
Ich denke an Yu
von Carole Fréchette
Deutsch von Heinz Schwarzinger
für das Deutsche Theater eingerichtet von Christa Müller
"Zeichen setzen, die Mut machen"
Ihr Leben lang war Madeleine politisch und sozial engagiert. Jetzt ist von einem Hilfsprojekt hoch oben im Norden Kanadas in die Stadt zurückgekehrt, ausgebrannt und innerlich leer. Im Umzugsgewühl stößt sie auf eine Zeitungsnotiz: Der chinesische Journalist Yu Dongyue, der bei den Demonstrationen in Peking im Mai 1989 mit Farbe gefüllte Eier auf ein Mao-Porträt am Tiananmen-Platz geworfen hat, ist nach 17 Jahren Haft auf freien Fuß gesetzt worden, als körperlich und geistig gebrochener Mann. Die Nachricht lässt Madeleine nicht mehr los. Geradezu manisch beginnt sie, den Fall Yu Dongyue zu recherchieren. Ihre junge Sprachschülerin Lin und ihr Nachbar Jérémie sind ihr dabei erst einmal nur lästig. Doch mehr und mehr wird Yu Dongyue zum Bezugspunkt ihrer Begegnungen und Gespräche. Wo fängt die Verantwortung des Einzelnen an? Lohnt sich politischer Aktivismus? Ist soziales Engagement jenseits des eigenen Erfahrungshorizonts sinnvoll? Ein kluges, aufregendes, feinfühliges Stück der französisch-kanadischen Autorin Carole Fréchette, das die Tragweite von sozialem und politischen Engagement auf den Prüfstand stellt.
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25 Jahre Tiananmen-Massaker – Wider das Vergessen
Am 4. Juni 1989 mobilisierte die chinesische Regierung 200 000 Soldaten, um die friedlichen Demonstrationen zehntausender Studenten auf dem Tiananmen-Platz in Peking gewaltsam niederzuschlagen. Die Zahl der Toten ist bis heute nicht genau erfasst. Unzählige wurden als politische Verbrecher verhaftet, zu langjährigen Gefängnisstrafen oder gar zum Tode verurteilt. Noch heute ist es verboten, die Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz öffentlich zu diskutieren. Erst Anfang Mai 2014 wurde der Menschenrechtsanwalt Pu Zhiqiang verhaftet, weil er an einem Treffen teilnahm, bei dem der Demokratiebewegung vor 25 Jahren und ihrer blutigen Unterdrückung gedacht wurde.
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Eingeladen nach Brandenburg, Archäologisches Museum
4. Oktober 2014
für das Deutsche Theater eingerichtet von Christa Müller
"Zeichen setzen, die Mut machen"
Ihr Leben lang war Madeleine politisch und sozial engagiert. Jetzt ist von einem Hilfsprojekt hoch oben im Norden Kanadas in die Stadt zurückgekehrt, ausgebrannt und innerlich leer. Im Umzugsgewühl stößt sie auf eine Zeitungsnotiz: Der chinesische Journalist Yu Dongyue, der bei den Demonstrationen in Peking im Mai 1989 mit Farbe gefüllte Eier auf ein Mao-Porträt am Tiananmen-Platz geworfen hat, ist nach 17 Jahren Haft auf freien Fuß gesetzt worden, als körperlich und geistig gebrochener Mann. Die Nachricht lässt Madeleine nicht mehr los. Geradezu manisch beginnt sie, den Fall Yu Dongyue zu recherchieren. Ihre junge Sprachschülerin Lin und ihr Nachbar Jérémie sind ihr dabei erst einmal nur lästig. Doch mehr und mehr wird Yu Dongyue zum Bezugspunkt ihrer Begegnungen und Gespräche. Wo fängt die Verantwortung des Einzelnen an? Lohnt sich politischer Aktivismus? Ist soziales Engagement jenseits des eigenen Erfahrungshorizonts sinnvoll? Ein kluges, aufregendes, feinfühliges Stück der französisch-kanadischen Autorin Carole Fréchette, das die Tragweite von sozialem und politischen Engagement auf den Prüfstand stellt.
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25 Jahre Tiananmen-Massaker – Wider das Vergessen
Am 4. Juni 1989 mobilisierte die chinesische Regierung 200 000 Soldaten, um die friedlichen Demonstrationen zehntausender Studenten auf dem Tiananmen-Platz in Peking gewaltsam niederzuschlagen. Die Zahl der Toten ist bis heute nicht genau erfasst. Unzählige wurden als politische Verbrecher verhaftet, zu langjährigen Gefängnisstrafen oder gar zum Tode verurteilt. Noch heute ist es verboten, die Ereignisse auf dem Tiananmen-Platz öffentlich zu diskutieren. Erst Anfang Mai 2014 wurde der Menschenrechtsanwalt Pu Zhiqiang verhaftet, weil er an einem Treffen teilnahm, bei dem der Demokratiebewegung vor 25 Jahren und ihrer blutigen Unterdrückung gedacht wurde.
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Eingeladen nach Brandenburg, Archäologisches Museum
4. Oktober 2014
Premiere 11. Januar 2013
Simone von ZglinickiMadeleine

Helmut MooshammerJérémie

Naemi SimonLin
Sechs Fragen an Carole Fréchette
Dürfen wir Sie fragen, wieviel von Madeleine, der Hauptfigur Ihres Stücks 'Ich denke an Yu', in Ihnen steckt?
Ich habe noch nie einen "Hausmüllentsorgungs-Bericht" übersetzt. Ich war noch nie im "Hohen Norden". Ich habe nie Französisch unterrichtet. Noch nie habe ich "Niemals wird das vereinte Volk besiegt" auf Hauswände schreiben wollen. Ich hatte nie ein Mao-Poster in meinem Wohnzimmer hängen, aber 1974 hatte meine Freundin Solange eines, und das hat mich damals zutiefst beeindruckt. Ich wollte nie ein Kind aus Kolumbien adoptieren. Ich habe nie auf dem Land gelebt und Angoraziegen gezüchtet. Ich war in den 70ern sieben, acht Jahre lang politisch ziemlich militant, dann bekam ich 1980 meine Tochter und habe angefangen zu schreiben. Und war nie wieder militant. Wie Madeleine habe ich mich mehrfach verliebt und mehrfach getrennt, aber ich habe nie 8 Monate lang geheult. Wie Madeleine lebe ich in einer 93 qm großen Wohnung, aber sie ist schon seit langem eingerichtet, und der Mann, den ich liebe, wohnt gleich nebenan. Wie Madeleine schaue ich mir auf dem Bildschirm meines Computers die Welt an, wie sie bewegen mich Menschen, die mit ihrem Widerstand Zeichen setzen, wie sie möchte ich glauben, dass diese Zeichen zu gewissen Zeiten wichtig sind und dass sie uns Mut uns machen. Wie sie trage ich das Lachen dieser alten Inuit-Frau mit mir herum, das mir sagt: was du tust, ist zum Kaputtlachen. Wie sie habe ich am 23. Februar 2006 in meiner Morgenzeitung einen Artikel über Yu Dongyue gefunden, wie sie war ich von seiner Geschichte berührt, ohne zu begreifen, warum. Wie sie habe ich mich auf die Suche nach Yu Dongyue gemacht. Wie sie habe ich oft das Bedürfnis, mich zuhause einzuschließen und mich in die Welt meiner Fiktionen zu flüchten, statt auf die reale Welt zu reagieren, wenn sie an meine Tür klopft. Wie sie bin ich manchmal egozentrisch, aber nie im Leben würde ich meine Schülerin in den Schneesturm hinausjagen! Dafür bin viel zu nett.
Ich habe noch nie einen "Hausmüllentsorgungs-Bericht" übersetzt. Ich war noch nie im "Hohen Norden". Ich habe nie Französisch unterrichtet. Noch nie habe ich "Niemals wird das vereinte Volk besiegt" auf Hauswände schreiben wollen. Ich hatte nie ein Mao-Poster in meinem Wohnzimmer hängen, aber 1974 hatte meine Freundin Solange eines, und das hat mich damals zutiefst beeindruckt. Ich wollte nie ein Kind aus Kolumbien adoptieren. Ich habe nie auf dem Land gelebt und Angoraziegen gezüchtet. Ich war in den 70ern sieben, acht Jahre lang politisch ziemlich militant, dann bekam ich 1980 meine Tochter und habe angefangen zu schreiben. Und war nie wieder militant. Wie Madeleine habe ich mich mehrfach verliebt und mehrfach getrennt, aber ich habe nie 8 Monate lang geheult. Wie Madeleine lebe ich in einer 93 qm großen Wohnung, aber sie ist schon seit langem eingerichtet, und der Mann, den ich liebe, wohnt gleich nebenan. Wie Madeleine schaue ich mir auf dem Bildschirm meines Computers die Welt an, wie sie bewegen mich Menschen, die mit ihrem Widerstand Zeichen setzen, wie sie möchte ich glauben, dass diese Zeichen zu gewissen Zeiten wichtig sind und dass sie uns Mut uns machen. Wie sie trage ich das Lachen dieser alten Inuit-Frau mit mir herum, das mir sagt: was du tust, ist zum Kaputtlachen. Wie sie habe ich am 23. Februar 2006 in meiner Morgenzeitung einen Artikel über Yu Dongyue gefunden, wie sie war ich von seiner Geschichte berührt, ohne zu begreifen, warum. Wie sie habe ich mich auf die Suche nach Yu Dongyue gemacht. Wie sie habe ich oft das Bedürfnis, mich zuhause einzuschließen und mich in die Welt meiner Fiktionen zu flüchten, statt auf die reale Welt zu reagieren, wenn sie an meine Tür klopft. Wie sie bin ich manchmal egozentrisch, aber nie im Leben würde ich meine Schülerin in den Schneesturm hinausjagen! Dafür bin viel zu nett.
Außerdem im Spielplan
Vorstellung fällt leider aus
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble.
Box
19.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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Wiederaufnahme
Regie: Christian Schwochow
DT Bühne
20.00 - 21.15
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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Bar
21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
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