
Gaia googelt nicht
von Nele Stuhler
Nele Stuhlers neues Stück ist eine Reise zum Anbeginn der Welt. Dort, am Ursprung aller Dinge, steht Gaia. Sie ist die Weltenschafferin. Sie schöpft aber auch alle anderen Dinge: die Himmel, die Mond, die Luft, die Chaos, die Sonne, die Liebe, die Universum, die Zeit. Anstrengend ist das. Und manchmal kompliziert. Schließlich macht sie das alles zum ersten Mal. Ein wenig eintönig wird der Zyklus des Schaffens dann auch. Nach der hundertundeinsten Gebirgskette. Das ändert sich erst, als Gaia den Phallus schöpft. Eher aus Missgeschick. Da teilt sich die Schöpfung in Sie und Er, aus Urana wird Uranos, aus Einzelschöpferin werden Beischläfer und Gebärerinnen. Und der Lauf der Welt verändert sich.
Nele Stuhler hat sich im Rahmen der Autor:innentheatertage mehrfach mit dem Gaia-Mythos beschäftigt. In den beiden vergangenen Festivaljahren wurden zwei ihrer Gaia-Texte in Lesungen vorgestellt, zunächst im Deutschen Theater und dann in den Kammerspielen. Die Uraufführung von Gaia googelt nicht auf der Open-Air-Bühne im Innenhof des Deutschen Theaters setzt diese Zusammenarbeit fort. Und stellt ein Stück vor, das als Komödie aus dem Unsinn heraus Fragen stellt, die drängend sind und von den alten Mythen ins Heute weisen. Warum ist die Welt so gebaut, wie sie ist? Wo hat der Krise begonnen und wo endet er?
Nele Stuhler hat sich im Rahmen der Autor:innentheatertage mehrfach mit dem Gaia-Mythos beschäftigt. In den beiden vergangenen Festivaljahren wurden zwei ihrer Gaia-Texte in Lesungen vorgestellt, zunächst im Deutschen Theater und dann in den Kammerspielen. Die Uraufführung von Gaia googelt nicht auf der Open-Air-Bühne im Innenhof des Deutschen Theaters setzt diese Zusammenarbeit fort. Und stellt ein Stück vor, das als Komödie aus dem Unsinn heraus Fragen stellt, die drängend sind und von den alten Mythen ins Heute weisen. Warum ist die Welt so gebaut, wie sie ist? Wo hat der Krise begonnen und wo endet er?
Regie Sarah Kurze
Bühne Manuel La Casta
Kostüme Henrike Huppertsberg
Musik Marcel Braun, Björn Mauder
Dramaturgie Sima Djabar Zadegan, Bernd Isele
Uraufführung
9. Juni 2021
Open Air // Innenhof
9. Juni 2021
Open Air // Innenhof
Harald Baumgartner

Maren Eggert

Sarah Maria Grünig

Lorena Handschin

Lisa Hrdina

Alexander Khuon

Außerdem im Spielplan
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Anschließend Nachgespräch mit der Katholischen Akademie – Saal
Kammerspiele
19.00 - 21.40
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
Regie: Timofej Kuljabin
Deutsches Theater
19.30 - 21.55
19.00 Einführung – Saal
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Popsalon: Andreas Borcholte (Spiegel), Silvia Silko (Tagesspiegel), Sebastian Zabel (Rolling Stone)
Balzer und Müller laden ein
Bar
21.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Um Ober-Göttin Gaia herum, die Maren Eggert zwischen diszipliniert-alleinerziehender Mutter, beherrschter Gouvernante und stressverfressener Firmen-Managerin hochdreht, schwirrt eine Handvoll Wesen. Die lieben Nachkommen, allen voran die herzerwärmende Sonne (Sarah Grünig), Selene, der personifizierte, selbstoptimiert-verspannte Mond (Elena Riccardi) und Kronos (Alexander Khuon), der sich zumindest in der ersten Hälfte der Inszenierung im wahrsten Sinne im Hintergrund hält. Was verständlich ist, denn mit voranschreitender Mythen-Entschachtelung wird klar: An Kronos' Stelle hätte man sich vielleicht auch dezent versteckt, da lauern Mommy-Issues, die hinsichtlich inzestuöser Verstrickungen Altmeister Freud wohl Verzückungstränen in die Augen getrieben hätten.
Dann ist da noch Uranos, mit dem Gaia eine ihrer bemerkenswertesten Lebensgeschichten erlebt. Mit diesem ihrer Nachkommen soll der Phallus in die Welt kommen. Den hat Gaia mehr oder weniger aus Versehen geschöpft – und, was soll man sagen: Auch wenn Uranos, mit großer komödiantischer Verve von Lisa Hrdina gespielt, schlussendlich seines Liebesstabes beraubt wird (Conférencier: "Es fliegt, das Glied"), die geschlechtliche Fortpflanzung ist nun in der Welt. Wer den Samen hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Diese Truppe. Alle machen ihren Job mit größter Spiellust, nicht nur die geilen Böcke haben richtig Bock. Selbst der personifizierte Mythos aus der Mülltonne, im Stück die Figur "kursiv", auf der Bühne ein Conférencier mit Vokuhila und verwehtem 80er-Jahre-Charme, wird von Harald Baumgartner voller schillernd-abgehalfterter Lakonie gespielt.
Um Ober-Göttin Gaia herum, die Maren Eggert zwischen diszipliniert-alleinerziehender Mutter, beherrschter Gouvernante und stressverfressener Firmen-Managerin hochdreht, schwirrt eine Handvoll Wesen. Die lieben Nachkommen, allen voran die herzerwärmende Sonne (Sarah Grünig), Selene, der personifizierte, selbstoptimiert-verspannte Mond (Elena Riccardi) und Kronos (Alexander Khuon), der sich zumindest in der ersten Hälfte der Inszenierung im wahrsten Sinne im Hintergrund hält. Was verständlich ist, denn mit voranschreitender Mythen-Entschachtelung wird klar: An Kronos' Stelle hätte man sich vielleicht auch dezent versteckt, da lauern Mommy-Issues, die hinsichtlich inzestuöser Verstrickungen Altmeister Freud wohl Verzückungstränen in die Augen getrieben hätten.
Dann ist da noch Uranos, mit dem Gaia eine ihrer bemerkenswertesten Lebensgeschichten erlebt. Mit diesem ihrer Nachkommen soll der Phallus in die Welt kommen. Den hat Gaia mehr oder weniger aus Versehen geschöpft – und, was soll man sagen: Auch wenn Uranos, mit großer komödiantischer Verve von Lisa Hrdina gespielt, schlussendlich seines Liebesstabes beraubt wird (Conférencier: "Es fliegt, das Glied"), die geschlechtliche Fortpflanzung ist nun in der Welt. Wer den Samen hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen.
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Beide [Maren Eggert und Alexander Khuon] wissen, wie Komödie funktioniert: in dem man die Pointen mit völligem Ernst spielt. Eggert schießt sie nonchalant mit einem Achselzucken heraus – Khuon ist mit seinem todernsten Verzweiflungsslapstick ohnehin der begabteste Komiker des Ensembles.
Mit der Göttin im Zentrum hat Stuhler eine feministische Umdeutung der christlichen Schöpfungsgeschichte probiert: Aller Anfang ist weiblich. Deshalb heißt es auch „die Anfang“, „die Punkt“, „die Himmel“ und „die Pickel“ – wenn schon, denn schon. Einziges nicht-weibliches Wesen ist der personifizierte Mythos, der hier als Erzähler fungiert.
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Beide [Maren Eggert und Alexander Khuon] wissen, wie Komödie funktioniert: in dem man die Pointen mit völligem Ernst spielt. Eggert schießt sie nonchalant mit einem Achselzucken heraus – Khuon ist mit seinem todernsten Verzweiflungsslapstick ohnehin der begabteste Komiker des Ensembles.
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Der Anfang ist weiblich, deswegen heißt es bei Nele Stuhler auch nicht der Anfang, sondern die Anfang. Das Deutsche Theater Berlin, das ist das einzige der großen Häuser in Berlin, bei dem seit neustem richtige Open-Air-Premieren gespielt werden.
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Der Anfang ist weiblich, deswegen heißt es bei Nele Stuhler auch nicht der Anfang, sondern die Anfang.