
Macbeth
von William Shakespeare
Deutsch von Dorothea Tieck
"Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild,
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn' und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ist's, erzählt
Von einem Dummkopf, voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet."
Macbeth, eine der letzten großen Tragödien Shakespeares, ist vielleicht sein dunkelstes und konsequentestes Stück - spiegelt es doch eine grausame Zeit: Christlicher Fundamentalismus, Krieg und Gewalt, Absolutismus und Willkürjustiz bestimmen die Tragödie um einen ruhmvollen Krieger, der nach einer Prophezeiung zum Verbrecher und Tyrannen wird. Das Stück ist aber mehr als die Geschichte eines Mannes, der von ein paar Hexen zum Bösen verführt wird. Der Glaube des Individuums an sich selbst und seine Handlungsmacht, an die Verbindlichkeit von Wirklichkeit und Wahrheit, ist hier zutiefst erschüttert. Dunkle Kräfte wirken – in jedem einzelnen Menschen, in der sich immer wiederholenden Historie, in Machtstrukturen sowie in Bildern, Fantasien und Erzählungen. Shakespeare fragt in seiner blutigen Parabel, was an Bösem, an Ehrgeiz nach Macht, an Irrationalem in jedem von uns steckt. Ein Blick ins diffuse Dunkel menschlicher Abgründe. Angst bestimmt diesen Blick – wie das tyrannische Handeln, den Aufstieg und Fall des Macbeth.
"Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild,
Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht
Sein Stündchen auf der Bühn' und dann nicht mehr
Vernommen wird; ein Märchen ist's, erzählt
Von einem Dummkopf, voller Klang und Wut,
Das nichts bedeutet."
Macbeth, eine der letzten großen Tragödien Shakespeares, ist vielleicht sein dunkelstes und konsequentestes Stück - spiegelt es doch eine grausame Zeit: Christlicher Fundamentalismus, Krieg und Gewalt, Absolutismus und Willkürjustiz bestimmen die Tragödie um einen ruhmvollen Krieger, der nach einer Prophezeiung zum Verbrecher und Tyrannen wird. Das Stück ist aber mehr als die Geschichte eines Mannes, der von ein paar Hexen zum Bösen verführt wird. Der Glaube des Individuums an sich selbst und seine Handlungsmacht, an die Verbindlichkeit von Wirklichkeit und Wahrheit, ist hier zutiefst erschüttert. Dunkle Kräfte wirken – in jedem einzelnen Menschen, in der sich immer wiederholenden Historie, in Machtstrukturen sowie in Bildern, Fantasien und Erzählungen. Shakespeare fragt in seiner blutigen Parabel, was an Bösem, an Ehrgeiz nach Macht, an Irrationalem in jedem von uns steckt. Ein Blick ins diffuse Dunkel menschlicher Abgründe. Angst bestimmt diesen Blick – wie das tyrannische Handeln, den Aufstieg und Fall des Macbeth.
Regie Tilmann Köhler
Bühne Karoly Risz
Kostüme Susanne Uhl
Musik Jörg-Martin Wagner
Dramaturgie Sonja Anders, Hannes Oppermann
Premiere 19. März 2015
Ulrich MatthesMacbeth

Maren EggertLady Macbeth

Matthias NeukirchDuncan, Lenox, Hexe, u.a.
Thorsten HierseMalcolm, Hexe, u.a.

Felix GoeserBanquo, Hexe, u.a.

Elias ArensMacduff, Hexe, u.a.

Timo WeisschnurRosse, Hexe, u.a.

Macbeth
Lady Macbeth
Duncan, Lenox, Hexe, u.a.
Malcolm, Hexe, u.a.
Banquo, Hexe, u.a.
Macduff, Hexe, u.a.
Rosse, Hexe, u.a.
Die Bühne von Karoly Risz sieht aus wie aus einem kafkaesken Albtraum: ein heller Holzkasten, der sich nach hinten so schnell verengt, dass einem klaustrophobisch zumute wird. In diesem Tunnel mit nur einem winzigen Licht am Ende stecken die Figuren fest, als Teile einer ewig sich wiederholenden Geschichte. (...)
Ulrich Matthes spielt Macbeth als Mann, dem man seine anfänglichen Skrupel abnimmt, der ständig Angst haben muss, nicht männlich genug zu sein. Das jedenfalls redet seine Ehefrau ihm ein. Fast scheint es, als würde dieser Macbeth nicht morden, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren. Maren Eggerts Lady Macbeth ist düster und entschlossen, mit leuchtenden Augen und giftig, sie hat das Format einer Medea. Es sind starke Bilder, mit denen der Regisseur Tilmann Köhler seine 'Macbeth'-Inszneierung am Deutschen Theater in Berlin beginnt. Sie zeigen eine Welt, in der die Vorzeichen von Gut und Böse schon lange ins Gegenteil verkehrt sind. Gräueltaten sind normal, Gewalt ist ein kollektives Phänomen. Macbeth ist hier kein Einzeltäter, sondern ein Mitläufer.
Die Bühne von Karoly Risz sieht aus wie aus einem kafkaesken Albtraum: ein heller Holzkasten, der sich nach hinten so schnell verengt, dass einem klaustrophobisch zumute wird. In diesem Tunnel mit nur einem winzigen Licht am Ende stecken die Figuren fest, als Teile einer ewig sich wiederholenden Geschichte. (...)
Ulrich Matthes spielt Macbeth als Mann, dem man seine anfänglichen Skrupel abnimmt, der ständig Angst haben muss, nicht männlich genug zu sein. Das jedenfalls redet seine Ehefrau ihm ein. Fast scheint es, als würde dieser Macbeth nicht morden, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren. Maren Eggerts Lady Macbeth ist düster und entschlossen, mit leuchtenden Augen und giftig, sie hat das Format einer Medea.
Denn Macbeth ist Ulrich Matthes. Sein Zweifel und seine Angst, wenn er den König Duncan meucheln geht, um selber König zu werden, seine Mordentschlossenheit, um den Gewinnst zu sichern, seine Verzweiflung, weil ein Mord den nächsten gebiert und niemals nie die Mörderseele ruhn und baumeln kann in Sicherheit und Königsglück... all diese Beschwernisse eines Großen teilt Matthes dem Publikum mit. Wie ein später Richard III. hält er Zwiesprach mit seinem Gewissen, seinem inneren Schweinehund, der das Publikum ist. Zu Beginn jedenfalls, heftiges Trommeln und Klopfen hinterm Holz, fungiert Karoly Risz' viereckiger, sich in den Bühnenhintergrund verjüngender Trichtergang als Geburtskanal. Fünflinge speit er aus, nackt bis auf die Unterhosen, ineinander verschlungen, zerrend, kriechend, keuchend, hechelnd, eine Ausgeburt mit fünf Köpfen, zehn Armen und Beinen. Dieses Getüm ist eine starke Spielidee von Tilmann Köhler und zugleich die Hauptfigur des Abends. Das Getüm sind die Hexen und die Hexen verwandeln sich mittels der herrlichen Kostümhaufen der Susanne Uhl, die von der stirnbandfähigen Plastiktüte bis zum schwarz-coolen Metrolook alles bereithalten, in alle, die in Shakespeares Buche stehn und nicht Macbeth und die Lady sind.
Denn Macbeth ist Ulrich Matthes. Sein Zweifel und seine Angst, wenn er den König Duncan meucheln geht, um selber König zu werden, seine Mordentschlossenheit, um den Gewinnst zu sichern, seine Verzweiflung, weil ein Mord den nächsten gebiert und niemals nie die Mörderseele ruhn und baumeln kann in Sicherheit und Königsglück... all diese Beschwernisse eines Großen teilt Matthes dem Publikum mit. Wie ein später Richard III. hält er Zwiesprach mit seinem Gewissen, seinem inneren Schweinehund, der das Publikum ist.
Seine Inszenierung liest das Verhalten von Macbeth und seiner Frau auch nicht als Wahnsinn, noch ein weiterer Verzicht auf ein Stereotyp, für das das Theater oft dankbar ist. Er macht es damit sich und den Schauspielern Ulrich Matthes und Maren Eggert als Lady Macbeth nicht leicht. Auf nichts können sich ihre Figuren stützen, nicht auf Moral, nicht auf Ratio, einzig auf durch die Luft rauschende Worte wieder verschwindender Erscheinungen. Man könnte darin die Artikulation des Zweifels sehen, ob es denn für die Macht überhaupt eine legitime Begründung gibt – auch das ist eine mögliche Lesart von Shakespeares Tragödie. Sparsam, theaterblutfrei und nur akustisch untermalt werden die Exzesse der Gewalt angedeutet. Köhler verzichtet auf die naheliegende Action und das Thriller-Moment in Macbeth.
Seine Inszenierung liest das Verhalten von Macbeth und seiner Frau auch nicht als Wahnsinn, noch ein weiterer Verzicht auf ein Stereotyp, für das das Theater oft dankbar ist. Er macht es damit sich und den Schauspielern Ulrich Matthes und Maren Eggert als Lady Macbeth nicht leicht. Auf nichts können sich ihre Figuren stützen, nicht auf Moral, nicht auf Ratio, einzig auf durch die Luft rauschende Worte wieder verschwindender Erscheinungen. Man könnte darin die Artikulation des Zweifels sehen, ob es denn für die Macht überhaupt eine legitime Begründung gibt – auch das ist eine mögliche Lesart von Shakespeares Tragödie.