Die Perser

von Aischylos
Bühne / Kostüme Mark Lammert
Dramaturgie Bettina Schültke
Premiere 07.10.2006
Margit BendokatChor
Almut ZilcherAtossa
Samuel FinziXerxes, Bote
Wolfram KochSchatten des Dareios, Bote
Atossa
Xerxes, Bote
Schatten des Dareios, Bote
tip
28.09.2009
Gotscheffs "Perser-"Arbeit ist ein großes Kunstwerk, eine ungemein zwingende Verdichtung, ein Abend von kompromissloser Härte, Klarheit und Schönheit [...]. Es ist ein Kunstwerk, wie es auch großen Regisseuren nur zwei oder drei Mal im Leben gelingt, und auch das nur, wenn sie viel Glück, günstige Sterne und die richtigen Partner haben. Es ist ein Theaterabend wie ein schroffer Felsblock oder wie der Monolith in Kubricks "2001": rätselhaft, dunkel und absolut faszinierend. Gotscheffs "Perser-"Arbeit ist ein großes Kunstwerk, eine ungemein zwingende Verdichtung, ein Abend von kompromissloser Härte, Klarheit und Schönheit [...]. Es ist ein Kunstwerk, wie es auch großen Regisseuren nur zwei oder drei Mal im Leben gelingt, und auch das nur, wenn sie viel Glück, günstige Sterne und die richtigen Partner haben. Es ist ein Theaterabend wie ein schroffer Felsblock oder wie der Monolith in Kubricks "2001": rätselhaft, dunkel und absolut faszinierend.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
10.10.2006
Im Zentrum des Stücks steht der rhetorisch brillante Kronzeugenbericht vom Debakel der persischen Armee. Wolfram Koch und Samuel Finzi als Boten trippeln wie ertappte Jungs in Wollsocken herein, stoßen den Namen "Xerxes" zornig zwischen malmenden Kiefern hervor, ehe das famose Duo, schreckensbleich "Das ist alles wahr" beteuernd, abhaut. Dimiter Gotscheffs schnörkellose Inszenierung mit dem virtuosen Darstellerquartett macht aus der Tragödie ein lichtes Kinderspiel über Werden und Vergehen; aus dem Kinderspiel aber einen giften Abgrund, in dem mehr als eine Flotte versinken kann, heute nicht weniger als gestern. Im Zentrum des Stücks steht der rhetorisch brillante Kronzeugenbericht vom Debakel der persischen Armee. Wolfram Koch und Samuel Finzi als Boten trippeln wie ertappte Jungs in Wollsocken herein, stoßen den Namen "Xerxes" zornig zwischen malmenden Kiefern hervor, ehe das famose Duo, schreckensbleich "Das ist alles wahr" beteuernd, abhaut. Dimiter Gotscheffs schnörkellose Inszenierung mit dem virtuosen Darstellerquartett macht aus der Tragödie ein lichtes Kinderspiel über Werden und Vergehen; aus dem Kinderspiel aber einen giften Abgrund, in dem mehr als eine Flotte versinken kann, heute nicht weniger als gestern.
Berliner Zeitung
09.10.2006
Gotscheff und seine vier teuflisch-gewaltigen Spieler Bendokat, Zilcher, Koch und Finzi haben die Tragödie radikal auf jene Wand und auf die Worte reduziert und folgen so der Müller'schen Übersetzung [...]. Die Worte fallen wie Meteoriten aus der Zeit und schlagen im Augenblick ein. Die scharfkantigen Bedeutungsbruchstücke durchfahren ungebremst die von der Aufklärung ondulierten Hirnwindungen der Zuschauer. Bendokat ist dabei eine Maschine, die die Worte mit mechanischer Präzision abschickt, Zilcher ein Weib, das sich die Worte aus dem leib reißt. Koch und Finzi - die beiden wortbrutalen Clowns aus der Müller-Gotscheff-Finsternis-halten zwar ironische Distanz. Aber die schafft in diesem Fall keine Sicherheit, sonden lässt leichtsinnig die dämonischen Gedanken aus der Vorzeit, der Kindheit des Menschen, frei. Gotscheff und seine vier teuflisch-gewaltigen Spieler Bendokat, Zilcher, Koch und Finzi haben die Tragödie radikal auf jene Wand und auf die Worte reduziert und folgen so der Müller'schen Übersetzung [...]. Die Worte fallen wie Meteoriten aus der Zeit und schlagen im Augenblick ein. Die scharfkantigen Bedeutungsbruchstücke durchfahren ungebremst die von der Aufklärung ondulierten Hirnwindungen der Zuschauer. Bendokat ist dabei eine Maschine, die die Worte mit mechanischer Präzision abschickt, Zilcher ein Weib, das sich die Worte aus dem leib reißt. Koch und Finzi - die beiden wortbrutalen Clowns aus der Müller-Gotscheff-Finsternis-halten zwar ironische Distanz. Aber die schafft in diesem Fall keine Sicherheit, sonden lässt leichtsinnig die dämonischen Gedanken aus der Vorzeit, der Kindheit des Menschen, frei.
Märkische Allgemeine Zeitung
09.10.2006
Worte können schmerzen, das begreift man hier. Und Worte können Fremdheit stiften, auch das lehrt dieser erbarmungslose Abend. Wie fern uns diese Dramatik liegt! Und wie beunruhigend sie wirkt. Im Grunde ist diese Inszenierung nicht auszuhalten: Einerseits statuarisch zur Höchstkunst aufgebaut, andererseits in ihrer strikten Verweigerung jeglicher Konsumhaltung auf pure Konzentration begrenzt. Sie fühlt sich an wie eine Meditation, die alles Denken auf einen einzigen Punkt zusammenzieht. Der Punkt ist: das ewig unbegriffene Leiden. Dieses Theater erlaubt keine Zerstreuung, es ist unerbittlich. Worte können schmerzen, das begreift man hier. Und Worte können Fremdheit stiften, auch das lehrt dieser erbarmungslose Abend. Wie fern uns diese Dramatik liegt! Und wie beunruhigend sie wirkt. Im Grunde ist diese Inszenierung nicht auszuhalten: Einerseits statuarisch zur Höchstkunst aufgebaut, andererseits in ihrer strikten Verweigerung jeglicher Konsumhaltung auf pure Konzentration begrenzt. Sie fühlt sich an wie eine Meditation, die alles Denken auf einen einzigen Punkt zusammenzieht. Der Punkt ist: das ewig unbegriffene Leiden. Dieses Theater erlaubt keine Zerstreuung, es ist unerbittlich.
Süddeutsche Zeitung
09.10.2006
Gotscheff macht dem Zuschauer kein vorschnelles Friedensangebot, Im Gegenteil. Der Stoff ist hart, er kocht ihn nicht mit Psychologiesierungen oder künstlich aufgebauter Handlungsspannen weich. Stattdessen: Reduktion auf den Text und auf den Vorhang, den eigenen Untergang zu begreifen. Mark Lammerts genial einfache Bühne bietet den Schauspielern keinen Schutz: Eine dunkle Höhle, leer bis auf die gelbe Wand, die die Figuren nach vorne schieben, trennen, zum verschwinden bringen oder aus der Unterwelt holen kann [...]. Mit dieser über die Maßen faszinierenden Regie-Arbeit gelingt dem Deutschen Theater kurz nach Michael Thalheimers ganz anderer, aber ebenso zwingenden Inszenierung der "Orestie" die zweite maßstabsetzende Auseinandersetzung mit einer antiken Tragödie. Das dürfte seit Peter Steins und Klaus Michael Grübers Antiken-Projekten an der alten Berliner Schaubühne kaum einem anderen Ensemble gelungen sein. Gotscheff macht dem Zuschauer kein vorschnelles Friedensangebot, Im Gegenteil. Der Stoff ist hart, er kocht ihn nicht mit Psychologiesierungen oder künstlich aufgebauter Handlungsspannen weich. Stattdessen: Reduktion auf den Text und auf den Vorhang, den eigenen Untergang zu begreifen. Mark Lammerts genial einfache Bühne bietet den Schauspielern keinen Schutz: Eine dunkle Höhle, leer bis auf die gelbe Wand, die die Figuren nach vorne schieben, trennen, zum verschwinden bringen oder aus der Unterwelt holen kann [...]. Mit dieser über die Maßen faszinierenden Regie-Arbeit gelingt dem Deutschen Theater kurz nach Michael Thalheimers ganz anderer, aber ebenso zwingenden Inszenierung der "Orestie" die zweite maßstabsetzende Auseinandersetzung mit einer antiken Tragödie. Das dürfte seit Peter Steins und Klaus Michael Grübers Antiken-Projekten an der alten Berliner Schaubühne kaum einem anderen Ensemble gelungen sein.
Der Tagesspiegel
09.10.2006
Wenn Koch später als Schatten des Dareios im Zorn über den versagenden Sohn mit hochrotem Kopf die ganze erfolgreiche Ahnengalerie herausschleudert, und Finzi schließlich als Xerxes höchstselbst auf die Bühne kommt, die Schattenwand nach hinten schiebt, den Raum weit für seine Gegenwart öffnet und im Schlussmonolog den gesamten weltgeschichtlichen Herrscher-Katalog mitsamt aller künstlerischen Zitate und Wiedergänger zusammenschrumpfen lässt, kann man nur noch geplättet sagen: das ist Theater! Wenn Koch später als Schatten des Dareios im Zorn über den versagenden Sohn mit hochrotem Kopf die ganze erfolgreiche Ahnengalerie herausschleudert, und Finzi schließlich als Xerxes höchstselbst auf die Bühne kommt, die Schattenwand nach hinten schiebt, den Raum weit für seine Gegenwart öffnet und im Schlussmonolog den gesamten weltgeschichtlichen Herrscher-Katalog mitsamt aller künstlerischen Zitate und Wiedergänger zusammenschrumpfen lässt, kann man nur noch geplättet sagen: das ist Theater!

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln
von Rainald Goetz
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 21.30