
Let Them Eat Money. Welche Zukunft?!
von Andres Veiel in Zusammenarbeit mit Jutta Doberstein
Ein Stück Zukunft: Nach partizipativen Formaten, in denen Andres Veiel und Jutta Doberstein Wissenschaftler_innen und Bürger_innen zu Workshops zu den Themen Arbeit, Finanzen, Umwelt etc. zusammengebracht haben, entstand nun ein Theaterstück, das sich in der Zukunft mit Vergangenheit beschäftigt: In einem Untersuchungsausschuss wird im Jahr 2028 die Frage nach der Verantwortung für die Ereignisse der Jahre 2018 bis 2028 gestellt. Die EU befindet sich nach dem Austritt Italiens 2023 in einer der größten Krisen ihrer Geschichte. Anlass genug, gegenzusteuern und in der Rest-EU 2024 ein bedingungsloses Grundeinkommen einzuführen. Doch ein ökonomischer Crash ist nicht mehr aufzuhalten. Ist die Ursache in einer zufälligen Verkettung bester Absichten zu finden? Andres Veiel geht es um die Konfrontation mit widersprüchlichen Entwürfen von Zukunft – abseits von Legislaturperioden oder Parteiinteressen. So werden utopische Momente genauso zur Diskussion gestellt wie dystopische. Welche Spuren verfolgen wir? Und welche hinterlassen wir?
Koproduktion mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Informationen zur Recherche und zum Gesamtprojekt auch unter www.welchezukunft.org
Koproduktion mit der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss, gefördert durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
Informationen zur Recherche und zum Gesamtprojekt auch unter www.welchezukunft.org
Regie Andres Veiel
Bühne Julia Kaschlinski
Kostüm Michaela Barth
Video Daniel Hengst
Musik Fabian Kalker
Luftakrobatik Sasha Krohn
Dramaturgie Ulrich Beck
Uraufführung
28. September 2018, Deutsches Theater
Koproduktion mit dem Humboldt Forum im Berliner Schloss
28. September 2018, Deutsches Theater
Koproduktion mit dem Humboldt Forum im Berliner Schloss
Kathleen MorgeneyerYldune Kaayan

Thorsten HierseHans "Onz" Perret

Susanne-Marie WrageFranca Roloeg

Paul GrillRappo Rosser

Timo WeisschnurStefan Tarp

Jörg PoseFrerich Konnst

Celia Bähr / Luise HartSina, Yldunes Tochter
Jürgen HuthJürgen Bandowski

Fabian Kalker / Nicolas FehrLive-Musik
Yldune Kaayan
Hans "Onz" Perret
Franca Roloeg
Rappo Rosser
Stefan Tarp
Frerich Konnst
Celia Bähr / Luise Hart
Sina, Yldunes Tochter
Jürgen Bandowski
Fabian Kalker / Nicolas Fehr
Live-Musik
Seoul, Korea
20. + 21. September 2019
Staatsschauspiel Dresden
3. Oktober 2019
20. + 21. September 2019
Staatsschauspiel Dresden
3. Oktober 2019
Der Gast beim 10. Nachgespräch zu Let Them Eat Money. Welche Zukunft?! war Christoph Bals, Theologe und politischer Geschäftsführer der Umweltorganisation Germanwatch e.V.. Im Gespräch mit Autor und Regisseur Andres Veiel und Moderatorin Ulrike Herrmann (Wirtschaftsredakteurin bei der taz) diskutierte er unter anderem, ob es einen Internationalen Gerichtshof für Verbrechen gegen die Erde geben sollte.
Tilo Jung präsentiert seit 2013 auf YouTube sein Interview-Format jung und naiv. Am 9. April 2019 war er Gast beim neunten Nachgespräch zu Let Them Eat Money. Welche Zukunft?!, moderiert von Ulrike Herrmann, Wirtschaftsredakteurin der taz. Wieder auf dem Podium dabei: Regisseur Andres Veiel, der, gemeinsam mit Jutta Doberstein, auch Autor des Theaterstücks ist.
Beim achten Nachgespräch zu Let Them Eat Money. Welche Zukunft?! saß neben Moderator Stefan Reinecke und Autor und Regisseur Andres Veiel der Gründer des Vereins Mein Grundeinkommen e.V., Michael Bohmeyer, auf dem Podium im Deutschen Theater Berlin. Der Verein hat bisher über Spenden 300 Menschen ein bedingungsloses Grundeinkommen finanzieren können. Anhand eigener Recherchen konnte Michael Bohmeyer berichten, wie die Empfänger mit diesem Geld umgehen und wie es ihr Leben verändert.
Als Gast beim siebten Nachgespräch zu Let Them Eat Money. Welche Zukunft?! konnten Moderator Stefan Reinecke (taz-Redakteur) sowie Autor und Regisseur Andres Veiel Thilo Bode begrüßen. Bode war viele Jahre Geschäftsführer bei Greenpeace Deutschland und hat die Organisation Food Watch gegründet. 2018 erschien sein Buch Die Diktatur der Konzerne, in dem er aufzeigt, welch starken Einfluss Konzerne auf politische Entscheidungen haben.
Der Wirtschaftswissenschaftler Rudolf Hickel war Gast des sechsten Nachgesprächs zu Let Them Eat Money. Welche Zukunft?!. Er diskutierte mit Moderatorin Ulrike Herrmann, Wirtschaftsredakteurin bei der taz und Autor und Regisseur Andres Veiel unter anderem darüber, wie wichtig ein starker, handlungsfähiger und demokratischer Staat in Zukunft ist. Für ihn ist Kern des Theaterstücks, dass wir begreifen müssen, dass die vorherrschende Idee von Wachstum ökologisch eine Katastrophe ist, die sozial immer mehr zur Spaltung der Gesellschaft führt.
Beim fünften Nachgespräch zu Let Them Eat Money. Welche Zukunft?! ergab sich eine interessante Diskussion zwischen dem Bundesminister für Arbeit und Soziales Hubertus Heil (SPD) und Regisseur/Autor Andres Veiel über das Bedingunglose Grundeinkommen, wobei der Minister auf einen für ihn markanten Denkfehler beim Grundeinkommen hinwies. Außerdem ging es im Gespräch darum, welche Arbeitsplätze in Zukunft eventuell durch künstliche Intellgenz (KI), zum Beispiel durch Roboter, übernommen werden und welche für den Menschen neu hinzukommen. Das in diesem Gespräch mehrfach angesprochene IAB ist übrigens das Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung in Nürnberg. Moderiert wurde dieses Nachgespräch von Stefan Reinecke, Redakteur bei der taz.
Am 13.12.2018 war Katja Kipping (Vorsitzende DIE LINKE) zu Gast im Deutschen Theater Berlin, um im Anschluss an die Vorstellung von Let Them Eat Money. Welche Zukunft?! mit Regisseur und Autor Andres Veiel über die Möglichkeiten eines Bedingungslosen Grundeinkommens zu diskutieren. Das Theaterstück warne davor, dieses neoliberal anstatt emanzipatorisch einzuführen, sagte Katja Kipping im Gespräch. Moderiert wurde das Nachgespräch von Ulrike Herrmann (Redakteurin bei der taz).
Zu Gast beim dritten Nachgespräch am 25.11.2018 war Gerhard Schick, Finanzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/die Grünen im Bundestag. Er beschäftigt sich vor allem mit Finanzpolitik und Finanzmarktregulierung und ist zugleich Vorsitzender der "Bürgerbewegung Finanzwende". Er sagt, dass die im Stück aufgezeigten Szenarien durchaus realistisch sind. Gemeinsam mit Regisseur Andres Veiel und Moderator Stefan Reinecke (Redakteur bei der taz) spricht er im Nachgespräch über aktuelle Risiken auf den (europäischen) Finanzmärkten.
Im zweiten Nachgespräch am 11.11.2018 traf Autor und Regisseur Andres Veiel den Politologen und Vorstandsmitglied der IG Metall Hans-Jürgen Urban zum Gespräch. Die Moderatorin Ulrike Herrmann (Wirtschaftsredakteurin der taz) stellte ihn als den "intellektuellen Vordenker der gesamten Gewerkschaftsbewegung" vor, der sich – ebenso wie das Theaterstück – mit den Fragen der Zukunft beschäftigt. Im Gespräch ging es darum, wie man die IG Metall als Gewerkschaft durch die Krisen der Zukunft steuert und was Digitalisierung und Robotisierung für die Gewerkschaft bedeuten.
Im ersten Nachgespräch am 27.10.2018 war Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie eingeladen, um mit Autor und Regisseur Andres Veiel über die Zukunft des Klimas zu sprechen. Thematisiert wurden die Gefahren des Klimawandels aber auch, dass es wichtig ist, mit Optimismus in die Zukunft zu schauen. Moderation: Ulrike Herrmann, Wirtschaftsredakteurin der taz.
Außerdem im Spielplan
Vorstellung fällt leider aus
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Regie: Christian Schwochow
DT Bühne
20.00 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Bar
21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
[...]
Die Science-Fiction-Aura tut dem Text gut, der übervoll und Detail-lastig alle Krisenthemen der Gegenwart versammelt: Big Data, Überwachung, Bankensystem, Politik-Versagen auf allen Ebenen, übermächtige Unternehmens-Interessen, Klimakatastrophe.
[...]
Die dystopische Verkettung ist nicht neu, aber Veiel schenkt den Zusammenhängen einen neuen spekulativen Rahmen. Und vor allem rücken die Figuren und ihre Prägungen in den Vordergrund. Die ersten Seiten des Stücks bestehen aus Beschreibungen ihrer Biografie. Täter sind nicht mehr auszumachen, sondern Ideenträger und unterschiedliche Denkweisen. Ein Kniff, mit dessen Hilfe die prototypischen Widersprüchlichkeiten aufleben und einem das Science-Fiction-Szenario näher kommt. Wer Andres Veiel eher als Regisseur schlichter, sachlicher Bühnenästhetik im Kopf hat, blickt hier auf ein hybrides Setting aus medialer Oberfläche und Katastrophen-Welt. Auch Salz wie aus einem vertrockneten See bedeckt weiß den Boden und von der Decke baumeln Stricke wie in einer Folterkammer.
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Die Science-Fiction-Aura tut dem Text gut, der übervoll und Detail-lastig alle Krisenthemen der Gegenwart versammelt: Big Data, Überwachung, Bankensystem, Politik-Versagen auf allen Ebenen, übermächtige Unternehmens-Interessen, Klimakatastrophe.
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Die dystopische Verkettung ist nicht neu, aber Veiel schenkt den Zusammenhängen einen neuen spekulativen Rahmen. Und vor allem rücken die Figuren und ihre Prägungen in den Vordergrund. Die ersten Seiten des Stücks bestehen aus Beschreibungen ihrer Biografie. Täter sind nicht mehr auszumachen, sondern Ideenträger und unterschiedliche Denkweisen. Ein Kniff, mit dessen Hilfe die prototypischen Widersprüchlichkeiten aufleben und einem das Science-Fiction-Szenario näher kommt.
Veiel setzt hier mit seiner Co-Autorin Jutta Doberstein ein hoch spannendes Gedankenexperiment an, eine klug durchdachte Dystopie, die sich nie mit einfachen Fragen oder simplen Lösungen begnügt und sich oft nah an den Problemen der Wirklichkeit bewegt. Auch die Figurenzeichnung ist komplex. Jeder möchte das Beste für die Welt, ist auf der Suche nach der brillanten Zukunft. Stefan Tarp hat mit einer smarten Idee Flüchtlinge gerettet und das Grundeinkommen eingeführt. Die redliche EU-Kommissarin wurde schlicht von den Märkten überrannt. Hier gibt es keine schlechten Menschen – nur schlechte Ideen. Und selbst die kommen zunächst noch vernünftig daher. [...]
Ein tiefschürfendes Theaterlabor, ein überbordendes Kopftheater, gedanklich ein gelungenes Forschungsexperiment. Kathleen Morgeneyer, eine durchlässige, emotionale Schauspielerin, gibt dem Abend als verbitterte Head-Aktivistin Blut. Ebenso wie Jörg Pose als selbstironischer EZB-Chef, der sich immer wieder über die hirnlosen Ansagen der neuesten Roboter lustig macht, die ihn befragen. Mit der Figur des ehemaligen Paketlieferanten Jürgen Bandowski (er wurde von Drohnen ersetzt) versucht Veiel, Bodenhaftung zu bekommen – Jürgen Huth gibt ihn als komischen, patenten Berliner, der die Welt nicht mehr versteht.
Veiel setzt hier mit seiner Co-Autorin Jutta Doberstein ein hoch spannendes Gedankenexperiment an, eine klug durchdachte Dystopie, die sich nie mit einfachen Fragen oder simplen Lösungen begnügt und sich oft nah an den Problemen der Wirklichkeit bewegt. Auch die Figurenzeichnung ist komplex. Jeder möchte das Beste für die Welt, ist auf der Suche nach der brillanten Zukunft. Stefan Tarp hat mit einer smarten Idee Flüchtlinge gerettet und das Grundeinkommen eingeführt. Die redliche EU-Kommissarin wurde schlicht von den Märkten überrannt. Hier gibt es keine schlechten Menschen – nur schlechte Ideen. Und selbst die kommen zunächst noch vernünftig daher. [...]
Ein tiefschürfendes Theaterlabor, ein überbordendes Kopftheater, gedanklich ein gelungenes Forschungsexperiment.
Überhaupt steckt viel Humor drin, was dann doch überrascht, aber dem Kopf gut tut. [...] Veiel schafft es, eine Fülle der dringenden Fragen und Debatten unserer Zeit zu verdichten und das Publikum mit einem Denkauftrag zu entlassen. "Let Them Eat Money" ist ein Theaterabend für den Kopf. Er erzeugt ein Summen und Vibrieren im Oberstübchen im positiven Sinne. Aber es schwirrt am Ende auch einiges durcheinander. Trotzdem ist der Abend kein trockenes Thesen-Theater. Das hat mit den vielschichtigen Figuren zu tun. Schwarz-weiß gibt es hier nicht, Politiker, EZB-Präsident, Milliardär - sie sind genauso wenig nur böse, wie die Aktivisten nur gut sind. [...]
Überhaupt steckt viel Humor drin, was dann doch überrascht, aber dem Kopf gut tut. [...] Veiel schafft es, eine Fülle der dringenden Fragen und Debatten unserer Zeit zu verdichten und das Publikum mit einem Denkauftrag zu entlassen.
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Einmal erzählt Jürgen Huth, der sich als entbehrlich gewordener Paketzusteller durch den Abend berlinert, wie er mit seinem alten NVA-Gewehr die Drohnen vom Himmel holt, die nun seine Arbeit übernommen haben. Und vielleicht ist das der radikalste und konkreteste Gedanke dieser übersortierten Inszenierung: Dass nur eine Kugel aus sozialistischem Lauf den Gang der Dinge unterbrechen kann. Wie häufig bei diesem Gespann (Regisseur Andres Veiel und Autorin Jutta Doberstein) ist der Abend das Ergebnis intensiver dokumentarischer Vorarbeit. Aufwendiger als hier dürfte diese jedoch bislang kaum ausgefallen sein. Denn "Let Them Eat Money" basiert auf Symposien und Think-Tanks, die Veiel und Doberstein seit einem Jahr gemeinsam mit Wissenschaftlern unter dem Dach des Deutschen Theaters und des Humboldt-Forums initiieren. Im Zentrum steht der Blick vom Morgen aufs Heute: Welche Spuren lassen sich bereits jetzt erkennen, die den fiktiven Super-Gau des Jahres 2028 in den Bereich des Denkbaren rücken?
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Einmal erzählt Jürgen Huth, der sich als entbehrlich gewordener Paketzusteller durch den Abend berlinert, wie er mit seinem alten NVA-Gewehr die Drohnen vom Himmel holt, die nun seine Arbeit übernommen haben. Und vielleicht ist das der radikalste und konkreteste Gedanke dieser übersortierten Inszenierung: Dass nur eine Kugel aus sozialistischem Lauf den Gang der Dinge unterbrechen kann.
In seinem Stück "Das Himbeerreich", 2013 uraufgeführt am Schauspiel Stuttgart, hat Veiel schon die Finanzkrise von 2008 verarbeitet. Hier sieht er nun statt in die Vergangenheit in die Zukunft. Damals genügten Interviews mit Bankern, diesmal geht er viel weiter. 2028: Die Euro-Zone ist zerbrochen. Die Dürre in Iran hat Millionen Menschen in die Flucht getrieben. Das bedingungslose Grundeinkommen hat sich als großangelegter Betrug erwiesen, dem Staat fehlte seit dem Crash der italienischen Banken leider das Geld, es zu überweisen. In Europa herrschen Hunger und Chaos. Und immer mehr Menschen sind vom "Nano-Tremor" befallen, einem unkontrollierbaren Zucken, das die implantierten Chips des Pharmakonzerns Nova auslösen. Die Gefühle ihrer Träger, die die Chips aufzeichnen, wurden indes schon nach China verkauft. Wer es sich leisten kann, entflieht dem zerrütteten Europa und siedelt auf die privaten, neuen Offshore-Inseln über. Das ist das düstere Szenario, das der Regisseur Andres Veiel und seine Co-Autorin Jutta Doberstein für "Let Them Eat Money. Welche Zukunft?!" entworfen haben.
In seinem Stück "Das Himbeerreich", 2013 uraufgeführt am Schauspiel Stuttgart, hat Veiel schon die Finanzkrise von 2008 verarbeitet. Hier sieht er nun statt in die Vergangenheit in die Zukunft. Damals genügten Interviews mit Bankern, diesmal geht er viel weiter.
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Die Welt ist in „Let Them Eat Money“ ausgebleicht. Kaum Farben, der Gewerkschaftsfunktionär Rosser (Paul Grill) trägt ein Urlaubshemd. Die Bühne (Julia Kaschlinskyi) ist fast leer, nüchtern, von kalter, stählerner Schönheit und Spiegel einer gescheiterten Welt.
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Es gibt prägnante Bilder und gekonnt eingesetzte mediale Effekte, die integraler Teil des Stücks und nicht bloß optische Attraktionen sind, es gibt geschliffene Dialoge und raffinierte Wendungen. Kann Theater vom digitalen Kapitalismus erzählen, von der Verwandlung des Humanen in Biochipmaschinen, von Finanz-, Euro-, Demokratiekrise? Was wäre Theater wert, das davor kapituliert?
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Die Welt ist in „Let Them Eat Money“ ausgebleicht. Kaum Farben, der Gewerkschaftsfunktionär Rosser (Paul Grill) trägt ein Urlaubshemd. Die Bühne (Julia Kaschlinskyi) ist fast leer, nüchtern, von kalter, stählerner Schönheit und Spiegel einer gescheiterten Welt.
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Es gibt prägnante Bilder und gekonnt eingesetzte mediale Effekte, die integraler Teil des Stücks und nicht bloß optische Attraktionen sind, es gibt geschliffene Dialoge und raffinierte Wendungen.
In der Tat operiert dieses Stück nicht, mit unbekannten Größen, aber das ist auch gar nicht entscheidend. Denn es spiegelt eine Diskursrealität der Bürger, die sich für dieses Projekt zusammengesetzt und ihre Vorstellungen einer krisenhaften Zukunft diskutiert haben.
Interessant ist der kritische Blick auf das "besinnungslose" Grundeinkommen, wie Frerich Konnst, der imaginierte Präsident der Europäischen Zentralbank (Jörg Pose), einmal sagt. Es erscheint hier nicht, so wie es in vielen Kreisen heute diskutiert wird, als Lösung aller Probleme, sondern als Folge (oder gar Ursache?) einer Erosion des Sozialstaates, die eigentlich keiner wollte. Wenn aber keiner wollte, was jetzt ist, wer ist dann dafür verantwortlich?
"Wir werden die zur Rechenschaft ziehen, die unsere Zukunft verbraucht haben", sagt Yldune, die von Kathleen Morgeneyer so kraftvoll gespielt wird, dass dieses nachdenkliche politische Stück allein schon deshalb sehenswert ist - aber auch wegen der Kohärenz zwischen dem Farbton, der Musik, den Figuren und der Geschichte, die erzählt wird. Bekannt dafür, Kunst politisch zu übersetzen, treibt Veiel das krisenhafte Denken an: Die Krise soll in den Zukunftsszenarien vorausgesetzt werden. Von besseren Zeiten zu träumen war gestern. […]
In der Tat operiert dieses Stück nicht, mit unbekannten Größen, aber das ist auch gar nicht entscheidend. Denn es spiegelt eine Diskursrealität der Bürger, die sich für dieses Projekt zusammengesetzt und ihre Vorstellungen einer krisenhaften Zukunft diskutiert haben.
Interessant ist der kritische Blick auf das "besinnungslose" Grundeinkommen, wie Frerich Konnst, der imaginierte Präsident der Europäischen Zentralbank (Jörg Pose), einmal sagt. Es erscheint hier nicht, so wie es in vielen Kreisen heute diskutiert wird, als Lösung aller Probleme, sondern als Folge (oder gar Ursache?) einer Erosion des Sozialstaates, die eigentlich keiner wollte. Wenn aber keiner wollte, was jetzt ist, wer ist dann dafür verantwortlich?
"Wir werden die zur Rechenschaft ziehen, die unsere Zukunft verbraucht haben", sagt Yldune, die von Kathleen Morgeneyer so kraftvoll gespielt wird, dass dieses nachdenkliche politische Stück allein schon deshalb sehenswert ist - aber auch wegen der Kohärenz zwischen dem Farbton, der Musik, den Figuren und der Geschichte, die erzählt wird.
Das Ergebnis ist ein fesselndes Drama, das geschickt darauf verzichtet, zu predigen oder zu propagieren [...] Das Skript von Andres Veiel, einem bekannten Filmemacher, und seiner Mitarbeiterin Jutta Doberstein leistet gute Arbeit, indem es die in den Workshops entwickelten komplexen Ideen dramatisiert und komplexe hypothetische wirtschaftliche und politische Szenarien geschickt und differenziert erklärt. Die engagierte achtköpfige Besetzung verbringt viel Zeit damit zu erklären, was schief gelaufen ist und wie, aber die fließende und schnittig futuristische Inszenierung mit Videoprojektionen, starker Beleuchtung und etwas Akrobatik auf der Bühne sorgt für eine gute Aufmerksamkeit des Publikums.
Das Ergebnis ist ein fesselndes Drama, das geschickt darauf verzichtet, zu predigen oder zu propagieren [...]