
Über Leben
Leas Hochzeit. Heftgarn. Simon. Trilogie von Judith Herzberg
Judith Herzberg erzählt die Geschichte einer jüdischen Familie über 26 Jahre – sie zeigt Menschen, die für ein erfülltes Leben und gegen die Vergangenheit kämpfen, die voller Humor und Kraft, aber auch Labilität und Trauer sind. 1972 feiert Lea im Haus ihrer Eltern Ada und Simon ihre dritte Hochzeit; Verwandte, Freunde, Ex-Ehemänner sind anwesend und die Familienverhältnisse selbst für Eingeweihte kaum zu durchschauen. Trotz des Trubels, der Liebesgeschichten und kleinen Skandale lassen sich aber die Geister der Vergangenheit nicht verjagen: Ada und Simon haben das Konzentrationslager überlebt, Lea hat diese Zeit bei einer „Kriegsmutter“ verbracht, Zwarts Frau und sein Sohn wurden ermordet, wie auch Dorys Eltern, Hans’ Eltern… Und wenn nach dieser Hochzeit weiter geheiratet und sich verlassen wird, wenn Menschen sterben, Kinder geboren werden, diese sich verlieben und sich wieder verlassen, so ist der Holocaust doch präsent. Bis in die Generation der Enkel existiert das Trauma, setzen sich Angst, Verunsicherung und Wut fort.
Das dreiteilige Familienepos, bestehend aus ‚Leas Hochzeit‘, ‚Heftgarn‘ und ‚Simon‘, wird zum ersten Mal an einem Abend gezeigt.
Das dreiteilige Familienepos, bestehend aus ‚Leas Hochzeit‘, ‚Heftgarn‘ und ‚Simon‘, wird zum ersten Mal an einem Abend gezeigt.
Regie Stephan Kimmig
Bühne Katja Haß
Kostüme Anja Rabes
Musik Michael Verhovec
Dramaturgie Sonja Anders
Premiere 8. April 2011
Almut ZilcherAda, Leas Mutter, geb. 1918

Christine SchornRiet, Kriegsmutter von Lea, geb. 1920

Simone von ZglinickiDuifje, Nicos Stiefmutter, geb. 1928

Christian GrashofSimon, Leas Vater, geb. 1917

Markwart Müller-ElmauZwart, Nicos Vater, geb. 1918

Susanne WolffLea, Tochter von Ada und Simon, geb. 1941

Maren EggertDory, erste Frau von Nico, geb. 1940

Anita VulesicaAnnabel, zweite Frau von Hans, geb. 1960

Peter MoltzenAlexander, erster Mann von Lea, geb. 1937

Daniel HoevelsNico, dritter Mann von Lea, geb. 1940

Jörg PoseHans, Freund von Nico, geb. 1941

Claudia EisingerXandra, Tochter von Alexander, geb. 1971

Moritz GroveChaim, Sohn von Hans und Pien, geb. 1973

Paul SchröderIsaac, Sohn von Simon und Dory, geb. 1980

Michael GerberKluiters, Klempner, geb. 1955

Johanna GriebelHendrikje, Bedienstete, geb. 1955

Leonie Kleinadam/Karolin WiegersXandra als Kind
Ada, Leas Mutter, geb. 1918
Riet, Kriegsmutter von Lea, geb. 1920
Duifje, Nicos Stiefmutter, geb. 1928
Simon, Leas Vater, geb. 1917
Zwart, Nicos Vater, geb. 1918
Lea, Tochter von Ada und Simon, geb. 1941
Dory, erste Frau von Nico, geb. 1940
Annabel, zweite Frau von Hans, geb. 1960
Alexander, erster Mann von Lea, geb. 1937
Nico, dritter Mann von Lea, geb. 1940
Hans, Freund von Nico, geb. 1941
Xandra, Tochter von Alexander, geb. 1971
Chaim, Sohn von Hans und Pien, geb. 1973
Isaac, Sohn von Simon und Dory, geb. 1980
Kluiters, Klempner, geb. 1955
Hendrikje, Bedienstete, geb. 1955
Leonie Kleinadam/Karolin Wiegers
Xandra als Kind
Ein solcher Fall ist Judith Herzbergs Trilogie ‚Über Leben‘ am Deutschen Theater Berlin, inszeniert von Stephan Kimmig und gestaltet von Schauspielern, denen man noch während ihres Tuns durch die Bank sagen möchte, wie wunderbar sie doch dieses Stück begreifen, wie sie es förmlich in sich aufsaugen und so zu ihrem Stück machen, jeder einzelne von ihnen und jeder auf seine Weise.
Der erste Teil der Trilogie von Judith Herzberg heißt ‚Leas Hochzeit‘. […] Stephan Kimmig inszeniert diese Feier als Zeitlupen-Tanz. Alle sind immer irgendwie in Bewegung, aber zugleich erstarrt und stumm in dieser Bewegung. Und wenn dann in diese Bewegung hinein plötzlich das legendäre Lied ‚Bésame mucho‘ erklingt, dann wirkt das Ganze wie ein Totentanz, so irreal, so phantasmagorisch, und so unendlich einsam und traurig: Küss‘ mich ein letztes Mal. [M]anchmal, und das ist selten geworden, manchmal besteht das Glück darin, dass alles, aber auch wirklich alles passt.
Ein solcher Fall ist Judith Herzbergs Trilogie ‚Über Leben‘ am Deutschen Theater Berlin, inszeniert von Stephan Kimmig und gestaltet von Schauspielern, denen man noch während ihres Tuns durch die Bank sagen möchte, wie wunderbar sie doch dieses Stück begreifen, wie sie es förmlich in sich aufsaugen und so zu ihrem Stück machen, jeder einzelne von ihnen und jeder auf seine Weise.
Der erste Teil der Trilogie von Judith Herzberg heißt ‚Leas Hochzeit‘. […] Stephan Kimmig inszeniert diese Feier als Zeitlupen-Tanz. Alle sind immer irgendwie in Bewegung, aber zugleich erstarrt und stumm in dieser Bewegung. Und wenn dann in diese Bewegung hinein plötzlich das legendäre Lied ‚Bésame mucho‘ erklingt, dann wirkt das Ganze wie ein Totentanz, so irreal, so phantasmagorisch, und so unendlich einsam und traurig: Küss‘ mich ein letztes Mal.
Stephan Kimmig gibt dem Text den Raum, der ihm gebührt. Und er nimmt ihn so behutsam, wie er geschrieben wurde. […] Dass sich Respekt und Neugier nicht widersprechen, das zeigen auch die Schauspieler, die in ihren Figuren nichtaufgehen, aber sich ihnen in unendlicher Weise annähern. Warum sollte ein Ensemble weniger Vielfalt und Heterogenität aushalten als die große, bunte, lebendige Familie? Das Stück schwebt ähnlich wie eine Biene über dem Geschehen, es zieht von Dialog zu Dialog, sammelt Nektar und trägt Pollen weiter. Auch wenn in dieser Familie viel und auch offen gesprochen wird, lässt sich erkennen wie sich das im Schweigen verpackte Trauma auf die folgenden Generationen […] auswirkt, wie die Familie davon bestimmt ist, aber nicht gewillt ist, sich beherrschen zu lassen.
Stephan Kimmig gibt dem Text den Raum, der ihm gebührt. Und er nimmt ihn so behutsam, wie er geschrieben wurde. […] Dass sich Respekt und Neugier nicht widersprechen, das zeigen auch die Schauspieler, die in ihren Figuren nichtaufgehen, aber sich ihnen in unendlicher Weise annähern. Warum sollte ein Ensemble weniger Vielfalt und Heterogenität aushalten als die große, bunte, lebendige Familie?
In der Regie von Stephan Kimmig wirken die siebzehn Schauspieler immer wie Transitreisende in einer abgeschlossenen, gar nicht bis spärlich möbilierten Wartezone. […]
Viereinhalb Stunden dauert der Abend und ist wegen der famosen Dialoge und der vitalen Figurenzeichnung keinen Moment langweilig. Keine großen Geschichten, kein theatralisches Brimborium, sondern lose schroffe Fragmente einer Realität, die sich jeder organisch zusammenhängenden Darstellung entzogen zu haben scheint: So spiegelt die Form der Dramen mit ihren komplexen Shortcuts die tiefere Wahrheit dieser Figuren, denen Halt, Vertrauen und Gewissheit zu prekären Kategorien geworden sind.
In der Regie von Stephan Kimmig wirken die siebzehn Schauspieler immer wie Transitreisende in einer abgeschlossenen, gar nicht bis spärlich möbilierten Wartezone. […]
Viereinhalb Stunden dauert der Abend und ist wegen der famosen Dialoge und der vitalen Figurenzeichnung keinen Moment langweilig.
Ein Ereignis also auf jeden Fall. Denn im Deutschen Theater Berlin werden zum ersten Mal die drei wichtigsten Stücke der Autorin als ein Gesamtkunstwerk gezeigt. Viereinhalb Stunden, dieser Abend. Und kein schwergewichtiger Klassiker, sondern das Stück einer schwebenden Feder. So leicht wie schwer, und das Schwere leicht zu machen und manchmal umgekehrt, das ist die große Kunst der holländischen Dichterin und Dramatikerin Judith Herzberg.
Ein Ereignis also auf jeden Fall. Denn im Deutschen Theater Berlin werden zum ersten Mal die drei wichtigsten Stücke der Autorin als ein Gesamtkunstwerk gezeigt.