
Don Quijote
von Jakob Nolte nach Miguel de Cervantes
Erstaufführung der Fassung von Jakob Nolte
In der Übersetzung von Susanne Lange
Nach der Lektüre unzähliger Ritterromane ernennt sich ein verarmter Junker selbst zu Don Quijote von La Mancha und überträgt sich die ehrenvolle Aufgabe, seine Mitmenschen gegen das Böse zu verteidigen und ein neues Goldenes Zeitalter aufleben zu lassen. Er findet im nur scheinbar naiven Sancho Panza einen treuen Knappen und begibt sich mit ihm auf die Reise, um ein einfaches Bauernmädchen alias Dulcinea von Toboso zu beeindrucken. Ihre Heldentaten enden meist in brutalen Niederlagen, weshalb Don Quijote alsbald den Beinamen Der Ritter von der traurigen Gestalt erhält. Und auch mit Sancho Panzas Traum, der sich als zukünftiger Herrscher eines Eilands sieht, will es nicht so recht was werden. Doch ihre Vorstellungskraft bleibt unbesiegt: Sie scheitern, stehen wieder auf und kämpfen weiter gegen Windmühlen.
Miguel de Cervantes sitzt nach einem bewegten Leben im Gefängnis, als er beginnt, den ersten Teil eines Romans zu schreiben, der 1605 den Anbruch der literarischen Moderne bedeutet. Es ist ein Anschreiben gegen die Fesseln der Realität, denn mit Don Quijote erfindet er einen maßlos kreativen Phantasten, der aber erst durch seinen viel pragmatischeren Spielgefährten Sancho Panza überhaupt Identität erlangt. Sie erschaffen sich mittels ihrer Gedanken eine eigene Wirklichkeit, sind sich selbst die Welt und können nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander. In kürzester Zeit werden die beiden berühmt, was sie im zehn Jahre später erschienenen zweiten Teil gleich selbst thematisieren. Bis heute hat das wahnwitzige Paar Ikonenstatus und schultert in dieser Erstaufführung der Fassung von Jakob Nolte seine (imaginierten) Abenteuer ganz allein.
In der Übersetzung von Susanne Lange
Nach der Lektüre unzähliger Ritterromane ernennt sich ein verarmter Junker selbst zu Don Quijote von La Mancha und überträgt sich die ehrenvolle Aufgabe, seine Mitmenschen gegen das Böse zu verteidigen und ein neues Goldenes Zeitalter aufleben zu lassen. Er findet im nur scheinbar naiven Sancho Panza einen treuen Knappen und begibt sich mit ihm auf die Reise, um ein einfaches Bauernmädchen alias Dulcinea von Toboso zu beeindrucken. Ihre Heldentaten enden meist in brutalen Niederlagen, weshalb Don Quijote alsbald den Beinamen Der Ritter von der traurigen Gestalt erhält. Und auch mit Sancho Panzas Traum, der sich als zukünftiger Herrscher eines Eilands sieht, will es nicht so recht was werden. Doch ihre Vorstellungskraft bleibt unbesiegt: Sie scheitern, stehen wieder auf und kämpfen weiter gegen Windmühlen.
Miguel de Cervantes sitzt nach einem bewegten Leben im Gefängnis, als er beginnt, den ersten Teil eines Romans zu schreiben, der 1605 den Anbruch der literarischen Moderne bedeutet. Es ist ein Anschreiben gegen die Fesseln der Realität, denn mit Don Quijote erfindet er einen maßlos kreativen Phantasten, der aber erst durch seinen viel pragmatischeren Spielgefährten Sancho Panza überhaupt Identität erlangt. Sie erschaffen sich mittels ihrer Gedanken eine eigene Wirklichkeit, sind sich selbst die Welt und können nicht mit-, aber auch nicht ohneeinander. In kürzester Zeit werden die beiden berühmt, was sie im zehn Jahre später erschienenen zweiten Teil gleich selbst thematisieren. Bis heute hat das wahnwitzige Paar Ikonenstatus und schultert in dieser Erstaufführung der Fassung von Jakob Nolte seine (imaginierten) Abenteuer ganz allein.
Regie Jan Bosse
Bühne Stéphane Laimé
Kostüme Kathrin Plath
Musik Arno Kraehahn
Licht Robert Grauel
Dramaturgie David Heiligers
Berlin-Premiere
12. Oktober 2019
Deutsches Theater
Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
Dauer: 2 Stunden, 30 Minuten, eine Pause
12. Oktober 2019
Deutsches Theater
Koproduktion mit den Bregenzer Festspielen
Dauer: 2 Stunden, 30 Minuten, eine Pause
Ulrich MatthesDon Quijote

Wolfram KochSancho Panza

Don Quijote
Sancho Panza
Außerdem im Spielplan
Infotreffen
DT Jung*
Kick-Off der SpielKlubs
Die künstlerischen Leiter:innen der DT Jung* Spielklubs stellen die Klubs der neuen Spielzeit vor. Um Anmeldung wird gebeten.
Ort wird noch benannt
17:00
Vorstellung fällt leider aus
Regie: Jessica Weisskirchen
anschließend im Bühnenbild DT Kontext: Jetzt mit Anfassen! Das andere Publikumsgespräch
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
"Das Leben ist so, wie ich es mir mache" – nach diesem Grundsatz handeln Don Quijote und sein getreuer Sancho Panza im Stück, das Jakob Nolte nach dem beürhmten Roman von Miguel de Cervantes verfasst hat. […]
Don Quijote und sein Knappe Sancho Panza schultern in dieser Inszenierung ihre imaginierten Abenteuer ganz im Alleingang. Matthes als Quijote ist mal entrückt, milde lächelnd bei seiner eingebildeten Dulcinea. Mal kämpft er wild entschlossen gegen nicht vorhandene Feinde. Dann kommandiert er Wolfram Koch als Sancho herum. Der versucht, seinen Herrn teils zur Vernunft zu bringen, spielt aber immer wieder mit – denn Quijote verspricht ihm eine Insel, auf der Sancho König werden kann. […]
Autor Jakob Nolte bricht den Originaltext von Cervantes immer wieder durch Wortwitz und Wechsel auf die Metaebene auf.
"Don Quijote" […] hat Samstagabend minutenlangen Applaus vom Publikum erhalten. Die Schauspiel-Stars Ulrich Matthes und Wolfgang Koch gaben in dem Zwei-Personen-Stück alles. […]
"Das Leben ist so, wie ich es mir mache" – nach diesem Grundsatz handeln Don Quijote und sein getreuer Sancho Panza im Stück, das Jakob Nolte nach dem beürhmten Roman von Miguel de Cervantes verfasst hat. […]
Don Quijote und sein Knappe Sancho Panza schultern in dieser Inszenierung ihre imaginierten Abenteuer ganz im Alleingang. Matthes als Quijote ist mal entrückt, milde lächelnd bei seiner eingebildeten Dulcinea. Mal kämpft er wild entschlossen gegen nicht vorhandene Feinde. Dann kommandiert er Wolfram Koch als Sancho herum. Der versucht, seinen Herrn teils zur Vernunft zu bringen, spielt aber immer wieder mit – denn Quijote verspricht ihm eine Insel, auf der Sancho König werden kann. […]
Autor Jakob Nolte bricht den Originaltext von Cervantes immer wieder durch Wortwitz und Wechsel auf die Metaebene auf.
Das Bregenzer Publikum ist von dem Abend derart begeistert, dass den beiden Schauspielern der lang anhaltende Applaus schon peinlich wird. […]
Bosse feiert die Kraft der Imagination. So wie Don Quijote alle möglichen Dinge, Menschen und Wesen sieht, die es nur in seiner Fantasie gibt, so muss der Zuschauer der Kraft des Erzählens folgen. Auf der Bühne steht nur ein Holzkasten, so groß wie ein Schiffscontainer, dessen Seiten man im Bedarfsfall herunterklappen kann. Sonst gibt es das Licht von Robert Grauel, ein bisschen atmosphärische Musik von Arno Kraehahn, einen Einkaufswagen voller Requisiten - und Nebel. […]
Wolfram Koch trägt eine jeansfarbene Strampelhose, die er auch über den dicken Kissenbauch stülpen kann, dazu ein rotes T-Shirt mit weißen Blumen, das sich auch zum Kleid ausrollen lässt. Ulrich Matthes hat einen Helm aus Alufolie auf dem Kopf, darauf Blümchen, er trägt eine Toga und ein hauchdünnes Kettenhemdchen. Dann haben sie noch ein paar Ritter-Spielsachen. […] Während Ritter Matthes oft mit euphorischem Staunen die Welt in seinem Kopf betrachtet, umsorgt ihn Panza Koch mit erdverbundener Schlauheit. Sie gehen wunderbar sorgsam miteinander und mit der Sprache um, die Worte funkeln, dass es ein Pracht ist. […]
Die Textfassung stammt von Jakob Nolte; inszeniert hat Jan Bosse mit zwei herrlichen Schauspielern, Ulrich Matthes und Wolfram Koch, mehr braucht es nicht, die beiden sind eine Welt zu zweit. […]
Das Bregenzer Publikum ist von dem Abend derart begeistert, dass den beiden Schauspielern der lang anhaltende Applaus schon peinlich wird. […]
Bosse feiert die Kraft der Imagination. So wie Don Quijote alle möglichen Dinge, Menschen und Wesen sieht, die es nur in seiner Fantasie gibt, so muss der Zuschauer der Kraft des Erzählens folgen. Auf der Bühne steht nur ein Holzkasten, so groß wie ein Schiffscontainer, dessen Seiten man im Bedarfsfall herunterklappen kann. Sonst gibt es das Licht von Robert Grauel, ein bisschen atmosphärische Musik von Arno Kraehahn, einen Einkaufswagen voller Requisiten - und Nebel. […]
Wolfram Koch trägt eine jeansfarbene Strampelhose, die er auch über den dicken Kissenbauch stülpen kann, dazu ein rotes T-Shirt mit weißen Blumen, das sich auch zum Kleid ausrollen lässt. Ulrich Matthes hat einen Helm aus Alufolie auf dem Kopf, darauf Blümchen, er trägt eine Toga und ein hauchdünnes Kettenhemdchen. Dann haben sie noch ein paar Ritter-Spielsachen. […] Während Ritter Matthes oft mit euphorischem Staunen die Welt in seinem Kopf betrachtet, umsorgt ihn Panza Koch mit erdverbundener Schlauheit. Sie gehen wunderbar sorgsam miteinander und mit der Sprache um, die Worte funkeln, dass es ein Pracht ist. […]
[…]
Es sind Schlüsselsätze in der Dramatisierung des berühmten monströsen Abenteuerschmökers durch Jakob Nolte, die zugleich als Schlüssel zur Inszenierung von Jan Bosse dienen können. […] Regisseur Jan Bosse konzentriert sich […] darauf, ein Psychogramm der Figuren anzulegen, die zu Ikonen geworden sind, und uns Zuschauern Einblick in die berührend tragikomische Welt zu gewähren, die sich der Ritter und sein Knappe selber erschaffen. […]
Matthes wird als dürres Männchen mit Spitzbart, von der Kostümbildnerin Kathrin Plath mit einem mit Blumen geschmücktem Helm aus Alufolie und einem dünnen Kettenhemdchen über dem weißen Nachthemd ausgestattet, zum Inbegriff dieser berühmten Figur, der weit über ein klischeehaftes Abbild hinausreicht. Dieser Don Quijote ist einer, der den ihm von seinem Knappen verliehenen Titel des „Ritters von trauriger Gestalt“ begeistert annimmt und mit Stolz trägt. […] Der Welt, die er sich erschafft und die sich stets gegen ihn wendet, kann man sich als Zuschauer nicht entziehen. […]
Zusammen bilden sie ein Paar, das liebevoll und respektvoll miteinander umgeht, bis dass der Tod des Ritters sie scheidet. Wenn der Wahn den Ritter zu Fall bringt, hilft ihm der Knappe wieder hoch. Rührend komisch ist diese Konstellation oder komisch berührend. Oder noch besser gesagt: ganz einfach hinreißend. Zum Theaterereignis wird der […] Abend aber letztlich durch die Persönlichkeiten und die überwältigende Bühnenpräsenz der beiden Darsteller: Ulrich Matthes als Don Quijote und Wolfram Koch als Sancho Panza.
[…]
Es sind Schlüsselsätze in der Dramatisierung des berühmten monströsen Abenteuerschmökers durch Jakob Nolte, die zugleich als Schlüssel zur Inszenierung von Jan Bosse dienen können. […] Regisseur Jan Bosse konzentriert sich […] darauf, ein Psychogramm der Figuren anzulegen, die zu Ikonen geworden sind, und uns Zuschauern Einblick in die berührend tragikomische Welt zu gewähren, die sich der Ritter und sein Knappe selber erschaffen. […]
Matthes wird als dürres Männchen mit Spitzbart, von der Kostümbildnerin Kathrin Plath mit einem mit Blumen geschmücktem Helm aus Alufolie und einem dünnen Kettenhemdchen über dem weißen Nachthemd ausgestattet, zum Inbegriff dieser berühmten Figur, der weit über ein klischeehaftes Abbild hinausreicht. Dieser Don Quijote ist einer, der den ihm von seinem Knappen verliehenen Titel des „Ritters von trauriger Gestalt“ begeistert annimmt und mit Stolz trägt. […] Der Welt, die er sich erschafft und die sich stets gegen ihn wendet, kann man sich als Zuschauer nicht entziehen. […]
Zusammen bilden sie ein Paar, das liebevoll und respektvoll miteinander umgeht, bis dass der Tod des Ritters sie scheidet. Wenn der Wahn den Ritter zu Fall bringt, hilft ihm der Knappe wieder hoch. Rührend komisch ist diese Konstellation oder komisch berührend. Oder noch besser gesagt: ganz einfach hinreißend.
Wo Riesen nur Windmühlen und feindliche Heere bloß Hammelherden sind, da spricht absolut nichts dagegen, dass Don Quijotes edles Schlachtross Rosiante in Wahrheit ein handelsüblicher Supermarkt-Einkaufswagen ist. In dem schiebt Don Quijotes treuer Knecht Sancho Panza seinen Herren einmal übermütig kreuz und quer über die Bühne, dem "Ritter von trauriger Gestalt" baumeln die langen Beine vorn übers Einkaufswagengitter, der Knecht galoppiert hinterher und bläst voller Tatendrang ins Horn. […]
Als fabulöse Fantasten stehen auf der Bühne: Ulrich Matthes als Don Quijote und Wolfram Koch als Sancho Panza. Und wie sie da stehen! Matthes, ein hagerer Träumer im Kettenhemdchen über der Jogginghose, mit zauseligem Langbart und blumenbekränztem Aluhut auf dem Kopf. Wolfram Koch schmerbäuchig, strähnig, bauernschlau, breitbeinig in hautengen Jeans und Cowboy-Boots. […]
Gemeinsam nehmen diese beiden windschiefen Recken die Imagination ernster als das Leben, machen einander das Schwere leicht, gehen sich auf die Nerven und quatschen sich gegenseitig raus aus der Tristesse. […] Zwei Männer gegen den Rest der Welt, der hier aus der Holzkiste kommt. […]
Das sind überhaupt die schönsten und die anrührendsten [Szenen] des Abends, wenn beim einen die Zweifel durchbrechen und wenn dann allein durch das Erzählen, das Zuhören, das Spielen des jeweils anderen im richtigen Moment Zuversicht und Abenteuerlust wiederbelebt werden.
Hier [sind] zwei Großschauspieler in Bestform zu erleben, komisch und tieftraurig, tollkühn und tragisch, die aus dem Nichts eine ganze Welt erfinden.
Wo Riesen nur Windmühlen und feindliche Heere bloß Hammelherden sind, da spricht absolut nichts dagegen, dass Don Quijotes edles Schlachtross Rosiante in Wahrheit ein handelsüblicher Supermarkt-Einkaufswagen ist. In dem schiebt Don Quijotes treuer Knecht Sancho Panza seinen Herren einmal übermütig kreuz und quer über die Bühne, dem "Ritter von trauriger Gestalt" baumeln die langen Beine vorn übers Einkaufswagengitter, der Knecht galoppiert hinterher und bläst voller Tatendrang ins Horn. […]
Als fabulöse Fantasten stehen auf der Bühne: Ulrich Matthes als Don Quijote und Wolfram Koch als Sancho Panza. Und wie sie da stehen! Matthes, ein hagerer Träumer im Kettenhemdchen über der Jogginghose, mit zauseligem Langbart und blumenbekränztem Aluhut auf dem Kopf. Wolfram Koch schmerbäuchig, strähnig, bauernschlau, breitbeinig in hautengen Jeans und Cowboy-Boots. […]
Gemeinsam nehmen diese beiden windschiefen Recken die Imagination ernster als das Leben, machen einander das Schwere leicht, gehen sich auf die Nerven und quatschen sich gegenseitig raus aus der Tristesse. […] Zwei Männer gegen den Rest der Welt, der hier aus der Holzkiste kommt. […]
Das sind überhaupt die schönsten und die anrührendsten [Szenen] des Abends, wenn beim einen die Zweifel durchbrechen und wenn dann allein durch das Erzählen, das Zuhören, das Spielen des jeweils anderen im richtigen Moment Zuversicht und Abenteuerlust wiederbelebt werden.
Dichter Rauch spielt keine geringe Rolle an diesem […] nie unpoetischen Schauspielerabend, der die stete Gewalt, die wolkige Sehnsucht und die heiße Luft der Quijote’schen Gedanken und Rhetorik gleichermaßen ins Bild setzt. Dass ein alter Container reicht, um das ewig Gestrige sowie verheißungsvoll Zukünftige des sonderbaren Paares – Träumer und Realist – ins Heute zu transportieren, ist eine der Wunderbarkeiten dieses Abends. Wenn Wolfram Koch ihn wie ein Kahnschlepper über die Bühne zieht oder Ulrich Matthes als Triumphator auf seinem Dach zum Angriff bläst, ist er klägliche Behausung, kulturelle und soziale Last, gedankliche Wunderkiste und großspurige Weltbühne zugleich. […] Zwischen Dünkel und Verletzlichkeit gibt Matthes ein fast durchsichtiges Wolkenwesen.
Aus der produktiven Verschwörung, die hier Kern der Sache ist, [ist] zwischen Bosse und den zwei Ausnahmeschauspielern Ulrich Matthes und Wolfram Koch […] ein selten frischer, spielerisch gedankenreicher Abend geworden. Maßgeblichen Anteil daran hat […] ein vierter im Bunde: Autor Jakob Nolte. […] Sein "Don Quijote" nun bleibt inhaltlich nah am Roman, macht formal aber gleich mehrere Salti, indem er Sancho Panza diskret zum eigentlichen Chronisten und Arrangeuer des Spiels adelt. […]
Dichter Rauch spielt keine geringe Rolle an diesem […] nie unpoetischen Schauspielerabend, der die stete Gewalt, die wolkige Sehnsucht und die heiße Luft der Quijote’schen Gedanken und Rhetorik gleichermaßen ins Bild setzt. Dass ein alter Container reicht, um das ewig Gestrige sowie verheißungsvoll Zukünftige des sonderbaren Paares – Träumer und Realist – ins Heute zu transportieren, ist eine der Wunderbarkeiten dieses Abends. Wenn Wolfram Koch ihn wie ein Kahnschlepper über die Bühne zieht oder Ulrich Matthes als Triumphator auf seinem Dach zum Angriff bläst, ist er klägliche Behausung, kulturelle und soziale Last, gedankliche Wunderkiste und großspurige Weltbühne zugleich. […] Zwischen Dünkel und Verletzlichkeit gibt Matthes ein fast durchsichtiges Wolkenwesen.
Dieser vermeintlichen Narretei des Quijote entspringt seine – unseren utopieimmunen Gemütern so fremd gewordene – Kraft zur Auflehnung gegen die Alternativlosigkeit der Welt. Nur wer überhaupt noch die Lanze der Idee zu schultern vermag, dass alles auch ganz anders sein könnte, kann sich im Zusammenstoß mit der Wirklichkeit eine blutige Nase holen und darin Erfüllung finden: Der Kampf gegen Windmühlen vermag ein Menschenherz auszufüllen. […]
Die Energie, die den nimmermüden und nicht selten cholerischen Hidalgo durch weite Teile des Romans trägt, weicht in Ulrich Matthes’ Darstellung des Protagonisten schon nach kurzer Zeit dem beherrschenden Bild vom Ritter von der traurigen Gestalt. Im knielangen Kettenhemdchen verloren ins Weite starrend, verleiht Matthes seiner Figur eine burnoutige Erschöpftheit, bei der man als Zuschauer nur darauf wartet, dass der nächste Halt von Ritter und Knappe in ein Yoga-Retreat der spanischen Hochebene führt. […]
Stéphane Laimés Bühne [ist] wüst und leer, was den schönen Effekt hat, dass die Sprache in der genialischen Übersetzung von Susanne Lange in den Mittelpunkt rückt.
Er [Sancho Panza] ist die spießbürgerliche Stimme der alternativlosen Ordnung der Welt, hinter deren Oberfläche – und diese Volte der Inszenierung ist hervorragend – sich doch die Sehnsucht nach dem anderen Leben verbirgt: Das billige Flamenco-Kleidchen, das er unter der Hose trägt und mit dem er einmal für seinen Herrn tanzt, zeigt an, dass es auch für einen Sancho Panza ohne Fantasie(n) nicht geht. […]
Dieser vermeintlichen Narretei des Quijote entspringt seine – unseren utopieimmunen Gemütern so fremd gewordene – Kraft zur Auflehnung gegen die Alternativlosigkeit der Welt. Nur wer überhaupt noch die Lanze der Idee zu schultern vermag, dass alles auch ganz anders sein könnte, kann sich im Zusammenstoß mit der Wirklichkeit eine blutige Nase holen und darin Erfüllung finden: Der Kampf gegen Windmühlen vermag ein Menschenherz auszufüllen. […]
Die Energie, die den nimmermüden und nicht selten cholerischen Hidalgo durch weite Teile des Romans trägt, weicht in Ulrich Matthes’ Darstellung des Protagonisten schon nach kurzer Zeit dem beherrschenden Bild vom Ritter von der traurigen Gestalt. Im knielangen Kettenhemdchen verloren ins Weite starrend, verleiht Matthes seiner Figur eine burnoutige Erschöpftheit, bei der man als Zuschauer nur darauf wartet, dass der nächste Halt von Ritter und Knappe in ein Yoga-Retreat der spanischen Hochebene führt. […]
Stéphane Laimés Bühne [ist] wüst und leer, was den schönen Effekt hat, dass die Sprache in der genialischen Übersetzung von Susanne Lange in den Mittelpunkt rückt.
The synergy between Matthes and Koch is possibly the best I've witnessed between actors on a German stage. Whether in moments of incredulity (Sancho warning Quixote against charging the windmills) or argument (a witty late-evening debate about who the book’s real protagonist is), their relationship is thoroughly codependent.
But in the right artistic hands, even the unruliest and most cumbersome of narratives can be converted into gripping, involving theater.
[...]
It’s easy to wonder, at times, whether these characters are meant to be Cervantes’s iconic figures or just two homeless crazies playing make believe. This is, of course, just another way of construing the novel’s themes of imagination and madness. Either way, Matthes and Koch cut these outsize roles down to size.
[...]
Ulrich Matthes, a longtime ensemble member (best known internationally for having played Goebbels in the film "Downfall"), is a rugged and restless Quixote, both cruel and unexpectedly tender toward his companion. Wolfram Koch makes for an unusually assertive, though still gruff and uncouth, Sancho Panza. Jan Bosse’s production of "Quixote", [...] makes a radical yet impressively efficient reduction of the lengthy tome. Jakob Nolte, a young German playwright, turns the sprawling picaresque into a two-man show for the title knight and his loyal squire, Sancho Panza.
The synergy between Matthes and Koch is possibly the best I've witnessed between actors on a German stage. Whether in moments of incredulity (Sancho warning Quixote against charging the windmills) or argument (a witty late-evening debate about who the book’s real protagonist is), their relationship is thoroughly codependent.
But in the right artistic hands, even the unruliest and most cumbersome of narratives can be converted into gripping, involving theater.
[...]
It’s easy to wonder, at times, whether these characters are meant to be Cervantes’s iconic figures or just two homeless crazies playing make believe. This is, of course, just another way of construing the novel’s themes of imagination and madness. Either way, Matthes and Koch cut these outsize roles down to size.
[...]
Ulrich Matthes, a longtime ensemble member (best known internationally for having played Goebbels in the film "Downfall"), is a rugged and restless Quixote, both cruel and unexpectedly tender toward his companion. Wolfram Koch makes for an unusually assertive, though still gruff and uncouth, Sancho Panza.