Solaris

nach dem Roman von Stanisław Lem
Bühne / Kostüme Sigi Colpe
Video Paul Fuhrmann
Licht Peter Grahn
Dramaturgie Meike Schmitz
Premiere 2. März 2018, Box
Elias Arens
Esther Maria Hilsemer
Jeremy Mockridge
Timo Weisschnur
Das Kulturblog
Konrad Kögler, 02.03.2018
Respektvoll ging der ungarische Regisseur András Dömötör in der Box des Deutschen Theaters mit dem Science Fiction-Roman-Klassiker "Solaris" um, der schon vielfach für die Leinwand und die Bühne adaptiert wurde. [...]

Die Bühnenfassung, die Dömötör und Meike Schmitz schrieben, hält sich mit starken Überzeichnungen oder Publikumsbeteiligung diesmal zurück und der Romanhandlung die Treue. Auf der zerklüfteten Bühne (Sigi Colpe) und in einheitlichen Anzügen, die eher an frühe Renn- als an Raumfahrer erinnern, kristallisieren sich schnell die Rollen heraus. Das beste Schauspielerfutter bekommen Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur als spleenige Bewohner der Forschungsstation: Als Snaut und Sartorius geben sie den Typus "zerstreuter, leicht verrückter Professor", über den sich Neuankömmling Kris Kelvin (Elias Arens) wundert.
Respektvoll ging der ungarische Regisseur András Dömötör in der Box des Deutschen Theaters mit dem Science Fiction-Roman-Klassiker "Solaris" um, der schon vielfach für die Leinwand und die Bühne adaptiert wurde. [...]

Die Bühnenfassung, die Dömötör und Meike Schmitz schrieben, hält sich mit starken Überzeichnungen oder Publikumsbeteiligung diesmal zurück und der Romanhandlung die Treue. Auf der zerklüfteten Bühne (Sigi Colpe) und in einheitlichen Anzügen, die eher an frühe Renn- als an Raumfahrer erinnern, kristallisieren sich schnell die Rollen heraus. Das beste Schauspielerfutter bekommen Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur als spleenige Bewohner der Forschungsstation: Als Snaut und Sartorius geben sie den Typus "zerstreuter, leicht verrückter Professor", über den sich Neuankömmling Kris Kelvin (Elias Arens) wundert.
Pagewizz
Steffen Kassel, 02.03.2018
Dömötör und Sigi Colpe (Bühnenbild) haben eine Science-Fiction-Arena geschaffen, ein geradezu passendes Interieur. Das Fluidum einer rein technischen Nach-Welt, in der fast alles computerisiert ist. Einen festen Halt auf einer ebenen Fläche gibt es nicht, die Figuren bewegen sich auf Schrägen, auf einem faltigen Untergrund – ein Ausruhen ist nicht möglich. [...]

Die verbohrten Wissenschaftler suchen Kontakt zur Außenwelt, zu einem Lebewesen auf Solaris, finden aber nur alte Weggefährten von der Erde wieder, um auch noch von ihrer unablässigen Anwesenheit belästigt zu werden. Der eigentliche, vielleicht uneingestandene Wunsch der Kontaktaufnahme: Der Zutritt zu einem fremden Leben, das durch Annäherung und Aneignung das eigene Leben zu erleichtern hilft.

Während der Neuankömmling Kelvin (Elias Arens) noch von einem obsessiven Forschergeist durchdrungen und von Idealismus angetrieben ist, sind seine Kollegen Snaut und Sartorius (Jeremy Mockridge, Timo Weisschnur) ob der Erfahrung schon wesentlich abgeklärter, ja desillusionierter. Die Szenerie gleicht einer klaustrophobischen Psychiatrie. Snaut steht manchmal kurz davor, die Nerven zu verlieren. Alles wird für Kelvin anders, als er seine ehemalige irdische Frau Harey (Esther Maria Hilsemer) trifft. Sie ist gar nicht die wahre Harey, sondern eine Kopie, die Solaris aus seinen Erkenntnissen und Empfindungen geformt hat. [...] Esther Maria Hilsemer als Harey macht ihre Sache ausgezeichnet, mal hält sie sich unauffällig und träumerisch im Hintergrund, als würde sie alles, was ihr widerfährt, hinnehmen, ein andermal klammert sie sich an Kelvin und wieder ein andermal ist sie dynamische Vertreterin der Selbstauslöschung.
Dömötör und Sigi Colpe (Bühnenbild) haben eine Science-Fiction-Arena geschaffen, ein geradezu passendes Interieur. Das Fluidum einer rein technischen Nach-Welt, in der fast alles computerisiert ist. Einen festen Halt auf einer ebenen Fläche gibt es nicht, die Figuren bewegen sich auf Schrägen, auf einem faltigen Untergrund – ein Ausruhen ist nicht möglich. [...]

Die verbohrten Wissenschaftler suchen Kontakt zur Außenwelt, zu einem Lebewesen auf Solaris, finden aber nur alte Weggefährten von der Erde wieder, um auch noch von ihrer unablässigen Anwesenheit belästigt zu werden. Der eigentliche, vielleicht uneingestandene Wunsch der Kontaktaufnahme: Der Zutritt zu einem fremden Leben, das durch Annäherung und Aneignung das eigene Leben zu erleichtern hilft.

Während der Neuankömmling Kelvin (Elias Arens) noch von einem obsessiven Forschergeist durchdrungen und von Idealismus angetrieben ist, sind seine Kollegen Snaut und Sartorius (Jeremy Mockridge, Timo Weisschnur) ob der Erfahrung schon wesentlich abgeklärter, ja desillusionierter. Die Szenerie gleicht einer klaustrophobischen Psychiatrie. Snaut steht manchmal kurz davor, die Nerven zu verlieren. Alles wird für Kelvin anders, als er seine ehemalige irdische Frau Harey (Esther Maria Hilsemer) trifft. Sie ist gar nicht die wahre Harey, sondern eine Kopie, die Solaris aus seinen Erkenntnissen und Empfindungen geformt hat. [...] Esther Maria Hilsemer als Harey macht ihre Sache ausgezeichnet, mal hält sie sich unauffällig und träumerisch im Hintergrund, als würde sie alles, was ihr widerfährt, hinnehmen, ein andermal klammert sie sich an Kelvin und wieder ein andermal ist sie dynamische Vertreterin der Selbstauslöschung.
Berliner Zeitung
Doris Meierhenrich, 05.03.2018
Durch ein Rundfenster der zackigen Raumstationkulisse von Sigi Colpe blicken wir ins All, wo ganz langsam fünf, sechs Hände erscheinen – es sind die der Solarisforscher und eine grünschleimig ozeanische – die sich scheu, aber freundlich umschmeicheln. [...]

Wer Lems Roman von 1961 nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen. Auch wenn das Technische darin teils veraltet ist [...], die verhandelten Fragen sind es nicht. Im Zentrum steht die Möglichkeit von Kontakt. Wie können zwei völlig verschiedene Systeme kommunizieren?
Durch ein Rundfenster der zackigen Raumstationkulisse von Sigi Colpe blicken wir ins All, wo ganz langsam fünf, sechs Hände erscheinen – es sind die der Solarisforscher und eine grünschleimig ozeanische – die sich scheu, aber freundlich umschmeicheln. [...]

Wer Lems Roman von 1961 nicht kennt, sollte das unbedingt nachholen. Auch wenn das Technische darin teils veraltet ist [...], die verhandelten Fragen sind es nicht. Im Zentrum steht die Möglichkeit von Kontakt. Wie können zwei völlig verschiedene Systeme kommunizieren?
neues deutschland
Gunnar Decker, 10.03.2018
Große Themen brauchen viel Platz? Nicht unbedingt, eine Raumkapsel genügt völlig. [...]

Die Bühne von Sigi Colpe gibt einen Fingerzeig: eng und funktional, mit winzigen Luken und einem V-förmigen Spalt in der Mitte repräsentiert sie einen Ort technizistischer Selbstentfremdung. Wie ein Gehirn, das über dem – durch ein Fenster erahnbaren – Ozean des Unterbewusstseins schwebt, jedoch offenbar auf unüberwindliche Weise von diesem getrennt. [...]

Eine Versuchsanordnung für drei starke Schauspieler (Elias Arens, Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur) und ein wiederkehrendes Trugbild, Kelvins Ex-Frau Hari (auf elegische Weise eindringlich: Esther Maria Hilsemer), die seit zehn Jahren tot ist. Dömötör setzt auf das Absurde der Szenerie, scheut nicht den grellen Effekt. Was ist von Menschen zu halten, die in ferne Galaxien reisen, aber über die Geheimnisse ihres eigenen Ichs so gut wie nichts wissen? Für Lem ist es ein Symptom entgrenzter Fortschrittsideologie. Was haben die Forscher hier überhaupt zu suchen, wollen sie Solaris kolonisieren?
Große Themen brauchen viel Platz? Nicht unbedingt, eine Raumkapsel genügt völlig. [...]

Die Bühne von Sigi Colpe gibt einen Fingerzeig: eng und funktional, mit winzigen Luken und einem V-förmigen Spalt in der Mitte repräsentiert sie einen Ort technizistischer Selbstentfremdung. Wie ein Gehirn, das über dem – durch ein Fenster erahnbaren – Ozean des Unterbewusstseins schwebt, jedoch offenbar auf unüberwindliche Weise von diesem getrennt. [...]

Eine Versuchsanordnung für drei starke Schauspieler (Elias Arens, Jeremy Mockridge und Timo Weisschnur) und ein wiederkehrendes Trugbild, Kelvins Ex-Frau Hari (auf elegische Weise eindringlich: Esther Maria Hilsemer), die seit zehn Jahren tot ist. Dömötör setzt auf das Absurde der Szenerie, scheut nicht den grellen Effekt. Was ist von Menschen zu halten, die in ferne Galaxien reisen, aber über die Geheimnisse ihres eigenen Ichs so gut wie nichts wissen? Für Lem ist es ein Symptom entgrenzter Fortschrittsideologie. Was haben die Forscher hier überhaupt zu suchen, wollen sie Solaris kolonisieren?

Außerdem im Spielplan

Wiederaufnahme
Eine Inszenierung des DT Jung*

Nathan

nach Gotthold Ephraim Lessing
in einer Überschreibung von Joanna Praml und Dorle Trachternach
Kammer
11.00 - 12.40
Vorstellung fällt leider aus
von Ewald Palmetshofer nach Christopher Marlowe
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür ist eine Erkrankung im Ensemble.
Box
19.30
URAUFFÜHRUNG
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
anschließend Premierenparty in der Bar
DT Bühne
19.30
Eine Inszenierung des DT Jung*

Nathan

nach Gotthold Ephraim Lessing
in einer Überschreibung von Joanna Praml und Dorle Trachternach
Kammer
20.00 - 21.40