Die Affäre Rue de Lourcine

von Eugène Labiche
Premiere am 17. Januar 2016
Michael GoldbergOscar Lenglumé
Felix GoeserMistingue / Norine
Anita VulesicaNorine
Christoph FrankenPotard / Justine
Wiebke MollenhauerJustine
Camill JammalSohn / Justine / Oscar Lenglumé
Oscar Lenglumé
Mistingue / Norine
Potard / Justine
Sohn / Justine / Oscar Lenglumé
Berliner Zeitung
Ulrich Seidler, 19.01.2016
"Dass das Könnte-Sein auf der Bühne stets zum gleichberechtigten Ist wird, macht das Theater zu einem Teufelswerk: Dem Zuschauer wird vor Augen geführt, dass nicht nur Lenglumés, sondern auch sein Bewusstsein nicht in der Lage ist, einen festen Punkt zu finden, von dem aus es den Unterschied zwischen Schein und Sein dingfest machen kann, woraus eigentlich folgt, dass alles egal ist. Henkel, die unter anderem Shakespeares 'Macbeth', Goethes 'Werther' und Kleists 'Amphitryon' zitiert, hat dieses Nichtwissenkönnen zur Slapstick-Grundlage ihrer Inszenierung gemacht." "Dass das Könnte-Sein auf der Bühne stets zum gleichberechtigten Ist wird, macht das Theater zu einem Teufelswerk: Dem Zuschauer wird vor Augen geführt, dass nicht nur Lenglumés, sondern auch sein Bewusstsein nicht in der Lage ist, einen festen Punkt zu finden, von dem aus es den Unterschied zwischen Schein und Sein dingfest machen kann, woraus eigentlich folgt, dass alles egal ist. Henkel, die unter anderem Shakespeares 'Macbeth', Goethes 'Werther' und Kleists 'Amphitryon' zitiert, hat dieses Nichtwissenkönnen zur Slapstick-Grundlage ihrer Inszenierung gemacht."
Berliner Morgenpost
Stefan Kirschner, 19.01.2016
"Regisseurin Henkel spielt mit dem Raum – und der Zeit. Die Digitaluhr über der Bühne springt mal vor, mal zurück. Nichts ist, wie es scheint. (...) Die Frage "Wer bin ich?" schwebt über dieser Inszenierung, mit der Henkel an ihren Züricher 'Amphitryon und sein Doppelgänger' anknüpft. Der war zum Theatertreffen 2014 eingeladen – und wurde auch im Deutschen Theater gezeigt. Vielleicht klappt's ja erneut: Weil diese kluge Inszenierung bestens unterhält, weil sie ästhetisch ein Knaller und schauspielerisch ein Ereignis ist." "Regisseurin Henkel spielt mit dem Raum – und der Zeit. Die Digitaluhr über der Bühne springt mal vor, mal zurück. Nichts ist, wie es scheint. (...) Die Frage "Wer bin ich?" schwebt über dieser Inszenierung, mit der Henkel an ihren Züricher 'Amphitryon und sein Doppelgänger' anknüpft. Der war zum Theatertreffen 2014 eingeladen – und wurde auch im Deutschen Theater gezeigt. Vielleicht klappt's ja erneut: Weil diese kluge Inszenierung bestens unterhält, weil sie ästhetisch ein Knaller und schauspielerisch ein Ereignis ist."
Der Tagesspiegel
Christine Wahl, 19.01.2016
"Henkel treibt – ähnlich wie in ihrem Zürcher Kleist-Gastspiel 'Amphitryon und sein Doppelgänger' beim vorletzten Theatertreffen – das (post)moderne Identitätsdilemma auf die Spitze. Aus dem Wohlstandsbürger, der etwas erschrocken, in letzter Konsequenz aber belustigt sein düsteres, doch immerhin stabiles zweites Ich entdeckt, wird hier der zeitgeistige Paniker, der Kategorien wie 'Identität' nur noch im Dauerzerbröselungsmodus kennt. (...) Statt feiner Komödienmechanik kehren die Hauptdarsteller Goldberg und Goeser in konzeptionsstringenter Bestform die grobmotorischen Hau- drauf-Akrobatiker hervor. Es gibt eine tragende (und entsprechend ausgedehnte) Rülps- und Furzszene. Geradezu eine Meisterin der Dekonstruktion: die großartige Anita Vulesica als Lenglumé-Gattin Norine mit monströsem Kunstgebiss. Allein die Szene, in der sie in einer Art Reverenz an den Extremperformer Vegard Vinge gefühlte hundertmal dem Ehemann mit Vollautomaten-Stimme entgegenschleudert: 'Oscar, krieg’ ich keinen Kuss?', lohnt den Besuch." "Henkel treibt – ähnlich wie in ihrem Zürcher Kleist-Gastspiel 'Amphitryon und sein Doppelgänger' beim vorletzten Theatertreffen – das (post)moderne Identitätsdilemma auf die Spitze. Aus dem Wohlstandsbürger, der etwas erschrocken, in letzter Konsequenz aber belustigt sein düsteres, doch immerhin stabiles zweites Ich entdeckt, wird hier der zeitgeistige Paniker, der Kategorien wie 'Identität' nur noch im Dauerzerbröselungsmodus kennt. (...) Statt feiner Komödienmechanik kehren die Hauptdarsteller Goldberg und Goeser in konzeptionsstringenter Bestform die grobmotorischen Hau- drauf-Akrobatiker hervor. Es gibt eine tragende (und entsprechend ausgedehnte) Rülps- und Furzszene. Geradezu eine Meisterin der Dekonstruktion: die großartige Anita Vulesica als Lenglumé-Gattin Norine mit monströsem Kunstgebiss. Allein die Szene, in der sie in einer Art Reverenz an den Extremperformer Vegard Vinge gefühlte hundertmal dem Ehemann mit Vollautomaten-Stimme entgegenschleudert: 'Oscar, krieg’ ich keinen Kuss?', lohnt den Besuch."
taz
Katrin Bettina Müller, 19.01.2016
"Die Aufregung ist groß, die Geschwindigkeit hoch, der Theaterapparat rast, die Drehbühne ist in Bewegung, fast jede Figur von Doppelgängern verfolgt, Szenen wiederholen und überholen sich. Und trotzdem sind die Bilder auch von Anfang an stillgestellt, kalt wie eine Leichenhalle, mechanisiert wie ein Krematorium. Denn tatsächlich hat die Bühnenbildnerin Henrike Engel die Wohnung und das Schlafzimmer des Unglücksvogels Oscar Lenglumé wie ein Krematorium eingerichtet." "Die Aufregung ist groß, die Geschwindigkeit hoch, der Theaterapparat rast, die Drehbühne ist in Bewegung, fast jede Figur von Doppelgängern verfolgt, Szenen wiederholen und überholen sich. Und trotzdem sind die Bilder auch von Anfang an stillgestellt, kalt wie eine Leichenhalle, mechanisiert wie ein Krematorium. Denn tatsächlich hat die Bühnenbildnerin Henrike Engel die Wohnung und das Schlafzimmer des Unglücksvogels Oscar Lenglumé wie ein Krematorium eingerichtet."

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
19.30 - 22.10