Hiob

Roman eines einfachen Mannes
von Joseph Roth
Premiere am 31. März 2016
Bernd MossMendel Singer
Almut ZilcherDeborah, seine Frau
Edgar EckertJonas, sein Sohn
Camill JammalSchemarjah, sein Sohn
Lisa HrdinaMirjam, seine Tochter
Alexander KhuonMenuchim, sein Sohn
Mendel Singer
Deborah, seine Frau
Jonas, sein Sohn
Schemarjah, sein Sohn
Mirjam, seine Tochter
Menuchim, sein Sohn
Deutschlandfunk
Michael Laages, 01.04.2016
Zutiefst berührende Theater-Beschwörung Kaum mehr als diesen einen emotionalen Ausbruch gönnt Anne Lenk dem Ensemble; auf ihn treibt die immerzu erzählte und sehr selten gespielte Geschichte zu. Der Ton bleibt durchweg beherrscht, ja karg und kühl – speziell wenn Alexander Khuon das Erzählen übernimmt, der epileptische Sohn vom Beginn, der dann doch ein berühmter Konzertpianist geworden ist und dem am Boden zerstörten Vater wie der glückbringende Engel der Geschichte erscheint nach der großen Abrechnung mit Gott. Unter der Hand, subkutan, ohne dass es dafür irgendeine programmatische Überschrift gebraucht hätte, ist diese Aufführung ganz und gar und rückhaltlos dem Erzählen verfallen.
[...] 
Dies ist die sparsamstmögliche Version, die sich destillieren lässt aus diesem sehr besonderen Text, dessen Schönheit, Kraft und Größe sich gerade deshalb erweisen kann an diesem Abend, weil die Inszenierung ihm mehr vertraut als sich selber. Plötzlich wird sogar Joseph Roths Vision spürbar – 1930, noch vor der zweiten, der größeren Katastrophe des vergangenen Jahrhunderts, scheint er im Leiden des ersten Völkerschlachtens all die Schrecken voraus zu ahnen, die in Kürze erst folgen werden.
Aber kein einziges Bild in Anne Lenks Herz und Hirn zutiefst berührender Theater-Beschwörung verweist konkret darauf ... das überlässt sie uns.
So viel kann Theater. 
Deutschlandradio Kultur
André Mumot, 31.03.2016
Es ist ein zweieinhalbstündiger Glücksfall: Regisseurin Anne Lenk macht am Deutschen Theater Berlin aus Joseph Roths Roman "Hiob" ein hinreißendes, ergreifendes Bühnenerlebnis. Es ist ein zweieinhalbstündiger Glücksfall: Regisseurin Anne Lenk macht am Deutschen Theater Berlin aus Joseph Roths Roman "Hiob" ein hinreißendes, ergreifendes Bühnenerlebnis.
"Wie ist das möglich", sagt Bernd Moss als Mendel Singer gegen Ende, "dass man die ganze Welt in einem Lied hört?" Das ist einer dieser Sätze, sanft und erschöpft und zaghaft hineingesprochen in die Bühnendunkelheit, die nachklingen, mit erstaunlicher Wahrhaftigkeit.
[...]
Anne Lenk gelingt das Kunststück, den prototypisch zugespitzten Figuren der Romanvorlage, die immer eingebettet bleiben in etwas Größeres, Allgemeingültigeres, eine hinreißende, feinstimmige Lebendigkeit und Tiefenschärfe zu verleihen, indem sie ihre Inszenierung zu einem Fest hingebungsvoller Schauspielerei werden lässt.Um die späteren Schicksalsschläge umso intensiver nachfühlbar zu machen, zeigt sie ausgelassene Zärtlichkeiten, Lebensfreude und einen stets pulsierenden familiären Zusammenhang, in dem Almut Zilcher als Übermutter Deborah ein strahlendes, glucksendes, trauervolles und dann wieder euphorisch umarmendes, immer liebendes Zentrum für ihren Nachwuchs bildet (allesamt hervorragend: Edgar Eckert, Camill Jammal, Lisa Hrdina, Alexander Khuon).
[...]
Ja, der ganze Abend ist ein zweieinhalbstündiger Glücksfall leiser, klug konzentrierter Menschenerzählung, einer, der zeigt, wie kleinste Gesten groß werden können, wenn man ihnen Raum gibt, einer, der das Publikum zum Hinschauen und Zuhören bringt, weil er selber so aufmerksam lauscht auf jede Hebung, jedes Senken des Textes, jede Verzweiflungsnuance und jedes noch so kleine Glücksgefühl, auf Blicke, Berührungen, auf eine über den Boden gezogene Krücke und auf das kleine glucksende Geräusch, das Alexander Khuon als fast stummer Menuchin mit seiner Wange zustande bringt. Es ist so leise, dass man es kaum hören kann. Man muss die Luft anhalten. Aber man wird es nicht vergessen.
taz
Katrin Bettina Müller, 02.04.2016
Sensibilität für die Sprache - Anne Lenks "Hiob" am Deutschen Theater Zu ertragen, was nicht zu ertragen ist, sich bestraft zu fühlen, immer, das ist es, womit Mendel Singer hadern muss, den ganzen Roman lang. Seine Dialoge mit Gott sind bitter und doch sein letzter Zufluchtsort. Ein solches Lamento auf die Bühne zu bringen, ohne sich mit Karikatur vor dem naheliegenden Pathos zu retten, gelingt selten. Bernd Moss schafft genau das. So dicht an der Sprache des Romans zu bleiben, der so poetisch über das Leiden derer erzählt, denen es in ihrer Heimat wie in der Fremde an Ausdrucksmöglichkeiten fehlt, erweist sich auch als glückliche Konstruktion für die Schauspieler. Ihre Sensibiltät für die Sprache, das Ausloten des Raums hinter jedem Wort, kann sich hier ganz entfalten. Das gilt nicht nur für Moss, sondern auch für Alexander Khuon als Menuchim und die anderen Darsteller.

Außerdem im Spielplan

Heute456789101112131415161718192021222324252627282930Juli 12345678910111213141516171819202122232425262728293031
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammerspiele
19.30 - 22.10

Dirk und ich

von und mit Marcel Kohler
Box
20.00 - 21.30
Mit englischen Übertiteln
von Sarah Kane
Regie: Ulrich Rasche
Deutsches Theater
20.00 - 22.30