
Der Hofmeister
von Bertolt Brecht
Nach ihrer Rückkehr aus dem Exil gründen Bertolt Brecht und Helene Weigel 1949 das Berliner Ensemble. Weil das ihnen zugedachte Theater am Schiffbauerdamm einstweilen vergeben ist, kommt die Truppe am Deutschen Theater unter. Hier feiert am 15. April 1950 in den Kammerspielen Der Hofmeister Premiere. Mit seiner Bearbeitung des Dramas von Jakob Michael Reinhold Lenz entdeckt Brecht nicht nur den bis dahin weithin vergessenen Sturm und Drang-Dichter für die Gegenwart wieder. Er formuliert durch die Beschäftigung mit dem genialischen Außenseiter auch einen Einspruch gegen die von ihm als spießbürgerlich empfundene Kulturpolitik der SED.
"Der Hofmeister", schreibt Heiner Müller, "war der Höhepunkt von Brechts Arbeit am Berliner Ensemble." Bei einer der damaligen Aufführungen entstehen Szenenfotos, in kurzem Takt geschossen, die zu einem Film montiert werden – das Zentrum eines Abends, den Tom Kühnel und Jürgen Kuttner vor rund zwei Jahren im Kino Babylon eingerichtet haben. Auf dessen Basis nähern sie sich nun ein weiteres Mal dieser Geschichte eines Erziehers, der sich selbst kastriert, um gesellschaftsfähig zu werden.
"Der Hofmeister", schreibt Heiner Müller, "war der Höhepunkt von Brechts Arbeit am Berliner Ensemble." Bei einer der damaligen Aufführungen entstehen Szenenfotos, in kurzem Takt geschossen, die zu einem Film montiert werden – das Zentrum eines Abends, den Tom Kühnel und Jürgen Kuttner vor rund zwei Jahren im Kino Babylon eingerichtet haben. Auf dessen Basis nähern sie sich nun ein weiteres Mal dieser Geschichte eines Erziehers, der sich selbst kastriert, um gesellschaftsfähig zu werden.
Regie Tom Kühnel, Jürgen Kuttner
Bühne Jo Schramm
Kostüme Daniela Selig
Musik Matthias Trippner
Dramaturgie Claus Caesar
Premiere
11. Dezember 2021
Kammerspiele
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
11. Dezember 2021
Kammerspiele
Dauer: 85 Minuten, keine Pause
Jürgen Kuttner

Peter René Lüdicke

Helmut Mooshammer

Kathleen Morgeneyer

Birgit Unterweger

Matthias TrippnerLive-Musik
Matthias Trippner
Live-Musik
Außerdem im Spielplan
DT Kontext: Vortrag und Gespräch
Der Traum ist aus? Zur Geschichte und Gegenwart utopischen Denkens
zu Gast: Tobias Brück (Journalist)
Rangfoyer
17.00 - 18.00
Mit englischen Übertiteln
Weltall Erde Mensch
Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
18.00 - 21.40
Vorstellung fällt leider aus
Wiederaufnahme
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die für heute geplante Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble. Sollten Sie bereits Karten erworben haben, wird unser Besucher:innenservice Sie in Kürze kontaktieren.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19.00
Wiederaufnahme
Eine Inszenierung des DT Jung*
Im Spiegelsaal
Regie: Katharina Bill
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19:00 - 20:35
Man taucht ein in die Reibung. [...] Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die faszinierend ist und charmant. Es ist wirklich ein amüsanter, liebevoll gestalteter Abend, bei dem diese Ensemblemitglieder wirklich auf eine fantastische Weise ihr Können zeigen können, indem sie sich so sehr zurückhalten und eigentlich nur ihre Stimme liefern. Es ist schön, mit wieviel Ironie und Hingabe dieses Ensemble die Texte spielt. Der Film ist sehr alt und wird auch nicht richtig lebendig, weil es ja Einzelfotografien sind, man kann dabei aber ziemlich gut erkennen, wie das Stück damals inszeniert wurde von Brecht, und das Spiel der Darstellerinnen und Darsteller heute [...], macht es auf eine ganz interessante Art und Weise lebendig und zeigt trotzdem aber auch eine Liebe für diesen Brecht und sein altes Inszenierungskonzept. [...]
Man taucht ein in die Reibung. [...] Es ist eine Reise in die Vergangenheit, die faszinierend ist und charmant. Es ist wirklich ein amüsanter, liebevoll gestalteter Abend, bei dem diese Ensemblemitglieder wirklich auf eine fantastische Weise ihr Können zeigen können, indem sie sich so sehr zurückhalten und eigentlich nur ihre Stimme liefern.
Dass sie [das Schauspielensemble] Brechts Dialoge mit seinen reflektierenden Notizen zu Szenenverläufen vermischen und alles mit Bühnenmusik […] emotional untermalt wird, schafft einen eigenartigen Mix aus Drama und Interpretation: Eine Art Stummfilm mit Hörspielunterweisung […].
Seine [Jürgen Kuttners] penibel recherchierten Patchworks bauen ihre Fundstücke aus Literatur- und Kulturgeschichte dabei so eigensinnig einsichtig zusammen, dass sie meist gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: historisch verpackt kreieren sie bissige Kommentare zur Gegenwart und bilden selbst ein lebendiges Archiv. [...]
Dass sie [das Schauspielensemble] Brechts Dialoge mit seinen reflektierenden Notizen zu Szenenverläufen vermischen und alles mit Bühnenmusik […] emotional untermalt wird, schafft einen eigenartigen Mix aus Drama und Interpretation: Eine Art Stummfilm mit Hörspielunterweisung […].
Corona wirft in lange nicht gekannter Radikalität Fragen nach dem Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft auf. Man liest den Konflikt des "Hofmeisters" neu, das Pathos des Aufsässigen, der sich fürs Funktionieren in der Gemeinschaft kastrieren muss. [...] Das gesellige und fraglos charmante Film-Hörspiel in den Kammerspielen des DT lässt dieses Potenzial [...] ansatzweise aufscheinen. Den Abend regiert der Entdeckerstolz, einen kostbaren Diamanten aus alter Zeit geborgen zu haben [...].
Der Ton des Abends ist locker, aufgeheitert. Peter René Lüdicke grundiert das expressive Gestenspiel des historischen Hofmeisters (Hans Gaugler) mit lustmolchig schwerem Atmen und gibt im Ganzen eine gehörige Brise Ironie bei. [...]
Corona wirft in lange nicht gekannter Radikalität Fragen nach dem Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft auf. Man liest den Konflikt des "Hofmeisters" neu, das Pathos des Aufsässigen, der sich fürs Funktionieren in der Gemeinschaft kastrieren muss. [...] Das gesellige und fraglos charmante Film-Hörspiel in den Kammerspielen des DT lässt dieses Potenzial [...] ansatzweise aufscheinen. Den Abend regiert der Entdeckerstolz, einen kostbaren Diamanten aus alter Zeit geborgen zu haben [...].
Weil es natürlich keine Tonspur gibt, lesen Kathleen Morgeneyer, Birgit Unterweger, Peter René Lüdicke, Helmut Mooshammer und Kuttner den Dramentext samt einigen Anmerkungen Brechts. Sie sitzen unterhalb der Leinwand oder kommen nach vorne zu ein paar Mikrofonen und schmeißen sich mit Verve in eine groteske Lenz-Karaoke. Brecht bearbeitete das Stück und inszenierte es 1950 an den Kammerspielen des Deutschen Theaters Berlin. [...] "Der Hofmeister" wurde ein großer Erfolg beim Publikum wie bei den Kritikern aus Ost und West und stand innerhalb eines Jahres stolze 72 Mal auf dem Programm. Eine Vorstellung wurde mit einer in der Mittelloge installierten Kamera festgehalten, die jede Sekunde ein Foto schoss. Jürgen Kuttner hat diese Aufnahmen nun zusammen mit dem Regisseur Tom Kühnel in besagten Kammerspielen auf die Bühne gebracht. [...] Die Sekundentaktung, in der sie jetzt – fast wie ein Film – gezeigt werden, vermittelt tatsächlich eine Ahnung von Brechts Inszenierung.
Weil es natürlich keine Tonspur gibt, lesen Kathleen Morgeneyer, Birgit Unterweger, Peter René Lüdicke, Helmut Mooshammer und Kuttner den Dramentext samt einigen Anmerkungen Brechts. Sie sitzen unterhalb der Leinwand oder kommen nach vorne zu ein paar Mikrofonen und schmeißen sich mit Verve in eine groteske Lenz-Karaoke.
Kühnel und Kuttner sind am Theater Garanten für die interessanteren Themen und für aufschlussreiche (Wieder-)Entdeckungen. Führt man sich allein die Arbeiten vor Augen, die sie in den letzten Spielzeiten am Deutschen Theater entwickelt haben, bekommt man fast den Eindruck, so schlimm könnte es gar nicht stehen um das Theater der Gegenwart. [...]
In gut 80 Minuten wird dieses Spektakel über die Bühne gebracht. Die Schauspieler tun gut daran, nicht nur den stummen Brecht-Darstellern der Projektion eine Stimme zu geben, sondern auch Auszüge aus den sogenannten Hofmeister-Notaten zum Besten zu geben. Darin offenbart sich nicht nur der Brechtsche Umgang mit dem Text auf den Proben, sondern auch der Blick auf die alte, neue deutsche Heimat. Die Vorführung der Aristokratie im »Hofmeister«? Sie verbirgt nicht, sondern offenbart die Kontinuitäten, die es in Deutschland allen Änderungen zum Trotz gab und gibt. [...]
Kühnel und Kuttner sind am Theater Garanten für die interessanteren Themen und für aufschlussreiche (Wieder-)Entdeckungen. Führt man sich allein die Arbeiten vor Augen, die sie in den letzten Spielzeiten am Deutschen Theater entwickelt haben, bekommt man fast den Eindruck, so schlimm könnte es gar nicht stehen um das Theater der Gegenwart. [...]