
Feminista, Baby!
nach dem SCUM-Manifesto von Valerie Solanas
Sie war die Frau, die auf die Pop-Art schoss. Im Juni 1968 wurde Andy Warhol von drei Pistolenkugeln lebensgefährlich verletzt, Jahre später starb er an den Spätfolgen des Attentats. Die Schützin kam aus dem Umfeld von Warhols Factory: Valerie Solanas. Nach ihren Motiven gefragt, antwortete sie: "Ich habe eine Menge schwerwiegender Gründe. Lesen Sie mein Manifest, und Sie wissen wer ich bin." Vier Monate später wurde ihr SCUM-Manifesto veröffentlicht: ein feministischer Text, radikal, voller Furor und zugleich voller Witz. SCUM, das lasen die einen als Abkürzung für "Society for Cutting Up Men" (Gesellschaft zur Vernichtung der Männer). Ebenso aber ist SCUM (Abschaum) die Selbstbezeichnung einer weiblichen, zukünftigen Elite, "dominierenden, sicheren, selbstvertrauenden, widerlichen, gewalttätigen, eigensüchtigen, unabhängigen, stolzen, sensationshungrigen, frei rotierenden, arroganten Frauen, die sich imstande fühlen, das Universum zu regieren."
"Lesen Sie mein Manifest, und Sie wissen, wer ich bin." Mit dieser Aussage hat Valerie Solanas, die sich stets als Schriftstellerin verstand, dazu beigetragen, dass ihr Text meist mit ihrer Biographie kurzgeschlossen wird. Dagegen setzen Tom Kühnel und Jürgen Kuttner den Zorn, die Anmaßung und die Kraft dieses Manifests selbst. Weit über die Frage hinaus, ob Frauen Vorstandsposten in Unternehmen einnehmen sollten, denkt Solanas darin die soziale Ebene und eine gesellschaftliche Utopie stets mit. Die Musik kommt von Christiane Rösinger, einstige Gründerin und Sängerin der Lassie Singers, und Ramin Bijan.
"Lesen Sie mein Manifest, und Sie wissen, wer ich bin." Mit dieser Aussage hat Valerie Solanas, die sich stets als Schriftstellerin verstand, dazu beigetragen, dass ihr Text meist mit ihrer Biographie kurzgeschlossen wird. Dagegen setzen Tom Kühnel und Jürgen Kuttner den Zorn, die Anmaßung und die Kraft dieses Manifests selbst. Weit über die Frage hinaus, ob Frauen Vorstandsposten in Unternehmen einnehmen sollten, denkt Solanas darin die soziale Ebene und eine gesellschaftliche Utopie stets mit. Die Musik kommt von Christiane Rösinger, einstige Gründerin und Sängerin der Lassie Singers, und Ramin Bijan.
Regie Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne Jo Schramm
Kostüme Daniela Selig
Musik Christiane Rösinger, Andreas Spechtl
Licht Kristina Jedelsky
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere
20. Oktober 2017, Kammerspiele
20. Oktober 2017, Kammerspiele
Jürgen Kuttner

Bernd Moss

Markwart Müller-Elmau

Jörg Pose

Christiane RösingerLive-Musik
Andreas SpechtlLive-Musik
Ramin BijanLive-Musik
Marlene BlumertLive-Kamera
Bernadette KnollerLive-Kamera
Christiane Rösinger, Andreas Spechtl, Ramin Bijan
Live-Musik
Live-Kamera
Außerdem im Spielplan
Vorstellung fällt leider aus
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Regie: Christian Schwochow
DT Bühne
20.00 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Bar
21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Atemraubend ist, was Bernd Moss uns Publikum dann in seinem Eingangsmonolog aus Valerie Solanas Manifest auf die Ohren brettert: das männliche Y-Chromosom sei nur ein unvollständiges X-Chromosom. Mann darf mithin als eine unvollständige Frau gelten, als " wandelnde Fehlgeburt, die schon im Genstadium verkümmert ist". Kurz: "Mann sein heißt, kaputt sein", wackelt Moss mit dem Perückenkopf. Sexbesessen sei dieser seelische Krüppel überdies: "Im mystischen Glauben, er könne durch das Berühren von Gold selbst zu Gold werden, ist er dauernd hinter den Frauen her." Mann als Anti-Midas, irgendwo zwischen Trottel und Tyrann, Usurpator und Ubu Roi. Der berockte DT-Recke Moss wettert die radikalen Anwürfe im Hausfrauen-Habitus mit Professoren-Pathos über die Rampe. Applaus. [...]
Danach darf Christiane Rösinger ans Mikro, noch eine Frauen-Ikone, diesmal eine des Kreuzberger Feminismus'. Der eiserne Vorhang hat sich gehoben und auf den Stufen zweier zur DNA-Doppelhelix gewundenen Wendeltreppen singt Rösinger [...].
Jürgen Kuttner hat einige Cameo-Auftritte: Wie ein Teufelchen kommt er – Jarry-mäßiges Stichwort: "Scheiße!" – nebelumweht aus der Versenkung geschossen. "Faminista" steht auf dem T-Shirt zur Glitzerhose, und als Videoschnipsel-Profi ventiliert Kuttner per Playback-Filmzitat über die Frau als (Miss-)Schöpfung Gottes. Die Toneinspielung stammt aus dem 80er-Jahre-Kultfilm "Die Hexen von Eastwick". Was uns das "SCUM Manifesto" von Valerie Solanas – ein radikal-rotziger feministischer Text von satirischer Schärfe – fünfzig Jahre nach seiner Entstehung noch zu sagen hat, testet das bewährte Regie-Duo Tom Kühnel und Jürgen Kuttner in den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. Mit einem rein männlichen Schauspielaufgebot. Und Songs von Christiane Rösinger mit Andreas Spechtl. [...]
Atemraubend ist, was Bernd Moss uns Publikum dann in seinem Eingangsmonolog aus Valerie Solanas Manifest auf die Ohren brettert: das männliche Y-Chromosom sei nur ein unvollständiges X-Chromosom. Mann darf mithin als eine unvollständige Frau gelten, als " wandelnde Fehlgeburt, die schon im Genstadium verkümmert ist". Kurz: "Mann sein heißt, kaputt sein", wackelt Moss mit dem Perückenkopf. Sexbesessen sei dieser seelische Krüppel überdies: "Im mystischen Glauben, er könne durch das Berühren von Gold selbst zu Gold werden, ist er dauernd hinter den Frauen her." Mann als Anti-Midas, irgendwo zwischen Trottel und Tyrann, Usurpator und Ubu Roi. Der berockte DT-Recke Moss wettert die radikalen Anwürfe im Hausfrauen-Habitus mit Professoren-Pathos über die Rampe. Applaus. [...]
Danach darf Christiane Rösinger ans Mikro, noch eine Frauen-Ikone, diesmal eine des Kreuzberger Feminismus'. Der eiserne Vorhang hat sich gehoben und auf den Stufen zweier zur DNA-Doppelhelix gewundenen Wendeltreppen singt Rösinger [...].
Jürgen Kuttner hat einige Cameo-Auftritte: Wie ein Teufelchen kommt er – Jarry-mäßiges Stichwort: "Scheiße!" – nebelumweht aus der Versenkung geschossen. "Faminista" steht auf dem T-Shirt zur Glitzerhose, und als Videoschnipsel-Profi ventiliert Kuttner per Playback-Filmzitat über die Frau als (Miss-)Schöpfung Gottes. Die Toneinspielung stammt aus dem 80er-Jahre-Kultfilm "Die Hexen von Eastwick".
Das ist verständlich, wer jemals Valerie Solanas radikales, böses, sexistisches, feministisches SCUM-Manifesto aus den 60er Jahren gelesen hat, hat keine ausgeprägte Lust mehr, Mann zu sein. [...]
Da zitiert Bernd Marilyn Moss vor dem Vorhang in einem langen Monolog wörtlich aus dem Manifest, wird immer engagierter dabei. Und es ist völlig egal, ob er hier als Mann, als Frau als Transvestit oder sonstwas spricht, er knallt die Sätze ins Publikum, man spürt in diesen Minuten den ganzen Zorn, die Enttäuschung, den Furor, die die Autorin in ihre Zeilen packte. [...]
Die einzige Frau auf der Bühne ist Christiane Rösinger, popfeministische Kreuzberger Indie-Ikone und einst Mitgründerin der Lassie Singers. Begleitet wird sie von "Ja, Panik"-Sänger Andreas Spechtl. Rösinger ist mit ihren Songs so etwas wie die Kommentatorin des Abends, die einzige weibliche, gegenwärtige Stimme auf der Bühne. Ein schönes Arrangement. Die Verwandlung vom Mann zur Marilyn geht fix: Alles, was Bernd Moss, Jörg Pose und Markwart Müller-Elmau dafür brauchen, passt in kleine Einkaufsbeutel. Die packen sie auf der Bühne aus und dann: Hosen runter! Nach wenigen Minuten stehen da drei Marilyn-Monroe-Kopien mit (fast) allem Drum und Dran: In weißen Neckholder-Faltenkleidern, silbernen Pumps, mit blonden Perücken, ordentlich geschminkt, Schönheitsfleck inklusive.
Das ist verständlich, wer jemals Valerie Solanas radikales, böses, sexistisches, feministisches SCUM-Manifesto aus den 60er Jahren gelesen hat, hat keine ausgeprägte Lust mehr, Mann zu sein. [...]
Da zitiert Bernd Marilyn Moss vor dem Vorhang in einem langen Monolog wörtlich aus dem Manifest, wird immer engagierter dabei. Und es ist völlig egal, ob er hier als Mann, als Frau als Transvestit oder sonstwas spricht, er knallt die Sätze ins Publikum, man spürt in diesen Minuten den ganzen Zorn, die Enttäuschung, den Furor, die die Autorin in ihre Zeilen packte. [...]
Die einzige Frau auf der Bühne ist Christiane Rösinger, popfeministische Kreuzberger Indie-Ikone und einst Mitgründerin der Lassie Singers. Begleitet wird sie von "Ja, Panik"-Sänger Andreas Spechtl. Rösinger ist mit ihren Songs so etwas wie die Kommentatorin des Abends, die einzige weibliche, gegenwärtige Stimme auf der Bühne. Ein schönes Arrangement.
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, die dieses Schriftstück nun knapp 50 Jahre nach seinem Erscheinen wieder ausgegraben haben und unter dem Motto "Feminista, Baby!" lässig auf die Kammerbühne werfen, versuchen sich auch gar nicht erst an einer Einordnung und verkneifen sich zudem feministische Tagesaktualitätsbezüge in Richtung Frauenquote, Weinstein etc. Stattdessen vertrauen sie voll auf das Irritationspotenzial, das sich durch dieses Oszillieren auftut: Sicher nicht die schlechteste Entscheidung; zumal anno 2017, vor dem Hintergrund völlig anders gelagerter Feminismus-Diskurse. [...]
Der Höhepunkt des Abends besteht allerdings in der tonlosen Videoeinspielung der legendären Elefantenrunde vom Wahlabend 2005. So, wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Angela Merkel hier von den Schauspielern mit Solanas-Texten unterlegt werden, gewinnt der viel zitierte Geschlechterkampf tatsächlich völlig neue Komplexitätsdimensionen, über die man – selten genug passiert’s ja – tatsächlich auch noch lachen kann. "Der Mann ist eine biologische Katastrophe", plaudert der Schauspieler Bernd Moss gut gelaunt über die Rampe der DT- Kammerspiele. "Das männliche Y-Chromosom ist ein unvollständiges weibliches X-Chromosom. Mit anderen Worten: Der Mann ist eine unvollständige Frau." Großes Gelächter im Publikum – klar. Moss’ Auftaktmonolog ist quasi das Intro zu einer tiefenentspannten Art von Wohlfühltheaterabend: ironisch und nicht blöd [...].
Tom Kühnel und Jürgen Kuttner, die dieses Schriftstück nun knapp 50 Jahre nach seinem Erscheinen wieder ausgegraben haben und unter dem Motto "Feminista, Baby!" lässig auf die Kammerbühne werfen, versuchen sich auch gar nicht erst an einer Einordnung und verkneifen sich zudem feministische Tagesaktualitätsbezüge in Richtung Frauenquote, Weinstein etc. Stattdessen vertrauen sie voll auf das Irritationspotenzial, das sich durch dieses Oszillieren auftut: Sicher nicht die schlechteste Entscheidung; zumal anno 2017, vor dem Hintergrund völlig anders gelagerter Feminismus-Diskurse. [...]
Der Höhepunkt des Abends besteht allerdings in der tonlosen Videoeinspielung der legendären Elefantenrunde vom Wahlabend 2005. So, wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer und Angela Merkel hier von den Schauspielern mit Solanas-Texten unterlegt werden, gewinnt der viel zitierte Geschlechterkampf tatsächlich völlig neue Komplexitätsdimensionen, über die man – selten genug passiert’s ja – tatsächlich auch noch lachen kann.
Jürgen Kuttner und Tom Kühnel machen in ihrer Bühnenadaption erst mal eine glamouröse Pop Art-Installation daraus. [...]
Warum also zupfen Kühnel und Kuttner dieses Manifest aus der Mottenkiste? Die Antwort schleicht sich ganz indirekt durch die elegante Doppelhelixtreppe auf die Bühne. Statt eine Kontroverse auszulösen, dient sie den drei Grazien Bernd Moss, Jörg Pose und Marquardt Müller-Elmau, alle in Marilyn Monroe-Maskerade gezwängt, als Showtreppe für gepflegte Auf- und Abstiege beim Manifestaufsagen. Zudem ruft sie jene schillernde Halbwelt der Warhol-Factory auf, ihre ebenso experimentelle wie kommerzielle Oberflächenkunst, von der man nie genau weiß, ob sie subversiv ist oder doch nur geldgeile Systemaffirmation. Genau in diesem schillernden Zwischenraum bewegt sich auch die Inszenierung. [...]
Auf gespenstische Weise traurig ist dieser Abend. Erst recht wenn Christiane Rösinger ihre melancholisch ernsten Songs singt und Kuttner zwischendurch selbst als Macho im Morgenmantel aus dem höllisch dampfenden Bühnenkeller aufsteigt, um ein paar Big-Daddy-Szenen beizusteuern. SCUM? Das ist hier eine trickreiche Demonstration in Sachen Taubheit und Zynismus. Sehr heutig. Da dreht sie sich, wunderbar erhaben, hochschraubend bis zur Decke, silbern verkleidet wie ein Kunstwerk von Andy Warhol: die Doppelhelix der Desoxyribonukleinsäure, kurz DNA genannt. Wichtigster Baustein des Lebens, Trägerin aller Erbinformationen und vieldeutiges, majestätisches Bühnenbild an diesem etwas gespenstisch kabarettistischen Abend im Deutschen Theater. Ja, eine schlagende Rolle spielt die DNA auch in dem radikal-revolutionärem Manifest der amerikanischen Schriftstellerin Valerie Solanas, das eine männerfreie Welt ausruft und hier die ebenso kontroverse wie witzige Vorlage bietet [...]
Jürgen Kuttner und Tom Kühnel machen in ihrer Bühnenadaption erst mal eine glamouröse Pop Art-Installation daraus. [...]
Warum also zupfen Kühnel und Kuttner dieses Manifest aus der Mottenkiste? Die Antwort schleicht sich ganz indirekt durch die elegante Doppelhelixtreppe auf die Bühne. Statt eine Kontroverse auszulösen, dient sie den drei Grazien Bernd Moss, Jörg Pose und Marquardt Müller-Elmau, alle in Marilyn Monroe-Maskerade gezwängt, als Showtreppe für gepflegte Auf- und Abstiege beim Manifestaufsagen. Zudem ruft sie jene schillernde Halbwelt der Warhol-Factory auf, ihre ebenso experimentelle wie kommerzielle Oberflächenkunst, von der man nie genau weiß, ob sie subversiv ist oder doch nur geldgeile Systemaffirmation. Genau in diesem schillernden Zwischenraum bewegt sich auch die Inszenierung. [...]
Auf gespenstische Weise traurig ist dieser Abend. Erst recht wenn Christiane Rösinger ihre melancholisch ernsten Songs singt und Kuttner zwischendurch selbst als Macho im Morgenmantel aus dem höllisch dampfenden Bühnenkeller aufsteigt, um ein paar Big-Daddy-Szenen beizusteuern. SCUM? Das ist hier eine trickreiche Demonstration in Sachen Taubheit und Zynismus. Sehr heutig.
Die Schauspieler schlurfen auf die Bühne und verwandeln sich in drei Marilyn Monroes, inklusive Muttermal und weißem Cocktail-Kleid. Sie machen das so lässig, so frei von Weiblichkeitsposen und Travestie-Witzchen, dass es eine Freude ist. [...]
Ein feministisches Manifest im Sinne einer Handlungsanweisung ist dieser Abend aber nicht. Sondern eine trashige Party - bei der übrigens auch die Männer ihren Spaß hatten. Hier wird so ziemlich alles richtig gemacht. Vor allem die Musik. Den Soundtrack steuert Christiane Rösinger bei, Gründerin der Lassie Singers, Kreuzberger Urgestein und Ikone einer charmanten Totalverweigerung. Niemand lästert schöner über Pärchen als sie. Hier, am Schlagzeug begleitet von Andreas Spechtl, singt sie über pseudo-feministische T-Shirts von Dior und Klassentreffen von Alphamädchen [...].
Die Schauspieler schlurfen auf die Bühne und verwandeln sich in drei Marilyn Monroes, inklusive Muttermal und weißem Cocktail-Kleid. Sie machen das so lässig, so frei von Weiblichkeitsposen und Travestie-Witzchen, dass es eine Freude ist. [...]
Ein feministisches Manifest im Sinne einer Handlungsanweisung ist dieser Abend aber nicht. Sondern eine trashige Party - bei der übrigens auch die Männer ihren Spaß hatten.
Kühnel/Kuttner hoben mit "Feminista, Baby!" im Deutschen Theater ein fast 50 Jahre altes Manifest auf die Bühne, das schon durch die Radikalität seiner Fantasien verblüfft. Sieht man dem Y-Chromosom denn nicht schon an, dass ihm ein Beinchen fehlt und es also stets der Vollständigkeit des X-Chromosoms hinterherhechelt? Biologistischen Fundamentalismus karikieren, das konnte die amerikanische Autorin Solanas wunderbar, und mit Genuss zelebrieren das die drei Schauspieler, nachdem sie sich als Frauen kostümiert haben, nein, als dreimal Marilyn Monroe. [...]
Solanas’ Text kann man hier auf sehr vergnügliche Weise kennenlernen. Der routinierte Videoschnipsler Jürgen Kuttner hat zusammen mit Co-Regisseur Tom Kühnel die Fernsehbilder einer alten Talkshow der Politikgrößen mit Texten von Valerie Solanas unterlegt, aus ihrem vor fast fünfzig Jahren erschienenen SCUM-Manifest. Live sprechen die drei Schauspieler (Bernd Moss, Jörg Pose, Markwart Müller-Elmau) ins Mikrofon und passen die fulminanten Sätze, voll des Spotts über den erkenntnisunfähigen Mann, der Mimik der Politiker an. Klar, das ist sehr lustig. [...]
Kühnel/Kuttner hoben mit "Feminista, Baby!" im Deutschen Theater ein fast 50 Jahre altes Manifest auf die Bühne, das schon durch die Radikalität seiner Fantasien verblüfft. Sieht man dem Y-Chromosom denn nicht schon an, dass ihm ein Beinchen fehlt und es also stets der Vollständigkeit des X-Chromosoms hinterherhechelt? Biologistischen Fundamentalismus karikieren, das konnte die amerikanische Autorin Solanas wunderbar, und mit Genuss zelebrieren das die drei Schauspieler, nachdem sie sich als Frauen kostümiert haben, nein, als dreimal Marilyn Monroe. [...]
Solanas’ Text kann man hier auf sehr vergnügliche Weise kennenlernen.
Bei Ihrer Inszenierung dieses Angriffs auf die Männerwelt [...] lässt sich das Regie-Duo Tom Kühnel und Jürgen Kuttner eher von der humorvollen Seite der Vorlage leiten. Zu Beginn verwandeln sich die Schauspieler Bernd Moss, Markwart Müller-Elmau und Jörg Pose ziemlich unaufgeregt in Marilyn-Monroe-Doubles. Nach diesem hintersinnigen Genderwechsel hauen die Herren Damen uns furios Teile des Manifests um die Ohren: "Mann sein heißt, kaputt sein." [...]
Christiane Rösinger steuert Lassie-Singer-Songs zu Alphamädchen und der "Pärchenlüge" bei. Feminismus als Spaß. Das Duo Kuttner/Kühnel bringt Valerie Solanas' Manifest "S.C.U.M." sehr unterhaltsam auf die Bühne [...]
Bei Ihrer Inszenierung dieses Angriffs auf die Männerwelt [...] lässt sich das Regie-Duo Tom Kühnel und Jürgen Kuttner eher von der humorvollen Seite der Vorlage leiten. Zu Beginn verwandeln sich die Schauspieler Bernd Moss, Markwart Müller-Elmau und Jörg Pose ziemlich unaufgeregt in Marilyn-Monroe-Doubles. Nach diesem hintersinnigen Genderwechsel hauen die Herren Damen uns furios Teile des Manifests um die Ohren: "Mann sein heißt, kaputt sein." [...]
Christiane Rösinger steuert Lassie-Singer-Songs zu Alphamädchen und der "Pärchenlüge" bei. Feminismus als Spaß.
Das SCUM-Maniest ist ein wütender, ein radikaler, ein komischer, ein kluger Text, auf der Bühne entfaltet er seine Wirkung. Dass Kuttner und Kühnel darauf verzichten, den Text zu erklären oder mit der oft skandalisierten Biografie Solanas' - von familiären Missbrauch bis zum Attentat auf Andy Warhol - zu illustrieren, erweist sich als klügste Entscheidung des Abends. [...]
Zur feministischen Männerbrigade auf der Bühne gehören neben Kuttner selbst die drei Schauspieler Bernd Moss, Markwart Müller-Elmau und Jörg Pose, die sich zu Beginn des Abends vorn an der Rampe umziehen - raus aus den Alltagsklamotten, rein in das Marilyn-Monroe-Kostüm. Kurz denkt man an die Crossdressing-Szenen in Some Like It Hot oder auch an die Siebdruck-Serie von Warhol, aber haben die drei sich in weißes Kleid, blonde Perücke und Lippenstift geworfen, ist das auch wieder vergessen - wie in der Folge überhaupt die Tatsache, dass hier Männer in Frauenkostümen spielen. Das wird nicht zum Anlass für Klamauk oder blöde Witzeleien genommen. Man bekommt - von brüllenden Lachern bis zu stillen anrührenden Szenen - ein Spiel geboten, das beim Zuschauen pure Freude auslöst [...]
Feminista, Baby! ist auch ein Kommentar zur Lage des Feminismus heute. [...]
Solanas' SCUM-Manifest ist ein feministischer Schlüsseltext der Moderne, weil er die Befreiung der Frau mit der Überwindung der bestehenden Gesellschaft zusammenbringt. Daran muss sich die Gegenwart messen lassen. [...]
Ein sehens- und bedenkenswerter Theaterabend. Man habe eine Art "feministische Männerbrigade" gebildet, erzählt Jürgen Kuttner. Bei Feminista, Baby! am Deutschen Theater in Berlin hat Kuttner gemeinsam mit Tom Kühnel Regie geführt, der Abend folgt dem SCUM-Manifest von Valerie Solanas aus dem Jahre 1968. SCUM heißt zunächst Society for Cutting Up Men. Wie jedes Manifest der Moderne spart Solanas im Ausdruck nicht an Drastik und Deutlichkeit, sodass durchaus von der Vernichtung des männlichen Geschlechts die Rede ist. Die Welt der Männlichkeit soll überwunden werden - nicht nur ein wenig eingehegt. [...]
Das SCUM-Maniest ist ein wütender, ein radikaler, ein komischer, ein kluger Text, auf der Bühne entfaltet er seine Wirkung. Dass Kuttner und Kühnel darauf verzichten, den Text zu erklären oder mit der oft skandalisierten Biografie Solanas' - von familiären Missbrauch bis zum Attentat auf Andy Warhol - zu illustrieren, erweist sich als klügste Entscheidung des Abends. [...]
Zur feministischen Männerbrigade auf der Bühne gehören neben Kuttner selbst die drei Schauspieler Bernd Moss, Markwart Müller-Elmau und Jörg Pose, die sich zu Beginn des Abends vorn an der Rampe umziehen - raus aus den Alltagsklamotten, rein in das Marilyn-Monroe-Kostüm. Kurz denkt man an die Crossdressing-Szenen in Some Like It Hot oder auch an die Siebdruck-Serie von Warhol, aber haben die drei sich in weißes Kleid, blonde Perücke und Lippenstift geworfen, ist das auch wieder vergessen - wie in der Folge überhaupt die Tatsache, dass hier Männer in Frauenkostümen spielen. Das wird nicht zum Anlass für Klamauk oder blöde Witzeleien genommen. Man bekommt - von brüllenden Lachern bis zu stillen anrührenden Szenen - ein Spiel geboten, das beim Zuschauen pure Freude auslöst [...]
Feminista, Baby! ist auch ein Kommentar zur Lage des Feminismus heute. [...]
Solanas' SCUM-Manifest ist ein feministischer Schlüsseltext der Moderne, weil er die Befreiung der Frau mit der Überwindung der bestehenden Gesellschaft zusammenbringt. Daran muss sich die Gegenwart messen lassen. [...]
Ein sehens- und bedenkenswerter Theaterabend.