
Die Wildente
von Henrik Ibsen
Das Monströse ist Normalität geworden und die Normalität monströs, so die bittere Erkenntnis, als Gerdis Werle nach Jahren der Isolation und Abgeschiedenheit in ihre Heimatstadt zurückkehrt. Nicht, dass sie als Buchhalterin eines Außenpostens der väterlichen Firma hoch oben in den nordischen Wäldern die Unabhängigkeit und Klarheit gefunden hätte, nach der sie gesucht hatte. Die Gespenster der Vergangenheit trägt sie noch immer in sich. Doch was ist das gegen die Verbiegungen und Deformationen, die sie vorfindet? Ihr Vater, mächtiger und krisenfester Unternehmer, liebäugelt mit einer späten zweiten Ehe und dem Ruhestand. Doch Ruhe will Gerdis nicht geben, zu groß ist aus ihrer Sicht seine Schuld am Tod der Mutter und am Bankrott seines Geschäftspartners Ekdal, der für ihn ins Gefängnis musste. Um diese Schuld zu vertuschen, hat ihr Vater, wie sich zeigt, keine Kosten gescheut und viele Schulden beglichen. Er hat Ekdals Sohn Hjalmar ein Fotoatelier finanziert, die Hochzeit mit seiner Ex-Geliebten Gina bezahlt und ein Netz von Abhängigkeiten gespannt, in dem sich Gerdis‘ Jugendfreund Hjalmar samt Frau und seiner Tochter Hedvig nur allzu bequem eingerichtet hat. Inbegriff ihrer geretteten und zugleich beschädigten Existenz ist eine zahme Wildente, ein von Werle auf der Jagd angeschossenes, flügellahmes Tier, das von Hedvig gehegt und gepflegt wird. Doch welchen Weg aus der Beschädigung kann es geben, der nicht auf totale Zerstörung hinausläuft?
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Anja Rabes
Musik Michael Verhovec
Licht Robert Grauel
Dramaturgie John von Düffel
Premiere
13. Juni 2021
Deutsches Theater
13. Juni 2021
Deutsches Theater
Anja SchneiderGerdis Werle

Paul GrillHjalmar Ekdal

Judith HofmannGina, seine Frau

Linn ReusseHedvig, ihre Tochter

Peter René LüdickeDr. Relling

Gerdis Werle
Hjalmar Ekdal
Gina, seine Frau
Hedvig, ihre Tochter
Dr. Relling
Außerdem im Spielplan
Kammerspiele
20.00 - 21.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
URAUFFÜHRUNG
Dirk und ich
von und mit Marcel Kohler
Anschließend Premierenparty – Bar
Box
20.30 - 22.05
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Nur noch wenige Vorstellungen
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Deutsches Theater
20.30 - 22.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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Es ist eine so präzise wie radikale Familienaufstellung, die Stephan Kimmig hier präsentiert, bis zum bitteren Ende. Die Schauspieler sprechen oft gezielt voneinander weg und reiben ihre Wünsche und Enttäuschungen manchmal so heftig aneinander, dass es schmerzlich wird [...] Dennoch: ein eindringlicher, sehenswerter Abend über Fragen, die alle etwas angehen.
Hier wird, soviel ist klar, in schlanken anderthalb Stunden etwas seziert – und zwar zweierlei: die Verwerfungen zwischen den Generationen zweier Familien und Ibsens 1895 uraufgeführtes Stück selbst.
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Es ist eine so präzise wie radikale Familienaufstellung, die Stephan Kimmig hier präsentiert, bis zum bitteren Ende. Die Schauspieler sprechen oft gezielt voneinander weg und reiben ihre Wünsche und Enttäuschungen manchmal so heftig aneinander, dass es schmerzlich wird [...] Dennoch: ein eindringlicher, sehenswerter Abend über Fragen, die alle etwas angehen.
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Stephan Kimmig ist mit dem ausgezeichneten Ensemble eine packende, wirkungsvoll konzentrierte Inszenierung gelungen. Und als sich Hedvig hinter der Bühne erschießt, überströmt blendendes Licht den klinisch weißen Schaukasten: Operation gelungen, Patientin tot. Aber das Theater lebt. Keine norwegische Folklore, keine Gemütlichkeit, keine stillen Winkel: Alle erscheinen in ihrer hellen Kleidung wie Versuchspersonen in einem Laborexperiment, von dem sie nichts wissen, ob Peter René Lüdicke, der schräge Vogel von einem Arzt, der oft zur Pflege von Lebenslügen als bester Medizin rät, ob Paul Grill als Hjalmar, Inkarnation eines existenziellen Haltungsschadens, der bloß redet und nichts tut, oder ob Judith Hofmann als Gina, seine Frau, tatkräftig und dabei subkutan verbittert.
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Stephan Kimmig ist mit dem ausgezeichneten Ensemble eine packende, wirkungsvoll konzentrierte Inszenierung gelungen. Und als sich Hedvig hinter der Bühne erschießt, überströmt blendendes Licht den klinisch weißen Schaukasten: Operation gelungen, Patientin tot. Aber das Theater lebt.