Bühne / Kostüme Janja Valjarević
Dramaturgie Joshua Wicke
Uraufführung
11. November 2017, Box
Michael Gerber
Alexander Khuon
Das Kulturblog
Konrad Kögler, 11.11.2017
Als das Publikum die Box betritt, liegt Michael Gerber tatsächlich reglos in seinem Krankenhausbett, Alexander Khuon sitzt bedrückt daneben und spielt mit seinem Handy, über ihm hängt das Röntgenbild des Gehirntumors. [...]

Dietrich Brüggemann ist ein Meister genauer Beobachtungen, die er in sarkastische Formulierungen gießt. Bei seinem Theater-Debüt merkt man ihm deutlich seine Herkunft vom Film an: die ständigen Sprünge und Rückblenden, die aus Michael wassserfallartig heraussprudeln, sind klug montiert und jede Szene für sich so genau beschrieben, dass der Zuschauer die Katjas, Desireés und Svens plastisch im Kopfkino vor Augen hat. [...]

Der "Vater" ist als Stimme im Kopf und ganz real regungslos auf seinem Krankenlager zwar immer präsent, aber nur im Hintergrund. Erst zum Finale fokussieren sich die Assoziationsstränge wieder bei der „Vater“-Figur: Michael wird selbst Vater. Umgekehrt geistert sein Vater wie ein hilfloses Kind über die Bühne, bevor er sich wieder zum Sterben hinlegt. Wie in einem ewigen Kreislauf pflanzen sich ihre Beziehungsmuster fort: das vergebliche Anhimmeln einer unerreichbaren Schönheit, die pragmatische Vernunftehe mit der "zweitem Wahl", die halbherzigen Ausbruchsversuche aus lieblosen Beziehungen, das Sich-Abmühen mit Patchwork-Modellen. All das beschreibt dieser Abend mit scharfzüngigen Worten und einer großen Portion Humor. Das Premierenpublikum applaudierte begeistert.
Als das Publikum die Box betritt, liegt Michael Gerber tatsächlich reglos in seinem Krankenhausbett, Alexander Khuon sitzt bedrückt daneben und spielt mit seinem Handy, über ihm hängt das Röntgenbild des Gehirntumors. [...]

Dietrich Brüggemann ist ein Meister genauer Beobachtungen, die er in sarkastische Formulierungen gießt. Bei seinem Theater-Debüt merkt man ihm deutlich seine Herkunft vom Film an: die ständigen Sprünge und Rückblenden, die aus Michael wassserfallartig heraussprudeln, sind klug montiert und jede Szene für sich so genau beschrieben, dass der Zuschauer die Katjas, Desireés und Svens plastisch im Kopfkino vor Augen hat. [...]

Der "Vater" ist als Stimme im Kopf und ganz real regungslos auf seinem Krankenlager zwar immer präsent, aber nur im Hintergrund. Erst zum Finale fokussieren sich die Assoziationsstränge wieder bei der „Vater“-Figur: Michael wird selbst Vater. Umgekehrt geistert sein Vater wie ein hilfloses Kind über die Bühne, bevor er sich wieder zum Sterben hinlegt. Wie in einem ewigen Kreislauf pflanzen sich ihre Beziehungsmuster fort: das vergebliche Anhimmeln einer unerreichbaren Schönheit, die pragmatische Vernunftehe mit der "zweitem Wahl", die halbherzigen Ausbruchsversuche aus lieblosen Beziehungen, das Sich-Abmühen mit Patchwork-Modellen. All das beschreibt dieser Abend mit scharfzüngigen Worten und einer großen Portion Humor. Das Premierenpublikum applaudierte begeistert.
Frankfurter Rundschau
Elke Vogel, 12.11.2017
Erzählt wird von Michael (Alexander Khuon), der am Sterbebett seines Vaters (Michael Gerber) eine Bilanz seines eigenen bisherigen Lebens zieht. Das Publikum feierte Brüggemann und seinen Solisten Khuon mit Bravos und langem Applaus. Erzählt wird von Michael (Alexander Khuon), der am Sterbebett seines Vaters (Michael Gerber) eine Bilanz seines eigenen bisherigen Lebens zieht. Das Publikum feierte Brüggemann und seinen Solisten Khuon mit Bravos und langem Applaus.
Pagewizz
Steffen Kassel, 12.11.2017
Was wir erleben: Ein großartiger Schauspieler wird besichtigt. Alexander Khuon ward noch nie so gut gesehen, er wächst über sich hinaus, ihm wachsen Flügel. Wie er vergangene Dialoge mit verschiedenen Tonlagen spricht, ist schon beeindruckend. Deshalb auch der ungewöhnlich heftige Applaus.


Was wir erleben: Ein großartiger Schauspieler wird besichtigt. Alexander Khuon ward noch nie so gut gesehen, er wächst über sich hinaus, ihm wachsen Flügel. Wie er vergangene Dialoge mit verschiedenen Tonlagen spricht, ist schon beeindruckend. Deshalb auch der ungewöhnlich heftige Applaus.


Stage and Screen
Sascha Krieger, 12.11.2017
Soviel ist noch zu sagen, abzurechnen, zu erfahren, doch es ist zu spät. Es wird keine Aussprache mehr geben, werden keine Geheimnisse mehr enthüllt oder Rechnungen beglichen. Stattdessen 90 Minuten anreden gegen die Stille, monologische Auseinandersetzung mit, Emanzipation mit der Vaterfigur. Geschrieben und inszeniert von Dietrich Brüggemann, Filmemacher und Theaterdebütant [...].

Hier, in der Box des Deutschen Theaters, ist Alexander Khuon Michael – und alle anderen. [...] Michael erzählt sein Leben, launig, nachdenklich, mal ein bisschen ratlos, dann mit schelmischem Trotz. Er springt wild zwischen den Zeiten, lässt alles mit allem kollidieren, frühe Kränkungen durch den Vater, das unentwirrbare Beziehungsgeflecht mit den Unerreichbaren, mit den sich immer wiederholenden Mustern. Da ist keine Linearität, weil es diese in Michaels Leben nicht gibt. [...]

Er muss den Vater nicht ansprechen, sich ihm nicht zuwenden, kann ihn (Michael Gerber mit beeindruckender Unbeweglichkeit) links (oder in diesem Fall rechts) liegen lassen, denn er ist ohnehin immer da, in ihm drin, eine mehr richtende als leitende Instanz. Selbst wenn er verschwunden scheint, ist er nicht weit und stürzt sich im nächstmöglichen Moment wieder auf den dann Wehrlosen. Die kulturell eingeimpfte – vor allem den hauptberuflichen Söhnen unserer Gesellschaft – überragende Bedeutung des Vaters als übermenschliche Leit- und Leidfigur wurde wohl selten so zwingend und treffend sowie humorvoll auf den Punkt gebracht.
Soviel ist noch zu sagen, abzurechnen, zu erfahren, doch es ist zu spät. Es wird keine Aussprache mehr geben, werden keine Geheimnisse mehr enthüllt oder Rechnungen beglichen. Stattdessen 90 Minuten anreden gegen die Stille, monologische Auseinandersetzung mit, Emanzipation mit der Vaterfigur. Geschrieben und inszeniert von Dietrich Brüggemann, Filmemacher und Theaterdebütant [...].

Hier, in der Box des Deutschen Theaters, ist Alexander Khuon Michael – und alle anderen. [...] Michael erzählt sein Leben, launig, nachdenklich, mal ein bisschen ratlos, dann mit schelmischem Trotz. Er springt wild zwischen den Zeiten, lässt alles mit allem kollidieren, frühe Kränkungen durch den Vater, das unentwirrbare Beziehungsgeflecht mit den Unerreichbaren, mit den sich immer wiederholenden Mustern. Da ist keine Linearität, weil es diese in Michaels Leben nicht gibt. [...]

Er muss den Vater nicht ansprechen, sich ihm nicht zuwenden, kann ihn (Michael Gerber mit beeindruckender Unbeweglichkeit) links (oder in diesem Fall rechts) liegen lassen, denn er ist ohnehin immer da, in ihm drin, eine mehr richtende als leitende Instanz. Selbst wenn er verschwunden scheint, ist er nicht weit und stürzt sich im nächstmöglichen Moment wieder auf den dann Wehrlosen. Die kulturell eingeimpfte – vor allem den hauptberuflichen Söhnen unserer Gesellschaft – überragende Bedeutung des Vaters als übermenschliche Leit- und Leidfigur wurde wohl selten so zwingend und treffend sowie humorvoll auf den Punkt gebracht.
Berliner Zeitung
Ulrich Seidler, 13.11.2017
Der Abend führt einem frisch die Kostbarkeit des Wunderdings Theater vor Augen und dies auf eine verblüffend direkte Weise. Ein Schauspieler erzählt, bringt uns seine Figur nah, wir erkennen uns in ihr wieder, teilen ihr kleines Lebensleid und gehen beladen, aber auch erleichtert wieder nach Hause. [...]

Der Schauspieler ist Alexander Khuon, er sitzt als Michael, ein intelligenter, gut aussehender Mittdreißiger, am Sterbebett seines Vaters (Michael Gerber) und zieht eine ernüchterte Zwischenbilanz. [...]

Dieser Michael tut, und das ist eine schöne Schauspielerleistung von Alexander Khuon, etwas abgeklärter, als er eigentlich ist. Dazu kommt, dass Khuon mit kaum nennbaren körperlichen und stimmlichen Differenzierungen leicht zwischen den zahlreichen Rollen springen kann, die in dieser Lebensgeschichte auftauchen. [...]

Er durchschaut sich und die Leute, die in seinem Leben eine Rolle spielen, aber er sieht ihr Wesen nicht: "Die Person, die ich wirklich bin, gibt es eigentlich gar nicht." Wach auf, du Romantiker. Das Publikum liebt dich schon mal.
Der Abend führt einem frisch die Kostbarkeit des Wunderdings Theater vor Augen und dies auf eine verblüffend direkte Weise. Ein Schauspieler erzählt, bringt uns seine Figur nah, wir erkennen uns in ihr wieder, teilen ihr kleines Lebensleid und gehen beladen, aber auch erleichtert wieder nach Hause. [...]

Der Schauspieler ist Alexander Khuon, er sitzt als Michael, ein intelligenter, gut aussehender Mittdreißiger, am Sterbebett seines Vaters (Michael Gerber) und zieht eine ernüchterte Zwischenbilanz. [...]

Dieser Michael tut, und das ist eine schöne Schauspielerleistung von Alexander Khuon, etwas abgeklärter, als er eigentlich ist. Dazu kommt, dass Khuon mit kaum nennbaren körperlichen und stimmlichen Differenzierungen leicht zwischen den zahlreichen Rollen springen kann, die in dieser Lebensgeschichte auftauchen. [...]

Er durchschaut sich und die Leute, die in seinem Leben eine Rolle spielen, aber er sieht ihr Wesen nicht: "Die Person, die ich wirklich bin, gibt es eigentlich gar nicht." Wach auf, du Romantiker. Das Publikum liebt dich schon mal.
Kulturradio vom rbb
Mounia Meiborg, 13.11.2017
Nach seinen filmischen Arbeiten, die mit schonungslosem Blick deutsche Zustände beschreiben und mit zahlreichen Preisen prämiert wurden, arbeitet Dietrich Brüggemann mit Vater das erste Mal für das Theater. [...]

Erzählt wird eine oft sehr komische, anrührende Geschichte darüber, wie die Familie die Identität eines Menschen prägt. [...] Parallelen zum Leben des Vaters werden sichtbar [...].

Auf der Bühne von Janja Valjarević ist ein Krankenbett zu sehen, in dem der Schauspieler Michael Gerber liegt. Er spielt den bewusstlosen Vater. Erst am Ende spricht er paar Sätze.

Der Abend ist ein Solo für Alexander Khuon. Er spielt den Sohn, einen intelligenten, nachdenklichen, sehr sympathischen Typen. Wie er das macht, und über 90 Minuten die Spannung hält, ist toll. Eine große Konzentrationsleistung [...].

Alexander Khuon verwandelt sich mit einfachen Mitteln und kleinen Gesten in die Menschen, von denen er erzählt. Mit betulicher Stimme und Kaffeetasse markiert er die geschwätzige Tante oder breitbeinig und mit aufgestütztem Ellenbogen den kernigen Kumpel.

Sehr präzise macht Alexander Khuon das. Und mit feiner Ironie. Sein junger Mann hat eine Distanz zu den anderen Menschen, die er in ihren Macken durchschaut, aber auch zu sich selbst. Er ist sich bewusst, dass seine Probleme – mit welcher Frau soll er eine Familie gründen? – keinen Psychiater vom Hocker reißen würden. Diesen Zwiespalt spielt er immer mit. Das hat entwaffnenden Charme. Und bewirkt, dass man als Zuschauer dieser Geschichte sehr gern folgt. [...]

Aber insgesamt ist das Stück ein liebenswertes Zwiegespräch darüber, wie man zu dem Menschen wird, der man ist. Und es ist sehr direktes, unmittelbares Theater, von dem man gern mehr sehen würde.
Nach seinen filmischen Arbeiten, die mit schonungslosem Blick deutsche Zustände beschreiben und mit zahlreichen Preisen prämiert wurden, arbeitet Dietrich Brüggemann mit Vater das erste Mal für das Theater. [...]

Erzählt wird eine oft sehr komische, anrührende Geschichte darüber, wie die Familie die Identität eines Menschen prägt. [...] Parallelen zum Leben des Vaters werden sichtbar [...].

Auf der Bühne von Janja Valjarević ist ein Krankenbett zu sehen, in dem der Schauspieler Michael Gerber liegt. Er spielt den bewusstlosen Vater. Erst am Ende spricht er paar Sätze.

Der Abend ist ein Solo für Alexander Khuon. Er spielt den Sohn, einen intelligenten, nachdenklichen, sehr sympathischen Typen. Wie er das macht, und über 90 Minuten die Spannung hält, ist toll. Eine große Konzentrationsleistung [...].

Alexander Khuon verwandelt sich mit einfachen Mitteln und kleinen Gesten in die Menschen, von denen er erzählt. Mit betulicher Stimme und Kaffeetasse markiert er die geschwätzige Tante oder breitbeinig und mit aufgestütztem Ellenbogen den kernigen Kumpel.

Sehr präzise macht Alexander Khuon das. Und mit feiner Ironie. Sein junger Mann hat eine Distanz zu den anderen Menschen, die er in ihren Macken durchschaut, aber auch zu sich selbst. Er ist sich bewusst, dass seine Probleme – mit welcher Frau soll er eine Familie gründen? – keinen Psychiater vom Hocker reißen würden. Diesen Zwiespalt spielt er immer mit. Das hat entwaffnenden Charme. Und bewirkt, dass man als Zuschauer dieser Geschichte sehr gern folgt. [...]

Aber insgesamt ist das Stück ein liebenswertes Zwiegespräch darüber, wie man zu dem Menschen wird, der man ist. Und es ist sehr direktes, unmittelbares Theater, von dem man gern mehr sehen würde.
Berliner Morgenpost
Elisa von Hof, 16.11.2017
Dem Stück "Vater", das in der Box des Deutschen Theaters uraufgeführt wurde, gelingt es, die großen Fragen des Lebens zu stellen über Geburt, Tod, Liebe, ohne dabei in Rührseligkeit oder Pathos zu rutschen. [...]

Für sein Theaterdebüt – zuvor hat der preisgekrönte Regisseur Filme gedreht – hat Brüggemann Khuon den Erzähler auf den Leib geschrieben. Einen, dem man gern zuhört, weil er das Besondere im Mittelmäßigen entdeckt, weil er Tragik und Komik so vermengt, dass einem vor Lachen das Herz schwer wird. Wie in seinen Filmen seziert Brüggemann auch auf der Bühne mit unverhohlenem Blick diese Vater-Sohn-Beziehung.
Dem Stück "Vater", das in der Box des Deutschen Theaters uraufgeführt wurde, gelingt es, die großen Fragen des Lebens zu stellen über Geburt, Tod, Liebe, ohne dabei in Rührseligkeit oder Pathos zu rutschen. [...]

Für sein Theaterdebüt – zuvor hat der preisgekrönte Regisseur Filme gedreht – hat Brüggemann Khuon den Erzähler auf den Leib geschrieben. Einen, dem man gern zuhört, weil er das Besondere im Mittelmäßigen entdeckt, weil er Tragik und Komik so vermengt, dass einem vor Lachen das Herz schwer wird. Wie in seinen Filmen seziert Brüggemann auch auf der Bühne mit unverhohlenem Blick diese Vater-Sohn-Beziehung.
Kulturvolk Blog
Reinhard Wengierek, 20.11.2017
Michaels Bilanz eines bislang nicht wirklich erfüllten Lebens (passiert ja vielen) unter dem (nicht recht passenden) Titel "Vater" ist ein ironisch gelassener Monolog voller Charme, voller eingestreuter Sarkasmen und freilich humorvoll weggesteckter Trauer. Ein locker-luftiges, wehes Nachdenken über Verflossenes. Verpasstes.

Brüggemann dichtete einen cool zu Herzen gehenden Text für sich und fürs Theater. Bekommt man so oft nicht zu hören auf unseren Bühnen. "Vater" ist sein Debüt als Bühnenautor. Und als Theaterregisseur, der souverän mit sparsamen Mitteln inszeniert. Dem freilich ein exzellenter, ein erfahrener Schauspieler hilfreich zur Verfügung steht, der seine reichen Mittel optimal einzusetzen weiß: Alexander Khuon.

Khuon brilliert mit Virtuosentum, ohne es prononciert auszustellen. Es steht ihm anstrengungslos zur Verfügung. Er schüttelt sein Können quasi wie selbstverständlich nebenher aus dem Handgelenk. Und gibt sich ein klein bisschen abgeklärter als es die eher jungenhafte Brüggemann-Figur eigentlich vorgibt. Mit dem fixen schnellen Wechsel von einer eigentlich alltäglichen Geste zur anderen imaginiert Khuon verschiedene Figuren: seine vielen Freund- oder Liebschaften, seinen (leise karikiert) machohaften Draufgänger-Kumpel Sven. Oder den Papa, die Mama, die Stiefmutter, die Tante.

In gut 70 spannend-amüsanten, durchweg geistreichen Minuten wird da in der intimen DT-Box ein Familienpanorama aufschlussreich aufgeblättert; eingeschlossen die gut zwei Jahrzehnte Innenleben von Söhnchen Michael. Feines Erzähltheater. Sensibles Schauspielertheater, das sich nie in Einfühlerei verliert.
Michaels Bilanz eines bislang nicht wirklich erfüllten Lebens (passiert ja vielen) unter dem (nicht recht passenden) Titel "Vater" ist ein ironisch gelassener Monolog voller Charme, voller eingestreuter Sarkasmen und freilich humorvoll weggesteckter Trauer. Ein locker-luftiges, wehes Nachdenken über Verflossenes. Verpasstes.

Brüggemann dichtete einen cool zu Herzen gehenden Text für sich und fürs Theater. Bekommt man so oft nicht zu hören auf unseren Bühnen. "Vater" ist sein Debüt als Bühnenautor. Und als Theaterregisseur, der souverän mit sparsamen Mitteln inszeniert. Dem freilich ein exzellenter, ein erfahrener Schauspieler hilfreich zur Verfügung steht, der seine reichen Mittel optimal einzusetzen weiß: Alexander Khuon.

Khuon brilliert mit Virtuosentum, ohne es prononciert auszustellen. Es steht ihm anstrengungslos zur Verfügung. Er schüttelt sein Können quasi wie selbstverständlich nebenher aus dem Handgelenk. Und gibt sich ein klein bisschen abgeklärter als es die eher jungenhafte Brüggemann-Figur eigentlich vorgibt. Mit dem fixen schnellen Wechsel von einer eigentlich alltäglichen Geste zur anderen imaginiert Khuon verschiedene Figuren: seine vielen Freund- oder Liebschaften, seinen (leise karikiert) machohaften Draufgänger-Kumpel Sven. Oder den Papa, die Mama, die Stiefmutter, die Tante.

In gut 70 spannend-amüsanten, durchweg geistreichen Minuten wird da in der intimen DT-Box ein Familienpanorama aufschlussreich aufgeblättert; eingeschlossen die gut zwei Jahrzehnte Innenleben von Söhnchen Michael. Feines Erzähltheater. Sensibles Schauspielertheater, das sich nie in Einfühlerei verliert.
Der Bund
Regula Fuchs, 24.05.2018
Ja, die Tonlage an diesem Sterbebett ist nicht so, wie man erwarten würde. Der deutsche Regisseur Dietrich Brüggemann, der bisher für Film und Fernsehen tätig war, wischt in seiner ersten Arbeit fürs Theater die Schwere des Sujets beiseite. Sein Stück "Vater", das er fürs Deutsche Theater Berlin geschrieben und inszeniert hat, ist der anderthalbstündige, kurzweilige Monolog eines Sohns, der im Spitalzimmer das eigene Leben überblickt und seinen Hang auslotet, stets die falsche Frau zu wollen. Was das mit dem Vater zu tun hat? Ziemlich viel. [...]

Alexander Khuon stellt [...] Michael, Mitte dreissig, gewinnendes Lächeln, als sympathisch-verschmitzten Zauderer dar. [...] In Michael steckt immer noch das Trauma des kleinen Jungen, der so gerne Heino hörte, bis es dem Vater zu viel wurde und er drohte, Michaels Lieblingsplatte zu zerbrechen. Diese Wut des Vaters, die damals das ganze Zimmer ausfüllte, diese väterliche Autorität, ist in der Zwischenzeit in den Sohn hineindiffundiert und lauert Jahre später immer noch dort. [...]

Alexander Khuon zeichnet [...] diese und andere Szenen aus Michaels Biografie fantastisch plastisch in die Köpfe des Publikums hinein, wie Pop-up-Bilder, die allein aus Sprache entstehen. Dazu brauchts einen darstellerischen Virtuosen, und das ist Khuon.
Ja, die Tonlage an diesem Sterbebett ist nicht so, wie man erwarten würde. Der deutsche Regisseur Dietrich Brüggemann, der bisher für Film und Fernsehen tätig war, wischt in seiner ersten Arbeit fürs Theater die Schwere des Sujets beiseite. Sein Stück "Vater", das er fürs Deutsche Theater Berlin geschrieben und inszeniert hat, ist der anderthalbstündige, kurzweilige Monolog eines Sohns, der im Spitalzimmer das eigene Leben überblickt und seinen Hang auslotet, stets die falsche Frau zu wollen. Was das mit dem Vater zu tun hat? Ziemlich viel. [...]

Alexander Khuon stellt [...] Michael, Mitte dreissig, gewinnendes Lächeln, als sympathisch-verschmitzten Zauderer dar. [...] In Michael steckt immer noch das Trauma des kleinen Jungen, der so gerne Heino hörte, bis es dem Vater zu viel wurde und er drohte, Michaels Lieblingsplatte zu zerbrechen. Diese Wut des Vaters, die damals das ganze Zimmer ausfüllte, diese väterliche Autorität, ist in der Zwischenzeit in den Sohn hineindiffundiert und lauert Jahre später immer noch dort. [...]

Alexander Khuon zeichnet [...] diese und andere Szenen aus Michaels Biografie fantastisch plastisch in die Köpfe des Publikums hinein, wie Pop-up-Bilder, die allein aus Sprache entstehen. Dazu brauchts einen darstellerischen Virtuosen, und das ist Khuon.

Außerdem im Spielplan

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von René Pollesch
Regie: René Pollesch
Deutsches Theater
19.30 - 20.55
Mit englischen Übertiteln
von Simon Stephens
Regie: Daniela Löffner
Kammerspiele
20.00 - 22.15
von Yasmina Reza
Ein Abend von und mit Helmut Mooshammer
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse