
Solaris
nach dem Roman von Stanisław Lem
Deutsch von Irmtraud Zimmermann-Göllheim
Fassung von András Dömötör und Meike Schmitz
Fassung von András Dömötör und Meike Schmitz
Seit seiner Entdeckung vor mehr als hundert Jahren steht der Planet Solaris im Zentrum des wissenschaftlichen Interesses. Es scheint, als habe man tatsächlich außerirdisches Leben dort gefunden. Allerdings anders, als man sich das vorgestellt hatte: Auf der Solaris gibt es nur einen einzigen Bewohner, einen schleimigen Ozean, der den Planeten fast vollständig umgibt. Ganze Forschergenerationen haben versucht mit diesem Ozean in Kontakt zu treten. Bisher ohne Erfolg.
Auch der Psychologe Kris Kelvin hat sein Leben der Erforschung der Solaris gewidmet. Voll Tatendrang macht er sich auf den Weg zur Raumstation, um die Arbeit mit den dort stationierten Wissenschaftlern voranzutreiben. Aber was er vorfindet, ist nicht, was erwartet hatte.
Solaris, 1961 erschienen, zählt zu den Meisterwerken der Science-Fiction-Literatur. Stanisław Lem zeichnet darin das Bild einer zukünftigen Menschheit, die sich etwas vollkommen Unbekanntem und Unerklärlichem gegenübersieht. Mit all ihren Mitteln versucht sie, dieses Etwas zu begreifen. Es ist die Unfähigkeit die eigene Perspektive zu verlassen, die letztlich das Zustandekommen eines Kontakts verhindert. „Wir wollen gar nicht den Kosmos erobern, wir wollen nur die Erde bis an seine Grenzen erweitern. Menschen suchen wir, niemanden sonst“, heißt es. Lem stellt damit nicht nur die Frage nach den Grenzen menschlicher Erkenntnis, sondern verweist auch auf die Beschränktheit des Menschen, die ihm den offenen Blick auf sein Gegenüber verstellt. Auf der vermeintlichen Suche nach dem anderen, sucht und findet er doch immer nur sich selbst.
Auch der Psychologe Kris Kelvin hat sein Leben der Erforschung der Solaris gewidmet. Voll Tatendrang macht er sich auf den Weg zur Raumstation, um die Arbeit mit den dort stationierten Wissenschaftlern voranzutreiben. Aber was er vorfindet, ist nicht, was erwartet hatte.
Solaris, 1961 erschienen, zählt zu den Meisterwerken der Science-Fiction-Literatur. Stanisław Lem zeichnet darin das Bild einer zukünftigen Menschheit, die sich etwas vollkommen Unbekanntem und Unerklärlichem gegenübersieht. Mit all ihren Mitteln versucht sie, dieses Etwas zu begreifen. Es ist die Unfähigkeit die eigene Perspektive zu verlassen, die letztlich das Zustandekommen eines Kontakts verhindert. „Wir wollen gar nicht den Kosmos erobern, wir wollen nur die Erde bis an seine Grenzen erweitern. Menschen suchen wir, niemanden sonst“, heißt es. Lem stellt damit nicht nur die Frage nach den Grenzen menschlicher Erkenntnis, sondern verweist auch auf die Beschränktheit des Menschen, die ihm den offenen Blick auf sein Gegenüber verstellt. Auf der vermeintlichen Suche nach dem anderen, sucht und findet er doch immer nur sich selbst.
Regie András Dömötör
Bühne / Kostüme Sigi Colpe
Sound Tamás Matkó
Video Paul Fuhrmann
Licht Peter Grahn
Ton Martin Person
Dramaturgie Meike Schmitz
Premiere 2. März 2018, Box
Elias Arens

Esther Maria Hilsemer
Jeremy Mockridge

Timo Weisschnur

Die Bühnenfassung, die Dömötör und Meike Schmitz schrieben, hält sich mit starken Überzeichnungen oder Publikumsbeteiligung diesmal zurück und der Romanhandlung die Treue. Auf der zerklüfteten Bühne (Sigi Colpe) und in einheitlichen Anzügen, die eher an frühe Renn- als an Raumfahrer erinnern, kristallisieren sich schnell die Rollen heraus. Das beste Schauspielerfutter bekommen Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur als spleenige Bewohner der Forschungsstation: Als Snaut und Sartorius geben sie den Typus "zerstreuter, leicht verrückter Professor", über den sich Neuankömmling Kris Kelvin (Elias Arens) wundert. Respektvoll ging der ungarische Regisseur András Dömötör in der Box des Deutschen Theaters mit dem Science Fiction-Roman-Klassiker "Solaris" um, der schon vielfach für die Leinwand und die Bühne adaptiert wurde. [...]
Die Bühnenfassung, die Dömötör und Meike Schmitz schrieben, hält sich mit starken Überzeichnungen oder Publikumsbeteiligung diesmal zurück und der Romanhandlung die Treue. Auf der zerklüfteten Bühne (Sigi Colpe) und in einheitlichen Anzügen, die eher an frühe Renn- als an Raumfahrer erinnern, kristallisieren sich schnell die Rollen heraus. Das beste Schauspielerfutter bekommen Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur als spleenige Bewohner der Forschungsstation: Als Snaut und Sartorius geben sie den Typus "zerstreuter, leicht verrückter Professor", über den sich Neuankömmling Kris Kelvin (Elias Arens) wundert.
Die verbohrten Wissenschaftler suchen Kontakt zur Außenwelt, zu einem Lebewesen auf Solaris, finden aber nur alte Weggefährten von der Erde wieder, um auch noch von ihrer unablässigen Anwesenheit belästigt zu werden. Der eigentliche, vielleicht uneingestandene Wunsch der Kontaktaufnahme: Der Zutritt zu einem fremden Leben, das durch Annäherung und Aneignung das eigene Leben zu erleichtern hilft.
Während der Neuankömmling Kelvin (Elias Arens) noch von einem obsessiven Forschergeist durchdrungen und von Idealismus angetrieben ist, sind seine Kollegen Snaut und Sartorius (Jeremy Mockridge, Timo Weisschnur) ob der Erfahrung schon wesentlich abgeklärter, ja desillusionierter. Die Szenerie gleicht einer klaustrophobischen Psychiatrie. Snaut steht manchmal kurz davor, die Nerven zu verlieren. Alles wird für Kelvin anders, als er seine ehemalige irdische Frau Harey (Esther Maria Hilsemer) trifft. Sie ist gar nicht die wahre Harey, sondern eine Kopie, die Solaris aus seinen Erkenntnissen und Empfindungen geformt hat. [...] Esther Maria Hilsemer als Harey macht ihre Sache ausgezeichnet, mal hält sie sich unauffällig und träumerisch im Hintergrund, als würde sie alles, was ihr widerfährt, hinnehmen, ein andermal klammert sie sich an Kelvin und wieder ein andermal ist sie dynamische Vertreterin der Selbstauslöschung. Dömötör und Sigi Colpe (Bühnenbild) haben eine Science-Fiction-Arena geschaffen, ein geradezu passendes Interieur. Das Fluidum einer rein technischen Nach-Welt, in der fast alles computerisiert ist. Einen festen Halt auf einer ebenen Fläche gibt es nicht, die Figuren bewegen sich auf Schrägen, auf einem faltigen Untergrund – ein Ausruhen ist nicht möglich. [...]
Die verbohrten Wissenschaftler suchen Kontakt zur Außenwelt, zu einem Lebewesen auf Solaris, finden aber nur alte Weggefährten von der Erde wieder, um auch noch von ihrer unablässigen Anwesenheit belästigt zu werden. Der eigentliche, vielleicht uneingestandene Wunsch der Kontaktaufnahme: Der Zutritt zu einem fremden Leben, das durch Annäherung und Aneignung das eigene Leben zu erleichtern hilft.
Während der Neuankömmling Kelvin (Elias Arens) noch von einem obsessiven Forschergeist durchdrungen und von Idealismus angetrieben ist, sind seine Kollegen Snaut und Sartorius (Jeremy Mockridge, Timo Weisschnur) ob der Erfahrung schon wesentlich abgeklärter, ja desillusionierter. Die Szenerie gleicht einer klaustrophobischen Psychiatrie. Snaut steht manchmal kurz davor, die Nerven zu verlieren. Alles wird für Kelvin anders, als er seine ehemalige irdische Frau Harey (Esther Maria Hilsemer) trifft. Sie ist gar nicht die wahre Harey, sondern eine Kopie, die Solaris aus seinen Erkenntnissen und Empfindungen geformt hat. [...] Esther Maria Hilsemer als Harey macht ihre Sache ausgezeichnet, mal hält sie sich unauffällig und träumerisch im Hintergrund, als würde sie alles, was ihr widerfährt, hinnehmen, ein andermal klammert sie sich an Kelvin und wieder ein andermal ist sie dynamische Vertreterin der Selbstauslöschung.
Wer Lems Roman von 1961 nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen. Auch wenn das Technische darin teils veraltet ist [...], die verhandelten Fragen sind es nicht. Im Zentrum steht die Möglichkeit von Kontakt. Wie können zwei völlig verschiedene Systeme kommunizieren? Durch ein Rundfenster der zackigen Raumstationkulisse von Sigi Colpe blicken wir ins All, wo ganz langsam fünf, sechs Hände erscheinen – es sind die der Solarisforscher und eine grünschleimig ozeanische – die sich scheu, aber freundlich umschmeicheln. [...]
Wer Lems Roman von 1961 nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen. Auch wenn das Technische darin teils veraltet ist [...], die verhandelten Fragen sind es nicht. Im Zentrum steht die Möglichkeit von Kontakt. Wie können zwei völlig verschiedene Systeme kommunizieren?
Die Bühne von Sigi Colpe gibt einen Fingerzeig: eng und funktional, mit winzigen Luken und einem V-förmigen Spalt in der Mitte repräsentiert sie einen Ort technizistischer Selbstentfremdung. Wie ein Gehirn, das über dem – durch ein Fenster erahnbaren – Ozean des Unterbewusstseins schwebt, jedoch offenbar auf unüberwindliche Weise von diesem getrennt. [...]
Eine Versuchsanordnung für drei starke Schauspieler (Elias Arens, Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur) und ein wiederkehrendes Trugbild, Kelvins Ex-Frau Hari (auf elegische Weise eindringlich: Esther Maria Hilsemer), die seit zehn Jahren tot ist. Dömötör setzt auf das Absurde der Szenerie, scheut nicht den grellen Effekt. Was ist von Menschen zu halten, die in ferne Galaxien reisen, aber über die Geheimnisse ihres eigenen Ichs so gut wie nichts wissen? Für Lem ist es ein Symptom entgrenzter Fortschrittsideologie. Was haben die Forscher hier überhaupt zu suchen, wollen sie Solaris kolonisieren? Große Themen brauchen viel Platz? Nicht unbedingt, eine Raumkapsel genügt völlig. [...]
Die Bühne von Sigi Colpe gibt einen Fingerzeig: eng und funktional, mit winzigen Luken und einem V-förmigen Spalt in der Mitte repräsentiert sie einen Ort technizistischer Selbstentfremdung. Wie ein Gehirn, das über dem – durch ein Fenster erahnbaren – Ozean des Unterbewusstseins schwebt, jedoch offenbar auf unüberwindliche Weise von diesem getrennt. [...]
Eine Versuchsanordnung für drei starke Schauspieler (Elias Arens, Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur) und ein wiederkehrendes Trugbild, Kelvins Ex-Frau Hari (auf elegische Weise eindringlich: Esther Maria Hilsemer), die seit zehn Jahren tot ist. Dömötör setzt auf das Absurde der Szenerie, scheut nicht den grellen Effekt. Was ist von Menschen zu halten, die in ferne Galaxien reisen, aber über die Geheimnisse ihres eigenen Ichs so gut wie nichts wissen? Für Lem ist es ein Symptom entgrenzter Fortschrittsideologie. Was haben die Forscher hier überhaupt zu suchen, wollen sie Solaris kolonisieren?