
Der Freund krank
von Nis-Momme Stockmann
"Dort, wo die vorbeidonnernde B1 dem Löwenzahn eine zweite Haut aus polnischen Auspuffemissionen schenkt. Dort, wo im Edeka die Konservendosen mit der verblichenen Seite von den aushelfenden Kaufmannstöchtern (die nur weg, nur weg wollen) nach hinten gedreht werden. Dort, wo das Plastik in den Gräben stumm weinend nach deiner Laune verlangt. Dort ist er zu Haus."
Und dorthin kehrt der Mann wieder zurück, nach langen Jahren als Immobilienhändler in der Stadt. Die Aromafabrik, der Arbeitgeber des Ortes, schließt. Sein Jugendfreund Mirko hat den Verstand verloren. Dessen Frau Nora, einst die große Liebe des Heimkehrenden, ist schwanger. Eine Begegnung mit dem alten Leben, das sich vor dem Mann verschließt und dem er sich doch nicht entziehen kann, über sich und die Welt refl ektierend bis zu dem Punkt, an dem die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion Risse bekommt.
Und dorthin kehrt der Mann wieder zurück, nach langen Jahren als Immobilienhändler in der Stadt. Die Aromafabrik, der Arbeitgeber des Ortes, schließt. Sein Jugendfreund Mirko hat den Verstand verloren. Dessen Frau Nora, einst die große Liebe des Heimkehrenden, ist schwanger. Eine Begegnung mit dem alten Leben, das sich vor dem Mann verschließt und dem er sich doch nicht entziehen kann, über sich und die Welt refl ektierend bis zu dem Punkt, an dem die Unterscheidung zwischen Realität und Fiktion Risse bekommt.
Premiere 22. Februar 2014
Moritz Grove

Daniel Hoevels

Kathleen Morgeneyer

Martin Otting
Außerdem im Spielplan
Vorstellung fällt leider aus
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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Wiederaufnahme
Regie: Christian Schwochow
DT Bühne
20.00 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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Bar
21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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Peschel erzählt das alles für seine Verhältnisse erstaunlich ruhig und konzentriert, mit einem klugen Rhythmus zwischen Prosa und Dialogen – an dem Dramaturgin Juliane Koepp ihren Anteil haben dürfte wie Ausstatterin Nicole Timm an den starken Bildern: Hinten führt die Asphaltspur eines schwarzweißen Landstraßenfotos ins Nirgendwo: B1 und Route 66, grenzenlose Freiheit und grenzenloser Autobahn-Kapitalismus. Einmal bläst sich ein greisenhafter Riesensäugling auf, der bebt, als atmete er (er könnte ebenso Noras ungeborenes Kind sein wie Mirkos dahinvegetierendes Selbst oder die verkrüppelte Seele des Erzählers). Irgendwann kommen die Schauspieler tatsächlich als Wildwest-Glücksritter auf die Bühne. Es pulst eine große Sehnsucht durch Stockmanns Text. Bei Peschel und seinem Ensemble ist sie ziemlich gut aufgehoben. Dass der so popliterarisch lustig quasselnde Antiheld nicht nur sozial einen Sprung in der Schüssel, sondern auch Dreck am Stecken hat, deutet sich allmählich an. Überhaupt gibt's viele schöne ambivalente Momente, und noch schöner ist, wie Regisseur Milan Peschel sie ebenso ambivalent auskostet. Zum Beispiel, indem bei ihm Moritz Grove und Daniel Hoevels die Erzählerfigur spielen. Natürlich bietet sich an, die Rolle auf mehrere Schauspieler aufzuteilen – bei der Frankfurter Uraufführung vor knapp zwei Jahren waren es gleich drei. Aber wie die beiden sich durch ihren gemeinsamen Text diskutieren, Reflexion und Beobachtung in einen Dialog treten lassen als verschiedene Züge eines Charakters, löst spielerisch das Prosa-Problem und setzt auch noch ein paar interpretatorische Häkchen. (...)
Peschel erzählt das alles für seine Verhältnisse erstaunlich ruhig und konzentriert, mit einem klugen Rhythmus zwischen Prosa und Dialogen – an dem Dramaturgin Juliane Koepp ihren Anteil haben dürfte wie Ausstatterin Nicole Timm an den starken Bildern: Hinten führt die Asphaltspur eines schwarzweißen Landstraßenfotos ins Nirgendwo: B1 und Route 66, grenzenlose Freiheit und grenzenloser Autobahn-Kapitalismus. Einmal bläst sich ein greisenhafter Riesensäugling auf, der bebt, als atmete er (er könnte ebenso Noras ungeborenes Kind sein wie Mirkos dahinvegetierendes Selbst oder die verkrüppelte Seele des Erzählers). Irgendwann kommen die Schauspieler tatsächlich als Wildwest-Glücksritter auf die Bühne. Es pulst eine große Sehnsucht durch Stockmanns Text. Bei Peschel und seinem Ensemble ist sie ziemlich gut aufgehoben.
Der größte Glücksfall von Peschels Kammerinszenierung ist dabei Kathleen Morgeneyer. Die wechselnden Energieschübe und Verzweiflungszusammenbrüche, die diese Schauspielerin aus ihrer Nora herausholt – einer Art Kobold mit leicht angeprollter Schwarzhaarperücke zum blauen Unschuldskleidchen – treffen auch nach zwei Stunden noch ins Mark. (...)
Wie Stockmanns Text strebt auch Peschels Inszenierung bei alledem aus dem trostlosen B1-Kaff hinaus ins Universelle: Das einsame amerikanische Haus im Stil Edward Hoppers, das Nicole Timm auf die Drehbühne gebaut hat, verströmt die Depression und den Anticharme des globalen Kapitalismus. Zudem lagert im Bühnenhintergrund eine überdimensionale aufblasbare Babypuppe mit fiesem Altherrengesicht, aus der die Luft entweicht. Auch von diesem Inbegriff der Trostlosigkeit, den man als schlimmstmögliche Symbiose aus Noras ungeborenem Kind und dessen frühvergreistem Vater Mirko lesen kann, lässt sich leider nicht behaupten, dass er auf deutsche Kleinstädte beschränkt bliebe. im Vergleich zu Peschels Vorgänger-Arbeiten geht diese fast schon als Psychodrama durch. Wohlgemerkt ohne, dass man mit Pseudo-Sentimentalität oder jenen virulenten Prekariatsklischees behelligt wird, die weniger über das darzustellende Milieu aussagen als über den Horizont des Regisseurs.
Der größte Glücksfall von Peschels Kammerinszenierung ist dabei Kathleen Morgeneyer. Die wechselnden Energieschübe und Verzweiflungszusammenbrüche, die diese Schauspielerin aus ihrer Nora herausholt – einer Art Kobold mit leicht angeprollter Schwarzhaarperücke zum blauen Unschuldskleidchen – treffen auch nach zwei Stunden noch ins Mark. (...)
Wie Stockmanns Text strebt auch Peschels Inszenierung bei alledem aus dem trostlosen B1-Kaff hinaus ins Universelle: Das einsame amerikanische Haus im Stil Edward Hoppers, das Nicole Timm auf die Drehbühne gebaut hat, verströmt die Depression und den Anticharme des globalen Kapitalismus. Zudem lagert im Bühnenhintergrund eine überdimensionale aufblasbare Babypuppe mit fiesem Altherrengesicht, aus der die Luft entweicht. Auch von diesem Inbegriff der Trostlosigkeit, den man als schlimmstmögliche Symbiose aus Noras ungeborenem Kind und dessen frühvergreistem Vater Mirko lesen kann, lässt sich leider nicht behaupten, dass er auf deutsche Kleinstädte beschränkt bliebe.