Was ihr wollt

von William Shakespeare
Premiere 27. Februar 2015
Andreas DöhlerOrsino, Herzog von Illyrien / Antonio, Sebastians Begleiter
Katharina Marie SchubertViola ('Cesario') / Sebastian
Christoph FrankenSir Toby Rülps, Olivias Onkel
Bernd MossSir Andrew Backenfahl, Sir Tobys Kumpan
Wolfram KochMalvolio, Olivias Haushofmeister
Almut ZilcherNarr / Polizist
Susanne WolffOlivia, eine reiche Gräfin / Kapitän, Violas Begleiter
Anita VulesicaMaria, Olivias Kammermädchen
Michael MühlhausMusiker
Masha QrellaMusiker
Orsino, Herzog von Illyrien / Antonio, Sebastians Begleiter
Viola ('Cesario') / Sebastian
Sir Toby Rülps, Olivias Onkel
Sir Andrew Backenfahl, Sir Tobys Kumpan
Malvolio, Olivias Haushofmeister
Narr / Polizist
Olivia, eine reiche Gräfin / Kapitän, Violas Begleiter
Maria, Olivias Kammermädchen
Süddeutsche Zeitung
Mounia Meiborg, 03.03.2015
Die Geschlechterverwirrung, das wird im Laufe des Abends immer deutlicher, ist gar nicht das einzige Problem. Sondern die Möglichkeit der Liebe überhaupt. Stefan Pucher entwirft in starken Bildern eine Welt, in der jeder mit seinem Begehren vor allem sich selbst meint. Eine Welt, in der Überdruss herrscht und doch alle Mangel leiden. Eigentlich besteht in diesem Illyrien kein Grund zur Hoffnung. Was die Figuren aber nicht daran hindert, in rührendem Trotz weiter daran zu glauben.
Die blau-grünen Videobilder von Chris Kondek entfalten einen unwiderstehlichen Sog. Und die Kostüme von Annabelle Witt erzählen ganz eigene Geschichten von Geschlechterrollen und sexueller Selbstvermarktung (...).
Die Geschlechterverwirrung, das wird im Laufe des Abends immer deutlicher, ist gar nicht das einzige Problem. Sondern die Möglichkeit der Liebe überhaupt. Stefan Pucher entwirft in starken Bildern eine Welt, in der jeder mit seinem Begehren vor allem sich selbst meint. Eine Welt, in der Überdruss herrscht und doch alle Mangel leiden. Eigentlich besteht in diesem Illyrien kein Grund zur Hoffnung. Was die Figuren aber nicht daran hindert, in rührendem Trotz weiter daran zu glauben.
Die blau-grünen Videobilder von Chris Kondek entfalten einen unwiderstehlichen Sog. Und die Kostüme von Annabelle Witt erzählen ganz eigene Geschichten von Geschlechterrollen und sexueller Selbstvermarktung (...).
taz
Simone Kaempf, 03.03.2015
Puchers Inszenierung wirkt frisch und verspielt. Man sah 'Was ihr wollt' schon in melancholischen, depressiven Bühnenvarianten. Diese wartet mit Witz auf, vor allem da, wo es um die Demütigungen geht. (...) Am leichtesten zu täuschen ist der aufstiegswillige Diener Malvolio. (...) Der Schauspieler Wolfram Koch spielt das mit grandios bösartiger Komik, kostet voll aus, wie widerspruchlos der Gefoppte sich zu erniedrigen bereit ist. An ihm zeigt sich, was Pucher an dem Stoff interessiert: das Pendeln zwischen Größenwahn, Gefühlshochflügen und Demütigung, das im Liebesspiel zu Hause ist und in dem es doch kein richtig oder falsch gibt. (...)
Im finalen Gruppenbild zeigen sich die Schauspieler als geschlossene Reihe in rosa Ganzkörperanzügen, auf die Geschlechtsteile gedruckt sind. "Gleichheit ist nur Konstruktion", heißt es dazu chorisch aus dem Off. Ein Bild, aus dem offensive Würde spricht. Und den Abend noch mal mit einem starken Schluss segnet.
Puchers Inszenierung wirkt frisch und verspielt. Man sah 'Was ihr wollt' schon in melancholischen, depressiven Bühnenvarianten. Diese wartet mit Witz auf, vor allem da, wo es um die Demütigungen geht. (...) Am leichtesten zu täuschen ist der aufstiegswillige Diener Malvolio. (...) Der Schauspieler Wolfram Koch spielt das mit grandios bösartiger Komik, kostet voll aus, wie widerspruchlos der Gefoppte sich zu erniedrigen bereit ist. An ihm zeigt sich, was Pucher an dem Stoff interessiert: das Pendeln zwischen Größenwahn, Gefühlshochflügen und Demütigung, das im Liebesspiel zu Hause ist und in dem es doch kein richtig oder falsch gibt. (...)
Im finalen Gruppenbild zeigen sich die Schauspieler als geschlossene Reihe in rosa Ganzkörperanzügen, auf die Geschlechtsteile gedruckt sind. "Gleichheit ist nur Konstruktion", heißt es dazu chorisch aus dem Off. Ein Bild, aus dem offensive Würde spricht. Und den Abend noch mal mit einem starken Schluss segnet.
rbb-online.de
Ute Büsing, 28.02.2015
Stefan Pucher nimmt die Vorlage in der deftigen, Kalauer durchsetzten Neuübersetzung von Jens Roselt ganz überwiegend von der heiteren Seite. Seine zweistündige verspielte Inszenierung siedelt Illyrien in der Spaßgesellschaft von heute beziehungsweise deren Auswüchsen an. (...) Vorgeführt werden - mitunter wirklich sehr komisch - ihrer selbst überdrüssige, gelangweilte Gecken und Deppen. (...)
Travestie herrscht längst, als Viola die höfischen Gefilde betritt. Sie verkörpert den männlichen Teil - Zwillingsbruder Sebastian - gleich mit und ringt hier, wie schizophren gespalten, in mal männlichen, mal weiblichen Posen und Stimmlagen mit ihrer Doppelidentität.

Videoprojektionen von Seepferdchen, schwimmenden Spermien und Penisfischen, verbinden sich mit Spaßbad, Laufsteg und einem hölzernen U-Boot am Bühnenhimmel zu einem Gesamtkunstwerk, das von Livemusik gerahmt wird. Stefan Pucher gibt viel Gestaltungsfreiheit, so dass etliche komische Kabinettstücke gelingen. Geklärt wird die Identitäts- und Zuordnungsfrage für alle erst am Ende in der Gruppenbildprojektion.

Die Darsteller Katharina Marie Schubert gibt die Kurzhosenrolle als Viola/Cesario/Sebastian ungeschminkt mit großem Ernst. Sie macht das Hadern der multipel angelegten Figur(en) unaufdringlich glaubhaft. Die größte Lachnummer gehört Wolfram Koch. Mit Verve verwandelt er sich vom blassen Bürokraten, Hofdiener Malvolio, in einen bemitleidenswerten durchgeknallten Liebeswerber, der sich letztlich in den eigenen Fesseln verfängt. Margit Bendokat verkörpert die Stimme der Vernunft im Narrenkostüm. Als brechtische Blechtrommlerin im Stile Oskar Matzeraths sorgt sie mit hellsichtigen messerscharfen Beschreibungen und Songs für kalten Hauch. Großartig!
Stefan Pucher nimmt die Vorlage in der deftigen, Kalauer durchsetzten Neuübersetzung von Jens Roselt ganz überwiegend von der heiteren Seite. Seine zweistündige verspielte Inszenierung siedelt Illyrien in der Spaßgesellschaft von heute beziehungsweise deren Auswüchsen an. (...) Vorgeführt werden - mitunter wirklich sehr komisch - ihrer selbst überdrüssige, gelangweilte Gecken und Deppen. (...)
Travestie herrscht längst, als Viola die höfischen Gefilde betritt. Sie verkörpert den männlichen Teil - Zwillingsbruder Sebastian - gleich mit und ringt hier, wie schizophren gespalten, in mal männlichen, mal weiblichen Posen und Stimmlagen mit ihrer Doppelidentität.

Videoprojektionen von Seepferdchen, schwimmenden Spermien und Penisfischen, verbinden sich mit Spaßbad, Laufsteg und einem hölzernen U-Boot am Bühnenhimmel zu einem Gesamtkunstwerk, das von Livemusik gerahmt wird. Stefan Pucher gibt viel Gestaltungsfreiheit, so dass etliche komische Kabinettstücke gelingen. Geklärt wird die Identitäts- und Zuordnungsfrage für alle erst am Ende in der Gruppenbildprojektion.

Die Darsteller Katharina Marie Schubert gibt die Kurzhosenrolle als Viola/Cesario/Sebastian ungeschminkt mit großem Ernst. Sie macht das Hadern der multipel angelegten Figur(en) unaufdringlich glaubhaft. Die größte Lachnummer gehört Wolfram Koch. Mit Verve verwandelt er sich vom blassen Bürokraten, Hofdiener Malvolio, in einen bemitleidenswerten durchgeknallten Liebeswerber, der sich letztlich in den eigenen Fesseln verfängt. Margit Bendokat verkörpert die Stimme der Vernunft im Narrenkostüm. Als brechtische Blechtrommlerin im Stile Oskar Matzeraths sorgt sie mit hellsichtigen messerscharfen Beschreibungen und Songs für kalten Hauch. Großartig!
Deutschlandradio Kultur - Fazit
André Mumot, 27.02.2015
Es gibt viel zu lachen in Stefan Puchers Inszenierung von "Was ihr wollt", insbesondere wenn dann noch Wolfram Koch als stocksteifer Malvolio hinzutritt, als Spießer, der sich über die losen Sitten und die zu laute Musik erregt und sich anschließend zum Strumpfhosen-Narren macht. Für seine komödiantische Hingabe gibt es Szenenapplaus, und sicher zurecht. Diese Shakespeare-Party ist ein Comedy-Abend geworden, schrill und rustikal. (...)
Feierlich wird da Abschied genommen von allen Versuchen, die heterosexuelle Ordnung herzustellen, auf die das Stück zuzusteuern scheint. Aus der Karnevalsmaskerade wird schlicht-schöner Ernst, und das steht Puchers Abend gut.
Es gibt viel zu lachen in Stefan Puchers Inszenierung von "Was ihr wollt", insbesondere wenn dann noch Wolfram Koch als stocksteifer Malvolio hinzutritt, als Spießer, der sich über die losen Sitten und die zu laute Musik erregt und sich anschließend zum Strumpfhosen-Narren macht. Für seine komödiantische Hingabe gibt es Szenenapplaus, und sicher zurecht. Diese Shakespeare-Party ist ein Comedy-Abend geworden, schrill und rustikal. (...)
Feierlich wird da Abschied genommen von allen Versuchen, die heterosexuelle Ordnung herzustellen, auf die das Stück zuzusteuern scheint. Aus der Karnevalsmaskerade wird schlicht-schöner Ernst, und das steht Puchers Abend gut.
Berliner Zeitung
Doris Meierhenrich, 02.03.2015
Die wundersame Bühne von Barbara Ehnes jedenfalls, über die ein antiquiertes Tauchboot schwebt, als käme es direkt von Jules Verne, und von wo aus uns videokunstfertige Unterwasseraugen anblicken, ist ein solch traum-realer Fließort. Dieses Illyrien hat viel effektschöne Rätselhaftigkeit an sich, doch nichts märchenhaft Naives. Das ist schon mal ein großes Pfund dieser ernsten, fast depressiv gestimmten Inszenierung von Stefan Pucher. (...)
Worum geht es in Shakespeares Illyrien? Jeder, egal, ob alteingesessen oder neuangespült, sucht hier sein Gegenstückchen Liebe. Oder was er irrigerweise dafür hält. (...)
Nein, Liebe sucht hier niemand, weder der Herzog noch seine Angebetete, die in Susanne Wolff als postmodern verkleidete Virgin-Queen eine herrisch selbstgefällige Derbheit abbekommt. Noch weniger deren prollig sadistische Hofschranzen Toby (Christopher Franzen), Andrew (Bernd Moss) und Marie (Anita Vulesica), die im aggressiven Dauerrausch so etwas wie Ganzjahres-Ballermänner abgeben. Sie alle stecken in falschen Leben: die luxusblinden Herrschaften, weil sie keinen Blick mehr haben, für die Echtheit von irgendwas. (...)
Koch karikiert den "Erfinde-dich-Neu!"-Aufsteiger mit herrlichem Versagen und Bendokat trommelt gegen die dreiste Wahrheitsgier aller Falschsprecher mit demonstrativer Leblosigkeit. Genau hier, in diesen überschwappenden (Koch) und unterkühlten (Bendokat) Szenen wird die Komödie zum bitterbösen Gegenwartskommentar. Und der Abend wirft Anker.
Die wundersame Bühne von Barbara Ehnes jedenfalls, über die ein antiquiertes Tauchboot schwebt, als käme es direkt von Jules Verne, und von wo aus uns videokunstfertige Unterwasseraugen anblicken, ist ein solch traum-realer Fließort. Dieses Illyrien hat viel effektschöne Rätselhaftigkeit an sich, doch nichts märchenhaft Naives. Das ist schon mal ein großes Pfund dieser ernsten, fast depressiv gestimmten Inszenierung von Stefan Pucher. (...)
Worum geht es in Shakespeares Illyrien? Jeder, egal, ob alteingesessen oder neuangespült, sucht hier sein Gegenstückchen Liebe. Oder was er irrigerweise dafür hält. (...)
Nein, Liebe sucht hier niemand, weder der Herzog noch seine Angebetete, die in Susanne Wolff als postmodern verkleidete Virgin-Queen eine herrisch selbstgefällige Derbheit abbekommt. Noch weniger deren prollig sadistische Hofschranzen Toby (Christopher Franzen), Andrew (Bernd Moss) und Marie (Anita Vulesica), die im aggressiven Dauerrausch so etwas wie Ganzjahres-Ballermänner abgeben. Sie alle stecken in falschen Leben: die luxusblinden Herrschaften, weil sie keinen Blick mehr haben, für die Echtheit von irgendwas. (...)
Koch karikiert den "Erfinde-dich-Neu!"-Aufsteiger mit herrlichem Versagen und Bendokat trommelt gegen die dreiste Wahrheitsgier aller Falschsprecher mit demonstrativer Leblosigkeit. Genau hier, in diesen überschwappenden (Koch) und unterkühlten (Bendokat) Szenen wird die Komödie zum bitterbösen Gegenwartskommentar. Und der Abend wirft Anker.
Berliner Morgenpost
Katrin Pauly, 01.03.2015
Tatsächlich gibt es viel zu bestaunen: historische U-Boot-Kapseln, Drehbühnenzauber und knallbunte Fantasykostüme. Und es gibt die knarzige Margit Bendokat als Narr mit Blechtrommel, es gibt Susanne Wolff als Grande Dame mit darbendem Herzen und Wolfram Koch, der seinen Haushofmeister Malvolio vom beckmesserisch Überkorrekten in die totale Liebesblödigkeit in gelben Strumpfhosen schraubt. Nicht zu vergessen Gräfin Olivias Intrigentrio, bestehend aus der blonden "Kammerschnalle" Maria, Sir Toby und Sir Andrew, deren (ver)queeres Begehren eigenen Regeln folgt. Das ist derb, das ist krachend, es ist bisweilen sehr ausufernd und dramaturgisch nicht immer stringent, aber immerhin ziemlich lustig. Tatsächlich gibt es viel zu bestaunen: historische U-Boot-Kapseln, Drehbühnenzauber und knallbunte Fantasykostüme. Und es gibt die knarzige Margit Bendokat als Narr mit Blechtrommel, es gibt Susanne Wolff als Grande Dame mit darbendem Herzen und Wolfram Koch, der seinen Haushofmeister Malvolio vom beckmesserisch Überkorrekten in die totale Liebesblödigkeit in gelben Strumpfhosen schraubt. Nicht zu vergessen Gräfin Olivias Intrigentrio, bestehend aus der blonden "Kammerschnalle" Maria, Sir Toby und Sir Andrew, deren (ver)queeres Begehren eigenen Regeln folgt. Das ist derb, das ist krachend, es ist bisweilen sehr ausufernd und dramaturgisch nicht immer stringent, aber immerhin ziemlich lustig.

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Popsalon: Peter Urban (Journalist und ESC-Moderator)

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