Macbeth

von William Shakespeare
Premiere 19. März 2015
Ulrich MatthesMacbeth
Maren EggertLady Macbeth
Matthias NeukirchDuncan, Lenox, Hexe, u.a.
Thorsten HierseMalcolm, Hexe, u.a.
Felix GoeserBanquo, Hexe, u.a.
Elias ArensMacduff, Hexe, u.a.
Timo WeisschnurRosse, Hexe, u.a.
Macbeth
Lady Macbeth
Duncan, Lenox, Hexe, u.a.
Malcolm, Hexe, u.a.
Banquo, Hexe, u.a.
Macduff, Hexe, u.a.
Rosse, Hexe, u.a.
Süddeutsche Zeitung
Mounia Meiborg, 19.03.2015
Es sind starke Bilder, mit denen der Regisseur Tilmann Köhler seine 'Macbeth'-Inszneierung am Deutschen Theater in Berlin beginnt. Sie zeigen eine Welt, in der die Vorzeichen von Gut und Böse schon lange ins Gegenteil verkehrt sind. Gräueltaten sind normal, Gewalt ist ein kollektives Phänomen. Macbeth ist hier kein Einzeltäter, sondern ein Mitläufer.
Die Bühne von Karoly Risz sieht aus wie aus einem kafkaesken Albtraum: ein heller Holzkasten, der sich nach hinten so schnell verengt, dass einem klaustrophobisch zumute wird. In diesem Tunnel mit nur einem winzigen Licht am Ende stecken die Figuren fest, als Teile einer ewig sich wiederholenden Geschichte. (...)

Ulrich Matthes spielt Macbeth als Mann, dem man seine anfänglichen Skrupel abnimmt, der ständig Angst haben muss, nicht männlich genug zu sein. Das jedenfalls redet seine Ehefrau ihm ein. Fast scheint es, als würde dieser Macbeth nicht morden, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren. Maren Eggerts Lady Macbeth ist düster und entschlossen, mit leuchtenden Augen und giftig, sie hat das Format einer Medea.
Es sind starke Bilder, mit denen der Regisseur Tilmann Köhler seine 'Macbeth'-Inszneierung am Deutschen Theater in Berlin beginnt. Sie zeigen eine Welt, in der die Vorzeichen von Gut und Böse schon lange ins Gegenteil verkehrt sind. Gräueltaten sind normal, Gewalt ist ein kollektives Phänomen. Macbeth ist hier kein Einzeltäter, sondern ein Mitläufer.
Die Bühne von Karoly Risz sieht aus wie aus einem kafkaesken Albtraum: ein heller Holzkasten, der sich nach hinten so schnell verengt, dass einem klaustrophobisch zumute wird. In diesem Tunnel mit nur einem winzigen Licht am Ende stecken die Figuren fest, als Teile einer ewig sich wiederholenden Geschichte. (...)

Ulrich Matthes spielt Macbeth als Mann, dem man seine anfänglichen Skrupel abnimmt, der ständig Angst haben muss, nicht männlich genug zu sein. Das jedenfalls redet seine Ehefrau ihm ein. Fast scheint es, als würde dieser Macbeth nicht morden, um zu gewinnen, sondern um nicht zu verlieren. Maren Eggerts Lady Macbeth ist düster und entschlossen, mit leuchtenden Augen und giftig, sie hat das Format einer Medea.
Der Tagesspiegel
Peter von Becker, 21.03.2015
Was beim 'Macbeth' sofort auffällt: Hier macht einer keine selbstdarstellerischen Faxen, gespielt wird eine auf gut zweieinviertel Stunden geraffte, zusammen mit der Dramaturgin Sonja Anders klug eingerichtete Fassung der alten, romantischen Übersetzung von Dorothea Tieck. Es geht wirklich um Shakespeare und keine Eigenkleingeisterei. Wie in der Perspektive des Bühnenbilds kommen einem Ferne und Fremde gerade aus der Entfernung nah, das ist die Präsenz des Theaters und keine falsche, nur fernsehhafte alberne Vertraulichkeit. Was beim 'Macbeth' sofort auffällt: Hier macht einer keine selbstdarstellerischen Faxen, gespielt wird eine auf gut zweieinviertel Stunden geraffte, zusammen mit der Dramaturgin Sonja Anders klug eingerichtete Fassung der alten, romantischen Übersetzung von Dorothea Tieck. Es geht wirklich um Shakespeare und keine Eigenkleingeisterei. Wie in der Perspektive des Bühnenbilds kommen einem Ferne und Fremde gerade aus der Entfernung nah, das ist die Präsenz des Theaters und keine falsche, nur fernsehhafte alberne Vertraulichkeit.
nachtkritik.de
Nikolaus Merck, 20.03.2015
Zu Beginn jedenfalls, heftiges Trommeln und Klopfen hinterm Holz, fungiert Karoly Risz' viereckiger, sich in den Bühnenhintergrund verjüngender Trichtergang als Geburtskanal. Fünflinge speit er aus, nackt bis auf die Unterhosen, ineinander verschlungen, zerrend, kriechend, keuchend, hechelnd, eine Ausgeburt mit fünf Köpfen, zehn Armen und Beinen. Dieses Getüm ist eine starke Spielidee von Tilmann Köhler und zugleich die Hauptfigur des Abends. Das Getüm sind die Hexen und die Hexen verwandeln sich mittels der herrlichen Kostümhaufen der Susanne Uhl, die von der stirnbandfähigen Plastiktüte bis zum schwarz-coolen Metrolook alles bereithalten, in alle, die in Shakespeares Buche stehn und nicht Macbeth und die Lady sind.

Denn Macbeth ist Ulrich Matthes. Sein Zweifel und seine Angst, wenn er den König Duncan meucheln geht, um selber König zu werden, seine Mordentschlossenheit, um den Gewinnst zu sichern, seine Verzweiflung, weil ein Mord den nächsten gebiert und niemals nie die Mörderseele ruhn und baumeln kann in Sicherheit und Königsglück... all diese Beschwernisse eines Großen teilt Matthes dem Publikum mit. Wie ein später Richard III. hält er Zwiesprach mit seinem Gewissen, seinem inneren Schweinehund, der das Publikum ist.
Zu Beginn jedenfalls, heftiges Trommeln und Klopfen hinterm Holz, fungiert Karoly Risz' viereckiger, sich in den Bühnenhintergrund verjüngender Trichtergang als Geburtskanal. Fünflinge speit er aus, nackt bis auf die Unterhosen, ineinander verschlungen, zerrend, kriechend, keuchend, hechelnd, eine Ausgeburt mit fünf Köpfen, zehn Armen und Beinen. Dieses Getüm ist eine starke Spielidee von Tilmann Köhler und zugleich die Hauptfigur des Abends. Das Getüm sind die Hexen und die Hexen verwandeln sich mittels der herrlichen Kostümhaufen der Susanne Uhl, die von der stirnbandfähigen Plastiktüte bis zum schwarz-coolen Metrolook alles bereithalten, in alle, die in Shakespeares Buche stehn und nicht Macbeth und die Lady sind.

Denn Macbeth ist Ulrich Matthes. Sein Zweifel und seine Angst, wenn er den König Duncan meucheln geht, um selber König zu werden, seine Mordentschlossenheit, um den Gewinnst zu sichern, seine Verzweiflung, weil ein Mord den nächsten gebiert und niemals nie die Mörderseele ruhn und baumeln kann in Sicherheit und Königsglück... all diese Beschwernisse eines Großen teilt Matthes dem Publikum mit. Wie ein später Richard III. hält er Zwiesprach mit seinem Gewissen, seinem inneren Schweinehund, der das Publikum ist.
taz
Katrin Bettina Müller, 21.03.2015
Sparsam, theaterblutfrei und nur akustisch untermalt werden die Exzesse der Gewalt angedeutet. Köhler verzichtet auf die naheliegende Action und das Thriller-Moment in Macbeth.
Seine Inszenierung liest das Verhalten von Macbeth und seiner Frau auch nicht als Wahnsinn, noch ein weiterer Verzicht auf ein Stereotyp, für das das Theater oft dankbar ist. Er macht es damit sich und den Schauspielern Ulrich Matthes und Maren Eggert als Lady Macbeth nicht leicht. Auf nichts können sich ihre Figuren stützen, nicht auf Moral, nicht auf Ratio, einzig auf durch die Luft rauschende Worte wieder verschwindender Erscheinungen. Man könnte darin die Artikulation des Zweifels sehen, ob es denn für die Macht überhaupt eine legitime Begründung gibt – auch das ist eine mögliche Lesart von Shakespeares Tragödie.
Sparsam, theaterblutfrei und nur akustisch untermalt werden die Exzesse der Gewalt angedeutet. Köhler verzichtet auf die naheliegende Action und das Thriller-Moment in Macbeth.
Seine Inszenierung liest das Verhalten von Macbeth und seiner Frau auch nicht als Wahnsinn, noch ein weiterer Verzicht auf ein Stereotyp, für das das Theater oft dankbar ist. Er macht es damit sich und den Schauspielern Ulrich Matthes und Maren Eggert als Lady Macbeth nicht leicht. Auf nichts können sich ihre Figuren stützen, nicht auf Moral, nicht auf Ratio, einzig auf durch die Luft rauschende Worte wieder verschwindender Erscheinungen. Man könnte darin die Artikulation des Zweifels sehen, ob es denn für die Macht überhaupt eine legitime Begründung gibt – auch das ist eine mögliche Lesart von Shakespeares Tragödie.
Inforadio vom RBB
Anke Schäfer, 21.03.2015
Tilmann Köhler lässt keinen Tropfen Bühnenblut vergießen. Selten bei Macbeth und einzelne Bilder dieses Abends wirken nachhaltig. Das atmende, verschlungene Menschenknäuel vom Anfang z.B., aber auch das Spiel mit Licht und Schatten: Als Lady Macbeth auf der Höhe ihrer Macht riesige Schatten an die Trichterwände rechts und links von ihr wirft macht das Eindruck. Tilmann Köhler lässt keinen Tropfen Bühnenblut vergießen. Selten bei Macbeth und einzelne Bilder dieses Abends wirken nachhaltig. Das atmende, verschlungene Menschenknäuel vom Anfang z.B., aber auch das Spiel mit Licht und Schatten: Als Lady Macbeth auf der Höhe ihrer Macht riesige Schatten an die Trichterwände rechts und links von ihr wirft macht das Eindruck.
HNA
Peter Hans Göpfert, 26.03.2015
Maren Eggert gibt eine beinahe priesterliche Lady, die anfangs eher gelangweilt den Mann erotisch an sich fesselt, ihn anstalchelt. Ulrich Matthes' Macbeth legt sein Denken und Handeln mit frappierender sprachlicher Klarheit dar. Bis zu den letzten Sätzen, in denen er die Nichtigkeit des Lebens resignativ beschreibt, ist Matthes bewundernswert auf der Höhe seiner sprachlichen, darstellerischen und gedanklich abwägenden Kunst. Maren Eggert gibt eine beinahe priesterliche Lady, die anfangs eher gelangweilt den Mann erotisch an sich fesselt, ihn anstalchelt. Ulrich Matthes' Macbeth legt sein Denken und Handeln mit frappierender sprachlicher Klarheit dar. Bis zu den letzten Sätzen, in denen er die Nichtigkeit des Lebens resignativ beschreibt, ist Matthes bewundernswert auf der Höhe seiner sprachlichen, darstellerischen und gedanklich abwägenden Kunst.

Außerdem im Spielplan

Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
19.30 - 22.10
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse