
Hiob
Roman eines einfachen Mannes
von Joseph Roth
Alle Jahre habe ich Gott geliebt, und er hat mich
gehasst. Alle Jahre hab' ich ihn gefürchtet,
jetzt kann er mir nichts mehr machen. Er kann mich
nur noch töten. Aber dazu ist er zu grausam.
Ich werde leben, leben, leben.
Auf der Suche nach einem besseren Leben emigriert der Lehrer Mendel Singer mit seiner Familie nach Amerika. Wie viele seiner Landsleute verlässt er seine Heimat Russland, in der er in armen Verhältnissen lebte. Er lässt, auch wenn ihm darüber das Herz bricht, seinen Sohn Menuchim zurück, der unter Epilepsie leidet und im Alter von zehn Jahren nur ein einziges Wort spricht. Für ihn wäre in der Neuen Welt kein Platz. Doch Mendel Singers Leidensweg soll erst beginnen: Er verliert seine Söhne, seine Frau und bleibt in Amerika heimatlos. Da verflucht er das Letzte, was ihm geblieben ist, seinen Gott.
Joseph Roth schickt Mendel Singer auf eine Odyssee, die sich an der Hiob-Gestalt des Alten Testaments orientiert: Der einfache Mann hadert in höchster Verzweiflung mit seinem Gott und erlebt auf dem Höhepunkt seiner Qual schließlich ein Wunder. Roth verlegt die Handlung seines Romans auf den Beginn des 20. Jahrhunderts und fügt die Fremdheitserfahrung der "Ströme freiwilliger und unfreiwilliger Wanderer" seiner Zeit hinzu. Das Thema der Emigration verbindet sich mit dem Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Historie, dem drohenden Verlust seiner eigenen Identität, der Vorahnung einer politischen Katastrophe...
gehasst. Alle Jahre hab' ich ihn gefürchtet,
jetzt kann er mir nichts mehr machen. Er kann mich
nur noch töten. Aber dazu ist er zu grausam.
Ich werde leben, leben, leben.
Auf der Suche nach einem besseren Leben emigriert der Lehrer Mendel Singer mit seiner Familie nach Amerika. Wie viele seiner Landsleute verlässt er seine Heimat Russland, in der er in armen Verhältnissen lebte. Er lässt, auch wenn ihm darüber das Herz bricht, seinen Sohn Menuchim zurück, der unter Epilepsie leidet und im Alter von zehn Jahren nur ein einziges Wort spricht. Für ihn wäre in der Neuen Welt kein Platz. Doch Mendel Singers Leidensweg soll erst beginnen: Er verliert seine Söhne, seine Frau und bleibt in Amerika heimatlos. Da verflucht er das Letzte, was ihm geblieben ist, seinen Gott.
Joseph Roth schickt Mendel Singer auf eine Odyssee, die sich an der Hiob-Gestalt des Alten Testaments orientiert: Der einfache Mann hadert in höchster Verzweiflung mit seinem Gott und erlebt auf dem Höhepunkt seiner Qual schließlich ein Wunder. Roth verlegt die Handlung seines Romans auf den Beginn des 20. Jahrhunderts und fügt die Fremdheitserfahrung der "Ströme freiwilliger und unfreiwilliger Wanderer" seiner Zeit hinzu. Das Thema der Emigration verbindet sich mit dem Zweifel an der Sinnhaftigkeit der Historie, dem drohenden Verlust seiner eigenen Identität, der Vorahnung einer politischen Katastrophe...
Regie Anne Lenk
Bühne Halina Kratochwil
Kostüme Silja Landsberg
Musik Leo Schmidthals
Video Clemens Walter
Dramaturgie Sonja Anders
Premiere am 31. März 2016
Bernd MossMendel Singer

Almut ZilcherDeborah, seine Frau

Edgar EckertJonas, sein Sohn

Camill JammalSchemarjah, sein Sohn

Lisa HrdinaMirjam, seine Tochter

Alexander KhuonMenuchim, sein Sohn

Mendel Singer
Deborah, seine Frau
Jonas, sein Sohn
Schemarjah, sein Sohn
Mirjam, seine Tochter
Menuchim, sein Sohn
[...]
Dies ist die sparsamstmögliche Version, die sich destillieren lässt aus diesem sehr besonderen Text, dessen Schönheit, Kraft und Größe sich gerade deshalb erweisen kann an diesem Abend, weil die Inszenierung ihm mehr vertraut als sich selber. Plötzlich wird sogar Joseph Roths Vision spürbar – 1930, noch vor der zweiten, der größeren Katastrophe des vergangenen Jahrhunderts, scheint er im Leiden des ersten Völkerschlachtens all die Schrecken voraus zu ahnen, die in Kürze erst folgen werden.
Aber kein einziges Bild in Anne Lenks Herz und Hirn zutiefst berührender Theater-Beschwörung verweist konkret darauf ... das überlässt sie uns.
So viel kann Theater.
"Wie ist das möglich", sagt Bernd Moss als Mendel Singer gegen Ende, "dass man die ganze Welt in einem Lied hört?" Das ist einer dieser Sätze, sanft und erschöpft und zaghaft hineingesprochen in die Bühnendunkelheit, die nachklingen, mit erstaunlicher Wahrhaftigkeit.
[...]
Anne Lenk gelingt das Kunststück, den prototypisch zugespitzten Figuren der Romanvorlage, die immer eingebettet bleiben in etwas Größeres, Allgemeingültigeres, eine hinreißende, feinstimmige Lebendigkeit und Tiefenschärfe zu verleihen, indem sie ihre Inszenierung zu einem Fest hingebungsvoller Schauspielerei werden lässt.Um die späteren Schicksalsschläge umso intensiver nachfühlbar zu machen, zeigt sie ausgelassene Zärtlichkeiten, Lebensfreude und einen stets pulsierenden familiären Zusammenhang, in dem Almut Zilcher als Übermutter Deborah ein strahlendes, glucksendes, trauervolles und dann wieder euphorisch umarmendes, immer liebendes Zentrum für ihren Nachwuchs bildet (allesamt hervorragend: Edgar Eckert, Camill Jammal, Lisa Hrdina, Alexander Khuon).
[...]
Ja, der ganze Abend ist ein zweieinhalbstündiger Glücksfall leiser, klug konzentrierter Menschenerzählung, einer, der zeigt, wie kleinste Gesten groß werden können, wenn man ihnen Raum gibt, einer, der das Publikum zum Hinschauen und Zuhören bringt, weil er selber so aufmerksam lauscht auf jede Hebung, jedes Senken des Textes, jede Verzweiflungsnuance und jedes noch so kleine Glücksgefühl, auf Blicke, Berührungen, auf eine über den Boden gezogene Krücke und auf das kleine glucksende Geräusch, das Alexander Khuon als fast stummer Menuchin mit seiner Wange zustande bringt. Es ist so leise, dass man es kaum hören kann. Man muss die Luft anhalten. Aber man wird es nicht vergessen.