Baal

von Bertolt Brecht
Premiere 29. November 2014
Christoph FrankenBaal, lyrischer Dichter
Anita VulesicaBaals Mutter/Emmi/Schwester/Soubrette/Der Bettler/Watzmann/2. Gendarm/Claude
Daniel HoevelsGastgeber/Johannes, der Jüngling/Der Amtsbote/John/Mjurk/Der Geistliche/Gougou/Er
Tabea BettinJohanna/Sophie Dechant, ein Bürgermädchen/Die Kellnerin Luise/Schwester/Junges Weib/Sie/1. Gendarm
Felix KnoppEkart, Musiker/Lupu/Klavierspieler/Ein Mann
Michael MühlhausLive-Musik: Hammond, Klavier
Baal, lyrischer Dichter
Baals Mutter/Emmi/Schwester/Soubrette/Der Bettler/Watzmann/2. Gendarm/Claude
Gastgeber/Johannes, der Jüngling/Der Amtsbote/John/Mjurk/Der Geistliche/Gougou/Er
Johanna/Sophie Dechant, ein Bürgermädchen/Die Kellnerin Luise/Schwester/Junges Weib/Sie/1. Gendarm
Ekart, Musiker/Lupu/Klavierspieler/Ein Mann
Live-Musik: Hammond, Klavier
Berliner Morgenpost
Georg Kasch, 01.12.2014
Ein Rätsel, zusammengestückelt aus vielen Vorbildern und einem hochexpressionistischen Sprachrausch, in den sich Christoph Franken hineinfrisst wie Baal in Alkohol, Fleisch und Frauen.
Stefan Pucher schickt seinen Schauspieler in zwei Stunden durch ein Stationendrama ohne Moral, immer auf der Suche nach der nächsten Verausgabung. Und zugleich in ein Spiel, dessen Attraktion Baal ist – ein Popstar der Antihaltungen, Chefclown für ein überfressenes Publikum, das den Reiz der Extreme braucht. Wenn Franken sich auszieht und in nackter Leibesfülle Verse in den Raum brüllt oder wenn in einem Video die zierliche Tabea Bettin mal auf, mal unter ihm liegt, sind das Momente, die dem alles gewöhnten Theater noch einmal Schockmomente verleiht. (…)

Christopher Uhe schlägt mit der Hammond- Orgel die Brücke zwischen Zirkus- Gedudel und Brecht-Lied. Barbara Ehnes Bühne vereint umgekehrtes Zirkus-Podest, mögliches Karrieresprungbrett und Brecht-Gardine. Sie ist aber auch die Mühle des Lebens, gegen die Baal sich in all seiner Körperlichkeit stemmt.
In dieser Ich-Show Baals sind die anderen Figuren nur Staffage. Konsequent also, dass sich die vier Kollegen durch gut zwei Dutzend Rollen spielen. Anita Vulesica erfindet lauter ironische Miniaturen. Daniel Hoevels grient mal aasig als Dompteur, mal schlurft er als verdruckster Loser-Freund herum. Tabea Bettin konturiert die Geliebten und Mädchen als strenge Massenware, Felix Knopp verleiht Ekart und anderen einen männlichen Trauerrand.
Ein Rätsel, zusammengestückelt aus vielen Vorbildern und einem hochexpressionistischen Sprachrausch, in den sich Christoph Franken hineinfrisst wie Baal in Alkohol, Fleisch und Frauen.
Stefan Pucher schickt seinen Schauspieler in zwei Stunden durch ein Stationendrama ohne Moral, immer auf der Suche nach der nächsten Verausgabung. Und zugleich in ein Spiel, dessen Attraktion Baal ist – ein Popstar der Antihaltungen, Chefclown für ein überfressenes Publikum, das den Reiz der Extreme braucht. Wenn Franken sich auszieht und in nackter Leibesfülle Verse in den Raum brüllt oder wenn in einem Video die zierliche Tabea Bettin mal auf, mal unter ihm liegt, sind das Momente, die dem alles gewöhnten Theater noch einmal Schockmomente verleiht. (…)

Christopher Uhe schlägt mit der Hammond- Orgel die Brücke zwischen Zirkus- Gedudel und Brecht-Lied. Barbara Ehnes Bühne vereint umgekehrtes Zirkus-Podest, mögliches Karrieresprungbrett und Brecht-Gardine. Sie ist aber auch die Mühle des Lebens, gegen die Baal sich in all seiner Körperlichkeit stemmt.
In dieser Ich-Show Baals sind die anderen Figuren nur Staffage. Konsequent also, dass sich die vier Kollegen durch gut zwei Dutzend Rollen spielen. Anita Vulesica erfindet lauter ironische Miniaturen. Daniel Hoevels grient mal aasig als Dompteur, mal schlurft er als verdruckster Loser-Freund herum. Tabea Bettin konturiert die Geliebten und Mädchen als strenge Massenware, Felix Knopp verleiht Ekart und anderen einen männlichen Trauerrand.
taz
Katrin Bettina Müller, 01.12.2014
Dass der Regisseur Stefan Pucher sich auskennt in den Mythen der Pop- und Filmgeschichte, ist bekannt. Sein "Baal" aber ist keine Zitiermaschine, die mal eben bereit liegende Genrebilder einem beinahe hundert Jahre alten Text aufpfropft, weil das schick aussieht. Vielmehr scheint es, als wäre die 1918 vom noch jungen Bertolt Brecht geschriebene Ballade über einen Künstler, der gierig, grausam und mit zynischem Witz gegen jede Forderung von Empathie verstößt, geradezu die Vorlage für die später folgenden Monster.

Christoph Franken spielt Baal, anfangs in einem barocken Clownskostüm mit weit gebauschten Schultern und Hosen, die das Zurschaustellen eines gefräßigen Körpers noch gargantuesk überzeichnen. Aber er schafft es, den von expressiven Sprachbildern zitternden Text, der oft von unterdrückter Erregung und Ekel erzeugenden Visionen der Auflösung zehrt, um einige Grade herunterzukühlen. (...)

Brechts Baal ist ein Popstar avant la lettre, der das Böse begeht, weil das ihm huldigende Publikum es ihm so leicht macht. Sie begehren das Genie, für das andere Gesetze gelten, und also gibt er es.
Ob im Salon der Bürgerlichen, wo die erste hysterisch-komische Szene spielt, mit Tabea Bettin und Anita Vulescia als überkandidelt mit ihren Selfies um sich werfende Groupies, ob in der Schenke der proletarischen Säufer, wo Baals Reduktion des Menschen auf die Triebe willkommen ist, oder im Kabarett, wo Baal der grölenden Menge den nackten Arsch zeigt - stets wollen sie mehr von seiner "Smash in your face"-Kunst. Pucher inszeniert die einzelnen Episoden schnell. Einige intime Dialoge werden über die Filmleinwand reingeschnitten, während die vier großartigen Schauspieler, die neben Franken alle anderen Rollen übernehmen, sich für die nächste Szene umziehen.
Dass der Regisseur Stefan Pucher sich auskennt in den Mythen der Pop- und Filmgeschichte, ist bekannt. Sein "Baal" aber ist keine Zitiermaschine, die mal eben bereit liegende Genrebilder einem beinahe hundert Jahre alten Text aufpfropft, weil das schick aussieht. Vielmehr scheint es, als wäre die 1918 vom noch jungen Bertolt Brecht geschriebene Ballade über einen Künstler, der gierig, grausam und mit zynischem Witz gegen jede Forderung von Empathie verstößt, geradezu die Vorlage für die später folgenden Monster.

Christoph Franken spielt Baal, anfangs in einem barocken Clownskostüm mit weit gebauschten Schultern und Hosen, die das Zurschaustellen eines gefräßigen Körpers noch gargantuesk überzeichnen. Aber er schafft es, den von expressiven Sprachbildern zitternden Text, der oft von unterdrückter Erregung und Ekel erzeugenden Visionen der Auflösung zehrt, um einige Grade herunterzukühlen. (...)

Brechts Baal ist ein Popstar avant la lettre, der das Böse begeht, weil das ihm huldigende Publikum es ihm so leicht macht. Sie begehren das Genie, für das andere Gesetze gelten, und also gibt er es.
Ob im Salon der Bürgerlichen, wo die erste hysterisch-komische Szene spielt, mit Tabea Bettin und Anita Vulescia als überkandidelt mit ihren Selfies um sich werfende Groupies, ob in der Schenke der proletarischen Säufer, wo Baals Reduktion des Menschen auf die Triebe willkommen ist, oder im Kabarett, wo Baal der grölenden Menge den nackten Arsch zeigt - stets wollen sie mehr von seiner "Smash in your face"-Kunst. Pucher inszeniert die einzelnen Episoden schnell. Einige intime Dialoge werden über die Filmleinwand reingeschnitten, während die vier großartigen Schauspieler, die neben Franken alle anderen Rollen übernehmen, sich für die nächste Szene umziehen.
Süddeutsche Zeitung
Mounia Meiborg, 01.12.2014
Stefan Pucher macht Baal nun zum Regisseur - und nutzt den Anlass, um über die Künstlichkeit des Theaters nachzudenken. Baal ist der Hauptdarsteller in dem Spiel, das er selbst inszeniert. Er arrangiert Auf- und Abtritte, zieht Vorhänge auf und zu und beobachtet sich selbst auf der Videoleinwand. Stefan Pucher macht Baal nun zum Regisseur - und nutzt den Anlass, um über die Künstlichkeit des Theaters nachzudenken. Baal ist der Hauptdarsteller in dem Spiel, das er selbst inszeniert. Er arrangiert Auf- und Abtritte, zieht Vorhänge auf und zu und beobachtet sich selbst auf der Videoleinwand.

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Außerdem im Spielplan

Infotreffen
DT Jung*

Kick-Off der SpielKlubs

Die künstlerischen Leiter:innen der DT Jung* Spielklubs stellen die Klubs der neuen Spielzeit vor. Um Anmeldung wird gebeten.
Ort wird noch benannt
17:00
Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Bühne
19.00
Vorstellung fällt leider aus
von Ewald Palmetshofer nach Christopher Marlowe
Regie: Jessica Weisskirchen
anschließend im Bühnenbild DT Kontext: Jetzt mit Anfassen! Das andere Publikumsgespräch
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
von Suzie Miller
Regie: András Dömötör
Kammer
20.00 - 21.50
19.30 Einführung im Rangfoyer