
Ein Käfig ging einen Vogel suchen
von Franz Kafka
Kafka hatte einzelne Gedanken auf kleine Zettel notiert. Dieser Aphorismus, Ausweis einer Welt, in der das Verstehen an seine Grenzen kommt, trägt die Nummer 16.
Seltsame und völlig absurde Realitätsverschiebungen, das Scheitern der Figuren, ihr vergebliches Streben, ihre Paranoia sind die Themen in vielen Texten Kafkas. Jene Geschichten über die Rätselhaftigkeit der Welt, der der Einzelne oft ohnmächtig gegenüber steht, entbehren mitunter nicht einer gewissen Komik.
In einer Welt in der jede Veränderung in der Realität als Bedrohung empfunden wird, unabhängig von der Realität der Bedrohung, die Grenzen zwischen Psyche des Individuums und der Gesellschaft verschwinden, liegt es nahe sich dem erzählerischen Werk Kafkas zuzuwenden. Wenn alle Prinzipien relativ geworden sind, ist Angst das einzige Prinzip, das noch gilt. Deren Kräftefeld und ihre Folgen vermessen Andreas Kriegenburg und sein Ensemble, in und mit den Texten Kafkas.
Seltsame und völlig absurde Realitätsverschiebungen, das Scheitern der Figuren, ihr vergebliches Streben, ihre Paranoia sind die Themen in vielen Texten Kafkas. Jene Geschichten über die Rätselhaftigkeit der Welt, der der Einzelne oft ohnmächtig gegenüber steht, entbehren mitunter nicht einer gewissen Komik.
In einer Welt in der jede Veränderung in der Realität als Bedrohung empfunden wird, unabhängig von der Realität der Bedrohung, die Grenzen zwischen Psyche des Individuums und der Gesellschaft verschwinden, liegt es nahe sich dem erzählerischen Werk Kafkas zuzuwenden. Wenn alle Prinzipien relativ geworden sind, ist Angst das einzige Prinzip, das noch gilt. Deren Kräftefeld und ihre Folgen vermessen Andreas Kriegenburg und sein Ensemble, in und mit den Texten Kafkas.
Premiere am 13. Februar 2016
Elias Arens

Laura Goldfarb

Moritz Grove

Bernd Moss

Jörg Pose

Nele Rosetz

Natali Seelig

Lisa Quarg

Düsseldorf
6. und 7. Dezember 2016
6. und 7. Dezember 2016
Außerdem im Spielplan
PREMIERE
Box
19.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Regie: Anne Lenk
DT Bühne
19.30 - 21.25
Eine Inszenierung des DT Jung*
Nathan
Regie: Joanna Praml
Kammer
20.00 - 21.45
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Mögen diese angstverkniffenen Abziehbilder in ihren so lächerlichen wie ohnmächtigen Abwehrverrenkungen zum Lachen reizen - sie sind natürlich keinen Deut schlechter als wir, vielleicht ein bisschen virtuoser im ungeschickten Umgang mit ihren Angst-, Chaos- und Unheil-Bewältigungsstrategien. Und ganz so ungemütlich oder gar langweilig scheint es in diesem vielfachverspiegelten, ausweglosen, einsamen Höllenstapel nun auch wieder nicht zu sein. Zumindest zugucken mach Spaß, wie man auch an dem großen Schlussjubel erkennen konnte. "Vier hingewürfelte, nahezu identisch eingerichtete Wohnzellen hat scheinbar der Zufall so aufgestapelt, dass sie das Bühnenportal ausfüllen. (...) Die Ecken der schiefen Schachteln stoßen ineinander, die durchborstenen Wände bilden keine rechten Winkel, alles ist perspektisch verschoben, einen Fluchtpunkt gibt es nicht. Hier in diesem windig-hermetischen Gebilde, das alles Außen abhalten soll, haben sich die kleinbürgerlichen Junggesellen eingenistet, die Franz Kafka in seinem Werk stellt. (...)
Mögen diese angstverkniffenen Abziehbilder in ihren so lächerlichen wie ohnmächtigen Abwehrverrenkungen zum Lachen reizen - sie sind natürlich keinen Deut schlechter als wir, vielleicht ein bisschen virtuoser im ungeschickten Umgang mit ihren Angst-, Chaos- und Unheil-Bewältigungsstrategien. Und ganz so ungemütlich oder gar langweilig scheint es in diesem vielfachverspiegelten, ausweglosen, einsamen Höllenstapel nun auch wieder nicht zu sein. Zumindest zugucken mach Spaß, wie man auch an dem großen Schlussjubel erkennen konnte."
Das alles ist so temporeich und voll Witz umgesetzt, dass man erst einmal damit beschäftigt ist, sich nach Kräften zu amüsieren. (...) Die gewisse paranoide Grundgestimmtheit von Kafkas Prosa wird immer deutlicher und kulminiert in einer Szene von 'Der Bau', in welcher alle grauen Männer in einer Pose erstarren, die im Kino bedeuten würde, dass jetzt das große Meucheln beginnt. Aber so weit kommt es bei Kafka sowieso nie. Das Schreckliche liegt in der Vorahnung; in seiner unbeirrbaren Konsequenz ist das gleichzeitig auch bedrohlich komisch. "Es ist ein textintensiver Theaterabend, der den Darstellern auch physisch viel abverlangt. Für die Zuschauer ist es nicht annähernd so anstrengend, ganz im Gegenteil. Selten wird einem die Kafka-Rezeption so freundlich entgegengetragen. (...)
Das alles ist so temporeich und voll Witz umgesetzt, dass man erst einmal damit beschäftigt ist, sich nach Kräften zu amüsieren. (...) Die gewisse paranoide Grundgestimmtheit von Kafkas Prosa wird immer deutlicher und kulminiert in einer Szene von 'Der Bau', in welcher alle grauen Männer in einer Pose erstarren, die im Kino bedeuten würde, dass jetzt das große Meucheln beginnt. Aber so weit kommt es bei Kafka sowieso nie. Das Schreckliche liegt in der Vorahnung; in seiner unbeirrbaren Konsequenz ist das gleichzeitig auch bedrohlich komisch."
Der Ansatz, entgegen der Konjunktur tagesaktueller, gut gemeinter, szenisch und gedanklich oft hilfloser Flüchtlingsstücke im Theater auf Kafkas großräumige Bilder zu vertrauen und das mit tänzerischer Leichtigkeit zu inszenieren, ist schlüssig und faszinierend: Selten wurde auf der Bühne der Zusammenhang zwischen Wohlstandsangst und Aggression so hellsichtig, facettenreich und mit böser Komik beleuchtet. "Andreas Kriegenburg hat am Deutschen Theater Berlin Texte von Franz Kafka (...) zu einem so verspielten wie irritierenden Theaterabend montiert: 'Ein Käfig ging einen Vogel suchen'. Hinter der surrealistisch-bunten Oberfläche ist diese Inszenierung ein kluger Kommentar zur Angst vieler Europäer vor den Zuwanderern und der näher rückenden Konflikte jenseits des eigenen Wohlstandsidylls. Die Wohnzimmer-Gemütlichkeit der möblierten Herren kippt in die Paranoia und wird aggressiv gegenüber einem imaginären Feind. (...)
Der Ansatz, entgegen der Konjunktur tagesaktueller, gut gemeinter, szenisch und gedanklich oft hilfloser Flüchtlingsstücke im Theater auf Kafkas großräumige Bilder zu vertrauen und das mit tänzerischer Leichtigkeit zu inszenieren, ist schlüssig und faszinierend: Selten wurde auf der Bühne der Zusammenhang zwischen Wohlstandsangst und Aggression so hellsichtig, facettenreich und mit böser Komik beleuchtet."