Decamerone (Декамерон)

von Kirill Serebrennikov nach Motiven von Giovanni Boccaccio in zehn Geschichten

Декамерон

Regie / Bühne Kirill Serebrennikov
Choreografie Evgeny Kulagin
Komposition / Musikalische Leitung Daniel Freitag
Licht Robert Grauel, Sergey Kucher
Pers. Mitarbeiterin des Regisseurs Anna Shalashova
Dramaturgie Birgit Lengers
Premiere
08. März 2020
Deutsches Theater

Moskau-Premiere am Gogol Center Moskau
06. September 2021
Koproduktion mit dem Gogol Center Moskau
Dauer: 3 Stunden, 25 Minuten, eine Pause
Philipp Avdeev
Georgette Dee
Yang Ge
Marcel Kohler
Georgiy Kudrenko
Victoria Miroshnichenko
Jeremy Mockridge
Helmut Mooshammer
Irina Vybornova
Regine Zimmermann
Daniel FreitagMusiker_innen
Isabelle KlemtMusiker_innen
Maria SchneiderMusiker_innen
Ursula BischoffStatistinnen (Berlin)
Danuta Bodnar-LazarowaStatistinnen (Berlin)
Bettina HaesekeStatistinnen (Berlin)
Monika PetersStatistinnen (Berlin)
Dr. Elfriede PoschodajewStatistinnen (Berlin)
Rose Marie Saalfeld FecyczStatistinnen (Berlin)
Sophie WestphalStatistinnen (Berlin)
Ursula Bischoff, Danuta Bodnar-Lazarowa, Bettina Haeseke, Monika Peters, Dr. Elfriede Poschodajew, Rose Marie Saalfeld Fecycz, Sophie Westphal
Statistinnen (Berlin)
Berliner Zeitung
Ulrich Seidler, 10.03.2020
Langeweile kommt da nicht auf. Vor allem auch, weil die Freude an der Begegnung im sich hochschaukelnden Spiel sichtbar wird. Filipp Avdeev, Yang Ge, Oleg Gushchin, Georgyiy Kudrenko und Aleksandra Revenko vom Gogol-Center treffen auf Almut Zilcher, Regine Zimmermann, Marcel Kohler und Jeremy Mockridge vom DT. Das Ganze wird aufgeraut durch fünf Laiinnen, die gegen Ende des Abends Geheimnisse aus ihrem Leben preisgeben, und mit dem Tränenfunkeln von Georgette Dee überglänzt. Ein reicher Abend, der bei allem ewigen Liebeskummer und trotz der skandalösen Hintergründe seines Zustandekommens gute Laune macht. Langeweile kommt da nicht auf. Vor allem auch, weil die Freude an der Begegnung im sich hochschaukelnden Spiel sichtbar wird. Filipp Avdeev, Yang Ge, Oleg Gushchin, Georgyiy Kudrenko und Aleksandra Revenko vom Gogol-Center treffen auf Almut Zilcher, Regine Zimmermann, Marcel Kohler und Jeremy Mockridge vom DT. Das Ganze wird aufgeraut durch fünf Laiinnen, die gegen Ende des Abends Geheimnisse aus ihrem Leben preisgeben, und mit dem Tränenfunkeln von Georgette Dee überglänzt. Ein reicher Abend, der bei allem ewigen Liebeskummer und trotz der skandalösen Hintergründe seines Zustandekommens gute Laune macht.
Deutschlandfunk Kultur
André Mumot, 08.03.2020
Bei aller szenischen Verspieltheit, bei allem (zum Teil durchaus dick aufgetragenen) Humor strahlt die gesamte Inszenierung eine ungeheure Achtung vor ihrem Material aus, vor ihren Themen, Geschichten, Bezügen. Statt ironischer Abgeklärtheit und demonstrativer Distanz dominiert hier interpretatorische wie darstellerische Innigkeit.

[...]

Das zweisprachige, hinreißende Ensemble schafft flirrende, zärtliche, komische und schmerzhafte Begegnungen, die schutzlos zu Ende gespielt werden. Regine Zimmermanns Beschreibung ihres toten Geliebten (ebenfalls fantastisch: Filipp Avdeev) gegen Ende des Abends ist von so stiller, fein gestalteter Intensität, dass einem tatsächlich das Herz zu brechen droht.

Sie ist ohnehin die Sensation des Abends, eine sprudelnde, kontrollierte, würdevolle Figurenschöpferin, deren Liebesbeschwörungen auch das Publikum vollkommen entwaffnen.
Bei aller szenischen Verspieltheit, bei allem (zum Teil durchaus dick aufgetragenen) Humor strahlt die gesamte Inszenierung eine ungeheure Achtung vor ihrem Material aus, vor ihren Themen, Geschichten, Bezügen. Statt ironischer Abgeklärtheit und demonstrativer Distanz dominiert hier interpretatorische wie darstellerische Innigkeit.

[...]

Das zweisprachige, hinreißende Ensemble schafft flirrende, zärtliche, komische und schmerzhafte Begegnungen, die schutzlos zu Ende gespielt werden. Regine Zimmermanns Beschreibung ihres toten Geliebten (ebenfalls fantastisch: Filipp Avdeev) gegen Ende des Abends ist von so stiller, fein gestalteter Intensität, dass einem tatsächlich das Herz zu brechen droht.

Sie ist ohnehin die Sensation des Abends, eine sprudelnde, kontrollierte, würdevolle Figurenschöpferin, deren Liebesbeschwörungen auch das Publikum vollkommen entwaffnen.
3sat Kulturzeit
Monika Unkelbach, 09.03.2020
Zwei Sprachen, zwei Ensembles, zwei Theaterkulturen zusammenzuführen – dieses Experiment, es ist Kirill Serebrennikov und dem Deutschen Theater gelungen. Ständig wechselnde Situationen und Spielerkonstellationen, viel Bewegung, verflochten mit musikalischen Elementen und Gesang machen den Abend zu einem sehr intensiven und auch sehr unterhaltsamen Theatererlebnis. Zwei Sprachen, zwei Ensembles, zwei Theaterkulturen zusammenzuführen – dieses Experiment, es ist Kirill Serebrennikov und dem Deutschen Theater gelungen. Ständig wechselnde Situationen und Spielerkonstellationen, viel Bewegung, verflochten mit musikalischen Elementen und Gesang machen den Abend zu einem sehr intensiven und auch sehr unterhaltsamen Theatererlebnis.
Der Tagesspiegel
Rüdiger Schaper, 09.03.2020
Ohne das Thema der Macht direkt anzusprechen, skizziert Serebrennikov eine Gesellschaft brutal vereinzelter Materialisten. Liebe ist der Tod, Liebe ist eine Plage, ist Mittel zum Zweck.
[...] 

Großer Abend für Regine Zimmermann

Der Abend gehört dieser Schauspielerin. Elegant und zerbrechlich, aber auch wieder resolut und durchtrieben verfolgt sie ihr Ziel. ganz kühl und ruhig plant sie die kompliziertesten Finten, um an einen jungen Mann heranzukommen – ob der Gatte nun im Zimmer ist oder nicht. Das Wunderbare ihrer Rollen liegt in der Leichtigkeit, mit der Regine Zimmermann sich durch das Chaos von Business-Talk und Fitness-Gewese navigiert: wild entschlossen, auf ihre Kosten zu kommen. Das hat auch eine feine Komik.
Ohne das Thema der Macht direkt anzusprechen, skizziert Serebrennikov eine Gesellschaft brutal vereinzelter Materialisten. Liebe ist der Tod, Liebe ist eine Plage, ist Mittel zum Zweck.
[...] 

Großer Abend für Regine Zimmermann

Der Abend gehört dieser Schauspielerin. Elegant und zerbrechlich, aber auch wieder resolut und durchtrieben verfolgt sie ihr Ziel. ganz kühl und ruhig plant sie die kompliziertesten Finten, um an einen jungen Mann heranzukommen – ob der Gatte nun im Zimmer ist oder nicht. Das Wunderbare ihrer Rollen liegt in der Leichtigkeit, mit der Regine Zimmermann sich durch das Chaos von Business-Talk und Fitness-Gewese navigiert: wild entschlossen, auf ihre Kosten zu kommen. Das hat auch eine feine Komik.
Die Deutsche Bühne
Barbara Behrendt, 09.03.2020
Zwar gibt es in die High-Tech-Welt verlegte Geschichten wie die des gedemütigten Verehrers, der sich an seiner Angebeteten rächt, indem er ihr Nackt-Video ins Internet stellt. Aber Serebrennikov ist daran gelegen, das Überzeitliche, das allgemein Menschliche im Kreislauf von Begehren und Begatten zu erzählen. Am Ende der dreieinhalb Stunden sagt die Chanseuse Georgette Dee: "Liebe – ich hab’s nie verstanden. Aber irgendwie hören die Leute damit nicht auf."  

[…]

Serebrennikov erzählt bildstark und setzt ganz auf seine hoch emotionalen Spielerinnen und Spieler […]

[…] ein im besten Sinne uncooler Schauspieler-Abend über die großen Gefühle, die Menschen seit Urzeiten verrückt machen.
Zwar gibt es in die High-Tech-Welt verlegte Geschichten wie die des gedemütigten Verehrers, der sich an seiner Angebeteten rächt, indem er ihr Nackt-Video ins Internet stellt. Aber Serebrennikov ist daran gelegen, das Überzeitliche, das allgemein Menschliche im Kreislauf von Begehren und Begatten zu erzählen. Am Ende der dreieinhalb Stunden sagt die Chanseuse Georgette Dee: "Liebe – ich hab’s nie verstanden. Aber irgendwie hören die Leute damit nicht auf."  

[…]

Serebrennikov erzählt bildstark und setzt ganz auf seine hoch emotionalen Spielerinnen und Spieler […]

[…] ein im besten Sinne uncooler Schauspieler-Abend über die großen Gefühle, die Menschen seit Urzeiten verrückt machen.
inforadio vom rbb
Ute Büsing, 09.03.2020
Zehn Schauspieler vom Deutschen Theater und Serebrennikovs Gogol-Center haben die bildstarke, körperbetonte Szenenfolge gemeinsam entwickelt.

[...]
Mit dem Herzen spielen, das tun sie, wie Regine Zimmermann in dieser Episode, hier alle. Die Diseuse Georgette Dee trifft mit Jahreszeitenliedern einen pathetischen Nerv.

[...]

Da ist etwas zusammengekommen, spürt das Publikum, und spendet viel Applaus für das Ensemble, das dazu mit "Free Kirill" T-Shirts aufläuft.
Zehn Schauspieler vom Deutschen Theater und Serebrennikovs Gogol-Center haben die bildstarke, körperbetonte Szenenfolge gemeinsam entwickelt.

[...]
Mit dem Herzen spielen, das tun sie, wie Regine Zimmermann in dieser Episode, hier alle. Die Diseuse Georgette Dee trifft mit Jahreszeitenliedern einen pathetischen Nerv.

[...]

Da ist etwas zusammengekommen, spürt das Publikum, und spendet viel Applaus für das Ensemble, das dazu mit "Free Kirill" T-Shirts aufläuft.
New York Times
A.J. Goldmann, 09.03.2020
Serebrennikov's point of departure seems to be that human nature is essentially unchanged from Boccaccio's age to our own. Like those Renaissance nobles and the tales they concoct, we are still bound and chained by the same drives and obsessions.

Yet while the tales themselves are full of love and sex, this adaptation puts the focus elsewhere. Perhaps unsurprisingly, given the director's recent Kafkaesque experiences, "Decameron" is most interested in exploring existential states of confinement. 

We are all imprisoned and quarantined by our passions and foibles. ls there a way out? This German-Russian co-production seems to suggest that artistic collaboration and exchange is our best hope.
Serebrennikov's point of departure seems to be that human nature is essentially unchanged from Boccaccio's age to our own. Like those Renaissance nobles and the tales they concoct, we are still bound and chained by the same drives and obsessions.

Yet while the tales themselves are full of love and sex, this adaptation puts the focus elsewhere. Perhaps unsurprisingly, given the director's recent Kafkaesque experiences, "Decameron" is most interested in exploring existential states of confinement. 

We are all imprisoned and quarantined by our passions and foibles. ls there a way out? This German-Russian co-production seems to suggest that artistic collaboration and exchange is our best hope.
radioeins
Anton Stanislawsk, 09.03.2020
Das interessanteste an dieser Inszenierung: Es spielen deutsche und russische Schauspielerinnen und Schauspieler. Und alle sprechen einfach in ihrer jeweiligen Muttersprache. Zwei bewegliche Bildschirme übersetzen das Russische. Das funktioniert einwandfrei und man merkt: da spielen Leute, die aus verschiedenen Schulen kommen. Die anders mit ihren Körpern und der Sprache arbeiten.

[...] das ist wirklich gutes Theater. Das
Stück geht 3 Stunden, eine Länge wo mir bei anderen Stücken sehr wahrscheinlich irgendwann mal langweilig wird, bei dem hier gar nicht. Das
liegt auch daran, dass das Stück wahnsinnig vielschichtig ist.

[...]
lch war übrigens nicht der Einzige, dem es gefallen hat: Es gab mehrmals Szenenapplaus. Am Ende
ist das Publikum aufgestanden beim Applaudieren.
Das interessanteste an dieser Inszenierung: Es spielen deutsche und russische Schauspielerinnen und Schauspieler. Und alle sprechen einfach in ihrer jeweiligen Muttersprache. Zwei bewegliche Bildschirme übersetzen das Russische. Das funktioniert einwandfrei und man merkt: da spielen Leute, die aus verschiedenen Schulen kommen. Die anders mit ihren Körpern und der Sprache arbeiten.

[...] das ist wirklich gutes Theater. Das
Stück geht 3 Stunden, eine Länge wo mir bei anderen Stücken sehr wahrscheinlich irgendwann mal langweilig wird, bei dem hier gar nicht. Das
liegt auch daran, dass das Stück wahnsinnig vielschichtig ist.

[...]
lch war übrigens nicht der Einzige, dem es gefallen hat: Es gab mehrmals Szenenapplaus. Am Ende
ist das Publikum aufgestanden beim Applaudieren.
rbb24
Fabian Wallmeier, 09.03.2020
Dass Deutsch und Russisch gesprochen wird, bremst den Abend nicht aus. Das ist auch einem klugen Trick bei der Übersetzung zu verdanken: Die Übertitel sind nicht nur, wie sonst üblich, nüchtern über der Bühne abgebildet, sondern sie werden zusätzlich Teil der Inszenierung. Auf fahrbaren Videowänden werden sie direkt auf der Bühne angezeigt - in stilisierter Form: pulsierend, in unterschiedlichen Schriftgrößen und mit Sprüngen von einer Wand auf die andere. So sind sie nicht nur notwendiges Hilfsmittel, sondern auch Co-Erzähler und Taktgeber. Dass Deutsch und Russisch gesprochen wird, bremst den Abend nicht aus. Das ist auch einem klugen Trick bei der Übersetzung zu verdanken: Die Übertitel sind nicht nur, wie sonst üblich, nüchtern über der Bühne abgebildet, sondern sie werden zusätzlich Teil der Inszenierung. Auf fahrbaren Videowänden werden sie direkt auf der Bühne angezeigt - in stilisierter Form: pulsierend, in unterschiedlichen Schriftgrößen und mit Sprüngen von einer Wand auf die andere. So sind sie nicht nur notwendiges Hilfsmittel, sondern auch Co-Erzähler und Taktgeber.
SWR2
Ina Beyer, 9.3.2020
Ein Reigen von Liebesfreud und Leid, Verführungslust und Frust wird als ebenso wort- wie einfallsreicher Bilderbogen gespannt.

[...]
Es agiert ein durchweg virtuoeses Ensemble. Den russischen Schauspielern hängt man an den Lippen, so ausdrucksstark erzählen ihre Stimmen und Körper. Regine Zimmermann sticht aus dem DT-Ensemble heraus. Sie verleiht ihren Figuren traurige Tiefe oder lauernde Leichtigkeit.        

[...]
So schnurren über drei Stunden hinweg perfekt choreografierte Gefühle und Geschichten ab, reiht sich vortrefflicher Vortrag an Vortrag.
Ein Reigen von Liebesfreud und Leid, Verführungslust und Frust wird als ebenso wort- wie einfallsreicher Bilderbogen gespannt.

[...]
Es agiert ein durchweg virtuoeses Ensemble. Den russischen Schauspielern hängt man an den Lippen, so ausdrucksstark erzählen ihre Stimmen und Körper. Regine Zimmermann sticht aus dem DT-Ensemble heraus. Sie verleiht ihren Figuren traurige Tiefe oder lauernde Leichtigkeit.        

[...]
So schnurren über drei Stunden hinweg perfekt choreografierte Gefühle und Geschichten ab, reiht sich vortrefflicher Vortrag an Vortrag.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Kerstin Holm, 10.03.2020
Das Stück über das, was die Natur und vor allem die Liebe mit uns anstellt, ist von bezaubernder Komik, aber auch tieftraurig, poetisch und bekenntnishaft.
[...]

Der dreistündige Abend endet mit der buchstäblich herzzerreißenden Geschichte eines Vaters, der
den Liebhaber seiner Tochter tötet. Serebrennikow verortet dieses Geschehen russisch und inszeniert
es als psychologisches Drama [...]

Auch für das Ende des Lebens gibt es eine Yoga-Position, die Shavasana- oder Totenstellung, welche Kohler einnimmt, bevor er sich in einer leidenschaftlichen Suada von der  Liebe verabschiedet  und wieder zu Boden sinkt. Statt seiner Seele klettert der schöne nackte Kudrenko himmelwärts. Das  Publikum, das sich im ersten Teil königlich amüsiert hatte, hält den Atem an.  Dann bricht der Jubel  los, den das Ensemble in "Free Kirill"-Hemden entgegennimmt.
Das Stück über das, was die Natur und vor allem die Liebe mit uns anstellt, ist von bezaubernder Komik, aber auch tieftraurig, poetisch und bekenntnishaft.
[...]

Der dreistündige Abend endet mit der buchstäblich herzzerreißenden Geschichte eines Vaters, der
den Liebhaber seiner Tochter tötet. Serebrennikow verortet dieses Geschehen russisch und inszeniert
es als psychologisches Drama [...]

Auch für das Ende des Lebens gibt es eine Yoga-Position, die Shavasana- oder Totenstellung, welche Kohler einnimmt, bevor er sich in einer leidenschaftlichen Suada von der  Liebe verabschiedet  und wieder zu Boden sinkt. Statt seiner Seele klettert der schöne nackte Kudrenko himmelwärts. Das  Publikum, das sich im ersten Teil königlich amüsiert hatte, hält den Atem an.  Dann bricht der Jubel  los, den das Ensemble in "Free Kirill"-Hemden entgegennimmt.
taz
Katrin Bettina Müller, 10.03.2020
Ein Probenprozess, der nicht zuletzt in einer Situation des politischen Drucks entstand, hat ein Stück hervorgebracht, glänzend vor Leichtigkeit und Witz. In Höchstform sind die Schaupieler:innen beider Ensembles. Selten vergeht die Zeit im Theater so schnell wie während der zehn Geschichten von Liebe und Betrug, die an zehn Novellen aus dem "Decamerone" von Boccaccio angelehnt sind.
Wo Serebrennikov sie umgeschrieben hat, macht er die Rollen der Frauen als Agierende, Verführende, Begehrende stark.

[…]

In Serebrennikovs Inszenierung wandern die Geschichten durch die Jahrhunderte, sind im Mittelalter zu Hause, im Kapitalismus, in der Liebe in Zeiten des Internets.

[…]

Sucht man nach einer politischen Botschaft, so liegt die wohl vor allem im Zustandekommen des Stücks selbst, dem Mut, sich von allem Druck und Drohgebärden nicht unterkriegen zu lassen. Man ist auch bezaubert vom Charme der russischen und deutschen Schauspieler:innen, das Liebeswerben in ihren Rollen erwärmt auch das Zuschauerherz. Die Liebe, so sagt Georgette Dee ungefähr am Schluss, sie habe sie nie verstanden, aber doch machten die Menschen immer damit weiter. Vielleicht geht es ja auch darum, um die Kraft des Weitermachens und sich mit der Kunst des Erzählens eigene Räume zu schaffen.
Ein Probenprozess, der nicht zuletzt in einer Situation des politischen Drucks entstand, hat ein Stück hervorgebracht, glänzend vor Leichtigkeit und Witz. In Höchstform sind die Schaupieler:innen beider Ensembles. Selten vergeht die Zeit im Theater so schnell wie während der zehn Geschichten von Liebe und Betrug, die an zehn Novellen aus dem "Decamerone" von Boccaccio angelehnt sind.
Wo Serebrennikov sie umgeschrieben hat, macht er die Rollen der Frauen als Agierende, Verführende, Begehrende stark.

[…]

In Serebrennikovs Inszenierung wandern die Geschichten durch die Jahrhunderte, sind im Mittelalter zu Hause, im Kapitalismus, in der Liebe in Zeiten des Internets.

[…]

Sucht man nach einer politischen Botschaft, so liegt die wohl vor allem im Zustandekommen des Stücks selbst, dem Mut, sich von allem Druck und Drohgebärden nicht unterkriegen zu lassen. Man ist auch bezaubert vom Charme der russischen und deutschen Schauspieler:innen, das Liebeswerben in ihren Rollen erwärmt auch das Zuschauerherz. Die Liebe, so sagt Georgette Dee ungefähr am Schluss, sie habe sie nie verstanden, aber doch machten die Menschen immer damit weiter. Vielleicht geht es ja auch darum, um die Kraft des Weitermachens und sich mit der Kunst des Erzählens eigene Räume zu schaffen.
Die Zeit
Thomas E. Schmidt, 13.03.2020
Das ergibt allerdings einen tollen Abend im Deutschen Theater in Berlin. Eine staunenswerte russisch-deutsche Koproduktion, mal derb, mal gefühlvoll, schwankhaft, dann wieder fies.
[...]

Am Schluss resümiert Georgette Dee, mit ihren Liedern einen schönen melancholischen Kontrapunkt zum sardonischen Spiel setzend, sie wisse auch nicht, was es mit der Liebe auf sich habe, aber die Leute wollten damit einfach nicht aufhören. Der Autor/Regisseur rahmt seine Geschichten natürlich mit lackhartem Verismus der Gegenwart. Erst Stunden später begreift man, dass Decomerone in Wahrheit großes russisch-romantisches Gefühlstheater ist.
Das ergibt allerdings einen tollen Abend im Deutschen Theater in Berlin. Eine staunenswerte russisch-deutsche Koproduktion, mal derb, mal gefühlvoll, schwankhaft, dann wieder fies.
[...]

Am Schluss resümiert Georgette Dee, mit ihren Liedern einen schönen melancholischen Kontrapunkt zum sardonischen Spiel setzend, sie wisse auch nicht, was es mit der Liebe auf sich habe, aber die Leute wollten damit einfach nicht aufhören. Der Autor/Regisseur rahmt seine Geschichten natürlich mit lackhartem Verismus der Gegenwart. Erst Stunden später begreift man, dass Decomerone in Wahrheit großes russisch-romantisches Gefühlstheater ist.

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Außerdem im Spielplan

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Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
von Sarah Kane
Regie: Ulrich Rasche
Deutsches Theater
18.00 - 20.30
17.30 Einführung – Saal
von Thomas Perle
Regie: András Dömötör
Box
19.30 - 20.35
Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
nach August Strindberg
Kammerspiele
20.00 - 21.25
von Yasmina Reza
Ein Abend von und mit Helmut Mooshammer
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse