
Vier Tage im Juli – Blackbox G20
Ein Projekt von Gernot Grünewald und Ensemble
Vom 5. bis zum 9. Juli 2017 befand sich eine Stadt im Ausnahmezustand. Die Staats- und Regierungschefs der zwanzig größten Industrienationen versuchten in Hamburg ein internationales System zu erhalten, dessen Überleben von Trump, Erdoğan und Putin abhängt. Dabei wurden sie von rund 31.000 Polizisten geschützt und bis zu 80.000 Menschen kamen bei Demonstrationen zusammen, um ihren Unmut gegen den Gipfel auszudrücken. Die Bilder, die den meisten Menschen von diesem G20-Gipfel in Erinnerung blieben, sind die brennender Autos, eingeschlagener Schaufenster und schwerer Auseinandersetzungen.
Gernot Grünewald und sein Ensemble haben während dieser vier Tage ein anderes Bild erlebt. Das Bild einer Stadt, die sich neu findet – ganz im Sinne der Polis, die auf den alten, den ursprünglichen Begriff der Politik verweist: Räume, die nicht immer verortbar sind, sondern aus dem Miteinanderhandeln- und sprechen entstehen, Räume, die im Dazwischen liegen. Politik ist auf einmal spürbar, greifbar, findet um einen herum auf der Straße statt und macht einen fassungslos, wenn man in Trumps Gesicht in einem vorbeifahrenden Auto blickt.
Beobachter_innen werden zu Teilnehmer_innen und so stellt man sich zwangsläufig die Frage: Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?
Gernot Grünewald und sein Ensemble haben während dieser vier Tage ein anderes Bild erlebt. Das Bild einer Stadt, die sich neu findet – ganz im Sinne der Polis, die auf den alten, den ursprünglichen Begriff der Politik verweist: Räume, die nicht immer verortbar sind, sondern aus dem Miteinanderhandeln- und sprechen entstehen, Räume, die im Dazwischen liegen. Politik ist auf einmal spürbar, greifbar, findet um einen herum auf der Straße statt und macht einen fassungslos, wenn man in Trumps Gesicht in einem vorbeifahrenden Auto blickt.
Beobachter_innen werden zu Teilnehmer_innen und so stellt man sich zwangsläufig die Frage: Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?
Regie Gernot Grünewald
Bühne und Kostüme Michael Köpke
Video Isabel Robson
Musik Daniel Spier
Dramaturgie Bendix Fesefeldt
Uraufführung
12. Mai 2018, Box
12. Mai 2018, Box
Elias Arens

Katharina Schenk

Caner Sunar

Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 21.30
Die Frage, mit der der kurze Abend in der Box des Deutschen Theaters schloss, war typisch für das ganze Projekt: "Was für eine Form von Protest braucht die Zeit von uns?" [...]
Das Schauspielertrio tanzt minutiös zu den Videoeinblendungen auf drei Wände der Box und wirft taktgenau imaginäre Steine. Theater besucht Gipfel, um Gipfeltheater zu machen? Warum nicht. Anfang Juli 2017 schickte Regisseur Gernot Grünewald drei Berliner Schauspieler für vier Tage zum G20-Gipfel nach Hamburg, auf dass sie vorausgewählte Beteiligte – Durchschnitts-Demonstranten, eine Attac-Aktivistin, einen Autonomen aus der Roten Flora – begleiteten und sich ein eigenes Bild machten. [...]
Die Frage, mit der der kurze Abend in der Box des Deutschen Theaters schloss, war typisch für das ganze Projekt: "Was für eine Form von Protest braucht die Zeit von uns?" [...]
Das Schauspielertrio tanzt minutiös zu den Videoeinblendungen auf drei Wände der Box und wirft taktgenau imaginäre Steine.
Im Mittelpunkt steht die Frage „Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?“ – und richtig interessant wird es eigentlich, wenn die Macherinnen und Macher des Abends die Diskussion mit dem Publikum suchen. Hier wird klar: In den kritischen Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer hat sich einiges aufgestaut. Ungerechtigkeit regiert die Welt, und was soll man dagegen tun, wenn aus Sicht kritischer, junger Theatermacher Merkel und Co. nicht die richtigen Antworten für die Herausforderungen der modernen Welt haben? Zum Beispiel Theater machen. Das gelingt in der Box, wo die Schauspieler ganz nah am Publikum spielen und die Worte teils drängend, teils mit Witz vorgetragen werden, durchaus ansehnlich. [...]
Im Mittelpunkt steht die Frage „Wie steht es um unsere Demokratie und wo stehe ich?“ – und richtig interessant wird es eigentlich, wenn die Macherinnen und Macher des Abends die Diskussion mit dem Publikum suchen. Hier wird klar: In den kritischen Reihen der Zuschauerinnen und Zuschauer hat sich einiges aufgestaut.
Regisseur Gernot Grünewald und sein Ensemble haben ein anderes Hamburg erlebt und daraus ein Stück gemacht. "Vier Tage im Juli – Blackbox G20", das in der Box des Deutschen Theaters herauskam, erzählt die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven nach. [...]
Dass er aus den Geschehnissen um den G20-Gipfel etwas auf die Theaterbühne heben wollte, das war Grünewald schon vor den Krawallen klar. Deswegen sind die drei Schauspieler im vergangenen Jahr nach Hamburg gefahren, zur Recherche vor Ort. Dass die drei mitten hineingeraten sind in die Ausschreitungen, das kommt dem Stück natürlich zugute. Atemlos und ein bisschen ratlos auch erzählen sie immer wieder von diesem Gefühl damals. Plötzlich vor einer Wand aus Polizeihelmen und Schlagstöcken zu stehen, hilflos zu sein. Während Merkel und Putin, Trump und Macron über Handelszölle und Terrorabwehr verhandeln, abgekanzelt von dem Rest der Stadt, demolieren Randalierer das Schanzenviertel, plündern Geschäfte und posieren für Selfies vor brennenden Autos. [...]
Regisseur Gernot Grünewald und sein Ensemble haben ein anderes Hamburg erlebt und daraus ein Stück gemacht. "Vier Tage im Juli – Blackbox G20", das in der Box des Deutschen Theaters herauskam, erzählt die Ereignisse aus verschiedenen Perspektiven nach. [...]
Dass er aus den Geschehnissen um den G20-Gipfel etwas auf die Theaterbühne heben wollte, das war Grünewald schon vor den Krawallen klar. Deswegen sind die drei Schauspieler im vergangenen Jahr nach Hamburg gefahren, zur Recherche vor Ort. Dass die drei mitten hineingeraten sind in die Ausschreitungen, das kommt dem Stück natürlich zugute. Atemlos und ein bisschen ratlos auch erzählen sie immer wieder von diesem Gefühl damals. Plötzlich vor einer Wand aus Polizeihelmen und Schlagstöcken zu stehen, hilflos zu sein.
»Vier Tage im Juli - Blackbox G20« geht in 90 Minuten dokumentarisch vor, versammelt Meinungen, spiegelt Positionen wider, wirft Fragen zu Demokratie, Anarchie und Verantwortung auf. Von Ablehnung dieses Treffens ist die Rede, weil von den »20« ständig Gewalt ausgehe. Demgegenüber die These, es sei gut, dass die »20« wenigstens mal an einen Tisch säßen, um gerade nichts Schlimmeres auf den Weg zu bringen. [...]
Aber was kann man tun? Das steht als große Frage und für die Gedankenexperimente der Schauspieler bis zum Ende des Theaterabends. Machtlosigkeit erobert Raum, Hilflosigkeit macht sich indes nicht breit. Eher das Suchen nach demokratisch wirksamen Handlungsmöglichkeiten. Wem schließt man sich an? Wer sind denn die Guten? [...]
Worte ergänzen das Geschehen mit Körperlichkeit bei der Musik von Daniel Spier, wenn Bühnenbild und Kostümierung (Michael Köpke) jeweilige Machtpositionen unterstreichen und klug eingesetzte Videos (Isabel Robson) Parallelen aufbauen. Angst kommt zur Sprache. Gewalt wird zelebriert. Die Akteure scheuen sich nicht, für die Barrikadenarchitektur des »Schwarzen Blocks« Zuschauern in der Blackbox den Hocker unter dem Hintern wegzuziehen. Den gibt es später mit Dankeschön zurück. [...]
Sich engagiert zu positionieren, das wiegt doch schwer. Und mit Differenziertheit weiß die Truppe gut umzugehen.Geradezu rührend karikiert sie die Ahnungslosigkeit begeisterter, friedvoller Protestaktivisten in einem Camp am Rande von Hamburg. Beim Polizeisprecher ist das etwas anderes. Der zählt sich akustisch zu den Guten. Die Schauspieler Katharina Schenk, Elias Arens und Caner Sunar zogen von der Spree an die Elbe los, um die Geschehnisse um Gipfeltreffen und Protest unter künstlerischem Aspekt zu beobachten. [...]
»Vier Tage im Juli - Blackbox G20« geht in 90 Minuten dokumentarisch vor, versammelt Meinungen, spiegelt Positionen wider, wirft Fragen zu Demokratie, Anarchie und Verantwortung auf. Von Ablehnung dieses Treffens ist die Rede, weil von den »20« ständig Gewalt ausgehe. Demgegenüber die These, es sei gut, dass die »20« wenigstens mal an einen Tisch säßen, um gerade nichts Schlimmeres auf den Weg zu bringen. [...]
Aber was kann man tun? Das steht als große Frage und für die Gedankenexperimente der Schauspieler bis zum Ende des Theaterabends. Machtlosigkeit erobert Raum, Hilflosigkeit macht sich indes nicht breit. Eher das Suchen nach demokratisch wirksamen Handlungsmöglichkeiten. Wem schließt man sich an? Wer sind denn die Guten? [...]
Worte ergänzen das Geschehen mit Körperlichkeit bei der Musik von Daniel Spier, wenn Bühnenbild und Kostümierung (Michael Köpke) jeweilige Machtpositionen unterstreichen und klug eingesetzte Videos (Isabel Robson) Parallelen aufbauen. Angst kommt zur Sprache. Gewalt wird zelebriert. Die Akteure scheuen sich nicht, für die Barrikadenarchitektur des »Schwarzen Blocks« Zuschauern in der Blackbox den Hocker unter dem Hintern wegzuziehen. Den gibt es später mit Dankeschön zurück. [...]
Sich engagiert zu positionieren, das wiegt doch schwer. Und mit Differenziertheit weiß die Truppe gut umzugehen.Geradezu rührend karikiert sie die Ahnungslosigkeit begeisterter, friedvoller Protestaktivisten in einem Camp am Rande von Hamburg. Beim Polizeisprecher ist das etwas anderes. Der zählt sich akustisch zu den Guten.