Herr der Fliegen: survival mode

nach William Golding

Terra incognita – die Insel, das Netz, das Spiel

Regie / Video Robert Lehniger
Ausstattung Irene Ip
Musik Markus Hübner
Choreografie Emmanuel Obeya
Mitarbeit Video Yannik Böhmer
Game Programmierung Jasper Swart (mezen Medienkompetenzzentrum Pankow)
Dramaturgie Birgit Lengers
Premiere am 8. Februar 2016
Kya-Celina Barucki
Emmi Büter
Mina Christ
Philipp Djokic
Helen Kaschtalinski
Lenz Lengers
Gynian Machacek
Jochanah Mahnke
Jakob Mandler
Artur Matzat
Ishini Rathnayake
Carlotta Rohn
Léon Romeike
Emil von Schönfels
Langston Uibel
Annika Westphal
Kya-Celina Barucki, Emmi Büter, Mina Christ, Philipp Djokic, Helen Kaschtalinski, Lenz Lengers, Gynian Machacek, Jochanah Mahnke, Jakob Mandler, Artur Matzat, Ishini Rathnayake, Carlotta Rohn, Léon Romeike, Emil von Schönfels, Langston Uibel, Annika Westphal
B.Z. Kultur
Juliane Primus, 08.02.2016
Kinder können so grausam sein. Mit fünf Toten, elf Überlebenden und 134 getöteten Schweinen geht am Montagabend die Premiere in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Ende. Die Schauspieler vom Jungen DT haben das Computerspiel Minecraft und William Goldings „Herr der Fliegen“ brutal zusammengebracht. […] Am Ende stellt sich die Frage: Hat das Böse im Menschen tatsächlich etwas mit dem Alter zu tun? Nicht nur für Minecraft-Fans ist das ein packender Abend. Sondern auch für alle anderen, die endlich verstehen wollen, was Kinder so an den Rechner fesselt. Kinder können so grausam sein. Mit fünf Toten, elf Überlebenden und 134 getöteten Schweinen geht am Montagabend die Premiere in den Kammerspielen des Deutschen Theaters zu Ende. Die Schauspieler vom Jungen DT haben das Computerspiel Minecraft und William Goldings „Herr der Fliegen“ brutal zusammengebracht. […] Am Ende stellt sich die Frage: Hat das Böse im Menschen tatsächlich etwas mit dem Alter zu tun? Nicht nur für Minecraft-Fans ist das ein packender Abend. Sondern auch für alle anderen, die endlich verstehen wollen, was Kinder so an den Rechner fesselt.
Deutschlandfunk
Alexander Kohlmann im Gespräch mit Ulrich Biermann, 09.02.2016
„Vorne läuft dieser Roman, das funktioniert super, die bewegen sich in Schwärmen, ich kann die Kinder beobachten, ich kann genau die Themen von Golding beobachten, oben haben wir das Computerspiel. Aber der Abend macht da eine ganz tolle Wandlung, […] irgendwie schafft es diese Inszenierung, zu zeigen, dass diese digitale Welt zurückschlägt auf die tatsächliche Welt. Also erst sind es Kinder, die vernetzt im Internet spielen, ohne Erwachsene. Die ermorden erst Wildschweine, die aus Pixeln bestehen und irgendwann kämpfen die miteinander […] und irgendwann kann man es nicht mehr trennen und ich find das ist eine ganz tolle Parabel dafür, dass das, was im Netz passiert, dass das, was Menschen im Internet ausleben, eben ein Teil des Menschseins ist. Und dass das Böse, wenn es da stattfindet, in diesen Kinderseelen natürlich auch auf die wirkliche Welt zurückschlagen kann. Und das ist ja genau das was, in diesem Roman verhandelt wird: Wo enden die Grenzen der Zivilisation. Und was ich dann auch besonders schön finde, dass man jenseits dieser Erzählung, die ja viele auch schon kennen, man auch wirklich die Kinder zu Wort kommen lässt. In Einspielfilmen, wo dann auch einer sagt, es ist eben langweilig, immer der Gute zu sein. Und man wirklich mit diesen Kindern an die Grenzen dieses Romans geht und trotzdem auch noch eine tolle Geschichte erzählt. Also das funktioniert ausgesprochen gut in Berlin. […]

Es geht hier eigentlich nicht darum zu sagen ‚Wie bringen wir ein Computerspielauf die Bühne?‘, sondern es wird ein zentrales Thema genommen: Was macht uns, das Menschsein aus, wie funktioniert unsere Zivilisation und wo liegen die Grenzen? Und das ist verhandelt worden in diesem Roman und die Tiefe dieses Abends ist eben, dass das auch in fiktionalen Welten im Internet verhandelt wird, dass eigentlich die einsamen Inseln, die er damals in seinen Roman geschrieben hat, heute das Internet ist, wo man jemand ganz anders sein kann,wo man sich auch in Perversitäten und Gewalt hineinsteigern kann, und wo die dunkle Seite des Menschen ein Zuhause findet.“
„Vorne läuft dieser Roman, das funktioniert super, die bewegen sich in Schwärmen, ich kann die Kinder beobachten, ich kann genau die Themen von Golding beobachten, oben haben wir das Computerspiel. Aber der Abend macht da eine ganz tolle Wandlung, […] irgendwie schafft es diese Inszenierung, zu zeigen, dass diese digitale Welt zurückschlägt auf die tatsächliche Welt. Also erst sind es Kinder, die vernetzt im Internet spielen, ohne Erwachsene. Die ermorden erst Wildschweine, die aus Pixeln bestehen und irgendwann kämpfen die miteinander […] und irgendwann kann man es nicht mehr trennen und ich find das ist eine ganz tolle Parabel dafür, dass das, was im Netz passiert, dass das, was Menschen im Internet ausleben, eben ein Teil des Menschseins ist. Und dass das Böse, wenn es da stattfindet, in diesen Kinderseelen natürlich auch auf die wirkliche Welt zurückschlagen kann. Und das ist ja genau das was, in diesem Roman verhandelt wird: Wo enden die Grenzen der Zivilisation. Und was ich dann auch besonders schön finde, dass man jenseits dieser Erzählung, die ja viele auch schon kennen, man auch wirklich die Kinder zu Wort kommen lässt. In Einspielfilmen, wo dann auch einer sagt, es ist eben langweilig, immer der Gute zu sein. Und man wirklich mit diesen Kindern an die Grenzen dieses Romans geht und trotzdem auch noch eine tolle Geschichte erzählt. Also das funktioniert ausgesprochen gut in Berlin. […]

Es geht hier eigentlich nicht darum zu sagen ‚Wie bringen wir ein Computerspielauf die Bühne?‘, sondern es wird ein zentrales Thema genommen: Was macht uns, das Menschsein aus, wie funktioniert unsere Zivilisation und wo liegen die Grenzen? Und das ist verhandelt worden in diesem Roman und die Tiefe dieses Abends ist eben, dass das auch in fiktionalen Welten im Internet verhandelt wird, dass eigentlich die einsamen Inseln, die er damals in seinen Roman geschrieben hat, heute das Internet ist, wo man jemand ganz anders sein kann,wo man sich auch in Perversitäten und Gewalt hineinsteigern kann, und wo die dunkle Seite des Menschen ein Zuhause findet.“
rbb Inforadio
Ute Büsing, 09.02.2016
Starker Tobak für ein Jugendtheater. Auf der analytischen Ebene wird in groß projizierten Einspielern einerseits das Suchtpotenzial solcher Spiele wie Minecraft herausgearbeitet und andererseits "das Böse", das schon in Kindern und Jugendlichen Platz nimmt, offen angesprochen. Die animalische Lust auf Mordbrennerei ist kein Privileg der Erwachsenen. In Ausnahmesitutationen, wie der Dauererregung durch Computerspielen, kann sie auch in jungen Menschen um sich greifen - und zu Gewalthandlungen führen. Das wird hier sehr anschaulich gemacht. Das Pixelparadies steht in Frage wie die Welt, in der wir leben. Kein Kriegsschiff kommt, wie im Roman, und rettet die Überlebenden. Stattdessen wird auf "Neustart" gedrückt ...

Eine sehenswerte erste Inszenierung des Video-Spezialisten Robert Lehniger am DT.
Starker Tobak für ein Jugendtheater. Auf der analytischen Ebene wird in groß projizierten Einspielern einerseits das Suchtpotenzial solcher Spiele wie Minecraft herausgearbeitet und andererseits "das Böse", das schon in Kindern und Jugendlichen Platz nimmt, offen angesprochen. Die animalische Lust auf Mordbrennerei ist kein Privileg der Erwachsenen. In Ausnahmesitutationen, wie der Dauererregung durch Computerspielen, kann sie auch in jungen Menschen um sich greifen - und zu Gewalthandlungen führen. Das wird hier sehr anschaulich gemacht. Das Pixelparadies steht in Frage wie die Welt, in der wir leben. Kein Kriegsschiff kommt, wie im Roman, und rettet die Überlebenden. Stattdessen wird auf "Neustart" gedrückt ...

Eine sehenswerte erste Inszenierung des Video-Spezialisten Robert Lehniger am DT.
stage & screen
Sascha Krieger, 09.02.2016
Ein Konzept, das überzeugt: Die Verschränkung von Spiel und Realität wird so greifbar und zugleich wieder aufgehoben. Denn die Multiperspektivität resultiert eben auch in einer Aufspaltung der Narrative, gespiegelt in einer der Charaktere: Mehrere Darsteller*innen teilen sich eine Figur, laden sie auf mit ihren eigenen Persönlichkeiten, erweitern damit den Möglichkeitsraum. Rollenzuteilungen verschwimmen, Charaktere werden kaleidoskopisch aufgefächert. Die Jugendlichen erzählen von der Zerstörung, vom Spaß, den es macht, kaputt zu machen, was andere errichtet haben. Im Spiel natürlich, doch eben auch in einem, das für viele einen Lebensmittelpunkt bedeutet, ein soziales Zentrum, ein Ventil für ihre Kreativität. Und da ist sie schon aufgehoben, die Trennung zwischen “Realem” und Spiel. Und natürlich steht auch die Frage im Raum, ob das, was sich im “Spiel” Bahn bricht, nicht auch inder Wirklichkeit auftauchen kann. lassen sich reale und spielende Person denn trennen?

Es ist eine spannende Versuchsanordnung, die viel verrät über die Art, wie Menschen heute der Welt entgegentreten, wie die Grenzen verschwimmen und Realität sich längst nicht mehr durch Abgrenzung vom vermeintlich Anderen definieren lässt. Sie erzählt vom Bösen, das wir in uns tragen und das sich zeigt, wenn wir der Meinung sind, es sei sicher und könnte nicht viel Schaden anrichten. Doch wie lässt sich auch diese Grenze ziehen?
Ein Konzept, das überzeugt: Die Verschränkung von Spiel und Realität wird so greifbar und zugleich wieder aufgehoben. Denn die Multiperspektivität resultiert eben auch in einer Aufspaltung der Narrative, gespiegelt in einer der Charaktere: Mehrere Darsteller*innen teilen sich eine Figur, laden sie auf mit ihren eigenen Persönlichkeiten, erweitern damit den Möglichkeitsraum. Rollenzuteilungen verschwimmen, Charaktere werden kaleidoskopisch aufgefächert. Die Jugendlichen erzählen von der Zerstörung, vom Spaß, den es macht, kaputt zu machen, was andere errichtet haben. Im Spiel natürlich, doch eben auch in einem, das für viele einen Lebensmittelpunkt bedeutet, ein soziales Zentrum, ein Ventil für ihre Kreativität. Und da ist sie schon aufgehoben, die Trennung zwischen “Realem” und Spiel. Und natürlich steht auch die Frage im Raum, ob das, was sich im “Spiel” Bahn bricht, nicht auch inder Wirklichkeit auftauchen kann. lassen sich reale und spielende Person denn trennen?

Es ist eine spannende Versuchsanordnung, die viel verrät über die Art, wie Menschen heute der Welt entgegentreten, wie die Grenzen verschwimmen und Realität sich längst nicht mehr durch Abgrenzung vom vermeintlich Anderen definieren lässt. Sie erzählt vom Bösen, das wir in uns tragen und das sich zeigt, wenn wir der Meinung sind, es sei sicher und könnte nicht viel Schaden anrichten. Doch wie lässt sich auch diese Grenze ziehen?
Die junge Bühne
Delia Friess, 10.02.2016
Dem Regisseur und den großartigen 16 SchauspielerInnen Kya-Celina Barucki, Emmi Büter, Mina Christ, Philipp Djokic, Helen Kaschtalinski, Lenz Lengers, Gynian Machacek, Jochanah Mahnke, Jakob Mandler, Artur Matzat, Ishini Rathnayake, Carlotta Rohn, Leon Romeike, Emil von Schönfels, Langston Uibel und Annika Westphal gelingen neue Interpretationen des Romans. Es geht darum, wie viel Cyberwelt für Jugendliche gut ist. Das Stück reflektiert aktuelle Debatten um die Potenziale und Probleme einer globalen Vernetztheit und was man bereit ist zu tun, um eine demokratische Gesellschaft zu schützen. (Einfache) Antworten werden nicht gegeben, sondern man geht mit vielen Fragen aus dem Stück heraus. [...]
Erstaunlich an diesem Abend sind die Energie und Professionalität der Jugendlichen, die mit Ausdruck, Frische und einem rasanten Tempo agieren. Sehenswert, für alle die sich für moralische Fragen über die derzeitigen Weltlage und digitale Kulturen interessieren und dabei anspruchsvolles und modernes Theater sehen wollen.
Dem Regisseur und den großartigen 16 SchauspielerInnen Kya-Celina Barucki, Emmi Büter, Mina Christ, Philipp Djokic, Helen Kaschtalinski, Lenz Lengers, Gynian Machacek, Jochanah Mahnke, Jakob Mandler, Artur Matzat, Ishini Rathnayake, Carlotta Rohn, Leon Romeike, Emil von Schönfels, Langston Uibel und Annika Westphal gelingen neue Interpretationen des Romans. Es geht darum, wie viel Cyberwelt für Jugendliche gut ist. Das Stück reflektiert aktuelle Debatten um die Potenziale und Probleme einer globalen Vernetztheit und was man bereit ist zu tun, um eine demokratische Gesellschaft zu schützen. (Einfache) Antworten werden nicht gegeben, sondern man geht mit vielen Fragen aus dem Stück heraus. [...]
Erstaunlich an diesem Abend sind die Energie und Professionalität der Jugendlichen, die mit Ausdruck, Frische und einem rasanten Tempo agieren. Sehenswert, für alle die sich für moralische Fragen über die derzeitigen Weltlage und digitale Kulturen interessieren und dabei anspruchsvolles und modernes Theater sehen wollen.
Berliner Zeitung, Jugend und Schule
Marlene Mähler, 22.02.2016
Rüttelt auf: Das Junge DT spricht eindrucksvoll an, was in uns steckt.

Was passiert, wenn wir tun und lassen können, was wir wollen? Dieser Frage geht das Junge Deutsche Theater in „Herr der Fliegen:survival mode“ nach. […] Immer wieder springt die Handlung zwischen Minecraft-Videosequenzen auf der Leinwand und der Realität auf der Bühne hin und her. Jeder der jungen Darsteller verkörpert dabei eine eigene Figur. Sie handeln verschieden, entwickeln sich unterschiedlich. Können wir in totaler Freiheit überleben? Mit jeder Minute bröckelt beim Zuschauer der Optimismus. Steckt in uns allen das Böse, das je freier wir sind, umso stärker aus uns herausbricht? Wer Minecraft spielt, hat jederzeit die Möglichkeit, Böses zu tun, ohne ernsthafte Konsequenzen zu spüren. Könnte diese Welt mit der Realität verwechselt werden? Ein interessantes Gedankenexperiment, dem wir uns alle stellen sollten.
Rüttelt auf: Das Junge DT spricht eindrucksvoll an, was in uns steckt.

Was passiert, wenn wir tun und lassen können, was wir wollen? Dieser Frage geht das Junge Deutsche Theater in „Herr der Fliegen:survival mode“ nach. […] Immer wieder springt die Handlung zwischen Minecraft-Videosequenzen auf der Leinwand und der Realität auf der Bühne hin und her. Jeder der jungen Darsteller verkörpert dabei eine eigene Figur. Sie handeln verschieden, entwickeln sich unterschiedlich. Können wir in totaler Freiheit überleben? Mit jeder Minute bröckelt beim Zuschauer der Optimismus. Steckt in uns allen das Böse, das je freier wir sind, umso stärker aus uns herausbricht? Wer Minecraft spielt, hat jederzeit die Möglichkeit, Böses zu tun, ohne ernsthafte Konsequenzen zu spüren. Könnte diese Welt mit der Realität verwechselt werden? Ein interessantes Gedankenexperiment, dem wir uns alle stellen sollten.

Microsoft Politik

Im Dialog mit Politik und Gesellschaft

Kulturradio vom rbb

Sendung Kulturradio am Nachmittag
08.02.2016
Zu Gast: Robert Lehniger

Skins

Annika und Ishini haben, wie alle Spieler_innen, die Skins für ihre Minecraft-Figuren selbst erstellt – diese Ideen nahm Irene Ip als Vorlage für die Kostüme der Spieler_innen.
Ishini © Robert Lehniger
Annika © Robert Lehniger

Podcast

Drei der Akteure, Philipp, Jochanah und Emmi stellen im Podcast das Spiel Minecraft und die Inselwelt die sie dort gebaut haben vor.

Außerdem im Spielplan

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Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammerspiele
19.30 - 22.10

Dirk und ich

von und mit Marcel Kohler
Box
20.00 - 21.30
Mit englischen Übertiteln
von Sarah Kane
Regie: Ulrich Rasche
Deutsches Theater
20.00 - 22.30