
zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden
Ein Wohnhaus in Berlin. Darin: ein alter Trinker, ein lesbisches Paar, ein Geflüchteter, eine depressive Frau und ihr Ex-Mann. Um den Alltag, das Neben- und Miteinander dieser Sechs entspinnen sich Fragen nach Gentrifizierung und Verdrängung, vor allem aber nach unserem Umgang mit Fremdem – mit Menschen, die uns nicht verständlich sind, sei es aufgrund von Kultur, Herkunft oder auch nur von Missverständnissen und verstellten Blicken.
"Svealena Kutschke zeichnet in zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden ein präzises Gesellschaftspanorama und lässt ihre Antiheld_innen so wortgewandt wie hochreflektiert zu Wort kommen: Ihre scheinbare Sprachmächtigkeit, die um die Hintergründe und Untiefen der eigenen Situation weiß, erzählt jedoch vor allem von der eigenen Ohnmacht." (Aus der Begründung der Jury)
Svealena Kutschke ist in Lübeck geboren und studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim. Sie hat drei Romane veröffentlicht, zuletzt Stadt aus Rauch (Eichborn, 2017). Für ihre literarische Arbeit erhielt sie verschiedene Auszeichnungen und Stipendien, unter anderem den Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin, das Berliner Senatsstipendium und Aufenthaltsstipendien in China, Polen und Kroatien; zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden ist ihr erstes Theaterstück. Svealena Kutschke wurde 2019 mit dem Förderpreis des Schiller-Gedächtnis-Preises ausgezeichnet.
"Svealena Kutschke zeichnet in zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden ein präzises Gesellschaftspanorama und lässt ihre Antiheld_innen so wortgewandt wie hochreflektiert zu Wort kommen: Ihre scheinbare Sprachmächtigkeit, die um die Hintergründe und Untiefen der eigenen Situation weiß, erzählt jedoch vor allem von der eigenen Ohnmacht." (Aus der Begründung der Jury)
Svealena Kutschke ist in Lübeck geboren und studierte Kulturwissenschaften in Hildesheim. Sie hat drei Romane veröffentlicht, zuletzt Stadt aus Rauch (Eichborn, 2017). Für ihre literarische Arbeit erhielt sie verschiedene Auszeichnungen und Stipendien, unter anderem den Open Mike der Literaturwerkstatt Berlin, das Berliner Senatsstipendium und Aufenthaltsstipendien in China, Polen und Kroatien; zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden ist ihr erstes Theaterstück. Svealena Kutschke wurde 2019 mit dem Förderpreis des Schiller-Gedächtnis-Preises ausgezeichnet.
Regie András Dömötör
Bühne / Kostüme Sigi Colpe
Musik Tamás Matkó
Licht Heiko Thomas
Dramaturgie Juliane Koepp
Uraufführung
8. Juni 2019
Box
8. Juni 2019
Box
Maike KnirschDarija

Lorena HandschinKim

Katrin KleinSarah

Helmut MooshammerAhmed

Jörg PoseHolm

Außerdem im Spielplan
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Anschließend Nachgespräch mit der Katholischen Akademie – Saal
Kammerspiele
19.00 - 21.40
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
Regie: Timofej Kuljabin
Deutsches Theater
19.30 - 21.55
19.00 Einführung – Saal
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Popsalon: Andreas Borcholte (Spiegel), Silvia Silko (Tagesspiegel), Sebastian Zabel (Rolling Stone)
Balzer und Müller laden ein
Bar
21.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Bei Svealena Kutschke [...] passt alles. "zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden" ist weit weniger kryptisch als der Titel befürchten lässt. Die Autorin erzählt grob und klar Pankower Hinterhofgeschichten: von der jungen türkischen Pflegerin aus der Psychiatrie, die nicht mehr leiden mag und zurückschlägt, und von deren junger Geliebter, die ein scheiterndes Leben im Spätverkauf zubringt; vom stets betrunkenen Ex-Polizisten, den die traumatische Erinnerung an die Selbstverbrennung eines zur Abschiebung anstehenden Geflüchteten in immer neuen Suff, in Verzweiflung und Gewalt treibt; vom deutsch-arabischen Ehepaar schließlich, getrennt in beiden Hinterhof-Flügeln lebend, er Anwalt, sie depressiv und das Muster eines "Gutmenschen", der hilft und getäuscht wird. Im Zentrum steht ein junger Geflüchteter, durch den alle in die Eskalation geraten, ohne dass er je auftritt.
Dieses bürgerliche Pandämonium bringt András Dömötör uns extrem nahe – wir sitzen im Kreis um einen großen Teppich herum, die grandios aufregenden Schauspielerinnen und Schauspieler unter und neben uns.
Szenerien für Kutschkes Text werden nicht benötigt – wir tragen sie im Kopf mit uns herum. Säßen wir öfter so zusammen, jeder und jede im Gegenüber mit dem anderen, wir wären vielleicht weniger besessen von den Traumata im deutschen Hinterhof. Toller Text, grandiose Inszenierung – daran werden wir uns erinnern. Das Highlight des Abends [ist] Svealena Kutschkes brillante Sozialstudie mit dem Titel "zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden". [...]
Bei Svealena Kutschke [...] passt alles. "zu unseren füßen, das gold, aus dem boden verschwunden" ist weit weniger kryptisch als der Titel befürchten lässt. Die Autorin erzählt grob und klar Pankower Hinterhofgeschichten: von der jungen türkischen Pflegerin aus der Psychiatrie, die nicht mehr leiden mag und zurückschlägt, und von deren junger Geliebter, die ein scheiterndes Leben im Spätverkauf zubringt; vom stets betrunkenen Ex-Polizisten, den die traumatische Erinnerung an die Selbstverbrennung eines zur Abschiebung anstehenden Geflüchteten in immer neuen Suff, in Verzweiflung und Gewalt treibt; vom deutsch-arabischen Ehepaar schließlich, getrennt in beiden Hinterhof-Flügeln lebend, er Anwalt, sie depressiv und das Muster eines "Gutmenschen", der hilft und getäuscht wird. Im Zentrum steht ein junger Geflüchteter, durch den alle in die Eskalation geraten, ohne dass er je auftritt.
Dieses bürgerliche Pandämonium bringt András Dömötör uns extrem nahe – wir sitzen im Kreis um einen großen Teppich herum, die grandios aufregenden Schauspielerinnen und Schauspieler unter und neben uns.
Szenerien für Kutschkes Text werden nicht benötigt – wir tragen sie im Kopf mit uns herum. Säßen wir öfter so zusammen, jeder und jede im Gegenüber mit dem anderen, wir wären vielleicht weniger besessen von den Traumata im deutschen Hinterhof. Toller Text, grandiose Inszenierung – daran werden wir uns erinnern.
Die Geschichte [...] spielt in einem Mietshaus in Pankow, nah an der ehemaligen Mauer. Fünf Menschen berichten in Monologen, was sie bewegt und was sie beobachten. Diese Beobachterposition spiegelt sich in der Bühnensituation wieder: Die Zuschauenden beobachten neben dem Spielgeschehen auch die anderen Zuschauenden beim Beobachten. [...]
Jörg Pose spielt diesen Holm mit flirrender Nervosität. Er nestelt an seinem Hemd herum, tapert im Kreis um die Lampe herum, spricht erst stockend, dann immer schneller und rastet irgendwann aus. Auch DT-Neuzugang Lorena Handschin und Maike Knirsch als ungleiches Paar Kim und Darija loten behutsam Tiefen und Untiefen ihrer Rollen aus. Helmut Mooshammer gibt süffisant den giftig-überheblichen Ahmed. [...] Regisseur András Dömötör lässt dem Text in der intimen Box des Deutschen Theaters viel Raum - ganz wie es sich für eine Uraufführung gehört. Er bringt die Worte zum Schwingen. Dabei setzt er auf einfache, aber effektive Mittel - und auf ein spielstarkes Ensemble.
Die Geschichte [...] spielt in einem Mietshaus in Pankow, nah an der ehemaligen Mauer. Fünf Menschen berichten in Monologen, was sie bewegt und was sie beobachten. Diese Beobachterposition spiegelt sich in der Bühnensituation wieder: Die Zuschauenden beobachten neben dem Spielgeschehen auch die anderen Zuschauenden beim Beobachten. [...]
Jörg Pose spielt diesen Holm mit flirrender Nervosität. Er nestelt an seinem Hemd herum, tapert im Kreis um die Lampe herum, spricht erst stockend, dann immer schneller und rastet irgendwann aus. Auch DT-Neuzugang Lorena Handschin und Maike Knirsch als ungleiches Paar Kim und Darija loten behutsam Tiefen und Untiefen ihrer Rollen aus. Helmut Mooshammer gibt süffisant den giftig-überheblichen Ahmed. [...]
Text und Regie greifen hier wunderschön ineinander und verbinden sich zu einer grandios geglückten Inszenierung. András Dömötör [...] lässt den ohnehin guten Text von Svealena Kutschke mit einer klaren, zurückgenommenen Regie noch ein bisschen heller leuchten. Nichts lenkt ab von der Sprache, von den gut gearbeiteten Figuren, die mitten unter uns in der kleinen DT-Box rund um den rot gemusterten Teppich im Stuhlkreis sitzen. Wir werden Teil dieser Pankower Hausgemeinschaft, sitzen neben Holm, der zu viel säuft, gegenüber von Ahmed und seiner Ex-Frau Sarah, lassen uns erzählen, wie sich das lesbische Paar Darija und Kim kennengelernt hat. Nur den Geflüchteten Nabil, der auch im Haus lebt, lernen wir nicht persönlich kennen. Er ist die Projektionsfläche für die Verantwortung, die alle mit ihren Lebensgeschichten herumtragen und für ihre Unfähigkeit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was ihnen fremd scheint.
Text und Regie greifen hier wunderschön ineinander und verbinden sich zu einer grandios geglückten Inszenierung.
Statt die Geschichte in einer realitätsnahen Kulisse spielen zu lassen, hat Regisseur András Dömötör die Box des DT von der Bühnenbildnerin Sigi Colpe zu einer Art Therapieraum umgestalten lassen. Die fünf Schauspieler sitzen entweder im Stuhlkreis zwischen den Zuschauern oder umkreisen die in der Mitte hängende Lampe wie Falter das Licht.
Dabei ist Kutschkes Sprache an manchen Stellen so brutal wie ein Schlag in die Magenkuhle, an anderen zart wie ein Sommerregen. Viele ihrer poetischen Formulierungen würde man sich sofort an die Wand pinnen. Im Stück bildet Kutschke den heutigen Rechtsruck wie unter einem Brennglas ab. Der Schauplatz ihrer Geschichte ist ein Mietshaus im Norden Berlins [...]. Der künstlerische Kniff des Stückes: Kutschke lässt alle Beteiligten zu Wort kommen, außer [einen] Geflüchteten, der damit zur Projektionsfläche für die Vorurteile der anderen wird.
Statt die Geschichte in einer realitätsnahen Kulisse spielen zu lassen, hat Regisseur András Dömötör die Box des DT von der Bühnenbildnerin Sigi Colpe zu einer Art Therapieraum umgestalten lassen. Die fünf Schauspieler sitzen entweder im Stuhlkreis zwischen den Zuschauern oder umkreisen die in der Mitte hängende Lampe wie Falter das Licht.
Dabei ist Kutschkes Sprache an manchen Stellen so brutal wie ein Schlag in die Magenkuhle, an anderen zart wie ein Sommerregen. Viele ihrer poetischen Formulierungen würde man sich sofort an die Wand pinnen.