
Digitale Limited Edition
Die härteste Tochter Deutschlands
nach einem Text von Katharina Köth
"Vor meinen Augen bist du in der Matrix versunken. Du hast dich in Suchergebnissen vergraben, in Interessen, die so absurd sind, dass es auf sie keine Widerworte gibt."
Zwischen Katzenvideos und Artikeln angesagter Online-Zeitschriften stößt eine Tochter im Internet auf eine Hassrede ihres Vaters – einen bekennenden Reichsbürger, der die Bundesrepublik Deutschland und die demokratische Grundordnung ablehnt. Was bedeutet es, den eigenen Vater an eine rechtsradikale Bewegung zu verlieren, die abstruse Verschwörungstheorien propagiert? Im digitalen Raum auf ihn zu treffen, nachdem man den Kontakt schon längst abgebrochen hat?
Anhand eines autobiografischen Textes von Katharina Köth beschäftigen sich Sarah Kurze und das Ensemble mit dem Auseinanderdriften einer Familie und Gesellschaft, deren Mitglieder sich in ihre Filterblasen und digitale Echokammern zurückziehen. Nur noch lose bleiben sie verbunden über das Netz. Seit Social Distancing greift die Erfahrung von virtueller Nähe und Distanz auch auf das Theater und konkret diese Inszenierung über. Das Stück findet nicht mehr (wie ursprünglich geplant) auf der Bühne statt, sondern als Livestream im Internet – und nähert sich damit in seiner Form dem Inhalt an.
Zwischen Katzenvideos und Artikeln angesagter Online-Zeitschriften stößt eine Tochter im Internet auf eine Hassrede ihres Vaters – einen bekennenden Reichsbürger, der die Bundesrepublik Deutschland und die demokratische Grundordnung ablehnt. Was bedeutet es, den eigenen Vater an eine rechtsradikale Bewegung zu verlieren, die abstruse Verschwörungstheorien propagiert? Im digitalen Raum auf ihn zu treffen, nachdem man den Kontakt schon längst abgebrochen hat?
Anhand eines autobiografischen Textes von Katharina Köth beschäftigen sich Sarah Kurze und das Ensemble mit dem Auseinanderdriften einer Familie und Gesellschaft, deren Mitglieder sich in ihre Filterblasen und digitale Echokammern zurückziehen. Nur noch lose bleiben sie verbunden über das Netz. Seit Social Distancing greift die Erfahrung von virtueller Nähe und Distanz auch auf das Theater und konkret diese Inszenierung über. Das Stück findet nicht mehr (wie ursprünglich geplant) auf der Bühne statt, sondern als Livestream im Internet – und nähert sich damit in seiner Form dem Inhalt an.
Regie Sarah Kurze
Video und Streamoperator Roman Kuskowski
Musik Maximilian Bastian, Marcel Braun, Björn Mauder
Dramaturgie Sima Djabar Zadegan
Elias Arens

Edgar Eckert

Annemie Twardawa

Außerdem im Spielplan
DT Stream
Mit englischen Übertiteln
Regie: Amir Reza Koohestani
EXTRA ZUM INTERNATIONALEN FRAUENTAG: im Anschluss an den Stream Nachgespräch mit Christina Clemm (Rechtsanwältin), Lorena Handschin (Schauspielerin) und Sima Djabar Zadegan (Dramaturgin)
Klicken Sie hier, um zum Ticketvorverkauf & Stream auf dringeblieben.de zu gelangen
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Online
19.00 - 20.30
Stream-Ticket: 20 € / 10 € / 5 € / 3 €
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In dieser Interaufführung sieht und spürt man den Rand des Abgrunds. Man ist dabei allein zu Hause, niemand traut sich zu springen.
Die Schauspieler*innen spielen die einzelnen Momente psychologisch glaubwürdig, aber auf eine mehr allgemeine Art, sie gehen weg von der spezifischen Vater-Tochter-Situation. Insbesondere der Vater ist nicht die Figur, die auf dem realen Video zu sehen ist (weil der Titel genannt wird, ist man verführt, es zu googlen, und fühlt sich dann wie ein Voyeur). Elias Arens, der das Video nachspielt, zeigt keinen weinenden, beseelt Besessenen, sondern eher den fanatischen Standardnazi. Dadurch wirkt er gefährlicher als der Mann in dem Video.
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In dieser Interaufführung sieht und spürt man den Rand des Abgrunds. Man ist dabei allein zu Hause, niemand traut sich zu springen.
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Dieser direkte Brückenschlag zu den äußeren Umständen, die zu dieser ungeplanten Inszenierungsform geführt haben, ergibt auch einen inneren Sinn: Von den Verschwörungstheorien der Reichsbürger sind die Verschwörungstheorien zum Coronavirus und den ergriffenen Maßnahmen nur wenige Klicks entfernt. Damit gewinnt die Inszenierung an Unmittelbarkeit. [...] die aus der Not geborene Form des Abends und sein Thema [bilden] eine schlüssige Einheit. Die Geschichte einer gesellschaftlichen Selbstentkoppelung wird da erzählt, wo sie vollzogen wurde: in der stetigen Gleichzeitigkeit der Internets, wo neben all dem Unverzichtbaren, was unser Leben heute mit ausmacht, eben auch für jede noch so irre Verschwörungstheorie vermeintliche Belege zu finden sind - und Gleichgesinnte einander in ihrem Wahn bestätigen.
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Dieser direkte Brückenschlag zu den äußeren Umständen, die zu dieser ungeplanten Inszenierungsform geführt haben, ergibt auch einen inneren Sinn: Von den Verschwörungstheorien der Reichsbürger sind die Verschwörungstheorien zum Coronavirus und den ergriffenen Maßnahmen nur wenige Klicks entfernt. Damit gewinnt die Inszenierung an Unmittelbarkeit.
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Es ist ein schnelles Switchen zwischen Gedanken, Sätzen, Bildern, die wohl die große Diffusion und Disruption abbilden sollen, die das Internet als Zumutung für ein einziges Bewusstsein auch darstellen kann – besonders in diesem merkwürdigen Bias, das für das Leben dieser Tage kennzeichnend ist: zwischen der eigenen Reduktion auf das enge private Umfeld und dem täglich zu sortierenden Bild- und Info-Chaos aus dem Internet.
Sofort mit Atmosphäre bedrohlich aufgeladen wird das Tableau auf dem Monitor mit einschlägigem Rechts- und anderem Rock. Ein Fenster bleibt Funden aus dem Netz vorbehalten: mal Wikipedia-Infos zu einschlägigen Suchwörtern wie "Reichsbürger" oder "Viertes Reich", dann aber auch Banal-Blödes wie Hamster- oder Katzenbilder – diese Dinge eben, die in den Hochkulturblasen oft für die gleiche Verstörung wie die Nazis sorgen.
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Es ist ein schnelles Switchen zwischen Gedanken, Sätzen, Bildern, die wohl die große Diffusion und Disruption abbilden sollen, die das Internet als Zumutung für ein einziges Bewusstsein auch darstellen kann – besonders in diesem merkwürdigen Bias, das für das Leben dieser Tage kennzeichnend ist: zwischen der eigenen Reduktion auf das enge private Umfeld und dem täglich zu sortierenden Bild- und Info-Chaos aus dem Internet.
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Zwischendurch löst sich das Gesicht eines Spielers in einer endlosen Kaleidoskop-Spirale auf, […] als ästhetisches Element eigentlich ganz schön und über allem liegt ein düsterer Rock-Gitarren-Sound und es gibt den Chat als Teil der Aufführung.
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Als kleines, digitales und interaktives Experiment über Verschwörungstheorien, die ja fast ausschließlich über das Netz verbreitet werden, [...] ziemlich gelungen. Trotzdem weist der Text über das Einzelschicksal hinaus, weil Menschen, die an Verschwörungstheorien glauben, die jeden Facebook-Fake für bare Münze nehmen und über Rebellion auch ihre Kontrolle zurückzuerlangen versuchen, immer mehr zu werden scheinen. […] Und deshalb passt der Text auch so gut ins Internet.
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Zwischendurch löst sich das Gesicht eines Spielers in einer endlosen Kaleidoskop-Spirale auf, […] als ästhetisches Element eigentlich ganz schön und über allem liegt ein düsterer Rock-Gitarren-Sound und es gibt den Chat als Teil der Aufführung.
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Als kleines, digitales und interaktives Experiment über Verschwörungstheorien, die ja fast ausschließlich über das Netz verbreitet werden, [...] ziemlich gelungen.