der tempelherr

ein erbauungsstück
Musik Matthias Lunow
Licht Kristina Jedelsky
Uraufführung
3. März 2019, Kammerspiele
Natali SeeligPetra
Harald BaumgartnerKurt
Bernd MossMarkus
Linn ReusseChristina
Edgar EckertThomas
Die deutsche Bühne
Detlev Baur, 04.03.2019
Insgesamt ist die Spielfreude des Ensembles ein entscheidender Pluspunkt der Inszenierung; vor allem Linn Reusse und Bernd Moss als Markus bestechen durch starke Präsenz und komische Momente; Natali Seeligs Petra entwickelt auch ihrem metaphorisch angehauchten, ebenfalls nur erzählten Kind [...] gegenüber, das zwischen mythischem Zwitterwesen aus Mensch und Bremse sowie Ikarus oszilliert, intensive Gefühle. Auch Harald Baumgartners Kurt und Edgar Eckerts Thomas spielen ihre Rollen überzeugend in einem nicht eben leicht bespielbaren Raum. Insgesamt ist die Spielfreude des Ensembles ein entscheidender Pluspunkt der Inszenierung; vor allem Linn Reusse und Bernd Moss als Markus bestechen durch starke Präsenz und komische Momente; Natali Seeligs Petra entwickelt auch ihrem metaphorisch angehauchten, ebenfalls nur erzählten Kind [...] gegenüber, das zwischen mythischem Zwitterwesen aus Mensch und Bremse sowie Ikarus oszilliert, intensive Gefühle. Auch Harald Baumgartners Kurt und Edgar Eckerts Thomas spielen ihre Rollen überzeugend in einem nicht eben leicht bespielbaren Raum.
Kulturradio vom rbb
Barbara Behrendt, 04.03.2019
In der für Ferdinand Schmalz so typischen, rhythmisierten Kunstsprache, die voller Witz, Doppeldeutigkeiten und Metaphern steckt, lässt er fünf echauffierte Erzähler den Aussteiger Heinar wiederauferstehen und seine Beweggründe wiedergeben. [...]

Der junge Regisseur Philipp Arnold inszeniert das als hoch artifizielle, futuristisch-apokalyptische Parabel. Vor allem die Kostüme von Julia Dietrich sind extravagante Kunstwerke. [...]

Die Spieler haben auf dem Trümmerfeld der Bühne wenig Bewegungsfreiheit, baden aber genussvoll in der Schmalzschen Sprache, kosten pointiert den Wortwitz aus, distanzieren sich mit böser Ironie von ihren Figuren, den unverständigen Konformisten und Spießern der Außenwelt. Ein kurzer, komischer, surrealer, poetischer Abend [...].
In der für Ferdinand Schmalz so typischen, rhythmisierten Kunstsprache, die voller Witz, Doppeldeutigkeiten und Metaphern steckt, lässt er fünf echauffierte Erzähler den Aussteiger Heinar wiederauferstehen und seine Beweggründe wiedergeben. [...]

Der junge Regisseur Philipp Arnold inszeniert das als hoch artifizielle, futuristisch-apokalyptische Parabel. Vor allem die Kostüme von Julia Dietrich sind extravagante Kunstwerke. [...]

Die Spieler haben auf dem Trümmerfeld der Bühne wenig Bewegungsfreiheit, baden aber genussvoll in der Schmalzschen Sprache, kosten pointiert den Wortwitz aus, distanzieren sich mit böser Ironie von ihren Figuren, den unverständigen Konformisten und Spießern der Außenwelt. Ein kurzer, komischer, surrealer, poetischer Abend [...].
nachtkritik.de
Michael Wolf, 04.03.2019
Schmalz' Stil ist unverwechselbar. Es ist der Dialekt eines Paralleluniversums, in dem Elfriede Jelinek, Werner Schwab und Ludwig Wittgenstein sich bei Sonnenuntergang zum Bongospielen treffen. Der Rhythmus klingt, als würde der Autor seine Sätze in derselben Bewegung streicheln und zerhacken. Schmalz' Kunstfertigkeit liegt in der selbstgewissen Künstlichkeit seiner Sprache. Seine Wörter denken über sich selbst nach, leugnen ihre Bedeutung, lachen sich tot über die eigene Existenz. "der tempelherr" ist sein bislang konsequentestes Stück. [...]

Die Uraufführung in der Kammer des Deutschen Theaters verhandelt also gewichtige Themen. Aber Schmalz nötigt zum Glück niemanden, sich über dem eigenen Niveau zu amüsieren. Man muss die vielen Anspielungen an Mythologie, Philosophie und Politik nicht zwingend bemerken; der Humor, die Tragik und ihre klassische Dramaturgie tragen die Geschichte auch so. Die Oberfläche dient als Fundament. [...] Ansonsten macht Regisseur Philipp Arnold genau das richtige, nämlich nicht zu viel. Er verordnet genaue Spracharbeit und sucht keine Spielanlässe, wo sie nicht versteckt sind. An diesem Abend sind Details gefragt, kleine exakte Aktionen. 

Harald Baumgartner knurrt mafiös heiser, lässt sein Augenlid zucken und fuchtelt aus Wut über den verdorbenen Schwiegersohn mit dem Gehstock. Linn Reusse lauert ständig auf die Millisekunde, in die gerade so eine spitze Pointe passt oder eine oblatendünne Traurigkeit. Bernd Moss, als Affäre von Heinars Frau, lässt den Kopf zentimetergenau hängen, als sie an seiner Liebe zweifelt. Großartig besetzt ist auch die humorhochbegabte Natali Seelig als Petra. Sie inhaliert den feinen Witz und lässt ihn ganz organisch aus ihren Poren entweichen. Da hebt er ab, der Text, da schwebt er über den Ruinen.
Schmalz' Stil ist unverwechselbar. Es ist der Dialekt eines Paralleluniversums, in dem Elfriede Jelinek, Werner Schwab und Ludwig Wittgenstein sich bei Sonnenuntergang zum Bongospielen treffen. Der Rhythmus klingt, als würde der Autor seine Sätze in derselben Bewegung streicheln und zerhacken. Schmalz' Kunstfertigkeit liegt in der selbstgewissen Künstlichkeit seiner Sprache. Seine Wörter denken über sich selbst nach, leugnen ihre Bedeutung, lachen sich tot über die eigene Existenz. "der tempelherr" ist sein bislang konsequentestes Stück. [...]

Die Uraufführung in der Kammer des Deutschen Theaters verhandelt also gewichtige Themen. Aber Schmalz nötigt zum Glück niemanden, sich über dem eigenen Niveau zu amüsieren. Man muss die vielen Anspielungen an Mythologie, Philosophie und Politik nicht zwingend bemerken; der Humor, die Tragik und ihre klassische Dramaturgie tragen die Geschichte auch so. Die Oberfläche dient als Fundament. [...] Ansonsten macht Regisseur Philipp Arnold genau das richtige, nämlich nicht zu viel. Er verordnet genaue Spracharbeit und sucht keine Spielanlässe, wo sie nicht versteckt sind. An diesem Abend sind Details gefragt, kleine exakte Aktionen. 

Harald Baumgartner knurrt mafiös heiser, lässt sein Augenlid zucken und fuchtelt aus Wut über den verdorbenen Schwiegersohn mit dem Gehstock. Linn Reusse lauert ständig auf die Millisekunde, in die gerade so eine spitze Pointe passt oder eine oblatendünne Traurigkeit. Bernd Moss, als Affäre von Heinars Frau, lässt den Kopf zentimetergenau hängen, als sie an seiner Liebe zweifelt. Großartig besetzt ist auch die humorhochbegabte Natali Seelig als Petra. Sie inhaliert den feinen Witz und lässt ihn ganz organisch aus ihren Poren entweichen. Da hebt er ab, der Text, da schwebt er über den Ruinen.
Stage and Screen
Sascha Krieger, 04.03.2019
Dabei finden Schmalz – wie immer – Arnold und die famosen Spieler*innen (neben den genannten Linn Reusse, Edgar Eckert und der führ dieses Stück unverzichtbare Singsang des Harald Baumgartner) eine Menge Humor in der weitgehend entfärbten, dunkel schroffen Nach-Welt voller grotesker Maskenwesen, albtraumhafter, archaischer, gesichtsloser. Die Figuren sind durchaus karikaturesk angelegt, deuten hin auf so manche Spezies ((post)post)moderner, urbaner (und nicht-urbaner) Zivilisationsbewohner – vom Besorgtbürger über den ordnungsliebenden Spießbüger bis zum patriarchalen Machtmensch, wobei auch Aussteigerträumer Heinar genügend Fett wegkriegt – und sorgen für manch wohligen Lacher. [...] Schmalz‘ Sprachananrchie ist so anders als Jelineks: nicht aggressiv herausfordernd, sondern sich anschmiegend, einschmeichelnd, einlullend und in höchster Bequemlichkeit dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegziehend. Was das gesagte nicht immer schafft, die Unsicherheit, die Fragilität gesellschaftlichen des Konsens zu vermitteln, tut die Art, wie gesagt, gesprochen, dekonstruiert wird. Das gilt auch für Arnolds Inszenierung. Sie grinst ihr Publikum freundlich an, nimmt es an die Hand, bis es unvermittelt vor dem großen schwarzen Abgrund steht. Der wiederum – wie könnte es anders sein? – lächelt. Dabei finden Schmalz – wie immer – Arnold und die famosen Spieler*innen (neben den genannten Linn Reusse, Edgar Eckert und der führ dieses Stück unverzichtbare Singsang des Harald Baumgartner) eine Menge Humor in der weitgehend entfärbten, dunkel schroffen Nach-Welt voller grotesker Maskenwesen, albtraumhafter, archaischer, gesichtsloser. Die Figuren sind durchaus karikaturesk angelegt, deuten hin auf so manche Spezies ((post)post)moderner, urbaner (und nicht-urbaner) Zivilisationsbewohner – vom Besorgtbürger über den ordnungsliebenden Spießbüger bis zum patriarchalen Machtmensch, wobei auch Aussteigerträumer Heinar genügend Fett wegkriegt – und sorgen für manch wohligen Lacher. [...] Schmalz‘ Sprachananrchie ist so anders als Jelineks: nicht aggressiv herausfordernd, sondern sich anschmiegend, einschmeichelnd, einlullend und in höchster Bequemlichkeit dem Zuschauer den Boden unter den Füßen wegziehend. Was das gesagte nicht immer schafft, die Unsicherheit, die Fragilität gesellschaftlichen des Konsens zu vermitteln, tut die Art, wie gesagt, gesprochen, dekonstruiert wird. Das gilt auch für Arnolds Inszenierung. Sie grinst ihr Publikum freundlich an, nimmt es an die Hand, bis es unvermittelt vor dem großen schwarzen Abgrund steht. Der wiederum – wie könnte es anders sein? – lächelt.
Berliner Morgenpost
Stefan Kirschner, 05.03.2019
Schmalz bezeichnet sein neues Werk im Untertitel als "erbauungsstück", und das ist so schön doppeldeutig wie das ganze Drama. Das sich gattungstechnisch einer klaren Zuordnung entzieht, Züge einer Komödie und einer Tragödie hat. [...]

Natali Seelig, Bernd Moss, Linn Reusse und Edgar Eckert reden, und das ist ein Markenzeichen von Ferdinand Schmalz, in einer sehr rhythmischen, den gängigen Satzbau ignorierenden, aber gut verständlichen Sprache, auch gern mal von sich selbst in der dritten Person. [...]

Wenn die fünf Akteure die alteingesessenen Dorfbewohner spielen, stülpen sie sich furchteinflößende Masken über – eine hübsche Variante eines antiken Chors, die sich Regisseur Philipp Arnold, der dem Text viel Raum zum Atmen lässt, da ausgedacht hat. [...]

Ein sprachartistischer, immer wieder überraschender 90-minütiger Theaterabend. Aktuell das kurzweiligste Stück, das sich mit Berliner Landfluchtfantasien beschäftigt.
Schmalz bezeichnet sein neues Werk im Untertitel als "erbauungsstück", und das ist so schön doppeldeutig wie das ganze Drama. Das sich gattungstechnisch einer klaren Zuordnung entzieht, Züge einer Komödie und einer Tragödie hat. [...]

Natali Seelig, Bernd Moss, Linn Reusse und Edgar Eckert reden, und das ist ein Markenzeichen von Ferdinand Schmalz, in einer sehr rhythmischen, den gängigen Satzbau ignorierenden, aber gut verständlichen Sprache, auch gern mal von sich selbst in der dritten Person. [...]

Wenn die fünf Akteure die alteingesessenen Dorfbewohner spielen, stülpen sie sich furchteinflößende Masken über – eine hübsche Variante eines antiken Chors, die sich Regisseur Philipp Arnold, der dem Text viel Raum zum Atmen lässt, da ausgedacht hat. [...]

Ein sprachartistischer, immer wieder überraschender 90-minütiger Theaterabend. Aktuell das kurzweiligste Stück, das sich mit Berliner Landfluchtfantasien beschäftigt.
Der Tagesspiegel
Christine Wahl, 05.03.2019
Philipp Arnold und seinem Team gelingt hier die kongeniale Ur-Inszenierung eines tollen Stückes, weil der junge Regisseur dem Anspielungsreichtum Raum gibt, ohne ihn durch enge Bebilderungen zu verzwergen. Wie die DT-Schauspieler in ihren Kostümen, die augenscheinlich schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel und also – historisch gesprochen – größer sind als sie selbst, durch die zeitlosen Baukrater und Sinn-Labyrinthe klettern, das hebt den Abend konzeptionell wohltuend übers alltägliche Uraufführungsgeschäft hinaus. Hinzu kommt, dass Arnold und die Akteure sehr genau in den Text hineingelauscht haben. Dass sie – was bei Weitem nicht jeder Schmalz-Inszenierung gelingt – den spezifischen Sprachwitz dieses 1985 in Graz geborenen Autors mit großer Präzision herausarbeiten – und dabei völlig unangestrengt wirken. Philipp Arnold und seinem Team gelingt hier die kongeniale Ur-Inszenierung eines tollen Stückes, weil der junge Regisseur dem Anspielungsreichtum Raum gibt, ohne ihn durch enge Bebilderungen zu verzwergen. Wie die DT-Schauspieler in ihren Kostümen, die augenscheinlich schon ein paar Jahrhunderte auf dem Buckel und also – historisch gesprochen – größer sind als sie selbst, durch die zeitlosen Baukrater und Sinn-Labyrinthe klettern, das hebt den Abend konzeptionell wohltuend übers alltägliche Uraufführungsgeschäft hinaus. Hinzu kommt, dass Arnold und die Akteure sehr genau in den Text hineingelauscht haben. Dass sie – was bei Weitem nicht jeder Schmalz-Inszenierung gelingt – den spezifischen Sprachwitz dieses 1985 in Graz geborenen Autors mit großer Präzision herausarbeiten – und dabei völlig unangestrengt wirken.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Simon Strauss, 05.03.2019
"der tempelherr", das neue, sogenannte "erbauungstück" von Ferdinand Schmalz, ist eine vergnügt abgründige Persiflage auf die Irrungen und Wirrungen des Häuslebauens. [...]

In die Karnmerspiele des Deutschen Theaters hat Bühnenbildner Viktor Reim verschiedene, schräg in die Höhe ragende Bretterwand- Ensembles gestellt, aus denen die Protagonisten hervortreten und sich dem Publikum in phantasievollen, sommernachtsverträumten Kostümen (Julia Dietrich) und mitunter auch hinter hölzernen Masken präsentieren.
"der tempelherr", das neue, sogenannte "erbauungstück" von Ferdinand Schmalz, ist eine vergnügt abgründige Persiflage auf die Irrungen und Wirrungen des Häuslebauens. [...]

In die Karnmerspiele des Deutschen Theaters hat Bühnenbildner Viktor Reim verschiedene, schräg in die Höhe ragende Bretterwand- Ensembles gestellt, aus denen die Protagonisten hervortreten und sich dem Publikum in phantasievollen, sommernachtsverträumten Kostümen (Julia Dietrich) und mitunter auch hinter hölzernen Masken präsentieren.
Neue Zürcher Zeitung
Bernd Noack, 06.03.2019
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters sieht man dann in der Uraufführungsregie von Philipp Arnold glitzern gekleidete Städter vor eingestürzten Neubauten, wie sie nach Motiven solch einer umgekehrten Flucht in den aufgehäuften Resten schaler Träume suchen. Für Schmalz, der diese Entwicklung nicht anklagt, sondern die Stränge, die in den Untergang führen, fein und böse seziert, ist der Schiffbruch auf dem Trockenen nur logisch [...].

Für Schmalz verschieben sich die Koordinaten, dass es knirscht. Und womit besser als mit Sprache könnte er das ausdrücken? Die klingt bei ihm stets [...] so kunstgedrechselt wie bodenständig zugleich, so musikalisch ästhetisch wie schräg gebürstet. Es ist eine typische Mischung aus feinstem Klang, der auf ganz ordinärem Dung gedeiht [...]. Es ist vor allem ein Hörfest des Missverstehens, ein Karneval der Widersprüche, ein Ausverkauf der Verständigung.

In Berlin auf jeden Fall können die Schauspieler mit dieser Schmalz-Sprache vortrefflich umgehen – wie «auf Kothurnen» (sagte Ewald Palmetshofer einmal) stolzieren sie mit den Sätzen daher und drohen in jedem Augenblick zu stürzen, bewahren Haltung und verklemmen sich zwischen den wohlgesetzten Worten. 
In den Kammerspielen des Deutschen Theaters sieht man dann in der Uraufführungsregie von Philipp Arnold glitzern gekleidete Städter vor eingestürzten Neubauten, wie sie nach Motiven solch einer umgekehrten Flucht in den aufgehäuften Resten schaler Träume suchen. Für Schmalz, der diese Entwicklung nicht anklagt, sondern die Stränge, die in den Untergang führen, fein und böse seziert, ist der Schiffbruch auf dem Trockenen nur logisch [...].

Für Schmalz verschieben sich die Koordinaten, dass es knirscht. Und womit besser als mit Sprache könnte er das ausdrücken? Die klingt bei ihm stets [...] so kunstgedrechselt wie bodenständig zugleich, so musikalisch ästhetisch wie schräg gebürstet. Es ist eine typische Mischung aus feinstem Klang, der auf ganz ordinärem Dung gedeiht [...]. Es ist vor allem ein Hörfest des Missverstehens, ein Karneval der Widersprüche, ein Ausverkauf der Verständigung.

In Berlin auf jeden Fall können die Schauspieler mit dieser Schmalz-Sprache vortrefflich umgehen – wie «auf Kothurnen» (sagte Ewald Palmetshofer einmal) stolzieren sie mit den Sätzen daher und drohen in jedem Augenblick zu stürzen, bewahren Haltung und verklemmen sich zwischen den wohlgesetzten Worten. 
Theater heute
Eva Behrendt, April 2019
Tatsächlich lässt sich [...] der "tempelherr" als waschechtes Vorstadtdrama lesen, das mit dem Traum vom Eigenheim startet und – nach einem mythischen Umweg über Schwangerschaft, Geburt und Kindstod – in männlichem Künstlerwahn endet. Wie immer beim 1985 geborenen Grazer Schmalz vollzieht sich die Handlung sprachspielerisch: hier in wohlgesetzten Jamben, deren boshafte Ironie darin besteht, das Hässliche und Gewöhnliche in geradezu klassizistische Erhabenheit zu lullen. [...]

Heinar, der spätere tempelherr, wird das ganze Stück hindurch immer stumm beschäftigt und in Philipp Arnolds Ur-Inszenierung darüber hinaus unsichtbar bleiben. Umso mehr haben Ehefrau Petra und Heinars Freund, der Architekt Markus, sowie die aufs Land voraus gezogene Freundin Christina und ihr Mann Thomas zu bequatschen. Etwa die Hygge-Resistenz von Thomas oder auch die Angst vor "ausländischen Banden" [...].

Auf der Kammerspielbühne verzichtet Philipp Arnold darauf, diese neurechte Bobowelt auch nur ansatzweise mit Bekanntem zu illustrieren. Stattdessen tragen Natali Seelig (Petra), Bernd Moss (Markus), Linn Reusse (Christina) und Edgar Eckert (Thomas) in der Ruinenlandschaft prachtvoll in Gold und Silber funkelnde Alienkostüme (Julia Dietrich) barocker Ausmaße. Gelegentlich schieben sie sich wie aus Stein gehauene Masken übers Gesicht, die entfernt an Bremsenmutanten erinnern. [...]

Was als genüssliche Bobo-Kritik beginnt, treibt Ferdinand Schmalz in eine nietzscheanische Mythenwilderei, aus der er keinen Hehl macht. [...] Aus Petras Sohn wird Ikarus, aus paraphrasierten lokalen "Zaungästen" ein neidig Landvolk von Nörglern und Bürokratinnen, aus Überbaumeister Heinar ein Anstaltspatient, der auch nach der Entlassung bis zum Verschwinden wieder weitermacht, wo er aufgehört hat. Das alles natürlich nur kraft der Jamben, die das DT-Ensemble einigermaßen statisch, dafür mit gepfefferter Pathosironie exekutiert. An welchem Punkt aber Heinars "Zurück zur Antike"-Projekt kippt, und welche Katastrophe einen Neuanfang tatsächlich unumgänglich macht, bleibt offen.
Tatsächlich lässt sich [...] der "tempelherr" als waschechtes Vorstadtdrama lesen, das mit dem Traum vom Eigenheim startet und – nach einem mythischen Umweg über Schwangerschaft, Geburt und Kindstod – in männlichem Künstlerwahn endet. Wie immer beim 1985 geborenen Grazer Schmalz vollzieht sich die Handlung sprachspielerisch: hier in wohlgesetzten Jamben, deren boshafte Ironie darin besteht, das Hässliche und Gewöhnliche in geradezu klassizistische Erhabenheit zu lullen. [...]

Heinar, der spätere tempelherr, wird das ganze Stück hindurch immer stumm beschäftigt und in Philipp Arnolds Ur-Inszenierung darüber hinaus unsichtbar bleiben. Umso mehr haben Ehefrau Petra und Heinars Freund, der Architekt Markus, sowie die aufs Land voraus gezogene Freundin Christina und ihr Mann Thomas zu bequatschen. Etwa die Hygge-Resistenz von Thomas oder auch die Angst vor "ausländischen Banden" [...].

Auf der Kammerspielbühne verzichtet Philipp Arnold darauf, diese neurechte Bobowelt auch nur ansatzweise mit Bekanntem zu illustrieren. Stattdessen tragen Natali Seelig (Petra), Bernd Moss (Markus), Linn Reusse (Christina) und Edgar Eckert (Thomas) in der Ruinenlandschaft prachtvoll in Gold und Silber funkelnde Alienkostüme (Julia Dietrich) barocker Ausmaße. Gelegentlich schieben sie sich wie aus Stein gehauene Masken übers Gesicht, die entfernt an Bremsenmutanten erinnern. [...]

Was als genüssliche Bobo-Kritik beginnt, treibt Ferdinand Schmalz in eine nietzscheanische Mythenwilderei, aus der er keinen Hehl macht. [...] Aus Petras Sohn wird Ikarus, aus paraphrasierten lokalen "Zaungästen" ein neidig Landvolk von Nörglern und Bürokratinnen, aus Überbaumeister Heinar ein Anstaltspatient, der auch nach der Entlassung bis zum Verschwinden wieder weitermacht, wo er aufgehört hat. Das alles natürlich nur kraft der Jamben, die das DT-Ensemble einigermaßen statisch, dafür mit gepfefferter Pathosironie exekutiert. An welchem Punkt aber Heinars "Zurück zur Antike"-Projekt kippt, und welche Katastrophe einen Neuanfang tatsächlich unumgänglich macht, bleibt offen.

Ein Werkauftrag für die Frankfurter Positionen 2019 – eine Initiative der

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
19.30 - 22.10