
Lesbos – Blackbox Europa
Ein Projekt von Gernot Grünewald und Ensemble
Lesbos ist der Ort, an dem seit Sommer 2015 über 800 000 Flüchtlinge das erste Mal europäischen Boden betraten. Seit dem EU-Türkei Abkommen vom 20. März 2016 ist den Ankommenden die Weiterreise nach Nordeuropa untersagt, sie stehen vor der Entscheidung in Griechenland Asyl zu beantragen oder in die Türkei abgeschoben zu werden. Tausende warten im ehemaligen Transitlager und heutigen EU-Hotspot Moria auf ihre Zukunft. Gleichzeitig ging der Tourismus an der Nord- und Ostküste, wo bis zu 20 Flüchtlingsboote pro Tag landeten, um 70 Prozent zurück. Dafür hat sich eine Schar an Freiwilligen auf den Weg gemacht, die die Grundversorgung der Flüchtlinge dort sichern, wo die EU versagt.
In acht Kilometer Entfernung von Lesbos liegt die Küste der Türkei. Von dort setzte Anfang 2015 der irakische Schauspieler Thalfakar nach Europa über. Mit dem Boot landete er auf Lesbos und nahm die Balkanroute über Ungarn bis nach Berlin. Seine Erzählung vermischt sich mit dem Bericht der zwei Schauspieler_innen, die die Insel ein Jahr später bereisten, um von der Katastrophe nach der Katastrophe zu berichten. Denn auch wenn die Titelseiten der Zeitungen sich neuen Themen zugewendet haben und die deutschen Grenzen wieder nur Schengenbürgern visafreien Einlass gewähren – die Flüchtlingskrise ist nicht vorbei, sie hat lediglich den Ort gewechselt.
Texte teilweise in englischer Sprache.
Dank an Volunteers for Lesvos
In acht Kilometer Entfernung von Lesbos liegt die Küste der Türkei. Von dort setzte Anfang 2015 der irakische Schauspieler Thalfakar nach Europa über. Mit dem Boot landete er auf Lesbos und nahm die Balkanroute über Ungarn bis nach Berlin. Seine Erzählung vermischt sich mit dem Bericht der zwei Schauspieler_innen, die die Insel ein Jahr später bereisten, um von der Katastrophe nach der Katastrophe zu berichten. Denn auch wenn die Titelseiten der Zeitungen sich neuen Themen zugewendet haben und die deutschen Grenzen wieder nur Schengenbürgern visafreien Einlass gewähren – die Flüchtlingskrise ist nicht vorbei, sie hat lediglich den Ort gewechselt.
Texte teilweise in englischer Sprache.
Dank an Volunteers for Lesvos
Regie Gernot Grünewald
Bühne / Kostüme Michael Köpke
Video Isabel Robson
Musik Daniel Spier
Dramaturgie Sonja Anders, Bendix Fesefeldt
Uraufführung am 26. Januar 2017, Box
Thalfakar Ali

Božidar Kocevski

Katharina Schenk

Heidelberger Stückemarkt
4. und 5. Mai 2017
4. und 5. Mai 2017
Außerdem im Spielplan
DT Kontext: Vortrag und Gespräch
Der Traum ist aus? Zur Geschichte und Gegenwart utopischen Denkens
zu Gast: Tobias Brück (Journalist)
Rangfoyer
17.00 - 18.00
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
18.00 - 21.40
Vorstellung fällt leider aus
Wiederaufnahme
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die für heute geplante Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble. Sollten Sie bereits Karten erworben haben, wird unser Besucher:innenservice Sie in Kürze kontaktieren.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19.00
Wiederaufnahme
Eine Inszenierung des DT Jung*
Im Spiegelsaal
Regie: Katharina Bill
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19:00 - 20:35
Sie haben gefilmt, fotografiert, OTöne aufgenommen und gehen mit diesen nun in die Box des Deutschen Theaters, die Grünewald und sein Bühnenbildner Michael Köpke zu einer Blackbox umgewandelt haben. So wie ihr Namensvetter aufzeichnet, was in einem Flugzeug passiert, damit nach einem Unglück zu ermitteln ist, wie es dazu kommen konnte, ist diese ein Ort der Aufzeichnung des Vergessenen, Verdrängten, als unproblematisch Abgetanen, in dem sich herausfinden lässt, was geschehen ist und geschieht, wie Europas
Menschlichkeit so abstürzen konnte. Hier setzt Gernot Grünewalds Projekt an. Mit zwei Schauspieler*innen ist er nach Lesbos gefahren, hat mit Helfer*innen gesprochen, mit Verantwortlichen, hat die Lager besucht - das fast idyllische Karatepe und das zu Recht berüchtigte einem lnternierungslager gleichende Moria. Hinzu kommt mit Thalfakar Ali ein irakischer Schauspieler, der Lesbos selbst erfahren hat, als er 2015 auf seiner Flucht dort landete.
Sie haben gefilmt, fotografiert, OTöne aufgenommen und gehen mit diesen nun in die Box des Deutschen Theaters, die Grünewald und sein Bühnenbildner Michael Köpke zu einer Blackbox umgewandelt haben. So wie ihr Namensvetter aufzeichnet, was in einem Flugzeug passiert, damit nach einem Unglück zu ermitteln ist, wie es dazu kommen konnte, ist diese ein Ort der Aufzeichnung des Vergessenen, Verdrängten, als unproblematisch Abgetanen, in dem sich herausfinden lässt, was geschehen ist und geschieht, wie Europas
Menschlichkeit so abstürzen konnte.
Der Abend endet mit rhetorischen Fragen des Ensembles, die in den Wunden der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik bohren, und langen Kamera-Einstellungen von der Ägäis vor Lesbos, wo die Touristen mittlerweile fernbleiben. Die Schauspieler fühlten sich immer rat- und hilfloser, je länger sie sich hautnah vor Ort mit der Situation befassten. Katharina Schenk macht dies in zwei exemplarischen Situationen deutlich: als sie auf einem Friedhof, wo die Leichen der aus dem Meer gefischten Flüchtlinge verscharrt wurden, eine Schweigeminute vorschlägt, ist sie sich selbst klar darüber, dass dies nur eine hilflose, wohlfeile Geste ist. Sie weiß aber - genauso wenig wie wir im Publikum - keine angemessenere, bessere Reaktion. Später erzählt sie, wie sie einem Bustransport in das jetzt schon völlig überfüllte Lager Moria hinterherwinkte. Auch hier spürte sie, dass diese Reaktion wohl nicht so glücklich ist, aber immer noch besser, als völlig tatenlos zuzusehen.
Der Abend endet mit rhetorischen Fragen des Ensembles, die in den Wunden der deutschen und europäischen Flüchtlingspolitik bohren, und langen Kamera-Einstellungen von der Ägäis vor Lesbos, wo die Touristen mittlerweile fernbleiben.