
Warten auf Godot
von Samuel Beckett
"Wladimir: Also? Wir gehen?
Estragon: Gehen wir!
(Sie rühren sich nicht von der Stelle.)"
Landstraße. Ein Baum. Abend. Zwei Akte, zweimal zwei Personen: Wladimir und Estragon, Pozzo und Lucky. Manchmal geht ein Junge vorbei. Nichts geschieht. Und es ist, wie gleich die erste Replik von Becketts Text sagt, auch "nichts zu machen". Was bleibt, ist das Warten. Und das Sprechen. Als ob es keine andere Möglichkeit gäbe, sich seiner selbst zu versichern. Als ob die sich wiederholenden Rituale der Rede zugleich dazu dienten, das Leiden an der Leere der Welt, den puren Zeit-Vertreib, erträglich zu machen. Mit ihm zu spielen. Sich zu retten.
Während der Vorarbeiten zu seiner Warten auf Godot-Inszenierung ist Dimiter Gotscheff – der große bulgarische Regisseur, der dem europäischen Theater seinen unverwechselbaren Stempel aus Lakonie, Witz, Poesie und Abgründigkeit aufgedrückt hat – im Oktober 2013 gestorben. Es war insbesondere ein Wunsch seiner Schauspieler, das Stück auf die Bühne zu bringen: als liebevolle Hommage.
Estragon: Gehen wir!
(Sie rühren sich nicht von der Stelle.)"
Landstraße. Ein Baum. Abend. Zwei Akte, zweimal zwei Personen: Wladimir und Estragon, Pozzo und Lucky. Manchmal geht ein Junge vorbei. Nichts geschieht. Und es ist, wie gleich die erste Replik von Becketts Text sagt, auch "nichts zu machen". Was bleibt, ist das Warten. Und das Sprechen. Als ob es keine andere Möglichkeit gäbe, sich seiner selbst zu versichern. Als ob die sich wiederholenden Rituale der Rede zugleich dazu dienten, das Leiden an der Leere der Welt, den puren Zeit-Vertreib, erträglich zu machen. Mit ihm zu spielen. Sich zu retten.
Während der Vorarbeiten zu seiner Warten auf Godot-Inszenierung ist Dimiter Gotscheff – der große bulgarische Regisseur, der dem europäischen Theater seinen unverwechselbaren Stempel aus Lakonie, Witz, Poesie und Abgründigkeit aufgedrückt hat – im Oktober 2013 gestorben. Es war insbesondere ein Wunsch seiner Schauspieler, das Stück auf die Bühne zu bringen: als liebevolle Hommage.
Regie Ivan Panteleev
Bühne und Kostüme Mark Lammert
Sounddesign Martin Person
Dramaturgie Claus Caesar
Berlin-Premiere 28. September 2014
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
Koproduktion mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen
Wolfram KochEstragon

Samuel FinziWladimir

Andreas DöhlerLucky

Christian GrashofPozzo

Staatsschauspiel Dresden
03./04. März 2019
Taipei
11. bis 13. August 2017
Peking
08./09. Juli 2016
Shanghai
03./04. Juli 2016
Sofia
15./16. Juni 2016
Winterthur
03./04. Juni 2016
Thalia Theater Hamburg
05./06. Juni 2015
Residenztheater München
03./04. Mai 2015
03./04. März 2019
Taipei
11. bis 13. August 2017
Peking
08./09. Juli 2016
Shanghai
03./04. Juli 2016
Sofia
15./16. Juni 2016
Winterthur
03./04. Juni 2016
Thalia Theater Hamburg
05./06. Juni 2015
Residenztheater München
03./04. Mai 2015
Samuel Finzi und Wolfram Koch erhalten den Gertrud-Eysoldt-Ring 2014 für ihre Rollen in Warten auf Godot.
Eingeladen zum Theatertreffen 2015
Eingeladen zum Theatertreffen 2015
Wenn Pozzo und Lucky als Herr und Knecht auf die Bühne kommen – bis in die Spitzen fingerfertig Christian Grashof, glaubwürdig geschurigelt Andreas Döhler – und Lucky in einer irrlichternden Wissenschaftstravestie auf Geheiß ("Denk, du Sau!") zu denken beginnt, dann wirken die Lacher im Publikum schon prekärer, bevor sie dann vollends verstummen, wenn mit der Rede von Millionen von Toten der Holocaust als Hintergrund des Stücks benannt wird. (...)
Panteleevs clowneske Inszenierung ist überaus respektvoll, indem sie präzis jenen Beckett’schen Witz herausarbeitet, der sich dem Wissen verdankt, dass wir nichts Besseres haben als ihn, ausgenommen vielleicht die wenigen Umarmungen, die unsere Seelen dulden. In einer solchen versuchen Finzi und Koch Jacke gegen Mantel zu tauschen. Die einzigen Requisiten, die von den älteren Aufführungen geblieben sind, tragen die Figuren auf dem Leib, bis auf ein riesiges Stück rosa Stoff, das der arme Lucky faltet und faltet. Kein Koffer mehr, kein Strick um Luckys Hals. Als Baum muss ein Scheinwerfermast herhalten. „Was ist mit der Weide?“, fragt Estragon. "Wird abgestorben sein. Hat sich ausgetrauert." So ist es und ist es nicht. Das Stück ist ja nicht zuletzt ein Stück über das Theater, weil die Wartenden, während sie warten, einander vorspielen, sie hätten sich was zu sagen. Das klappt immer wieder mal überraschend gut, auch ohne Worte, wenn ein pantomimisches Spiel mit Fingerschnipsen in die brillante Darstellung von Tischtennis, Tennis, Golf, Polo und Schach übergeht. Dass wir all das nur spielen, um das grausige Nichts zu überbrücken, wurde selten so heiter und ausgelassen, so ganz und gar mit vollem Recht belacht.
Wenn Pozzo und Lucky als Herr und Knecht auf die Bühne kommen – bis in die Spitzen fingerfertig Christian Grashof, glaubwürdig geschurigelt Andreas Döhler – und Lucky in einer irrlichternden Wissenschaftstravestie auf Geheiß ("Denk, du Sau!") zu denken beginnt, dann wirken die Lacher im Publikum schon prekärer, bevor sie dann vollends verstummen, wenn mit der Rede von Millionen von Toten der Holocaust als Hintergrund des Stücks benannt wird. (...)
Panteleevs clowneske Inszenierung ist überaus respektvoll, indem sie präzis jenen Beckett’schen Witz herausarbeitet, der sich dem Wissen verdankt, dass wir nichts Besseres haben als ihn, ausgenommen vielleicht die wenigen Umarmungen, die unsere Seelen dulden. In einer solchen versuchen Finzi und Koch Jacke gegen Mantel zu tauschen. Die einzigen Requisiten, die von den älteren Aufführungen geblieben sind, tragen die Figuren auf dem Leib, bis auf ein riesiges Stück rosa Stoff, das der arme Lucky faltet und faltet. Kein Koffer mehr, kein Strick um Luckys Hals. Als Baum muss ein Scheinwerfermast herhalten. „Was ist mit der Weide?“, fragt Estragon. "Wird abgestorben sein. Hat sich ausgetrauert." So ist es und ist es nicht.
Regisseur Ivan Panteleev lässt in seine klug reduzierte Inszenierung viele Zitate aus dem Beckett-Kosmos einfließen, er ist mit seiner zurückhaltenden Interpretation nah bei Beckett, der "Godot" mal im Schiller-Theater inszenierte, vom Tiefsinn befreite und das Spiel in den Mittelpunkt rückte. Bühnen- und Kostümbildner Mark Lammert hat eine quadratische, schiefe Ebene auf die Bühne gesetzt, im Zentrum steht der Trichter, aus dem die Schauspieler auftauchen – und manchmal auch zu verschwinden drohen. Godot kommt auch diesmal nicht, aber das Warten war selten so kurzweilig wie bei dieser verspäteten, fulminanten Saisoneröffnung des Deutschen Theaters. Finzi und Koch loten die Komik des Stücks in allen Nuancen aus. Die beiden spielen ein pantomimisches Tennis-Match, das in ein Sportarten-Kaleidoskop übergeht. Sie tauschen akrobatisch Sakko und Mantel. Reden, schwärmen, streiten. Irgendwie muss das Warten ja ausgefüllt werden. Denn fürs Aufhängen fehlt der Strick und für den Sprung vom Eiffelturm sind sie jetzt zu alt, "da lässt uns heute keiner mehr hoch".
Regisseur Ivan Panteleev lässt in seine klug reduzierte Inszenierung viele Zitate aus dem Beckett-Kosmos einfließen, er ist mit seiner zurückhaltenden Interpretation nah bei Beckett, der "Godot" mal im Schiller-Theater inszenierte, vom Tiefsinn befreite und das Spiel in den Mittelpunkt rückte. Bühnen- und Kostümbildner Mark Lammert hat eine quadratische, schiefe Ebene auf die Bühne gesetzt, im Zentrum steht der Trichter, aus dem die Schauspieler auftauchen – und manchmal auch zu verschwinden drohen. Godot kommt auch diesmal nicht, aber das Warten war selten so kurzweilig wie bei dieser verspäteten, fulminanten Saisoneröffnung des Deutschen Theaters.