Platonow

von Anton Tschechow in einer Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskiy
Kostüme Vlada Pomirkovanaya
Dramaturgie Roman Dolzhanskiy, John von Düffel
Licht Oleg Golowko, Robert Grauel
Premiere
23. September 2022
Deutsches Theater
Koproduktion mit Les Théâtres de la Ville de Luxembourg

Dauer: 2 Stunden 25 Minuten, eine Pause

Alexander KhuonMichail Wasiljewitsch Platonow
Linn ReusseAlexandra Iwanowna
Katrin WichmannAnna Petrowna
Enno TrebsSergej Pawlowitsch Woinitzew
Brigitte UrhausenSofia Jegorowna
Manuel HarderNikolai Iwanowitsch Triletzki
Max ThommesPorfirij Semenowitsch Glagoljew
Birgit UnterwegerMaria Jefimowna Grekowa
Jonas HolupirekHaushälter
Mathilda SwitalaHaushälterin
Michail Wasiljewitsch Platonow
Alexandra Iwanowna
Anna Petrowna
Sergej Pawlowitsch Woinitzew
Sofia Jegorowna
Nikolai Iwanowitsch Triletzki
Porfirij Semenowitsch Glagoljew
Maria Jefimowna Grekowa
Haushälter
Haushälterin
Stückeinführung von Dramaturg John von Düffel
Berliner Morgenpost
Katrin Pauly, 26.09.2022
Diese von der Gesellschaft ausgemusterten Künstlerinnen und Künstler, sie haben noch einmal gespielt. Eine letzte Vorstellung. Mit Herzblut, wenngleich ohne Happy End. Auch das ist dieser Abend: ein Stück übers Spiel, übers Theater, über die Kunst. Die Bühne hinter der Holzwand, wo sie gerade noch einmal aufspielten, ist am Ende leer, jemand fegt aus. Sie wird nicht mehr gebraucht. Entweder weil keiner mehr gucken kommt. Oder weil jetzt keiner mehr spielt. Diese von der Gesellschaft ausgemusterten Künstlerinnen und Künstler, sie haben noch einmal gespielt. Eine letzte Vorstellung. Mit Herzblut, wenngleich ohne Happy End. Auch das ist dieser Abend: ein Stück übers Spiel, übers Theater, über die Kunst. Die Bühne hinter der Holzwand, wo sie gerade noch einmal aufspielten, ist am Ende leer, jemand fegt aus. Sie wird nicht mehr gebraucht. Entweder weil keiner mehr gucken kommt. Oder weil jetzt keiner mehr spielt.
Berliner Zeitung
Doris Meierhenrich, 26.09.2022
Da stimmt jeder hysterische Lacher der Ex-Schauspielerin Wichmann, jede pathetische Gichtgeste der Ex-Ballerina Birgit Unterweger und jeder Krächzton der Ex-Sopranistin Brigitte Urhausen, sodass unmerklich leise die Todesangst von hinten über ihre Schultern kriechen kann.
Da stimmt jeder hysterische Lacher der Ex-Schauspielerin Wichmann, jede pathetische Gichtgeste der Ex-Ballerina Birgit Unterweger und jeder Krächzton der Ex-Sopranistin Brigitte Urhausen, sodass unmerklich leise die Todesangst von hinten über ihre Schultern kriechen kann.
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Irene Bazinger, 26.09.2022
Wehmütig wie überzeugend erzählt Kuljabin, indem er Tschechows Personen unerbittlich dem Tod entgegentreibt, dass die Menschen nichts aus der Geschichte lernen. [...] Die feine, behutsame Inszenierung von Timofej, Kuljabin berührt mit ihren empathischen Fragen, nicht mit schnellen Antworten: schmerzhaft und wahr durch die Zeiten. Wehmütig wie überzeugend erzählt Kuljabin, indem er Tschechows Personen unerbittlich dem Tod entgegentreibt, dass die Menschen nichts aus der Geschichte lernen. [...] Die feine, behutsame Inszenierung von Timofej, Kuljabin berührt mit ihren empathischen Fragen, nicht mit schnellen Antworten: schmerzhaft und wahr durch die Zeiten.
nachtkritik.de
Michael Wolf, 24.09.2022
Die Maske hat ganze Arbeit geleistet. Wohin man blickt Krähenfüße, Falten, hängende Augenlider, dazu falsche Buckel und Bäuche, weißes Haar. Das Ensemble scheint über Nacht um Jahrzehnte gealtert. [...] Nicht das Alter ist das eigentliche Thema, durchaus aber der Tod, wenngleich in einem abstrakten Sinne: als eine Gegenwart, in der sich jeder Glaube an die Zukunft verbietet. Man blinzelt an diesem über weite Strecken durchaus humorvollen Abend hin und wieder in die Tiefe der menschlichen Seele und entdeckt darin Einsamkeit, Angst und Verlust. [...] Der Wunsch zu leben und die Kunst erscheinen an diesem Abend als Zwillinge. Wer diesen Gedanken für sentimental hält, hat natürlich völlig recht, könnte ihn aber auch einfach schön finden.
Die Maske hat ganze Arbeit geleistet. Wohin man blickt Krähenfüße, Falten, hängende Augenlider, dazu falsche Buckel und Bäuche, weißes Haar. Das Ensemble scheint über Nacht um Jahrzehnte gealtert. [...] Nicht das Alter ist das eigentliche Thema, durchaus aber der Tod, wenngleich in einem abstrakten Sinne: als eine Gegenwart, in der sich jeder Glaube an die Zukunft verbietet. Man blinzelt an diesem über weite Strecken durchaus humorvollen Abend hin und wieder in die Tiefe der menschlichen Seele und entdeckt darin Einsamkeit, Angst und Verlust. [...] Der Wunsch zu leben und die Kunst erscheinen an diesem Abend als Zwillinge. Wer diesen Gedanken für sentimental hält, hat natürlich völlig recht, könnte ihn aber auch einfach schön finden.
rbb Inforadio
Barbara Behrendt, 26.09.2022
Tomofej Kiljabin hat eine klare Schneise in das fragmentarische Tschechow-Drama mit den zahllosen Themen geschlagen und sich auf das Liebesvakuum und die Einsamkeit der Menschen bis zum Tod konzentriert. Das ist konsequent. [...] Der Irrsinn des völlig wahllos nach Liebe gierenden leeren verzweifelten Menschen wird einem an diesem Abend plastisch vor Augen geführt. Tomofej Kiljabin hat eine klare Schneise in das fragmentarische Tschechow-Drama mit den zahllosen Themen geschlagen und sich auf das Liebesvakuum und die Einsamkeit der Menschen bis zum Tod konzentriert. Das ist konsequent. [...] Der Irrsinn des völlig wahllos nach Liebe gierenden leeren verzweifelten Menschen wird einem an diesem Abend plastisch vor Augen geführt.
TAZ
Katharina Granzin, 27.09.2022
Tragikomisch genug ist die Geschichte um den überheblichen Platonow, der aus reiner Langeweile alle Frauen in sich verliebt macht, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, auf jeden Fall. Und sicherlich ist auch an dem Gedanken etwas dran, dass die grundlegenden Sehnsüchte, Toll- und Torheiten der Menschen in jedem Lebensalter dieselben sind. Eine schöne Inszenierungsidee, auf jeden Fall. Tragikomisch genug ist die Geschichte um den überheblichen Platonow, der aus reiner Langeweile alle Frauen in sich verliebt macht, die nicht bei drei auf den Bäumen sind, auf jeden Fall. Und sicherlich ist auch an dem Gedanken etwas dran, dass die grundlegenden Sehnsüchte, Toll- und Torheiten der Menschen in jedem Lebensalter dieselben sind. Eine schöne Inszenierungsidee, auf jeden Fall.
Die Zeit
Peter Kümmel, 02.02.2023
Alle lieben ihn, alle brauchen ihn, alle stürzt er ins Unglück. Er allein gibt der Gesellschaft Form, Halt, Ruck. Er ist die Verkörperung der Hoffnung, und natürlich lügt er pausenlos. Was sollten sie ohne ihn anfangen? Über diese Kulturtechnik des Einsinkens macht sich der russische, seit Ausbruch des Krieges im Exil lebende Regisseur Timofej Kuljabin auf geniale Weise lustig. Er verschiebt Platonow, ein Stück, das unter Menschen blühender Geschlechtsreife spielt, einfach um 30, 40 Jahre in Richtung Lebensende. Statt mit 30- und 40-Jährigen, die einander den Hof machen, sich betrügen und belauern, haben wir es hier mit Greisen zu tun – die noch immer nicht voneinander lassen. […] Der wahre Zeitmaschinentrick der Aufführung besteht darin, dass die 80-Jährigen von viel jüngeren Schauspielern gespielt werden. […] Theater als Zeitreise – in die eigene Zukunft. Dem Publikum zeigt sich ein Ensemble verschrobener, schwankender Clowns, die sich beim Blick in den Spiegel kaum wiedererkennen. Aber umso genauer. erkennen sie in ihrem schweren Faltenkleid womöglich das Wesen der menschlichen Hoffnung – die noch in den Mürbsten glüht und stets in der Lage ist, das große Ganze zu entflammen. Platonow ist der Mann, der mit dem Feuer spielt. Ihn zeigt In dieser Inszenierung Alexander Khuon wie einen gebrechlichen Sohn Charlie Chaplins'. Sein Gesicht wird von einem gewinnenden Heiratsschwindlerlächeln in zwei Hälften gelegt. Alle lieben ihn, alle brauchen ihn, alle stürzt er ins Unglück. Er allein gibt der Gesellschaft Form, Halt, Ruck. Er ist die Verkörperung der Hoffnung, und natürlich lügt er pausenlos. Was sollten sie ohne ihn anfangen?

Außerdem im Spielplan

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Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Mit englischen Übertiteln

Forever Yin Forever Young

Die Welt des Funny van Dannen
Regie: Tom Kühnel und Jürgen Kuttner
Anschließend Nachgespräch mit der Katholischen Akademie – Saal
Kammerspiele
19.00 - 21.40
Blauer Mittwoch – alle Tickets für 12 Euro
Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
von Anton Tschechow in einer Fassung von Timofej Kuljabin und Roman Dolzhanskiy
Regie: Timofej Kuljabin
Deutsches Theater
19.30 - 21.55
19.00 Einführung – Saal
von Yasmina Reza
Ein Abend von und mit Helmut Mooshammer
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.00 - 21.00
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse
Bar
21.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse