
Gastspiel Burgtheater Wien
Lärm. Blindes Sehen. Blinde Sehen!
von Elfriede Jelinek
"Die Macht hat ein Auge auf uns geworfen." "Uns" stehen in Elfriede Jelineks jüngstem Text die Gates, Kurz, Soros und Rothschilds, die Chinesen und die Amerikaner, die Götter und Zauberinnen gegenüber. Aber nicht mit Gleichgültigkeit, wie "wir" lange dachten, nein, sie kümmern sich intensiv um uns. Sie haben eigens ein Virus in die Welt gesetzt, um uns zu dezimieren, sie haben Impfstoffe entwickelt, die uns zuverlässig töten werden, wahlweise jagen sie uns auch Mikrochips unter die Haut, um uns bei unseren letzten Zuckungen nicht aus dem Blick zu verlieren.
Keine Rede von Vertrauensverlust und wachsender Entfremdung zwischen "unten" und "oben". Intensiv, giftig und körperlich ist das Verhältnis zwischen den Göttern und den Erdlingen, zwischen Kirke und dem Häuflein überlebender Männer unter der Führung des Odysseus, die die Zauberin mithilfe einer unbekannten Flüssigkeit in Schweine verwandelt. Aber waren sie das nicht schon immer? Waren es nicht Männer wie Schweine, die wesentlich zur Ausbreitung des Virus über Ischgl hinaus beigetragen haben? Bis in die großen Schlachthöfe, in denen Schweine wiederum massenhaft zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden? Die Pandemie, als mythensatte Schweine-Grippe betrachtet, führt bei Jelinek zu einem unverschnupften, klarsichtigen Text darüber, wie wenig wir unsere Lage verstehen (wollen) und über den Lärm, den wir dabei machen. "Sie sehen uns nicht, sie hören uns nicht, aber sie wollen uns zerstören."
Mit freundlicher Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung.
Keine Rede von Vertrauensverlust und wachsender Entfremdung zwischen "unten" und "oben". Intensiv, giftig und körperlich ist das Verhältnis zwischen den Göttern und den Erdlingen, zwischen Kirke und dem Häuflein überlebender Männer unter der Führung des Odysseus, die die Zauberin mithilfe einer unbekannten Flüssigkeit in Schweine verwandelt. Aber waren sie das nicht schon immer? Waren es nicht Männer wie Schweine, die wesentlich zur Ausbreitung des Virus über Ischgl hinaus beigetragen haben? Bis in die großen Schlachthöfe, in denen Schweine wiederum massenhaft zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden? Die Pandemie, als mythensatte Schweine-Grippe betrachtet, führt bei Jelinek zu einem unverschnupften, klarsichtigen Text darüber, wie wenig wir unsere Lage verstehen (wollen) und über den Lärm, den wir dabei machen. "Sie sehen uns nicht, sie hören uns nicht, aber sie wollen uns zerstören."
Mit freundlicher Unterstützung der Heinz und Heide Dürr Stiftung.
Regie Frank Castorf
Bühne Aleksandar Denic
Kostüme Adriana Braga Peretzki
Musik William Minke
Videodesign und Kamera Andreas Deinert
Licht Lothar Baumgarte
Dramaturgie Sebastian Huber
Mitarbeit Künstlerische Produktionsleitung Sebastian Klink
11. und 12. Juni 2022
Deutsches Theater
Deutsches Theater
Mehmet Ateşçi
Marcel Heuperman
Dörte Lyssewski
Branko Samarovski
Marie-Luise Stockinger
Mariano MargaritLive Kamera
Georg VoglerLive Videocutter
Flora RajakowitschTonanglerin
Mehmet Ateşçi, Marcel Heuperman, Dörte Lyssewski, Branko Samarovski, Marie-Luise Stockinger
Mariano Margarit
Live Kamera
Georg Vogler
Live Videocutter
Flora Rajakowitsch
Tonanglerin
Kleine Zeitung
"Der Sexismus und die Selbstherrlichkeit feiernder Männerrunden in den Alpen, die Beschwichtigungs- und Vertuschungsversuche durch Behörden und Politik, die abstrusen Verschwörungstheorien der 'Querdenker', die Grauslichkeiten der Schweineindustrie verbinden sich in dem Text zu einer groß angelegten Zivilisationskritik, die von Regisseur Frank Castorf noch unterstrichen und überhöht wird."
"Der Sexismus und die Selbstherrlichkeit feiernder Männerrunden in den Alpen, die Beschwichtigungs- und Vertuschungsversuche durch Behörden und Politik, die abstrusen Verschwörungstheorien der 'Querdenker', die Grauslichkeiten der Schweineindustrie verbinden sich in dem Text zu einer groß angelegten Zivilisationskritik, die von Regisseur Frank Castorf noch unterstrichen und überhöht wird."
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Der Standard
"Frank Castorf hat zwar proportional gesehen nur wenige Passagen des 83 Seiten langen Textes für seine Wiener Inszenierung eingetütet, und doch sind Regisseur und Autorin ein verdammt gutes Match. Sie treffen sich mit diebischem Vergnügen im Dschungel missverständlicher Zeichen. Es lässt sich nie mit Sicherheit sagen, was man da sieht. Ist es aber doch entziffert, so hat es sich schon in etwas anderes oder gar ins Gegenteil gewendet. […] Castorf hat wieder mal alle rumgekriegt."
"Frank Castorf hat zwar proportional gesehen nur wenige Passagen des 83 Seiten langen Textes für seine Wiener Inszenierung eingetütet, und doch sind Regisseur und Autorin ein verdammt gutes Match. Sie treffen sich mit diebischem Vergnügen im Dschungel missverständlicher Zeichen. Es lässt sich nie mit Sicherheit sagen, was man da sieht. Ist es aber doch entziffert, so hat es sich schon in etwas anderes oder gar ins Gegenteil gewendet. […] Castorf hat wieder mal alle rumgekriegt."
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Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Elfriede Jelinek greift entschlossen ins Medien-Mythen-Mutationen-Leben und bereitet es als faszinierendes Zerrspiegelpanorama auf."
"Elfriede Jelinek greift entschlossen ins Medien-Mythen-Mutationen-Leben und bereitet es als faszinierendes Zerrspiegelpanorama auf."
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