
Shakespeare. Spiele für Mörder, Opfer und Sonstige
Deutsch von Thomas Brasch, Frank Günther, Heiner Müller, Manfred Wekwerth
In Federico Fellinis 'Schiff der Träume' gibt es eine Szene, während der die reisende Operngesellschaft die Galerie des Maschinenraums betritt und vor den schuftenden Arbeitern einen bizarren Gesangswettstreit startet. Bruchstücke von Arien übertönen die stampfenden Kessel, die Sänger versuchen sich gegenseitig zu überbieten. Am Ende bleiben bleckende Zähne und gähnende Schlünde. Shakespeare-Fragmente sind es, mit denen in Dimiter Gotscheffs Inszenierung eine Truppe von Gauklern, Mördern, Bürgern auf die Bühne kommt. Mit denen sie ihre Spiele spielt, Spiele vom Verschlingen und Verschlungenwerden, von Machthabern und solchen, die es werden wollen, von der Lust und Obszönität der Gewalt. Vom Kampf um die Krone mit Zähnen und Klauen, mit grausiger Komik und blutigem Ernst.
In Federico Fellinis 'Schiff der Träume' gibt es eine Szene, während der die reisende Operngesellschaft die Galerie des Maschinenraums betritt und vor den schuftenden Arbeitern einen bizarren Gesangswettstreit startet. Bruchstücke von Arien übertönen die stampfenden Kessel, die Sänger versuchen sich gegenseitig zu überbieten. Am Ende bleiben bleckende Zähne und gähnende Schlünde. Shakespeare-Fragmente sind es, mit denen in Dimiter Gotscheffs Inszenierung eine Truppe von Gauklern, Mördern, Bürgern auf die Bühne kommt. Mit denen sie ihre Spiele spielt, Spiele vom Verschlingen und Verschlungenwerden, von Machthabern und solchen, die es werden wollen, von der Lust und Obszönität der Gewalt. Vom Kampf um die Krone mit Zähnen und Klauen, mit grausiger Komik und blutigem Ernst.
Regie / Fassung Dimiter Gotscheff
Fassung Ivan Panteleev
Mitarbeit Fabienne Kemmann
Bühne Katrin Brack
Kostüme Jochen Hochfeld
Musikalische Leitung George Donchev
Live-Musik George Donchev, Kalle Kalima, Harri Sjöström, Joe Smith
Gesang Ruth Rosenfeld
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere 23. November 2012
Margit Bendokat

Samuel Finzi

Peter Jordan

Wolfram Koch

Ole Lagerpusch

Peter Moltzen

Bettina Tornau

Anita Vulesica

Almut Zilcher

Süddeutsche Zeitung
Die Märchenerzählerin ist Margit Bendokat, die mit rot geschminkten Backen und weißer Pappkrone in schönster Bendokat-Lakonie androht, was uns in den kommenden gut drei Stunden erwartet: "Lasst uns von Gräbern sprechen, Würmern, Grabinschriften. Was bleibt uns mehr, als unsern abgesetzten Körper dem offenen Riss der Erde hinzugeben? Nichts als der Tod ist unser Eigens." [...] Wolfram Koch macht aus dem Intrigen-Dialogen zwischen Jago und Othello eine hinreißend komische Solo-Nummer im schwerelosen Hochpräzisions-Wechsel zwischen dem quirligen Jago und dem schweren Brüter Othello. Meike Droste und Ole Lagerpusch beweisen, dass Ophelia und Hamlet nicht zu helfen ist. Samuel Finzi macht aus Julius Cäsar einen realpolitischen Kaspar und aus Macbeth einen grimassierenden Psychopathen. Zwischendurch krabbelt ein Gorilla über die Bühne, um uns daran zu erinnern, dass Menschen auch nur Tiere sind. In Stillagen zwischen James Blood Ulmer und Peter Brötzmann sorgt eine Freejazz-Band für gute Laune.
Die Märchenerzählerin ist Margit Bendokat, die mit rot geschminkten Backen und weißer Pappkrone in schönster Bendokat-Lakonie androht, was uns in den kommenden gut drei Stunden erwartet: "Lasst uns von Gräbern sprechen, Würmern, Grabinschriften. Was bleibt uns mehr, als unsern abgesetzten Körper dem offenen Riss der Erde hinzugeben? Nichts als der Tod ist unser Eigens." [...] Wolfram Koch macht aus dem Intrigen-Dialogen zwischen Jago und Othello eine hinreißend komische Solo-Nummer im schwerelosen Hochpräzisions-Wechsel zwischen dem quirligen Jago und dem schweren Brüter Othello. Meike Droste und Ole Lagerpusch beweisen, dass Ophelia und Hamlet nicht zu helfen ist. Samuel Finzi macht aus Julius Cäsar einen realpolitischen Kaspar und aus Macbeth einen grimassierenden Psychopathen. Zwischendurch krabbelt ein Gorilla über die Bühne, um uns daran zu erinnern, dass Menschen auch nur Tiere sind. In Stillagen zwischen James Blood Ulmer und Peter Brötzmann sorgt eine Freejazz-Band für gute Laune.
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Neues Deutschland
Es ist die zu immer neuen Höhepunkten getrieben Kunst der Übergänge, der Abbrüche und Niederschläge. Das Zusammenspiel von Samuel Finzi und Wolfram Koch: ein Blick in Beckettsche Gewohnwelten. Margit Bendokat spielt nicht, sie ist das Gespenst aller Könige, die kamen und vergingen. Ein Hauch von Grab und Fasching. Auch die anderen Schauspieler von Meike Droste, Almut Zilcher bis zu Ole Lagerpusch, Peter Jordan und Peter Moltzen zeigen das DT-Ensemble zu einer neuen Ausdrucksstärke gelangt, in der sich Naivität und Intellekt, Körper und Stimme auf hinreißende Art verbinden. [...] Und das bleibt von Gotscheffs 'Shakespeare. Spiele für Mörder, Opfer und Sonstige': Das Blut der Opfer der Geschichte, das sich mit der Tinte derer vermischt, die darüber schreiben, ohne sie je gesehen zu haben. Außer in jenen Träumen von Angst und Rettung, von Schönheit, Schrecken und Untergang, die Shakespeare und Müller aufschrieben. Ein kluger Abend, der all die vorgefertigten Bilder zerspringen lässt.
Es ist die zu immer neuen Höhepunkten getrieben Kunst der Übergänge, der Abbrüche und Niederschläge. Das Zusammenspiel von Samuel Finzi und Wolfram Koch: ein Blick in Beckettsche Gewohnwelten. Margit Bendokat spielt nicht, sie ist das Gespenst aller Könige, die kamen und vergingen. Ein Hauch von Grab und Fasching. Auch die anderen Schauspieler von Meike Droste, Almut Zilcher bis zu Ole Lagerpusch, Peter Jordan und Peter Moltzen zeigen das DT-Ensemble zu einer neuen Ausdrucksstärke gelangt, in der sich Naivität und Intellekt, Körper und Stimme auf hinreißende Art verbinden. [...] Und das bleibt von Gotscheffs 'Shakespeare. Spiele für Mörder, Opfer und Sonstige': Das Blut der Opfer der Geschichte, das sich mit der Tinte derer vermischt, die darüber schreiben, ohne sie je gesehen zu haben. Außer in jenen Träumen von Angst und Rettung, von Schönheit, Schrecken und Untergang, die Shakespeare und Müller aufschrieben. Ein kluger Abend, der all die vorgefertigten Bilder zerspringen lässt.
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Außerdem im Spielplan
DT Kontext: Vortrag und Gespräch
Der Traum ist aus? Zur Geschichte und Gegenwart utopischen Denkens
zu Gast: Tobias Brück (Journalist)
Rangfoyer
17.00 - 18.00
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
18.00 - 21.40
Vorstellung fällt leider aus
Wiederaufnahme
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die für heute geplante Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble. Sollten Sie bereits Karten erworben haben, wird unser Besucher:innenservice Sie in Kürze kontaktieren.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19.00
Wiederaufnahme
Eine Inszenierung des DT Jung*
Im Spiegelsaal
Regie: Katharina Bill
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19:00 - 20:35