
Frankenstein
nach Mary Shelley
Fassung von Katrin Sadlowski, Jette Steckel und Anika Steinhoff
Fassung von Katrin Sadlowski, Jette Steckel und Anika Steinhoff
Am Freitag, den dreiundzwanzigsten Dezember 2022 zeigen wir in Kooperation mit dem Berliner Spielplan Audiodeskription Frankenstein mit Audiodeskription.
Anmeldung zur Audiodeskription unter service@deutschestheater.de
Das barrierefreie Programmheft finden Sie hier:
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Hören Sie hier die audiodeskriptive Einführung zu Frankenstein (Dauer 10:48 Minuten)
Während einiger verregneter Sommertage im Jahr 1816, eingeschlossen in einem Haus am Genfer See, schreibt die 19-jährige Mary Shelley aus Zeitvertreib die Geschichte des Wissenschaftlers Viktor Frankenstein und seines von ihm erschaffenen namenlosen Monsters. Der Schöpfer und sein Geschöpf in der Krise – das ist der Herzschlag dieses weltberühmt gewordenen Romans. In dem Moment, in dem Frankenstein die Belebung des Monsters gelingt und sie sich in die Augen sehen, schlägt die Euphorie um in blankes Entsetzen, kippt die Utopie ins Grauen. Der "Vater" verstößt sein "Kind", lässt es allein zurück in einer Welt, die es nicht kennt: ohne Sprache, ohne Ort, ohne Erinnerung. Die Entwicklungsschritte des Monsters, die Versuche von Annäherung an die Menschen und der Ausschluss aus dem Sozialraum zeigen eindrücklich: "Monstrosität", so Annina Klappert, "besteht nicht nur im Ausstellen eines Anderen, das nicht sein soll, sondern auch dessen, was sein könnte". In ihrem Schaffen reflektiert Mary Shelley nicht nur ihre Position als schreibende Frau, sondern führt die schillernde, grenzüberschreitende, kulturelle Imagination, die das Monströse seit jeher darstellt, auf eine neue Stufe – ihr aus Leichenteilen zusammengeflicktes Patchwork-Monster ist in seiner Hybridität das Monster per se und die Fragen, die seine Erschaffung aufwirft, werden in jeder Zeit Resonanz finden: Darf die Menschheit alles, was sie kann? Woher kommt das Böse? Wie werden wir die, die wir sind? Und: Wer sind die Monster unserer Zeit?
Regie Jette Steckel
Bühne Florian Lösche
Kostüme Aino Laberenz
Musik Friederike Bernhardt
Licht Matthias Vogel
Video Roman Kuskowski
Movement-Directing/Kampf-Choreographie Viatcheslav Kushkov
Dramaturgie Anika Steinhoff
Premiere
25. September 2021
Deutsches Theater
Dauer: 1 Stunde, 50 Minuten, keine Pause
25. September 2021
Deutsches Theater
Dauer: 1 Stunde, 50 Minuten, keine Pause
Maren Eggert

Felix Goeser

Alexander Khuon

Außerdem im Spielplan
Mit englischen Übertiteln
Regie: Claudia Bossard
DT Kontext: Im Anschluss an die Vorstellung Vortrag und Gespräch mit Rainald Goetz
DT Bühne
19.30 - 21.50
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Wiederaufnahme
Mit englischen Übertiteln
Forever Yin Forever Young
Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Kammer
20.00 - 21.30
Schauspieler:innen einbezogen, ein brennend aktuelles Thema aufgerufen – Was darf Wissenschaft? Was ist der Mensch? Und was Bewusstsein? […]
[…] Im Kuss verschmelzen Frankensteins Monster und seine Muse. Eine gefühlvolle Szene, die quer steht zur Abstraktion, welche Steckels Inszenierung in anderen
Momenten prägt […]. […] Alles richtig gemacht, eine perspektivenreiche, ausgewogene Spielfassung erstellt, die Theatermittel mit virtuoser Routine eingesetzt, drei wunderbare
Schauspieler:innen einbezogen, ein brennend aktuelles Thema aufgerufen – Was darf Wissenschaft? Was ist der Mensch? Und was Bewusstsein? […]
[…] Im Kuss verschmelzen Frankensteins Monster und seine Muse. Eine gefühlvolle Szene, die quer steht zur Abstraktion, welche Steckels Inszenierung in anderen
Momenten prägt […].
der Hochzeitsnacht von dem Monster getötet wird.
Auf äußerliche Grusel- und Schauereffekte und konkrete Bezüge zur Gegenwart verzichtet Jette Steckel weitgehend. Das Publikum soll an den nackten Gedanken des dialektischen Grundproblems herangeführt werden. Drei Menschenrohlinge - außer Goeser sind das Maren Eggert und Alexander Khuon - mit geklebten Glatzen, weißen TShirts, Skinnyhosen und Zehenschuhen (Kostüme: Aino Laberenz) nehmen abwechselnd die Positionen von Schöpfer und Geschöpf ein, hinzu kommt, als psychoanalytischer Ankerpunkt, Frankensteins Verlobte Elisabeth, die in
der Hochzeitsnacht von dem Monster getötet wird.
[...]
Die wichtigen Schlüsselszenen des Romans hat Steckel zu einem episodenhaft lapidar und dabei stringent erzählten Best-of zusammengefasst und für eine immer wieder dazwischengeschaltete Reflexionsebene auch Mary Shelley selbst (die einzige Figur, die ausschließlich von Maren Eggert verkörpert wird) mit auf die Bühne geholt. Die drei DarstellerInnen, zwei Stunden lang im Dauereinsatz, wechseln virtuos genug von einer Rolle zur anderen. Eine echte Pause gibt es weder für sie noch für das Publikum, aber tatsächlich hat man die am Ende auch überhaupt nicht vermisst. Am Deutschen Theater hat die Regisseurin Jette Steckel, die gemeinsam mit Katrin Sadlowski und Anika Steinhoff auch die Bühnenfassung schrieb, [...] sich des Frankenstein-Stoffes angenommen. Und hat zwar keine wirklich überzeugende Antwort auf die Frage gefunden, wie weit sich wohl Parallelen ziehen lassen zwischen dem Monster aus Fleisch und Blut auf der einen sowie sprechenden Robotern aus Metall und Kunststoff auf der anderen Seite. Doch die Umarbeitung des weitschweifigen Prosawerks in ein Bühnenstück ist dramaturgisch allemal gelungen – woran die drei DarstellerInnen einen sehr großen Anteil haben. Denn Maren Eggert, Felix Goeser und Alexander Khuon spielen alle drei fast alle Figuren abwechselnd.
[...]
Die wichtigen Schlüsselszenen des Romans hat Steckel zu einem episodenhaft lapidar und dabei stringent erzählten Best-of zusammengefasst und für eine immer wieder dazwischengeschaltete Reflexionsebene auch Mary Shelley selbst (die einzige Figur, die ausschließlich von Maren Eggert verkörpert wird) mit auf die Bühne geholt. Die drei DarstellerInnen, zwei Stunden lang im Dauereinsatz, wechseln virtuos genug von einer Rolle zur anderen. Eine echte Pause gibt es weder für sie noch für das Publikum, aber tatsächlich hat man die am Ende auch überhaupt nicht vermisst.
weigert, Verantwortung für seine Kreation zu übernehmen? Diese Frage wird auch in der Bühnenadaption von Jette Steckel verhandelt, die am Wochenende unter dem Titel „Frankenstein" im Deutschen Theater Premiere hatte. Zusätzlich zur Wissenschaftskritik zieht Steckel noch eine biografisch gefärbte Ebene ein. Gemeinsam mit Katrin Sadlowski und Anika Steinhoff hat Steckel nämlich eine neue Fassung der berühmten Gruselgeschichte geschrieben, in der nun auch die Frankenstein-Erfinderin Mary Shelley selbst eine tragende Rolle hat.
Mary Shelleys weltberühmter Romanvorlage ist ja die Frage eingeschrieben, wer hier eigentlich monströser ist: das vom Menschen gemachte schauerliche Geschöpf oder der Schöpfer, den wissenschaftlicher Ehrgeiz gepaart mit Hybris antrieben und der sich dann
weigert, Verantwortung für seine Kreation zu übernehmen? Diese Frage wird auch in der Bühnenadaption von Jette Steckel verhandelt, die am Wochenende unter dem Titel „Frankenstein" im Deutschen Theater Premiere hatte. Zusätzlich zur Wissenschaftskritik zieht Steckel noch eine biografisch gefärbte Ebene ein. Gemeinsam mit Katrin Sadlowski und Anika Steinhoff hat Steckel nämlich eine neue Fassung der berühmten Gruselgeschichte geschrieben, in der nun auch die Frankenstein-Erfinderin Mary Shelley selbst eine tragende Rolle hat.