Väter und Söhne

von Brian Friel nach dem Roman von Iwan Turgenjew
Musikalische Einstudierung Katharina Debus, Ingo Schröder
Dramaturgie David Heiligers
Premiere am 12. Dezember 2015
Marcel KohlerArkadij Nikolajitsch Kirsanow; Student
Alexander KhuonJewgenij Wasiljew Bazarow; Student
Helmut MooshammerNikolaj Petrowitsch Kirsanow; Arkadijs Vater, Gutsbesitzer
Oliver StokowskiPawel Petrowitsch Kirsanow; Arkadijs Onkel, pensionierter Offizier
Bernd StempelWasilij Iwanowitsch Bazarow; Jewgenijs Vater, pensionierter Militärarzt
Barbara SchnitzlerArina Wlasjewna Bazarow; Jewgenijs Mutter
Lisa HrdinaFenitschka Fedosja Nikolajewna; Nikolajs Geliebte
Franziska MachensAnna Sergejewna Odinzowa; Gutsbesitzerin
Kathleen MorgeneyerKaterina Sergejewna; Annas Schwester
Elke PetriFürstin Olga; Annas Tante
Linn ReusseDunjascha; Dienstmädchen bei den Kirsanows
Markwart Müller-ElmauProkofjitsch; Kammerdiener bei den Kirsanows
Caner SunarPjotr; Diener bei den Kirsanows / Fedka; Aushilfsdiener bei den Bazarows
Arkadij Nikolajitsch Kirsanow; Student
Jewgenij Wasiljew Bazarow; Student
Nikolaj Petrowitsch Kirsanow; Arkadijs Vater, Gutsbesitzer
Pawel Petrowitsch Kirsanow; Arkadijs Onkel, pensionierter Offizier
Wasilij Iwanowitsch Bazarow; Jewgenijs Vater, pensionierter Militärarzt
Arina Wlasjewna Bazarow; Jewgenijs Mutter
Fenitschka Fedosja Nikolajewna; Nikolajs Geliebte
Anna Sergejewna Odinzowa; Gutsbesitzerin
Katerina Sergejewna; Annas Schwester
Fürstin Olga; Annas Tante
Dunjascha; Dienstmädchen bei den Kirsanows
Prokofjitsch; Kammerdiener bei den Kirsanows
Pjotr; Diener bei den Kirsanows / Fedka; Aushilfsdiener bei den Bazarows
Deutschlandradio Kultur
Irene Bazinger, 13.12.2015
Die Figuren werden in der vierstündigen Aufführung plastisch lebendig und die Auseinandersetzungen, Sehnsüchte, Macht- und Ohnmachtsverhältnisse haben ausreichend Zeit und Platz, sich nachvollziehbar und berührend zu entwickeln. Und wie die räumliche Situation Zuschauer und Akteure verbindet, tut es bald auch die inhaltliche Ebene, auf der man historische wie ganz und gar heutige Probleme erkennen kann. Mit dem eindrucksvoll harmonierenden Ensemble um Alexander Khuon (Bazarow), Bernd Stempel (Wasilij, Bazarows Vater), Marcel Kohler (Arkadij) und Helmut Mooshammer (Nikolaj, Arkadijs Vater) gelingt Daniela Löffner eine sehr konzentrierte, erzählerisch ausgewogene und immer wieder höchst amüsante Inszenierung, die den langen Abend unangestrengt und spielerisch zu einem kurzweiligen Vergnügen macht. "Die Figuren werden in der vierstündigen Aufführung plastisch lebendig und die Auseinandersetzungen, Sehnsüchte, Macht- und Ohnmachtsverhältnisse haben ausreichend Zeit und Platz, sich nachvollziehbar und berührend zu entwickeln. Und wie die räumliche Situation Zuschauer und Akteure verbindet, tut es bald auch die inhaltliche Ebene, auf der man historische wie ganz und gar heutige Probleme erkennen kann. Mit dem eindrucksvoll harmonierenden Ensemble um Alexander Khuon (Bazarow), Bernd Stempel (Wasilij, Bazarows Vater), Marcel Kohler (Arkadij) und Helmut Mooshammer (Nikolaj, Arkadijs Vater) gelingt Daniela Löffner eine sehr konzentrierte, erzählerisch ausgewogene und immer wieder höchst amüsante Inszenierung, die den langen Abend unangestrengt und spielerisch zu einem kurzweiligen Vergnügen macht."
nachtkritik.de
Hartmut Krug, 13.12.2015
Der Zuschauer sitzt so nah vor diesen Menschen, die sich da mit sich und an einander abmühen, dass er sich durch das schauspielerisch intensive Erzähl- und Menschentheater eines wunderbaren Ensembles völlig in die Geschichte hineingezogen fühlt. Es wird geredet, gestritten und viel politisiert, es wird immer wieder getafelt, aber auch geliebt oder sich voller Angst der Liebe verweigert. Irgendwie meint man, Stück und Stoff zu kennen, und bleibt doch immer dran am Geschehen. "Der Zuschauer sitzt so nah vor diesen Menschen, die sich da mit sich und an einander abmühen, dass er sich durch das schauspielerisch intensive Erzähl- und Menschentheater eines wunderbaren Ensembles völlig in die Geschichte hineingezogen fühlt. Es wird geredet, gestritten und viel politisiert, es wird immer wieder getafelt, aber auch geliebt oder sich voller Angst der Liebe verweigert. Irgendwie meint man, Stück und Stoff zu kennen, und bleibt doch immer dran am Geschehen."
Berliner Morgenpost
Katrin Pauly, 14.12.2015
Wie präzise sind hier die Figuren entwickelt, wie glühend wird jede einzelne dargestellt und welch verlassene und heitere Milde der gegenseitigen Zugewandtheit liegt trotz all der unterschiedlichen Gesinnungen über diesem Abend. Ganz großes mäzchenfreies Theater ist hier zu bestaunen, und wir Zuschauer sind Gäste auf diesem Fest. "Wie präzise sind hier die Figuren entwickelt, wie glühend wird jede einzelne dargestellt und welch verlassene und heitere Milde der gegenseitigen Zugewandtheit liegt trotz all der unterschiedlichen Gesinnungen über diesem Abend. Ganz großes mäzchenfreies Theater ist hier zu bestaunen, und wir Zuschauer sind Gäste auf diesem Fest."
Der Tagesspiegel
Peter von Becker, 14.01.2016
Der schöne Wechsel zwischen trägem Ennui und jähem Aplomb, zwischen dem Sentimentalischen und der sanften Groteske ist ein Kennzeichen von 'Väter und Söhne in Daniela Löffners Inszenierung. Die Dramatisierung des berühmten Turgenjew-Romans stammt vom kürzlich verstorbenen britischen Dramatiker Brian Friel, und die deutsche Erstaufführung war 1998 bereits am Berliner Maxim Gorki Theater zu sehen. Aber in der klugen Bearbeitung von Löffner und ihrem Dramaturgen David Heiligers kommt sie aus mehrerlei Gründen jetzt ganz zur richtigen Zeit. Sie ist, obwohl schon Ende 2015 herausgebracht, auch ein Neujahrskracher. Immer ausverkauft, von den Juroren des Berliner Theatertreffens und den Scouts der Branche heftig beobachtet: das Ereignis einer eher noch mauen Berliner Schauspielsaison. (…)
Herausragend, eine Stille Bombe im Ensemble, ist schließlich Bernd Stempels Vater Bazarow. Angesichts seines Sohnes erfährt er Wechselbäder in Tsunamistärke, vom Entsetzen bis zur Faszination, die er mit dem Gleichmut eines alten, verzauberten Kindes erträgt.
"Der schöne Wechsel zwischen trägem Ennui und jähem Aplomb, zwischen dem Sentimentalischen und der sanften Groteske ist ein Kennzeichen von 'Väter und Söhne in Daniela Löffners Inszenierung. Die Dramatisierung des berühmten Turgenjew-Romans stammt vom kürzlich verstorbenen britischen Dramatiker Brian Friel, und die deutsche Erstaufführung war 1998 bereits am Berliner Maxim Gorki Theater zu sehen. Aber in der klugen Bearbeitung von Löffner und ihrem Dramaturgen David Heiligers kommt sie aus mehrerlei Gründen jetzt ganz zur richtigen Zeit. Sie ist, obwohl schon Ende 2015 herausgebracht, auch ein Neujahrskracher. Immer ausverkauft, von den Juroren des Berliner Theatertreffens und den Scouts der Branche heftig beobachtet: das Ereignis einer eher noch mauen Berliner Schauspielsaison. (…)
Herausragend, eine Stille Bombe im Ensemble, ist schließlich Bernd Stempels Vater Bazarow. Angesichts seines Sohnes erfährt er Wechselbäder in Tsunamistärke, vom Entsetzen bis zur Faszination, die er mit dem Gleichmut eines alten, verzauberten Kindes erträgt."
Siegener Zeitung
Alexander W. Weiß, 17.05.2017
Ja, es geht um Kommunikation in Brian Friels Schauspiel "Väter und Söhne" nach dem Anfang der 1860er Jahre erschienen Roman des großen russischen Schriftstellers Iwan Turgenjew, aber es geht auch um noch viel mehr, um Großes und Kleines, Erhebliches und Banales, hehre Lebensanschauungen und ganz Alltägliches. Und es geht um das immer Aktuelle: um Glück und, ach, die Liebe. [...]

Aber es ist auch nicht zwingend, heutiges Theater (gewaltsam) mit Inhaltsschwere und intellektuellem Anspruch zu überfrachten. Man kann auch einfach eine Geschichte erzählen. Das ist Regisseurin Daniela Löffner mit ihrer Inszenierung vorzüglich gelungen. Wenn sie etwa Bernd Stempel und Barbara Schnitzler viel Zeit gibt, um in höchster Intensität die individuelle Verzweiflung und das Irre-Werden angesichts des Verlusts des Sohnes zu zeigen, dann ist das eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Darstellung des Schlimmsten, was Eltern passieren kann. Im Russland des 19. ebenso wie im Deutschland des 21. Jahrhunderts. [...]

Die spannende Frage: Vier Stunden inklusive Pause, bei einer eher gemächlich fortschreitenden Geschichte – auf eine Wiedergabe selbst den groben Inhalts muss hier aus Platzgründen verzichtet werden, die mehr auf die Entfaltung der Personen und deren Beziehungen zueinandersetzt denn auf eine rasant vorangetriebene Handlung – kann das funktionieren? Die Antwort fällt denkbar kurz aus: Es kann! Und das, obwohl es gerade immer wieder lange, immer wieder anders gepaarte Dialoge sind, die die Entwicklung der Charaktere deutlich machen. Zu danken ist dies wohl dem Geschick der Regisseurin – Daniela Löffners Inszenierung wurde im vergangenen Jahr zum renomierten Berliner Theatertreffen eingeladen – wie auch dem ohne Ausnahme auf höchstem Niveau spielenden Ensemble. [...]

Dementsprechend kann es nur schwerfallen den einen oder andere hervorzuheben. Erwähnung das größtes Lob einschließt, verdienen sie alle: Alexander Khuon und Marcel Kohler als mehr oder weniger nihilistische Studenten und "Söhne", Helmut Mooshammer und Bernd Stempel (dessen außerordentliches tragikomisches Talent hier allerdings nicht vergessen werden darf) als bemitleidenswert hilflose "Väter", Oliver Stokowski in der tragischen Rolle des Onkel Pawel, Barbara Schnitzler, Lisa Hrdina, Franziska Machens, Kathleen Morgeneyer, Elke Petri, Linn Reusse, Markwart Müller-Elmau und Benjamin Radjaipour.

Sie lassen ihre Figuren aufblühen mit nicht weniger als spektakulärer Schauspielkunst, die alles sonstige Spektakel verzichtbar macht. Es braucht kein blendendes Bühnenbild, keinen technischen Schnickschnack und nur ganz sparsam eingesetzte "Knalleffekte" in einer ansonsten überwiegend ruhigen, teils gar stillen und sich (bis hin zum Standbild) Zeit lassenden Aufführung. Selbst die wenigen Gesangsnummern, die offenbar zumindest zum Teil eher der Überbrückung der Umbaupausen dienen, sind im Grunde verzichtbar. So applaudiert, trampelt und erhebt sich das Theaterpublikum nach einem Abend, an dem es die Essenz des Theaters geschmeckt hat.
Ja, es geht um Kommunikation in Brian Friels Schauspiel "Väter und Söhne" nach dem Anfang der 1860er Jahre erschienen Roman des großen russischen Schriftstellers Iwan Turgenjew, aber es geht auch um noch viel mehr, um Großes und Kleines, Erhebliches und Banales, hehre Lebensanschauungen und ganz Alltägliches. Und es geht um das immer Aktuelle: um Glück und, ach, die Liebe. [...]

Aber es ist auch nicht zwingend, heutiges Theater (gewaltsam) mit Inhaltsschwere und intellektuellem Anspruch zu überfrachten. Man kann auch einfach eine Geschichte erzählen. Das ist Regisseurin Daniela Löffner mit ihrer Inszenierung vorzüglich gelungen. Wenn sie etwa Bernd Stempel und Barbara Schnitzler viel Zeit gibt, um in höchster Intensität die individuelle Verzweiflung und das Irre-Werden angesichts des Verlusts des Sohnes zu zeigen, dann ist das eben nicht mehr, aber auch nicht weniger als die Darstellung des Schlimmsten, was Eltern passieren kann. Im Russland des 19. ebenso wie im Deutschland des 21. Jahrhunderts. [...]

Die spannende Frage: Vier Stunden inklusive Pause, bei einer eher gemächlich fortschreitenden Geschichte – auf eine Wiedergabe selbst den groben Inhalts muss hier aus Platzgründen verzichtet werden, die mehr auf die Entfaltung der Personen und deren Beziehungen zueinandersetzt denn auf eine rasant vorangetriebene Handlung – kann das funktionieren? Die Antwort fällt denkbar kurz aus: Es kann! Und das, obwohl es gerade immer wieder lange, immer wieder anders gepaarte Dialoge sind, die die Entwicklung der Charaktere deutlich machen. Zu danken ist dies wohl dem Geschick der Regisseurin – Daniela Löffners Inszenierung wurde im vergangenen Jahr zum renomierten Berliner Theatertreffen eingeladen – wie auch dem ohne Ausnahme auf höchstem Niveau spielenden Ensemble. [...]

Dementsprechend kann es nur schwerfallen den einen oder andere hervorzuheben. Erwähnung das größtes Lob einschließt, verdienen sie alle: Alexander Khuon und Marcel Kohler als mehr oder weniger nihilistische Studenten und "Söhne", Helmut Mooshammer und Bernd Stempel (dessen außerordentliches tragikomisches Talent hier allerdings nicht vergessen werden darf) als bemitleidenswert hilflose "Väter", Oliver Stokowski in der tragischen Rolle des Onkel Pawel, Barbara Schnitzler, Lisa Hrdina, Franziska Machens, Kathleen Morgeneyer, Elke Petri, Linn Reusse, Markwart Müller-Elmau und Benjamin Radjaipour.

Sie lassen ihre Figuren aufblühen mit nicht weniger als spektakulärer Schauspielkunst, die alles sonstige Spektakel verzichtbar macht. Es braucht kein blendendes Bühnenbild, keinen technischen Schnickschnack und nur ganz sparsam eingesetzte "Knalleffekte" in einer ansonsten überwiegend ruhigen, teils gar stillen und sich (bis hin zum Standbild) Zeit lassenden Aufführung. Selbst die wenigen Gesangsnummern, die offenbar zumindest zum Teil eher der Überbrückung der Umbaupausen dienen, sind im Grunde verzichtbar. So applaudiert, trampelt und erhebt sich das Theaterpublikum nach einem Abend, an dem es die Essenz des Theaters geschmeckt hat.
Süddeutsche Zeitung
Peter Laudenbach, 30.12.2015
Sie (Daniela Löffner) zeigt einfühlsam, genau und nicht ohne Komik lauter facettenreiche, seltsame, in ihren Gefühlen verhedderte Menschen, denen man vier Stunden lang gebannt zusieht. Bis aus den Figuren mit ihren Schrulligkeiten, Sehnsüchten und Enttäuschungen gute Bekannte geworden sind, mit denen man gerne noch etwas mehr Lebenszeit verbracht hätte. "Sie (Daniela Löffner) zeigt einfühlsam, genau und nicht ohne Komik lauter facettenreiche, seltsame, in ihren Gefühlen verhedderte Menschen, denen man vier Stunden lang gebannt zusieht. Bis aus den Figuren mit ihren Schrulligkeiten, Sehnsüchten und Enttäuschungen gute Bekannte geworden sind, mit denen man gerne noch etwas mehr Lebenszeit verbracht hätte."

Außerdem im Spielplan

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Zum letzten Mal
Mit englischen Übertiteln
nach dem gleichnamigen Roman von David Grossman
in einer Bearbeitung von Armin Petras
Regie: Armin Petras
Deutsches Theater
19.30 - 21.35
nach dem Roman von Albert Camus
Regie: András Dömötör
Kammerspiele
20.00 - 21.10
von Yasmina Reza
Ein Abend von und mit Helmut Mooshammer
Regie: Friederike Drews
Raum 315 – Treffpunkt Haupteingang
20.30 - 21.30
Ausverkauft
Evtl. Restkarten an der Abendkasse