
In der Republik des Glücks
von Martin Crimp
"Da ist nichts Politisches an meinem Körper und nichts Politisches an meinem Urlaub."
Es ist Weihnachten, drei Generationen sind vor dem Christbaum versammelt – eine schrecklich unnette Familie. Die beiden Töchter im Teenager-Alter liefern sich ein unentwegtes Zicken-Duell, die eine ist schwanger, die andere zerfressen von Eifersucht. Mom und Dad hassen sich inbrünstig, und die Großeltern scheinen überhaupt der Ursprung des Problems zu sein, Opa ein Lügner und Betrüger, der sich von seiner berufstätigen Frau zeitlebens hat aushalten lassen. Doch es kommt noch schlimmer in Gestalt von Onkel Bob, der in dieses kleine Fest des Unfriedens platzt. Draußen im Auto wartet seine Frau Madeleine, für die Bob als Bote und Sprachrohr fungiert. Und was sie ihm zu sagen aufgetragen hat, besitzt den Charme einer Neutronenbombe.
Der erste Teil von Martin Crimps neuestem Stück ist ein hochpotenziertes Familienfiasko, das sämtliche Lügen und Leichen im privaten Keller ohne Umschweife zum Tanzen bringt. Im zweiten Teil wechselt das Genre in einen Diskurs über "die fünf wesentlichen Freiheiten des Individuums". Dazu gehört als erste Freiheit, "das Skript meines eigenen Lebens zu schreiben" ebenso wie "die Freiheit, ein furchtbares Trauma zu erleiden". Ein solches Trauma erleidet Onkel Bob, der hörige Ehemann und Rezitationssklave von Madeleine, im dritten Teil. Er fürchtet, verlassen zu werden und bangt um seinen Platz in der Republik des individuellen Glücks, das sich in seiner Zwanghaftigkeit als Terrorregime entpuppt.
Es ist Weihnachten, drei Generationen sind vor dem Christbaum versammelt – eine schrecklich unnette Familie. Die beiden Töchter im Teenager-Alter liefern sich ein unentwegtes Zicken-Duell, die eine ist schwanger, die andere zerfressen von Eifersucht. Mom und Dad hassen sich inbrünstig, und die Großeltern scheinen überhaupt der Ursprung des Problems zu sein, Opa ein Lügner und Betrüger, der sich von seiner berufstätigen Frau zeitlebens hat aushalten lassen. Doch es kommt noch schlimmer in Gestalt von Onkel Bob, der in dieses kleine Fest des Unfriedens platzt. Draußen im Auto wartet seine Frau Madeleine, für die Bob als Bote und Sprachrohr fungiert. Und was sie ihm zu sagen aufgetragen hat, besitzt den Charme einer Neutronenbombe.
Der erste Teil von Martin Crimps neuestem Stück ist ein hochpotenziertes Familienfiasko, das sämtliche Lügen und Leichen im privaten Keller ohne Umschweife zum Tanzen bringt. Im zweiten Teil wechselt das Genre in einen Diskurs über "die fünf wesentlichen Freiheiten des Individuums". Dazu gehört als erste Freiheit, "das Skript meines eigenen Lebens zu schreiben" ebenso wie "die Freiheit, ein furchtbares Trauma zu erleiden". Ein solches Trauma erleidet Onkel Bob, der hörige Ehemann und Rezitationssklave von Madeleine, im dritten Teil. Er fürchtet, verlassen zu werden und bangt um seinen Platz in der Republik des individuellen Glücks, das sich in seiner Zwanghaftigkeit als Terrorregime entpuppt.
Regie Rafael Sanchez
Bühne Janina Audick
Kostüme Ursula Leuenberger
Musik Cornelius Borgolte
Video Sacha Benedetti
Dramaturgie Anika Steinhoff
Deutschsprachige Erstaufführung 28. November 2013
Christian GrashofGrandad

Margit BendokatGranny

Michael GoldbergDad

Judith HofmannMum

Natalia BelitskiDebbie

Lisa HrdinaHazel

Franziska MachensMadeleine

Peter MoltzenOnkel Bob

Grandad
Granny
Dad
Mum
Debbie
Hazel
Madeleine
Onkel Bob
(...)
In diesem Teil des Abends kommt es, namentlich bei der dritten "Grundfreiheit des Individuums", nämlich der "Freiheit, ein furchtbares Trauma zu erleiden", zu echten Glanzmomenten. Allein für das Wutbürger-Duett der Ensemble-Ältesten Margit Bendokat und Christian Grashof hat sich die Veranstaltung letztlich gelohnt.
Mit derart subversivem Witz bekommt man das "Menschenrecht" auf "brennende Harnröhren, chronischen Gewichtsverlust, verminderte Zurechnungsfähigkeit, Schwangerschaftsstreifen, Sexsucht, Morphiumabhängigkeit und Einkaufssucht" so schnell garantiert nicht wieder um die Ohren gehauen! Martin Crimps zweiter Stückteil, der mit "Die fünf Grundfreiheiten des Individuums" überschrieben ist, ist eine Art Bewusstseinsstrom 2.0. ohne klare Figuren- oder Situationszuordnungen, aus dem die Schauspieler den Witz treffsicher herausholen. Hier werden universelle Selbstbekenntnisse, therapeutische Erbauungsmantras und weitere bemerkenswerte Zeugnisse der Selbstüberschätzung zum Besten gegeben.
(...)
In diesem Teil des Abends kommt es, namentlich bei der dritten "Grundfreiheit des Individuums", nämlich der "Freiheit, ein furchtbares Trauma zu erleiden", zu echten Glanzmomenten. Allein für das Wutbürger-Duett der Ensemble-Ältesten Margit Bendokat und Christian Grashof hat sich die Veranstaltung letztlich gelohnt.
Mit derart subversivem Witz bekommt man das "Menschenrecht" auf "brennende Harnröhren, chronischen Gewichtsverlust, verminderte Zurechnungsfähigkeit, Schwangerschaftsstreifen, Sexsucht, Morphiumabhängigkeit und Einkaufssucht" so schnell garantiert nicht wieder um die Ohren gehauen!