mehr am kleinen Fluss im kleinen Dorf. Denn auch Fritz’ Sohn Franz fischt nurmehr noch als Hobby, er ist in die große Stadt gezogen. Aber ob es eh noch viele Fische gibt, da kann man sich auch nicht sicher sein. Unsicher ist auch, wie es nun mit Fritz weitergehen soll in seinem Zustand. Sprechen ist schwierig, und schon aus Protest hat er sich jetzt aufs Schweigen verlegt. Aber sein Denken ist klar: "Gar nix gehd weida", denkt der Fritz, "i bin a Wrack." Ein Heim kommt für ihn trotzdem nicht in Frage. Wenig später fährt Piotra mit einigen anderen Frauen in einem Bus von Polen nach Deutschland. Sie sind auf dem Weg, um sich als Live-in-Pflegekräfte rund um die Uhr zu kümmern um Menschen wie Fritz und all die anderen, um die sich sonst keiner kümmern könnte oder würde in den großen Städten und kleinen Dörfern. "Uważaj na siebie. Tu na tym końcu świata", pass auf dich auf hier in der Pampa, heißt es im Bus, als Piotra schließlich an Fritz’ Häuschen aussteigt.
Von dem Aufeinandertreffen so unterschiedlicher Figuren als neue Familie auf Zeit erzählt Raphaela Bardutzky: Bei Fischer Fritz begegnen sich Heimat und Fremde, Ländlichkeit und Großstadt, verschiedene Sprachen und ähnliche Einsamkeiten. Und nicht immer verlaufen die Linien so, wie man es zu ahnen vermeint. Raphaela Bardutzky entwickelt ihre Geschichte und ihre Themen in Fischer Fritz sehr spielerisch und auf theatral offene Weise: "Fri" und "Fra" und "P" nennt sie das Personal ihres Stückes — im Kern an je eine der Hauptfiguren angedockt, spielen diese drei auch alle anderen Figuren. Dabei ist Fischer Fritz nicht nur ein Sprechtheater, wie es im Untertitel heißt, sondern auch ein Sprachtheater. Ein Stück, das schnell zwischen den Ebenen und Situationen, den Sprachen und Dialekten switcht — und die Figuren können das auch. Figuren, die auch die Gedanken der anderen mitunter hören können (oder sie eh kennen), die sich ins Wort fallen und die alle gemeinsam eine besondere Geschichte erzählen: von drei Lebenswegen und ihren Bedingungen in unserer Gegenwart.
Regie Enrico Lübbe
Bühne Hugo Gretler
Kostüme Sabine Blickenstorfer
Musik Philipp Rumsch
Dramaturgie Torsten Buß, Matthias Döpke
Uraufführung
18. Juni 2022
Kammerspiele
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
18. Juni 2022
Kammerspiele
Dauer: 1 Stunde 30 Minuten, keine Pause
Amal KellerFRI

Julia PreußFRA

Mira FajferP

Berliner Zeitung
"Schaurig-groteskes Menschenpuppentheater"
"Enrico Lübbe versetzt Raphaela Bardutzkys Zungenbrecher-Sprechstück 'Fischer Fritz' über die letzten Tage eines kranken alten Fischers geschickt in ein schaurig-groteskes Menschenpuppentheater. Dabei jonglieren drei bubenartige Figuren im Krankenhemd mit den Lebenswegen des sterbenden Alten, seines Sohnes und der polnischen Pflegerin."
weniger lesen
Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Raphaela Bardutzkys anrührendes Stück verschreibt sich der Realität hinter den Worten, die Inszenierung von Enrico Lübbe fängt diese auf und macht sie greifbar."
"Die Akte des Sprechens definieren die Struktur dieses beherzten Stückes, das unaufgeregt und verständig nach Erwartungen und Vorurteilen, dem Pflegenotstand und dem Problem des Alterns in Würde fragt. […] Mit empathischer Distanz und sensibler Musikalität inszeniert Enrico Lübbe dieses 'Sprechtheater' als die hohe Schule der Kommunikationspraxis an den Grenzen der Sprache. […] Raphaela Bardutzkys anrührendes Stück verschreibt sich der Realität hinter den Worten, die Inszenierung von Enrico Lübbe fängt diese auf und macht sie greifbar."
weniger lesen
nachtkritik.de
"Enrico Lübbes Inszenierung findet dafür eine kluge, die strenge Formliebe des Textes aufgreifende Ästhetik."
"Bardutzkys Stück ist eine Sprechetüde, in der die Figuren, von sich selbst entfremdet, abgekürzt als 'FRI, FRA und P', in stark rhythmisierter Sprache, auf Hochdeutsch, mit Dialekt und Akzent, ihr Inneres nach außen spucken. […] Enrico Lübbes Inszenierung findet dafür eine kluge, die strenge Formliebe des Textes aufgreifende Ästhetik. […] Zusammen mit der immensen sprachlichen Leistung der Schauspieler:innen, die dieses hochgradig schwierige Formspiel mühelos tragen, ergibt sich eine ganz eigene Form des artifiziellen, stilisierten Erzähltheaters. Es distanziert sich einerseits von seinen Figuren, andererseits spürt es genau in sie hinein."
weniger lesen
rbb24
"Enrico Lübbes Leipziger Inszenierung setzt ganz auf diesen sprachverspielten, kunstvollen Ton und schafft mit seinen drei bewundernswert zungenbrechenden Schauspieler:innen eine angenehm leichtfüßige Inszenierung."
"Enrico Lübbes Leipziger Inszenierung setzt ganz auf diesen sprachverspielten, kunstvollen Ton und schafft mit seinen drei bewundernswert zungenbrechenden Schauspieler:innen eine angenehm leichtfüßige Inszenierung."
weniger lesen
Der Tagesspiegel
"Schöne, leisere Momente von gemeinsamer Einsamkeit"
"Mit logopädischem Furor werden allerlei Wortzerlegungsübungen performt, um die Geschichte eines Fischers mit Schlaganfall zu erzählt, der sich eine polnische Pflegekraft ins Haus holt. Mit fortschreitender Dauer allerdings entfaltet sich Bardutzkys Sprachmacht weniger plakativ und schafft schöne, leisere Momente von gemeinsamer Einsamkeit."
weniger lesen