
Der Weg zum Glück
von Ingrid Lausund
Ein Leben im Vorbeigehen – ein Mann im Ausnahmezustand. Da kann einer plötzlich nicht mehr stehenbleiben, seine Beine führen ein Eigenleben. Wie ist er auf diese große weite Bühne geraten? Warum weiß er nichts von seiner Rolle in diesem Stück? Wieso ständig diese Ehrenrunden, Diagonalen und plötzlichen Wendungen? Warum kann er die Richtung nicht mehr selbst bestimmen? Nicht mehr anhalten? Jahre vergehen wie Minuten. War da was zwischendurch? Und wannhat das eigentlich alles angefangen? – Irgendetwas läuft gründlich schief im Leben dieses Wanderers wider Willen, das wird schnell deutlich. Aus Abseitskreisen hilft noch die Agnetha-Methode, aber wehe, er gerät auf die Witzekante! Dann jagt ein Running Gag erbarmungslos den nächsten. Spontane Ausbruchsversuche scheitern. Da kennt sich jemand selbst zu genau, als dass er auf seine Selbstüberrumpelungen noch hereinfällt. Je schwerer die Beine, desto rastloser die Selbstzerfleischung... Ingrid Lausund hat mit diesem liebenswürdigen Leerläufer eine absurd-komische Theaterfigur geschaffen, die das einsame und geschäftige Treiben unserer Zeit vollkommen verinnerlicht hat und die erst am Ende ihrer körperlichen Kräfte zu einem überraschenden Entschluss gelangt.
Eine Übernahme vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg
Eine Übernahme vom Deutschen Schauspielhaus Hamburg
Regie Ingrid Lausund
Raum, Kostüme und Licht Beatrix von Pilgrim
Berlin-Premiere 30. Dezember 2010
Bernd Moss

Berliner Morgenpost
Beim Versuch, die eigenen Zwangsstörungen zu sortieren, der hinterjeder Stehlampe lauernden Panik zu entfliehen und zwischen den verschiedenen Stimmen seiner bipolaren Störung zumindest einen Ausgleich herzustellen, funkeln Wahn und Wahnsinn so fröhlich, dass das Zwerchfell schmerzt. Dabei verliert die Figur bei Bernd Moss nie an tragischer Fallhöhe, ergeben sich Momente stiller Verzweiflung, die umso schmerzlicher erscheinen, weil sich die Bekenntnisse einer zutiefst verletzten Seele wirkungsvoll zwischen die Pointen schmuggeln. Wenn sich gegen Ende das Experiment, ein anderer Mensch sein zuwollen, ein kraftvollerer, umgänglicherer, angstfreierer, lächerlich schiefgeht, dann ist das nicht nur ein furioses Finale für Moss, sondern zur Jahreswende auch ein Hinweis darauf, dass der ‚Weg zum Glück‘ keine Frage von guten Vorsätzen ist. Schon eher eine von großer Schauspielkunst, weshalb fürs Publikum in diesem Fall der Weg das Ziel ist. Zum Glück.
Beim Versuch, die eigenen Zwangsstörungen zu sortieren, der hinterjeder Stehlampe lauernden Panik zu entfliehen und zwischen den verschiedenen Stimmen seiner bipolaren Störung zumindest einen Ausgleich herzustellen, funkeln Wahn und Wahnsinn so fröhlich, dass das Zwerchfell schmerzt. Dabei verliert die Figur bei Bernd Moss nie an tragischer Fallhöhe, ergeben sich Momente stiller Verzweiflung, die umso schmerzlicher erscheinen, weil sich die Bekenntnisse einer zutiefst verletzten Seele wirkungsvoll zwischen die Pointen schmuggeln. Wenn sich gegen Ende das Experiment, ein anderer Mensch sein zuwollen, ein kraftvollerer, umgänglicherer, angstfreierer, lächerlich schiefgeht, dann ist das nicht nur ein furioses Finale für Moss, sondern zur Jahreswende auch ein Hinweis darauf, dass der ‚Weg zum Glück‘ keine Frage von guten Vorsätzen ist. Schon eher eine von großer Schauspielkunst, weshalb fürs Publikum in diesem Fall der Weg das Ziel ist. Zum Glück.
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Der Tagesspiegel
Hohe nervliche Anspannung, Zwang zur Selbstansalyse, Fremdbestimmung kleidet sie in Späße ein, hochintelligente und (bewusst) strohdumme, sie bringt die Zeit in Aufruhr, fantasiert auch den letzten Fetzen von Realität weg und packt Wirkliches gerade deshalb unbarmherzig bei all seiner Bosheit. Gehen ohne Pause, ohne auch nur eine Sekunde des Innehalten, fordert eine gnadenlose geistige und körperliche Disziplin. Denn Moss geht ja nicht nur, er denkt im Ausschreiten, wechselt Leichtigkeit und Schwere der Bewegung, kommt mal stockend, mal fließend voran, gerät ins Tänzeln, friert wieder ein im strengen Vorwärtsgang, wehrt sich gegen den Zwang zum Kreiseln. Was der Geist will und der Körper nicht schafft, oder was der Körper erzwingt gegen den Geist, wird heiter, und auch sehr schmerzhaft anschaulich. Geschichten bleiben stecken, in halben, abgehackten Sätzen. Aber gestisch kommen sie zur Vollendung, im Lauern, im Umsehen, in der Entdeckung von Leuten, Gegenständen, Landschaften, die gar nicht da sind. Moss macht zum Ereignis, wie von den Wänden eine geheimnisvolle, hypnotische Abwehrkraft ausgeht, die Bewegungsrichtungen immer wieder ändert und umpolt.
Hohe nervliche Anspannung, Zwang zur Selbstansalyse, Fremdbestimmung kleidet sie in Späße ein, hochintelligente und (bewusst) strohdumme, sie bringt die Zeit in Aufruhr, fantasiert auch den letzten Fetzen von Realität weg und packt Wirkliches gerade deshalb unbarmherzig bei all seiner Bosheit. Gehen ohne Pause, ohne auch nur eine Sekunde des Innehalten, fordert eine gnadenlose geistige und körperliche Disziplin. Denn Moss geht ja nicht nur, er denkt im Ausschreiten, wechselt Leichtigkeit und Schwere der Bewegung, kommt mal stockend, mal fließend voran, gerät ins Tänzeln, friert wieder ein im strengen Vorwärtsgang, wehrt sich gegen den Zwang zum Kreiseln. Was der Geist will und der Körper nicht schafft, oder was der Körper erzwingt gegen den Geist, wird heiter, und auch sehr schmerzhaft anschaulich. Geschichten bleiben stecken, in halben, abgehackten Sätzen. Aber gestisch kommen sie zur Vollendung, im Lauern, im Umsehen, in der Entdeckung von Leuten, Gegenständen, Landschaften, die gar nicht da sind. Moss macht zum Ereignis, wie von den Wänden eine geheimnisvolle, hypnotische Abwehrkraft ausgeht, die Bewegungsrichtungen immer wieder ändert und umpolt.
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Außerdem im Spielplan
Vorstellung fällt leider aus
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.00
Ausverkauft
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Wiederaufnahme
Regie: Christian Schwochow
DT Bühne
20.00 - 21.15
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Bar
21.00
Ausverkauft
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