
Berlin Alexanderplatz
nach dem Roman von Alfred Döblin
"Wie kann ein Mensch gedeihen, wenn er nicht den Tod aufsucht? Den wahren Tod, den wirklichen Tod. Du hast dich dein ganzes Leben bewahrt. Bewahren, bewahren, so ist das furchtsame Verlangen der Menschen, und so steht es auf einem Fleck, und so geht es nicht weiter."
Ein Mann kommt aus dem Gefängnis frei. Widerwillig begibt er sich zurück ins Leben, zurück in die Stadt, in eine Masse aus Fahrzeugen, Lichtern und Menschen. Vier Jahre hat er wegen Totschlags an seiner Geliebten gesessen und hat nun den festen Entschluss gefasst, anständig zu sein. Aber ist das mehr als ein Wort? Einen steinigen, beinah tödlichen Weg muss der Mann gehen bis ihm die Augen aufgehen und er am Ende "sehr verändert und ramponiert" wieder am Alexanderplatz steht.
Der Mann, Franz Biberkopf, ist einer von vielen, sein Schicksal eines von tausenden. Um ihn herum sind andere Menschen, Stimmen, Geräusche, Nachrichten, das Wetter, die Bahnen - überall spricht, singt, dampft, kreischt und kracht es.
Über das Mittel der Montage und in einer radikalen, neuen Sprache hat Alfred Döblin eine polyphone Welt erschaffen, die die Stadt und das Leben in ihr auf eindrückliche Weise widerspiegelt. Sebastian Hartmanns Zugriff gibt dieser einzigartigen Form des Romans, der Vielschichtigkeit der Stimmen und Erzählformen, Raum. Er zeigt den Menschen im gesellschaftlichen Geflecht, den Einzelnen im Kampf mit sich selbst und den Anderen. Es sind Grundsituationen des Daseins – Liebe, Verrat, Tod – die in einer Symphonie aus Sprache, Bild und Musik erfahrbar werden.
Ein Mann kommt aus dem Gefängnis frei. Widerwillig begibt er sich zurück ins Leben, zurück in die Stadt, in eine Masse aus Fahrzeugen, Lichtern und Menschen. Vier Jahre hat er wegen Totschlags an seiner Geliebten gesessen und hat nun den festen Entschluss gefasst, anständig zu sein. Aber ist das mehr als ein Wort? Einen steinigen, beinah tödlichen Weg muss der Mann gehen bis ihm die Augen aufgehen und er am Ende "sehr verändert und ramponiert" wieder am Alexanderplatz steht.
Der Mann, Franz Biberkopf, ist einer von vielen, sein Schicksal eines von tausenden. Um ihn herum sind andere Menschen, Stimmen, Geräusche, Nachrichten, das Wetter, die Bahnen - überall spricht, singt, dampft, kreischt und kracht es.
Über das Mittel der Montage und in einer radikalen, neuen Sprache hat Alfred Döblin eine polyphone Welt erschaffen, die die Stadt und das Leben in ihr auf eindrückliche Weise widerspiegelt. Sebastian Hartmanns Zugriff gibt dieser einzigartigen Form des Romans, der Vielschichtigkeit der Stimmen und Erzählformen, Raum. Er zeigt den Menschen im gesellschaftlichen Geflecht, den Einzelnen im Kampf mit sich selbst und den Anderen. Es sind Grundsituationen des Daseins – Liebe, Verrat, Tod – die in einer Symphonie aus Sprache, Bild und Musik erfahrbar werden.
Regie / Bühne Sebastian Hartmann
Kostüme Adriana Braga Peretzki
Lichtdesign / Videogestaltung Voxi Bärenklau
Videoanimation Tilo Baumgärtel
Dramaturgie Sonja Anders, Meike Schmitz
Künstlerische Leitung des Chors Christine Groß
Premiere am 12. Mai 2016
Andreas Döhler

Edgar Eckert

Christoph Franken

Michael Gerber

Felix Goeser

Moritz Grove

Benjamin Lillie

Wiebke Mollenhauer

Markwart Müller-Elmau

Jutta Wachowiak

Katrin Wichmann

Almut Zilcher

Moskau Gogol Center
10. und 11. Februar 2018
Mit freundlicher Unterstützung von Goethe-Institut Moskau, Manfred Wolff, Berlin und den DT Freunden
Ruhrfestspiele Recklinghausen
24. und 25. Mai 2017
10. und 11. Februar 2018
Mit freundlicher Unterstützung von Goethe-Institut Moskau, Manfred Wolff, Berlin und den DT Freunden
Ruhrfestspiele Recklinghausen
24. und 25. Mai 2017
Außerdem im Spielplan
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Anschließend Nachgespräch mit der Katholischen Akademie – Saal
Kammerspiele
19.00 - 21.40
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
Regie: Timofej Kuljabin
Deutsches Theater
19.30 - 21.55
19.00 Einführung – Saal
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Popsalon: Andreas Borcholte (Spiegel), Silvia Silko (Tagesspiegel), Sebastian Zabel (Rolling Stone)
Balzer und Müller laden ein
Bar
21.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
[...]
Denn nicht eigentlich für die Geschichte des Biberkopfs interessiert sich Hartmann. Er adaptiert den Roman nicht als Erzählung (was klug ist, denn in dieser Hinsicht ist Döblins Buch ohnehin nicht zu schlagen), sondern sammelt sich aus der Montage-Peripherie des 1929 erschienen Meisterwerks diejenigen Aspekte, die auf die "conditio humana" in ihrer Gesamtheit abzielen. So schafft er Szenen, die den Leidenszustand der Menschheit spiegeln, verdichten, in expressionistische Schleifen hineintreiben, Hiob und Abraham ins Geschehen hineinholen und ihren stärksten Ausdruck in den Schilderungen aus dem Berliner Schlachthof finden, die Hartmann als anklagende Klammer dienen.
Illustriert wird das hin und wieder von betörenden Animationsfilmen von Tilo Baumgärtel, die durch Berliner Gassenwelten, Rotlichtviertel und durchs Deutsche Theater selbst führen. Getragen aber werden die viereinhalb Stunden (inklusive zweier Pausen) vom Ensemble, das berlinert, quietscht und ächzt, das zärtlich und traurig und laut ist und Vignetten von fiebriger Intensität schafft. [...] Manches rutscht ab, verliert sich für Momente. Zugleich aber bleibt ein Abend, der Theater immer als große Kunstform begreift und nutzt, als Medium, in dem sich die letzten Dinge mit Feuer, mit Leidenschaft und Gedankenkühle gleichermaßen verhandeln lassen. Und so verlässt man den Zuschauerraum selbst wie ein geprügelter und doch sehr glücklicher Hund, mit übervollem Kopf und wild in die Welt hinausschießenden Gedanken. Eine mehrstündige Tour de Force am Deutschen Theater Berlin: Sebastian Hartmann hat rasant und mit viel Sex auf der Bühne Alfred Döblins Romanklassiker "Berlin Alexanderplatz" inszeniert – und stellt die anderen Adaptionsversuche der letzten Zeit in den Schatten.
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Denn nicht eigentlich für die Geschichte des Biberkopfs interessiert sich Hartmann. Er adaptiert den Roman nicht als Erzählung (was klug ist, denn in dieser Hinsicht ist Döblins Buch ohnehin nicht zu schlagen), sondern sammelt sich aus der Montage-Peripherie des 1929 erschienen Meisterwerks diejenigen Aspekte, die auf die "conditio humana" in ihrer Gesamtheit abzielen. So schafft er Szenen, die den Leidenszustand der Menschheit spiegeln, verdichten, in expressionistische Schleifen hineintreiben, Hiob und Abraham ins Geschehen hineinholen und ihren stärksten Ausdruck in den Schilderungen aus dem Berliner Schlachthof finden, die Hartmann als anklagende Klammer dienen.
Illustriert wird das hin und wieder von betörenden Animationsfilmen von Tilo Baumgärtel, die durch Berliner Gassenwelten, Rotlichtviertel und durchs Deutsche Theater selbst führen. Getragen aber werden die viereinhalb Stunden (inklusive zweier Pausen) vom Ensemble, das berlinert, quietscht und ächzt, das zärtlich und traurig und laut ist und Vignetten von fiebriger Intensität schafft. [...] Manches rutscht ab, verliert sich für Momente. Zugleich aber bleibt ein Abend, der Theater immer als große Kunstform begreift und nutzt, als Medium, in dem sich die letzten Dinge mit Feuer, mit Leidenschaft und Gedankenkühle gleichermaßen verhandeln lassen. Und so verlässt man den Zuschauerraum selbst wie ein geprügelter und doch sehr glücklicher Hund, mit übervollem Kopf und wild in die Welt hinausschießenden Gedanken.
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Hartmanns ehrgeizig in verschiedene Deutungsstränge ausgreifende Inszenierung erhält ihre szenische Kraft auch dadurch, dass sie sich weder vor Komik noch vor tieferer Bedeutung scheut. Ja, sie sogar zueinander fügt. Wenn ein Jude kommt und Franz mit der Erzählung vom Betrüger Stefan Zannowich, der am Galgen endet, warnend belehren will, dann wird dies durch die unterschiedliche Größe der beiden zugleich zu einer Slapsticknummer. Wie die Zeitrevue, mit der Michael Gerber komische Couplets ganz ohne Gesang vorträgt. Dagegen setzt Markwart Müller-Elmau die Erinnerungen und Überlegungen eines Kommunisten.
Wie leben wir, wie leiden wir?
Wie lebt und leidet der Mensch?, fragt die Inszenierung mit Döblin. Sie erzählt die Geschichte von Hiob und die von Abraham und Isaak, und sie zeigt, immer wieder durch die Projektion von wunderbaren animierten Zeichnungen Tilo Baumgärtels, das Schlachthaus mit seinen Schweinehälften als tödliches Vernichtungssystem und Kommentar – so lebt und leidet der Mensch. Was Franz in Berlin erlebt und wo er ist, zeigen uns Baumgärtels Zeichnungen ebenfalls: Hinterhöfe, Nutten, Baumalleen und mit drehenden Rädern das die Menschen verschlingende System der Stadt. Eine weitere Reflexionsebene ist das Deutsche Theater, das durch Videobilder eines Raumes mit Kristallleuchter und dem Schriftzug des Hauses selbst auf die Bühne geholt wird. Sebastian Hartmann zeigt Berlin Alexanderplatz am Deutschen Theater nun als eine existentielle Geschichte, als eine Art Passionsgeschichte, die naturgemäß zum Tode des Menschen führt. Wir sehen einen Totentanz, der von viel biblischer und religiöser Ikonographie bestimmt ist. Dabei erzählt Hartmanns Bühnenfassung Döblins Roman nicht linear, sondern nur punktuell nach, und er öffnet ihn zu Assoziationen und allegorischen Aspekten.
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Hartmanns ehrgeizig in verschiedene Deutungsstränge ausgreifende Inszenierung erhält ihre szenische Kraft auch dadurch, dass sie sich weder vor Komik noch vor tieferer Bedeutung scheut. Ja, sie sogar zueinander fügt. Wenn ein Jude kommt und Franz mit der Erzählung vom Betrüger Stefan Zannowich, der am Galgen endet, warnend belehren will, dann wird dies durch die unterschiedliche Größe der beiden zugleich zu einer Slapsticknummer. Wie die Zeitrevue, mit der Michael Gerber komische Couplets ganz ohne Gesang vorträgt. Dagegen setzt Markwart Müller-Elmau die Erinnerungen und Überlegungen eines Kommunisten.
Wie leben wir, wie leiden wir?
Wie lebt und leidet der Mensch?, fragt die Inszenierung mit Döblin. Sie erzählt die Geschichte von Hiob und die von Abraham und Isaak, und sie zeigt, immer wieder durch die Projektion von wunderbaren animierten Zeichnungen Tilo Baumgärtels, das Schlachthaus mit seinen Schweinehälften als tödliches Vernichtungssystem und Kommentar – so lebt und leidet der Mensch. Was Franz in Berlin erlebt und wo er ist, zeigen uns Baumgärtels Zeichnungen ebenfalls: Hinterhöfe, Nutten, Baumalleen und mit drehenden Rädern das die Menschen verschlingende System der Stadt. Eine weitere Reflexionsebene ist das Deutsche Theater, das durch Videobilder eines Raumes mit Kristallleuchter und dem Schriftzug des Hauses selbst auf die Bühne geholt wird.
Später an diesem insgesamt viereinhalbstündigen Abend (inklusive zweier Pausen), an dem die DT-Schauspieler überhaupt mehrheitlich zur Bestform auflaufen, kommt mit Felix Goeser eine andere Biberkopf-Variante ins Spiel. Typus: Romantiker mit schwer kontrollierbarer Aggressionsumtriebigkeit. Und mit Wiebke Mollenhauers sehr präzise zu Übertretungsintensität neigender Mieze eine andere Facette neben Wichmanns irgendwie urtypisch berlinischer Pragmatikerin mit gleichzeitig höchst ausgeprägter Empathiefähigkeit.
[...]
In seinem Zugriff erinnert „Berlin Alexanderplatz“ an die Tolstoi-Roman-Adaption „Krieg und Frieden“ vom Schauspiel Leipzig, mit der Sebastian Hartmann vor drei Jahren zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Auch dort hatte er die Erzählchronologie zugunsten tiefer liegender Motivschichten aufgelöst. Wobei Tolstois grandioser Wälzer allerdings historisch wie ideengeschichtlich noch mal wesentlich weitere Bögen spannt als Döblin. Das merkt man dem Abend auch an. Andererseits gibt es in „Berlin Alexanderplatz“ vergleichsweise viele Szenen, die versuchen, neben der per se immer wirkungssichereren Komik ein gewisses Pathos zuzulassen statt sich mit einer Brechung komfortabel herauszukatapultieren. Das geht zwar nicht immer gut, ist aber – zumal es verständlicherweise von den meisten Regisseuren vorsichtshalber vermieden wird – die wesentlich schwierigere Übung und so gesehen, auch vom Gesamtresultat her betrachtet, durchaus bemerkenswert. [Regisseur Sebastian Hartmann] umschifft [...] nicht nur die naturalistische Milieukitschgefahr, sondern findet überhaupt eine sehr eigene Form der Roman-Dramatisierung. [...] Andreas Döhler zum Beispiel macht gleich zu Beginn aus dem frisch Knast- Entlassenen einen ziemlich grandiosen Dialektiker mit anstandswillig verhuschtem Sexualtrieb, wenn er bei Minna auftaucht, der Schwester jener Frau, die er aus Eifersucht getötet hatte. [...]
Später an diesem insgesamt viereinhalbstündigen Abend (inklusive zweier Pausen), an dem die DT-Schauspieler überhaupt mehrheitlich zur Bestform auflaufen, kommt mit Felix Goeser eine andere Biberkopf-Variante ins Spiel. Typus: Romantiker mit schwer kontrollierbarer Aggressionsumtriebigkeit. Und mit Wiebke Mollenhauers sehr präzise zu Übertretungsintensität neigender Mieze eine andere Facette neben Wichmanns irgendwie urtypisch berlinischer Pragmatikerin mit gleichzeitig höchst ausgeprägter Empathiefähigkeit.
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In seinem Zugriff erinnert „Berlin Alexanderplatz“ an die Tolstoi-Roman-Adaption „Krieg und Frieden“ vom Schauspiel Leipzig, mit der Sebastian Hartmann vor drei Jahren zum Berliner Theatertreffen eingeladen war. Auch dort hatte er die Erzählchronologie zugunsten tiefer liegender Motivschichten aufgelöst. Wobei Tolstois grandioser Wälzer allerdings historisch wie ideengeschichtlich noch mal wesentlich weitere Bögen spannt als Döblin. Das merkt man dem Abend auch an. Andererseits gibt es in „Berlin Alexanderplatz“ vergleichsweise viele Szenen, die versuchen, neben der per se immer wirkungssichereren Komik ein gewisses Pathos zuzulassen statt sich mit einer Brechung komfortabel herauszukatapultieren. Das geht zwar nicht immer gut, ist aber – zumal es verständlicherweise von den meisten Regisseuren vorsichtshalber vermieden wird – die wesentlich schwierigere Übung und so gesehen, auch vom Gesamtresultat her betrachtet, durchaus bemerkenswert.
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Ein großartiges Ensemble, das intensiv spielt
Moritz Grove ist [...] der behende coole Geschichtenerzähler. Andreas Döhler das Urviech geschundener verfluchter Mensch.
Der ist total drin in der Franz-Rolle, glaubhaft Straßen-berlinernd, ein großes behäbiges Kind, dem dauernd was zustößt. Später spielt auch Felix Goeser den Franz: an der Schwelle zum Wissen, fast unerträglich intensiv. Toll, wie alle das hier bis zur Verausgabung spielen: intensive Sex- und Saufszenen, von Verzweiflung und Todesnähe geprägt. Das Stottern vom bösen Reinhold. Den dicken Bürger, der sich vollfrisst. Miezes Lebenslust, die bei Kathrin Wichmann jäh ins Wissen ums Ende kippt. Und immer wieder: Hiobs Geschichte. Am anrührendsten als Vater und Sohn im Ringen um den von Gott geforderten Opfertod.
Überhaupt ist das Zusammenspiel von Jungen und Alten bemerkenswert. Und absolut gleichberechtigt, was selten vorkommt. Es scheint, als wäre durch die Einladung von "Väter und Söhne" zum Theatertreffen ein Ruck durch das Ensemble gegangen. Die kluge Collage "Berlin Alexanderplatz" trägt jetzt die Früchte und fragt überzeugend: Warum ist der Mensch ein Mensch? Großer Jubel! Es ist eine intensive viereinhalbstündige "Tour de force" für Ensemble und Publikum. Ein lohnender Kraftakt in Schwarz-Weiß. Episches Theater mit gewissen Vorzeige-Effekten, chorischen Momenten und Berliner Gassenhauern. Ganz stark heraus gespielt: die Bestie Mensch und das ganz kleine gebeutelte Menschlein Franz Biberkopf mittenmang. Einer, der anständig nicht bleiben kann, verschluckt vom Moloch Großstadt. Auf den sich Sebastian Hartmann eine ganz eigene Sinfonie gemacht hat. Expressionistisch im besten Sinne.
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Ein großartiges Ensemble, das intensiv spielt
Moritz Grove ist [...] der behende coole Geschichtenerzähler. Andreas Döhler das Urviech geschundener verfluchter Mensch.
Der ist total drin in der Franz-Rolle, glaubhaft Straßen-berlinernd, ein großes behäbiges Kind, dem dauernd was zustößt. Später spielt auch Felix Goeser den Franz: an der Schwelle zum Wissen, fast unerträglich intensiv. Toll, wie alle das hier bis zur Verausgabung spielen: intensive Sex- und Saufszenen, von Verzweiflung und Todesnähe geprägt. Das Stottern vom bösen Reinhold. Den dicken Bürger, der sich vollfrisst. Miezes Lebenslust, die bei Kathrin Wichmann jäh ins Wissen ums Ende kippt. Und immer wieder: Hiobs Geschichte. Am anrührendsten als Vater und Sohn im Ringen um den von Gott geforderten Opfertod.
Überhaupt ist das Zusammenspiel von Jungen und Alten bemerkenswert. Und absolut gleichberechtigt, was selten vorkommt. Es scheint, als wäre durch die Einladung von "Väter und Söhne" zum Theatertreffen ein Ruck durch das Ensemble gegangen. Die kluge Collage "Berlin Alexanderplatz" trägt jetzt die Früchte und fragt überzeugend: Warum ist der Mensch ein Mensch? Großer Jubel!