
Solidarität mit den Menschen in der Ukraine
Mit Erschütterung verfolgen wir die aktuellen Vorgänge und sind fassungslos angesichts des Angriffs Russlands auf die Ukraine. Das Deutsche Theater Berlin solidarisiert sich mit den Menschen in der Ukraine und ist in Gedanken bei befreundeten Künstler:innen und Kolleg:innen.
Bereits seit mehreren Jahren verbindet das DT eine enge Zusammenarbeit mit Künstler:innen aus Osteuropa. Dieser kulturelle Austausch und künstlerische Dialog haben die Arbeit am Deutschen Theater sehr geprägt. Angesichts der schockierenden Ereignisse in der Ukraine ist es gerade jetzt wichtiger denn je, die internationale Gemeinschaft zu stärken und gemeinsam für eine friedliche und offene Gesellschaft einzutreten.
Unsere Kollegin Birgit Lengers, Kuratorin des internationalen Festivals RADAR OST, erreichen derzeit viele sehr emotionale Nachrichten von ukrainischen Freund:innen und Kolleg:innen aber auch von Künstler:innen aus Russland, mit denen wir seit Jahren zusammenarbeiten. Sie drücken Fassungslosigkeit, Wut, Trauer aus – aber auch den Wunsch nach Solidarität, die Verbindungen untereinander zu stärken und den Wahnsinn zusammen durchzustehen. Hier veröffentlichen wir einige von ihnen:
"Ich schicke dir ein Audio, denn ich bin an der Grenze und versuche nach Polen zu kommen. Für uns ist es eine schreckliche Zeit, denn wir befinden uns im Krieg. In euren Nachrichte ist die Rede von 'Konflikten' in der Ostukraine, in den 'Volksrepubliken' Donezk und Luhansk. Nein, die russische Armee attackiert die Ukrainer, die Menschen in Kyiv, in Odessa in Mariupol – in unserem ganzen Land. Und dazu die Nachricht, dass Deutschland uns nicht unterstützen wird, uns keine Waffen gibt, um uns zu verteidigen… Mir fehlen die Worte. Für mich ist das alles verrückt.", 24.02.2022
Stas Zhyrkov, Intendant Left Bank Theatre in Kyiv – zu Gast bei RADAR OST IV (Oktober 2022) mit Bad Roads von Nataliia Vorozhbyt.
"Nicht in meinem Namen. Dieser Krieg in der Ukraine wird nicht in meinem Namen und nicht im Namen vieler russischer Künstler:innen und Bürger:innen geführt. Wir unterstützen ihn nicht. Wir fordern die russische Regierung auf, ihn zu beenden. Für die Zukunft beider Länder und der Welt.", 24.02.2022
Ada Mukhina, Nomadische Künstlerin und Theatermacherin (St. Petersburg/Berlin)
"Ich bin auf dem Weg nach Mariupol und die die Verbindung ist nicht stabil. Ich muss mich kurzfassen. Heute ist der Tag, an dem es kein Zurück mehr gibt. Es wird nie wieder so sein wie früher. Die Ukraine wird bleiben und kämpfen. Wir alle, auf unterschiedliche Weise, kämpfen für unsere Freiheit und unser Recht auf Selbstbestimmung. Wir sind geeint und glauben fest daran", 24.02.2022
Andriy Palatnyi, Produktionsleiter Center of Contemporary Art DAKH
"Krieg ist der schrecklichste Weg, um diplomatische Konflikte zu lösen. Ich habe keine Worte, um den Schmerz zu beschreiben, den ich im Moment empfinde, und kann nicht aufhören zu weinen, wenn ich an das Leben und das Leiden der friedlichen Menschen in der Ukraine und in Russland denke.", 24.02.2022
Maxim Didenko, russischer Regisseur (am DT: Wir)
"Nicht in meinem schrecklichsten Alptraum habe ich mir vorgestellt, dass ich von Bombenexplosionen frühmorgens wach werde in Kyiv, dieser schönen, friedlichen europäischen Stadt. Das macht mich sehr traurig und ich weiß nicht, was soll ich jetzt tun? Ich möchte zu meiner Mutter fahren, um sie zu unterstützen. Das ist zurzeit unmöglich, die Straßen sind blockiert. Ich bleibe in Kyiv und warte ab, was weiter passiert.", 24.02.2022
Pavlo Arie, Autor und Dramaturg (Ukraine) – zu Gast u. a. bei RADAR OST DIGITAL (Juni 2020)
"Mein Herz blutet. Für mein Land. Für ganz Europa.
Ich bitte alle Kunstschaffende, sich den Demonstrationen der Ukrainer anzuschließen. Solidarität ist das, was jeder einzelne leisten kann. Bitte öffnet Eure Türen und Herzen, wenn die ukrainischen Flüchtlinge nach Europa kommen. Wir alle müssen jetzt zusammenrücken.
Danke!", 24.02.2022
Marina Schubarth (geb. In Kiew/UdSSR), Leiterin das dokumentartheater berlin
"Ich bin schockiert und erschüttert von den Nachrichten über die Militäroperation in der Ukraine, die Russland initiiert hat! Da ich in diesen Tagen in Prag bin, sind mir die katastrophalen und langfristigen Folgen, die solche Aktionen unseres Landes in der Vergangenheit verursacht haben, besonders bewusst.
Ich unterstütze diese Entscheidung unserer Regierung nicht und bin gegen Krieg in jeder Form. Gewalt und Aggression können in der heutigen Welt politische Konflikte nur verschärfen. Ich spreche allen Opfern der Kriegshandlungen mein tiefes Mitgefühl aus und fordere die russischen Verantwortlichen auf, die Situation wieder in den Bereich der diplomatischen Verhandlungen zu bringen.", 25.02.2022
Timofej Kuljabin, Regisseur aus Novosibirsk (am DT: Fräulein Julie)
"Zwei Tage Fassungslosigkeit. Ich empfinde Schmerz und Angst für Freund:innen und Kolleg:innen in der Ukraine, für alle, die gestern durch die Explosionen von Granaten aufgewacht sind. Ich glaube, dass die Menschen größer als der Staat sind, und ich weiß, dass die Welt nicht in eigene und fremde Tragödien teilbar ist. Ich sage Nein zum Krieg.
Ich sprach gestern mit meiner 96-jährigen Großmutter und sie sagte: 'Mein Leben begann mit dem Krieg und ich hätte nie gedacht, dass es damit enden würde. So ein Schicksal.' Ich will, dass kein Menschenleben jemals mit dem Krieg in Verbindung gebracht wird. Mein Herz schlägt für alle friedliche Menschen in der Ukraine, in Russland und in der ganzen Welt.", 26.02.2022
Ksenia Ravvina, Regisseurin (St. Petersburg/Berlin) – zu Gast bei RADAR OST IV (Oktober 2022)