Bakunin auf dem Rücksitz

von Dirk Laucke
Zeichnungen Chrigel Farner
Dramaturgie Ulrich Beck
Uraufführung 8. Oktober 2010
Matthias NeukirchBakunin
Isabel SchosnigCharlotte
Moritz GroveSteven
Anita VulesicaEddi
Simone von ZglinickiMoni
Hauke DiekampJan
Berliner Zeitung
Ulrich Seidler, 01.10.2010
Dieses Tier ist ein ziemlich cooler Kunstgriff, den die Regisseurin mit großer, fast schon trockener Selbstverständlichkeit aufnimmt. Wenn Matthias Neukirch als Bakunin nicht ab und zu mal hecheln würde, könnte man glatt vergessen, dass es sich bei dem eher unbeteiligten Salon-Schwadroneur um einen Hund handelt. Dieses Tier ist ein ziemlich cooler Kunstgriff, den die Regisseurin mit großer, fast schon trockener Selbstverständlichkeit aufnimmt. Wenn Matthias Neukirch als Bakunin nicht ab und zu mal hecheln würde, könnte man glatt vergessen, dass es sich bei dem eher unbeteiligten Salon-Schwadroneur um einen Hund handelt.
taz
Katrin Bettina Müller, 11.10.2010
Man hätte, so deutet Bakunin an, das alles hier auch auf Tragödienmaß hochschrauben können, mit verlorenen Vätern und verlorenen Söhnen und wiederkehrenden Figuren des Schicksals. Oder das Ganze zum großen globalisierungskritischen Kino aufblasen können à la ‚Fräulein Smillas Gespür für Schnee‘. Das macht Dirk Laucke, der Autor von 'Bakunin auf dem Rücksitz' aber nicht. Er bleibt eine ehrliche Haut und hängt seine Geschichte tief. Mit Handwerkerstolz. Diese Realität hier muss auf den Tisch. Man hätte, so deutet Bakunin an, das alles hier auch auf Tragödienmaß hochschrauben können, mit verlorenen Vätern und verlorenen Söhnen und wiederkehrenden Figuren des Schicksals. Oder das Ganze zum großen globalisierungskritischen Kino aufblasen können à la ‚Fräulein Smillas Gespür für Schnee‘. Das macht Dirk Laucke, der Autor von 'Bakunin auf dem Rücksitz' aber nicht. Er bleibt eine ehrliche Haut und hängt seine Geschichte tief. Mit Handwerkerstolz. Diese Realität hier muss auf den Tisch.
Berliner Morgenpost
Katrin Pauly, 10.10.2010
Kunterbunte Kiez-Personnage also, die Sabine Auf der Heyde in den Kammerspielen des Deutschen Theaters auf einem nackten Podest den Sozial-Tango tanzen lässt. Im Hintergrund zeichnet eine unsichtbare Hand zeitgleich wechselnde Comic-Kulissen dazu. Und mittendrin lümmelt herrlich süffisant Bakunin. Matthias Neukirch macht in braunen Nadelstreifen zu rotem Hemd aus der Töle einen wahrhaft coolen Köter. Kunterbunte Kiez-Personnage also, die Sabine Auf der Heyde in den Kammerspielen des Deutschen Theaters auf einem nackten Podest den Sozial-Tango tanzen lässt. Im Hintergrund zeichnet eine unsichtbare Hand zeitgleich wechselnde Comic-Kulissen dazu. Und mittendrin lümmelt herrlich süffisant Bakunin. Matthias Neukirch macht in braunen Nadelstreifen zu rotem Hemd aus der Töle einen wahrhaft coolen Köter.
Der Tagesspiegel
Christine Wahl, 10.10.2010
Man kann sich 'Bakunin auf dem Rücksitz', Dirk Lauckes Auftragswerk für das Deutsche Theater Berlin, hervorragend als Kreuzberg-affine Typenfarce vorstellen. Sämtliche local players des frei schwebenden Gentrifizierungsdiskurses sind vertreten. Jeder Einzelne denkt eher vom eigenen Stammtisch her - sprich: die entscheidenden zehn Zentimeter zu kurz. Und weil der 28-jährige Laucke - vor drei Jahren in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift 'Theater heute' zum Nachwuchsautor des Jahres gekürt - über ein überdurchschnittliches Gespür für (Sprach-)Milieus verfügt, tun sie das tatsächlich mal in den adäquaten gegenwartsdramatischen Worten. Man kann sich 'Bakunin auf dem Rücksitz', Dirk Lauckes Auftragswerk für das Deutsche Theater Berlin, hervorragend als Kreuzberg-affine Typenfarce vorstellen. Sämtliche local players des frei schwebenden Gentrifizierungsdiskurses sind vertreten. Jeder Einzelne denkt eher vom eigenen Stammtisch her - sprich: die entscheidenden zehn Zentimeter zu kurz. Und weil der 28-jährige Laucke - vor drei Jahren in der Kritikerumfrage der Fachzeitschrift 'Theater heute' zum Nachwuchsautor des Jahres gekürt - über ein überdurchschnittliches Gespür für (Sprach-)Milieus verfügt, tun sie das tatsächlich mal in den adäquaten gegenwartsdramatischen Worten.
nachtkritik.de
Christian Rakow, 08.10.2010
Nein, wir begeben uns mit dieser Laucke-Novität nicht ins 'philosophische Quartett' (wie das Stück selbst augenzwinkernd anmerkt). Laucke bleibt ganz der sensible Menschenschauer. Theorien interessieren ihn nur in der Form, wie sie unter Leute geraten: als halbverdaute, gemeinplatzige. Lauckes Metier sind die idees reçues. Darin ist er ganz Realist. - Und doch ist dieses neue Werk in seinem Spiel mit realistischen Konventionen so frei, so perspektivenreich und voller sinnfälliger Abschweifungen, dass man sagen möchte: Fürwahr, ja, etwas Bakunin'scher Geist weht darin. Nie gab es bei Laucke mehr anarchische Lust, mehr Spiel mit der literarischen Form.

Die vollständige Kritik finden Sie hier.
Nein, wir begeben uns mit dieser Laucke-Novität nicht ins 'philosophische Quartett' (wie das Stück selbst augenzwinkernd anmerkt). Laucke bleibt ganz der sensible Menschenschauer. Theorien interessieren ihn nur in der Form, wie sie unter Leute geraten: als halbverdaute, gemeinplatzige. Lauckes Metier sind die idees reçues. Darin ist er ganz Realist. - Und doch ist dieses neue Werk in seinem Spiel mit realistischen Konventionen so frei, so perspektivenreich und voller sinnfälliger Abschweifungen, dass man sagen möchte: Fürwahr, ja, etwas Bakunin'scher Geist weht darin. Nie gab es bei Laucke mehr anarchische Lust, mehr Spiel mit der literarischen Form.

Die vollständige Kritik finden Sie hier.

Außerdem im Spielplan

DT Kontext: Vortrag und Gespräch

Der Traum ist aus? Zur Geschichte und Gegenwart utopischen Denkens

zu Gast: Tobias Brück (Journalist)
Rangfoyer
17.00 - 18.00
Mit englischen Übertiteln

Weltall Erde Mensch

Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
18.00 - 21.40
Vorstellung fällt leider aus
Wiederaufnahme
von Ewald Palmetshofer nach Christopher Marlowe
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die für heute geplante Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble. Sollten Sie bereits Karten erworben haben, wird unser Besucher:innenservice Sie in Kürze kontaktieren.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19.00
Wiederaufnahme
Eine Inszenierung des DT Jung*

Im Spiegelsaal

nach der Graphic Novel von Liv Strömquist
Regie: Katharina Bill
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19:00 - 20:35
Wiederaufnahme
von Nikolai Gogol
Kammer
19.30 - 20.45