
Die Sorgen und die Macht
Ein Stück über die Zukunft von gestern nach Peter Hacks
Im Oktober 1962 hatte Peter Hacks’ Stück ‚Die Sorgen und die Macht‘ Premiere am Deutschen Theater. Hacks, überzeugt davon in der DDR in einer postrevolutionären Situation zu leben, zeichnet darin das Bild einer Gesellschaft, die an der Überwindung ihrer verbliebenen Widersprüche arbeitet. Anhand der wirtschaftlichen und emotionalen Verstrickungen zwischen Mitarbeitern einer Brikett- und einer Glasfabrik skizziert Hacks in dem Stück eine Art moralischer Ökonomie. Erst aufgrund seiner Liebe zu Hede Stoll setzt Max Fidorra sich dafür ein, Einzelinteressen zugunsten des Ganzen zurückzustellen. Nach monatelangen Streitereien mit der Partei wird die Inszenierung im Januar 1963 abgesetzt. Obwohl oder gerade weil Peter Hacks in den 60er und 70er Jahren einer der meistgespielten Dramatiker ist, gerät er, der Goethe-Verehrer, Ulbricht-Anhänger, Ironiker und Kommunist, nach 1989 zunehmend in Vergessenheit. 'Die Sorgen und die Macht', das ist eine Begegnung mit einem der maßgeblichen Intellektuellen beider deutscher Staaten und eine Begegnung mit der 'Zukunft von gestern', die auf unerwartete Weise Fragen ans Heute stellt.
Regie Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne Jo Schramm
Kostüme Daniela Selig
Musik Michael Letz
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere 4. September 2010
Michael SchweighöferOswald Twardowski, Parteisekretär des Braunkohlewerks Roter Hammer; Herbert Zidewang, Arbeiter

Elias ArensPaul Kunze, Heizer, Sekretär der Brikettfabrik

Jürgen KuttnerMelz, Ingenieur, Betriebsleiter der Brikettfabrik; Edwin Fromm, Arbeiter; Conférencier; Versammlungsleiter

Christoph FrankenJulius Papmeier, Gewerkschaftsvorsitzender in der Brikettfabrik; Jost Birkenbihl, Bibliothekar; Herr Wechselbrunner

Felix GoeserMax Fidorra, Arbeiter

Gabriele HeinzHilde Bittrich, Arbeiterin; Parteisekretär des VEB Hohlglas; Delegierte der Brikettfabrik Ernst Thälmann

Lisa HrdinaEmma Holdefleiss, Arbeiterin; Valeska

Susanne WolffHede Stoll, Arbeiterin in der Glasfabrik; Muser

Michael LetzMusiker
Oswald Twardowski, Parteisekretär des Braunkohlewerks Roter Hammer; Herbert Zidewang, Arbeiter
Paul Kunze, Heizer, Sekretär der Brikettfabrik
Melz, Ingenieur, Betriebsleiter der Brikettfabrik; Edwin Fromm, Arbeiter; Conférencier; Versammlungsleiter
Julius Papmeier, Gewerkschaftsvorsitzender in der Brikettfabrik; Jost Birkenbihl, Bibliothekar; Herr Wechselbrunner
Max Fidorra, Arbeiter
Hilde Bittrich, Arbeiterin; Parteisekretär des VEB Hohlglas; Delegierte der Brikettfabrik Ernst Thälmann
Emma Holdefleiss, Arbeiterin; Valeska
Hede Stoll, Arbeiterin in der Glasfabrik; Muser
Michael Letz
Musiker
Theater der Zeit
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner haben ein Amalgam aus Tragik und Komik, aus Pathos und Ironie, aus Perfektion und Dilettantismus, aus grandios und abscheulich geschaffen - und damit wohl eine stimmige Positionsbeschreibung gegeben nicht nur für dieses aufreizend altbackene Stück 'Die Sorgen und die Macht', das kaum mehr ist als eine klassizistisch-dünkelhafte Variante des Bitterfelder Wegs, sondern auch für die Rolle von Peter Hacks vor 1989 und danach.
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner haben ein Amalgam aus Tragik und Komik, aus Pathos und Ironie, aus Perfektion und Dilettantismus, aus grandios und abscheulich geschaffen - und damit wohl eine stimmige Positionsbeschreibung gegeben nicht nur für dieses aufreizend altbackene Stück 'Die Sorgen und die Macht', das kaum mehr ist als eine klassizistisch-dünkelhafte Variante des Bitterfelder Wegs, sondern auch für die Rolle von Peter Hacks vor 1989 und danach.
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Berliner Zeitung
Die Zukunft von gestern, das heißt hier: der Ernst einer Holdefleiss, die Lächerlichkeit eines Kunze, die Eiseskälte eines Hacks. Diese Inszenierung ist voller Komik, Verbissenheit, Kitsch und Tragik. Sie ist alles zugleich. Lachhaft aber werden die Figuren nie. Man sieht nicht oft so bewusstseinsspitze Schauspieler. Man sieht nicht oft DDR- Verarbeitungstheater, das weder in Ostalgie noch in hochkommunistische Salonschwärmerei verfällt.
Die Zukunft von gestern, das heißt hier: der Ernst einer Holdefleiss, die Lächerlichkeit eines Kunze, die Eiseskälte eines Hacks. Diese Inszenierung ist voller Komik, Verbissenheit, Kitsch und Tragik. Sie ist alles zugleich. Lachhaft aber werden die Figuren nie. Man sieht nicht oft so bewusstseinsspitze Schauspieler. Man sieht nicht oft DDR- Verarbeitungstheater, das weder in Ostalgie noch in hochkommunistische Salonschwärmerei verfällt.
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Zitty
Lohnt sich angesichts gegenwärtiger Kapitalismuskrisen dieser historische Exkurs in 'die Zukunft von gestern'? Darüber lässt sich trefflich streiten, allein das ist schon ein Gewinn des kurzweiligen Abends. Aber diese dreieinhalbstündige Revue ist auch eine kluge Einführung in das widersprüchliche Denken eines inspirierenden Autors Eine Nachhilfestunde am richtigen Ort und zur richtigen Zeit.
Lohnt sich angesichts gegenwärtiger Kapitalismuskrisen dieser historische Exkurs in 'die Zukunft von gestern'? Darüber lässt sich trefflich streiten, allein das ist schon ein Gewinn des kurzweiligen Abends. Aber diese dreieinhalbstündige Revue ist auch eine kluge Einführung in das widersprüchliche Denken eines inspirierenden Autors Eine Nachhilfestunde am richtigen Ort und zur richtigen Zeit.
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Südwestpresse
Requiem und Revue in einem, Nachruf und slapstickhafte Parodie, quirlig zusammengemischt und wirklichkeits-dokumentarisch aufeinander bezogen - das gelingt der dialektisch von Widerspruch zu Widerspruch elegant hüpfenden Inszenierung vor allem dank der virtuosen Spielfreude des Ensembles.
Requiem und Revue in einem, Nachruf und slapstickhafte Parodie, quirlig zusammengemischt und wirklichkeits-dokumentarisch aufeinander bezogen - das gelingt der dialektisch von Widerspruch zu Widerspruch elegant hüpfenden Inszenierung vor allem dank der virtuosen Spielfreude des Ensembles.
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Süddeutsche Zeitung
Jürgen Kuttner und Tom Kühnel gelingt bei ihren selbstlosen Ausgrabungsarbeiten in der versunknen DDR-Theater- wie Realgeschichte das Kunststück, Hacks mitsamt seinen etwas abgenutzten ideologischen Seifenblasen gleichzeitig ernst zu nehmen und im fröhlichen Kabarett zu entsorgen. Sie inszenieren nicht Hacks' Stück, sie inszenieren mit ihrem Abend 'über die Zukunft von gestern' den historischen Abstand zwischen den Utopien von damals und einer utopie-resistent ausgenüchterten Gegenwart. So schaut man aus sehr großer Ferne auf die gelegentlich in formvollendeten Versen sprechenden Helden der Arbeiterklasse, die noch einmal die Konflikte zwischen Egoismus und Klassensolidarität, zwischen gesundem Menschenverstand und Funktionärs-Gebrabbel, zwischen funkelnder Utopie und nicht ganz so hübscher Wirklichkeit vorturnen.
Jürgen Kuttner und Tom Kühnel gelingt bei ihren selbstlosen Ausgrabungsarbeiten in der versunknen DDR-Theater- wie Realgeschichte das Kunststück, Hacks mitsamt seinen etwas abgenutzten ideologischen Seifenblasen gleichzeitig ernst zu nehmen und im fröhlichen Kabarett zu entsorgen. Sie inszenieren nicht Hacks' Stück, sie inszenieren mit ihrem Abend 'über die Zukunft von gestern' den historischen Abstand zwischen den Utopien von damals und einer utopie-resistent ausgenüchterten Gegenwart. So schaut man aus sehr großer Ferne auf die gelegentlich in formvollendeten Versen sprechenden Helden der Arbeiterklasse, die noch einmal die Konflikte zwischen Egoismus und Klassensolidarität, zwischen gesundem Menschenverstand und Funktionärs-Gebrabbel, zwischen funkelnder Utopie und nicht ganz so hübscher Wirklichkeit vorturnen.
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Der Tagesspiegel
In der Darstellung des bestens aufgelegten DT-Ensembles wird die Hacks-Ausgrabung zum Glücksfall, weil sämtliche Akteure - allen voran Susanne Wolff und Felix Goeser als Liebespaar - Ironie, Trash und tiefere Bedeutung sehr genau von Denunziation zu unterscheiden wissen.
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