Tobias Rausch

Tobias Rausch gilt als neugieriger Forscher und Grenzgänger unter den Theatermachern. Nach dem Studium der Philosophie, Biologie und Literaturwissenschaften gründete er das Berliner Theater- und Performancekollektiv lunatiks produktion. Bekannt wurde die Gruppe mit ungewöhnlichen Theateraktionen, etwa der Versteigerung einer Theaterinszenierung bei eBay (livingROOMS 2004), oder der Dekonstruktion von Kriminalfällen, bei der die Zuschauer von Polizeiautos zu echten und falschen Tatorten gefahren wurden ('Die Polizey – Physiognomie der Angst' 2006). Aus dieser Beschäftigung mit der sozialen und mentalen Realität unserer Gesellschaft hat Tobias Rausch in den letzten Jahren eine spezifische Form des Recherchetheaters entwickelt, in der aktuelle Themen und historische Ereignisse auf der Basis umfangreicher Recherchen und zahlreicher Interviews erforscht werden. Ob bei den Auswirkungen des Afghanistan-Einsatzes auf beteiligte Soldaten und ihre Familien ('einsatz spuren.', 2010) oder der Rekonstruktion der Oderflut 1992 ('Oder Bruch', 2012) – stets geht es um mehr und anderes, als um die Aufarbeitung historischer Fakten. Nicht die dokumentarische Wahrheit steht bei ihm im Vordergrund, sondern die Erforschung der Psychotopographie einer gesellschaftlichen Situation. Oft spielen anthropologische und naturwissenschaftliche Fragen in seinen Arbeiten eine zentrale Rolle, wie in seinem fünfjährigen botanischen Langzeittheater 'Die Welt ohne uns' am Schauspiel Hannover (seit 2010). Tobias Rausch wurde er mit dem Otto-Kasten-Preis der Intendantengruppe im Deutschen Bühnenverein 2012, dem Bremer Autoren- und Produzentenpreis 2007, dem Humboldt-Preis 2001 und mehreren Stipendien ausgezeichnet.