
Walls – Iphigenia in Exile
Koreanisch-deutsche Koproduktion
von ZinA Choi, Tilmann Köhler, Kyungsung Lee, Mario Salazar, Jungung Yang, Kon Yi und Ensemble
von ZinA Choi, Tilmann Köhler, Kyungsung Lee, Mario Salazar, Jungung Yang, Kon Yi und Ensemble
Es sind traurige, berührende, schillernde Geschichten, die vier koreanische und ein deutscher Regisseur gemeinsam an einem Abend erzählen: Geschichten von geflüchteten Frauen, die in der Fremde keinen Halt finden, von Nordkoreanerinnen, die ihre Kinder zurücklassen und sich nach ihnen sehnen, aber auch solche aus Deutschland, vor dem Mauerfall und heute. Sie alle eint die Erkenntnis, dass ideelle Mauern für Betroffene oftmals unüberwindlicher und traumatischer sind als physische.
Keine Angst vor Niemand – so das Motto der Spielzeit 2016/2017 am Deutschen Theater. Es ruft auf, in Zeiten der Verunsicherung aufeinander zuzugehen und miteinander zu sprechen, kurz: Grenzen zu überwinden anstatt neue zu errichten. In diesem Sinne steht unsere Koproduktion Walls – Iphigenia in Exile. Korea und Deutschland sind durch die Erfahrungen der inneren Teilung geprägte Länder, zudem sind beide in hohem Maße durch Technologie und Wohlstand bestimmt und haben Tendenzen, zur Wahrung dieses Wohlstandes neue Grenzen zu ziehen.
Welche Rolle spielen diese "Walls" für uns – die historischen, die heutigen, die auf den Landkarten und die in den Köpfen der Menschen? 1779 schrieb Goethe – dem Humanismus verpflichtet – Iphigenie auf Tauris. Darin wird der Dialog idealisiert: Iphigenie und Thoas überwinden die sie trennenden Grenzen durch das Miteinander-Sprechen und Einander-Zuhören. Der "Kampf der Kulturen" findet ein gutes Ende. Goethes Drama ist die Folie, auf der sich "grenzüberschreitend" Theatermacher_Innen und Texte aus Korea und Deutschland begegnen und zu einer Inszenierung in zwei Sprachen kulminieren. Europa trifft auf Asien – Historie, Tradition und Theaterformen begegnen sich – ein Spannungsfeld aus Gemeinsamkeiten und Differenzen: Welche Erzählungen beschäftigen uns? Welche Ästhetiken? Welche Rolle spielt die Historie für uns? Was bedeutet "Wiedervereinigung"? Warum ist die Furcht, etwas zu verlieren, in beiden Ländern so groß? Wen sperren wir aus – und wen sperren wir ein?
Uraufführung am 14. Oktober 2016 in Gwangju und am 23. Oktober in Berlin, Kammerspiele
Deutsch-koreanische Koproduktion, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Koproduktion mit dem Goethe-Institut Korea, dem Asia Culture Institute und The Walls Committee, veranstaltet im Asia Culture Center, unterstützt vom Arts Council Korea in Zusammenarbeit mit Producer Group DOT
Keine Angst vor Niemand – so das Motto der Spielzeit 2016/2017 am Deutschen Theater. Es ruft auf, in Zeiten der Verunsicherung aufeinander zuzugehen und miteinander zu sprechen, kurz: Grenzen zu überwinden anstatt neue zu errichten. In diesem Sinne steht unsere Koproduktion Walls – Iphigenia in Exile. Korea und Deutschland sind durch die Erfahrungen der inneren Teilung geprägte Länder, zudem sind beide in hohem Maße durch Technologie und Wohlstand bestimmt und haben Tendenzen, zur Wahrung dieses Wohlstandes neue Grenzen zu ziehen.
Welche Rolle spielen diese "Walls" für uns – die historischen, die heutigen, die auf den Landkarten und die in den Köpfen der Menschen? 1779 schrieb Goethe – dem Humanismus verpflichtet – Iphigenie auf Tauris. Darin wird der Dialog idealisiert: Iphigenie und Thoas überwinden die sie trennenden Grenzen durch das Miteinander-Sprechen und Einander-Zuhören. Der "Kampf der Kulturen" findet ein gutes Ende. Goethes Drama ist die Folie, auf der sich "grenzüberschreitend" Theatermacher_Innen und Texte aus Korea und Deutschland begegnen und zu einer Inszenierung in zwei Sprachen kulminieren. Europa trifft auf Asien – Historie, Tradition und Theaterformen begegnen sich – ein Spannungsfeld aus Gemeinsamkeiten und Differenzen: Welche Erzählungen beschäftigen uns? Welche Ästhetiken? Welche Rolle spielt die Historie für uns? Was bedeutet "Wiedervereinigung"? Warum ist die Furcht, etwas zu verlieren, in beiden Ländern so groß? Wen sperren wir aus – und wen sperren wir ein?
Uraufführung am 14. Oktober 2016 in Gwangju und am 23. Oktober in Berlin, Kammerspiele
Deutsch-koreanische Koproduktion, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes.
Koproduktion mit dem Goethe-Institut Korea, dem Asia Culture Institute und The Walls Committee, veranstaltet im Asia Culture Center, unterstützt vom Arts Council Korea in Zusammenarbeit mit Producer Group DOT
Regie ZinA Choi, Tilmann Köhler, Kyungsung Lee, Jungung Yang, Kon Yi
Bühne / Kostüme Karoly Risz
Video / Sound Daniel Hengst
Dramaturgie Sonja Anders, Ulrich Beck, Danbi Yi
Uraufführung am 14. Oktober 2016 in Gwangju und am 23. Oktober 2016 in Berlin, Kammerspiele
Hyun Jun Ji

Helmut Mooshammer

Sabine Waibel

Dakyung Yoon

Kotti Yun

Und das ist dann auch für mich das auch wichtigere Thema, über die Frage deutsch-deutsche Teilung und nord-südkoreanische Teilung hinaus und das wird dann, ich verrate es gleich, sehr spannend in wirklich profundes politisches Theater umgesetzt. […]
Und das ist die Qualität dieser Szenenfolge insgesamt: Dass man immer wieder zum Nachdenken angeregt wird. Es wird uns kein Kitsch geboten, nach dem Motto „Wenn wir uns alle lieb haben, wird schon alles gut werden“, es wird auch keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, sondern die Schicksale und auch die Ausweglosigkeit von Iphigenies Töchtern heutzutage, die wird bebildert. Es werden Fragen gestellt und klugerweise auf der Bühne keine Antworten gegeben – das müssen wir als Publikum schon selbst bringen. [...]
Da ist der Abend ehrlich und bitter: Es gibt keine Auflösung, es gibt kein rosarotes Hemd, wir werden nicht mit beruhigenden Botschaften nach Hause entlassen. In einer der stärksten Szenen des Abends – eine Nordkoreanerin versucht sich in Seoul als Prostituierte durchzuschlagen und sie muss erkennen: Ich kann das, was ich will, nämlich meine eigenen Ängste überwinden und auch meine Form von Freiheit leben – ich kann das nicht schaffen. Und diese Iphigenie geht in den Tod und am Ende des Abends steht dann auch die Frage für uns alle – ein Satz von Goethe wird noch einmal zitiert: „Ein unnütz‘ Leben ist ein früher Tod“, das ist aus Iphigenie von Goethe …Ja, wie ist es mit dem eigenen Leben? Ist mein Leben eigentlich ein nützliches Leben? Und da wird Schluss gemacht und das finde ich gut. Es wird keine schicke Botschaft ins Publikum geschleudert. […]
Elemente des Tanzes, des Films, also Video, Puppenspiel, Pantomime fließen hier auf wirklich großartige Weise zusammen in einem Theaterabend, der sich einer großen Frage stellt, nämlich der: „Wo bitteschön ist der Humanismus?“ Und gerade weil es so klein bleibt, so schlicht, ist es so wirkungsvoll. Es geht um Grenzen vielfacher Art und natürlich geht es auch um Nord- und Südkorea, das ist dort ja gerade ein sehr großes Thema.
Und das ist dann auch für mich das auch wichtigere Thema, über die Frage deutsch-deutsche Teilung und nord-südkoreanische Teilung hinaus und das wird dann, ich verrate es gleich, sehr spannend in wirklich profundes politisches Theater umgesetzt. […]
Und das ist die Qualität dieser Szenenfolge insgesamt: Dass man immer wieder zum Nachdenken angeregt wird. Es wird uns kein Kitsch geboten, nach dem Motto „Wenn wir uns alle lieb haben, wird schon alles gut werden“, es wird auch keine Schwarz-Weiß-Malerei betrieben, sondern die Schicksale und auch die Ausweglosigkeit von Iphigenies Töchtern heutzutage, die wird bebildert. Es werden Fragen gestellt und klugerweise auf der Bühne keine Antworten gegeben – das müssen wir als Publikum schon selbst bringen. [...]
Da ist der Abend ehrlich und bitter: Es gibt keine Auflösung, es gibt kein rosarotes Hemd, wir werden nicht mit beruhigenden Botschaften nach Hause entlassen. In einer der stärksten Szenen des Abends – eine Nordkoreanerin versucht sich in Seoul als Prostituierte durchzuschlagen und sie muss erkennen: Ich kann das, was ich will, nämlich meine eigenen Ängste überwinden und auch meine Form von Freiheit leben – ich kann das nicht schaffen. Und diese Iphigenie geht in den Tod und am Ende des Abends steht dann auch die Frage für uns alle – ein Satz von Goethe wird noch einmal zitiert: „Ein unnütz‘ Leben ist ein früher Tod“, das ist aus Iphigenie von Goethe …Ja, wie ist es mit dem eigenen Leben? Ist mein Leben eigentlich ein nützliches Leben? Und da wird Schluss gemacht und das finde ich gut. Es wird keine schicke Botschaft ins Publikum geschleudert. […]
Elemente des Tanzes, des Films, also Video, Puppenspiel, Pantomime fließen hier auf wirklich großartige Weise zusammen in einem Theaterabend, der sich einer großen Frage stellt, nämlich der: „Wo bitteschön ist der Humanismus?“ Und gerade weil es so klein bleibt, so schlicht, ist es so wirkungsvoll.