
Sklaven
Einakter von Georges Courteline aus der Hölle der bürgerlichen Freiheit
Ein parasitärer Gast will im Haushalt eines scheinbar netten Ehepaares regelmäßig unterkommen. Doch das Paar lebt in der Liebeshölle. Ein Mann droht seiner Frau nach einem Fest deren Verehrer zu verprügeln. Diese findet an diesem Gedanken durchaus Gefallen. Ein Beamter, der ständig blau macht, fordert bei seinem Chef eine Gehaltserhöhung, denn er opfert dem Ministerium sein Leben... Es geht um Betrüger, Schmarotzer, Luder, Flegel und Idioten. Der französische Romancier und Dramatiker Georges Courteline (1858-1929) hat verblüffend genau die Absurdität und Abgründe des bürgerlichen Lebens beobachtet und in zahlreichen komischen Einaktern bösartig beschrieben.
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Für ihre Arbeit in dieser Produktion wurde Andrea Schraad von der 'Theater heute'-Kritikerjury zur Kostümbildnerin des Jahres gewählt.
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Für ihre Arbeit in dieser Produktion wurde Andrea Schraad von der 'Theater heute'-Kritikerjury zur Kostümbildnerin des Jahres gewählt.
Das umgestürzte Auto
Monsieur Badin
Der Hausfrieden
Angst vor Schlägen
Die Boulingrins
Premiere 28. März 2013
Hans LöwEin Herr
Olivia GräserEine Dame

Elias ArensMonsieur Ledaim

Natali SeeligCaspar

Jörg PoseMonsieur Badin

Hans LöwOvide
Daniel HoevelsDirektor

Elias ArensTrielle

Natalia BelitskiValentine

Hans LöwEr
Natali SeeligSie

Daniel HoevelsDe Roulade

Olivia GräserMadame Boulingrin

Jörg PoseMonsieur Boulingrin

Natalia BelitskiFelicitas

Das umgestürzte Auto
Ein Herr
Eine Dame
Monsieur Ledaim
Caspar
Monsieur Badin
Monsieur Badin
Ovide
Direktor
Der Hausfrieden
Trielle
Valentine
Angst vor Schlägen
Er
Sie
Die Boulingrins
De Roulade
Madame Boulingrin
Monsieur Boulingrin
Felicitas
Courtelines Texte, mal schwächer, mal stärker, geraten bei Kriegenburg durchweg schrill und laut - die Geschichte von der Gelegenheits-Prostituierten, die sich als Opfer getürkter Autounfälle Freier besorgt, um sich zu Hause dann jeweils vom Gatten "überraschen" zu lassen; die vom faulen Beamten, der schon seit Jahren Woche für Woche die absurdesten Ausreden erfindet, um bloß nicht ins Büro zu müssen, nun aber dieses Leidens am Leben wegen um Gehaltserhöhung einkommt; die vom Ehemann, der der Gattin all ihrer Fehler eine Art Luxus-Steuer auferlegt. Nach der Pause traut sich ein gehörnter Ehemann nicht, dem Partner der untreuen Gattin (einem Militär!) mal so richtig aufs Maul zu hauen - aus ganz begreiflicher "Angst vor Schlägen". Und schließlich wird ein schleimend-parasitärer Gast zum mäßig bedauernswerten Opfer innerfamiliärer Horror-Gewalt in feinem bürgerlichen Interieur.
All das hat Abgrund und Witz - doch hält Kriegenburg das Spiel des extrem clownesk agierenden Ensemble immerzu auf Hochtouren, immerzu auf 180 ... Klar: Sie sind ja ständig im Krieg gegen Alltag und Banalität, die draußen toben (...).
Das Ganze: ein Gefecht der Extreme; mit vielen Verlusten. Der Haltung lässt sich folgen - denn draußen schreitet ja der Niedergang der bürgerlichen Klasse unaufhaltsam fort. Mit jeder neuen Zypernkrise nimmt das Tempo zu. Alles in dieser grenzenlosen Kostümfantasie glitzert und flirrt und flimmert zudem wie in der Cabaret-Revue, selbst die rundum extrem hochhackigen Schuhe. Wie immer die Kritik Kriegenburgs Inszenierung behandeln wird - Andrea Schraad kandidiert hier als "Kostümbildnerin des Jahres"; was für ein unendlicher Spaß, den Ergebnissen ihrer Arbeit zuzusehen!
Courtelines Texte, mal schwächer, mal stärker, geraten bei Kriegenburg durchweg schrill und laut - die Geschichte von der Gelegenheits-Prostituierten, die sich als Opfer getürkter Autounfälle Freier besorgt, um sich zu Hause dann jeweils vom Gatten "überraschen" zu lassen; die vom faulen Beamten, der schon seit Jahren Woche für Woche die absurdesten Ausreden erfindet, um bloß nicht ins Büro zu müssen, nun aber dieses Leidens am Leben wegen um Gehaltserhöhung einkommt; die vom Ehemann, der der Gattin all ihrer Fehler eine Art Luxus-Steuer auferlegt. Nach der Pause traut sich ein gehörnter Ehemann nicht, dem Partner der untreuen Gattin (einem Militär!) mal so richtig aufs Maul zu hauen - aus ganz begreiflicher "Angst vor Schlägen". Und schließlich wird ein schleimend-parasitärer Gast zum mäßig bedauernswerten Opfer innerfamiliärer Horror-Gewalt in feinem bürgerlichen Interieur.
All das hat Abgrund und Witz - doch hält Kriegenburg das Spiel des extrem clownesk agierenden Ensemble immerzu auf Hochtouren, immerzu auf 180 ... Klar: Sie sind ja ständig im Krieg gegen Alltag und Banalität, die draußen toben (...).
Das Ganze: ein Gefecht der Extreme; mit vielen Verlusten. Der Haltung lässt sich folgen - denn draußen schreitet ja der Niedergang der bürgerlichen Klasse unaufhaltsam fort. Mit jeder neuen Zypernkrise nimmt das Tempo zu.
Heute will keiner mehr konform sein, sondern alle mühen sich um Individualität. Sie sind Sklaven ihres Ich-Behauptungstriebs geworden. Das ist die etwas plakative Botschaft, die Kriegenburgs Inszenierung der fünf Einakter in den Kammerspielen des Deutschen Theaters verkündet. (…) Sie tragen ihre Dummheit und Gemeinheiten geschliffenen vor als in deutschen Theaterstücken die größten Weisheiten ausgesprochen werden. Legt man diese Sätze tollen Schauspielern in den Mund – und daran hat es im Ensemble, zu dem unter anderen die treuen Kriegenburg-Gefährten Natali Selig, Hans Löw gehören, keinen Mangel -, dann gelten sie als unzerstörbar (...). Das Bürgertum ist eine belagerte Festung. Oder eher ein schicker Bunker, dessen Tor die letzten Bourgeois mit MPs verteidigen. Der anonyme menschliche Trash da draußen bewirft sie sie aus der Dunkelheut mit einer ihm gemäßen Waffe: Müllsäcke. Wenn die Türen in einer Kampfpause geschlossen sind, rüsten sich die Bürger mit kulturkritischen Aphorismen auf, die klingen wie eine Blütenlese aus Medien von "Welt" bis "Cicero" und aus Büchern von Max Goldt bis Steiner. (…)
Heute will keiner mehr konform sein, sondern alle mühen sich um Individualität. Sie sind Sklaven ihres Ich-Behauptungstriebs geworden. Das ist die etwas plakative Botschaft, die Kriegenburgs Inszenierung der fünf Einakter in den Kammerspielen des Deutschen Theaters verkündet. (…) Sie tragen ihre Dummheit und Gemeinheiten geschliffenen vor als in deutschen Theaterstücken die größten Weisheiten ausgesprochen werden. Legt man diese Sätze tollen Schauspielern in den Mund – und daran hat es im Ensemble, zu dem unter anderen die treuen Kriegenburg-Gefährten Natali Selig, Hans Löw gehören, keinen Mangel -, dann gelten sie als unzerstörbar (...).