Woyzeck Interrupted

von Mahin Sadri und Amir Reza Koohestani
nach Georg Büchner
Übersetzung: Sima Djabar Zadegan
Kostüme Lea Søvsø
Video Phillip Hohenwarter, Benjamin Krieg
Musik Matthias Peyker
Licht Kristina Jedelsky
Uraufführung
17. September 2021
Kammerspiele

Dauer: 1 Stunde, 30 Minuten, keine Pause
Lorena Handschin
Enno Trebs
nachtkritik.de
Shirin Sojitrawalla, 19.12.2020
Die Bühne wirkt wie ein Puppenhaus mit verschiedenen Zimmern auf ver- schiedenen Ebenen. Es könnten auch Bildschirme sein. Oben sehen wir
die beiden in Nahaufnahme, darunter befinden sich Woyzecks 2ZKB. Die Wände sind grau, Sichtbeton, Blaulicht aus Fernseher und Computer flutet die Räume. Marie und Woyzeck erscheinen darin als frisch geduschtes 08/15-Paar in schneeweißen Shirts, das macht, was Paare derzeit oft ma- chen: sich gegenseitig die Haare schneiden, Serien schauen und sich in die Wolle kriegen. Paar-Einerlei. Sätze aus Büchners Original, gern aus dem Zusammenhang gerissen, verteilen sich großzügig über den neuen Text und tönen hier wie besonders originelle Stimmen in Woyzecks Kopf.
Die Bühne wirkt wie ein Puppenhaus mit verschiedenen Zimmern auf ver- schiedenen Ebenen. Es könnten auch Bildschirme sein. Oben sehen wir
die beiden in Nahaufnahme, darunter befinden sich Woyzecks 2ZKB. Die Wände sind grau, Sichtbeton, Blaulicht aus Fernseher und Computer flutet die Räume. Marie und Woyzeck erscheinen darin als frisch geduschtes 08/15-Paar in schneeweißen Shirts, das macht, was Paare derzeit oft ma- chen: sich gegenseitig die Haare schneiden, Serien schauen und sich in die Wolle kriegen. Paar-Einerlei. Sätze aus Büchners Original, gern aus dem Zusammenhang gerissen, verteilen sich großzügig über den neuen Text und tönen hier wie besonders originelle Stimmen in Woyzecks Kopf.
Berliner Zeitung
Doris Meierhenrich, 20.12.2020
Ja, auch Theater kann offenkundig streamtauglich sein und dabei doch fast klassisches Theater bleiben. Dem iranischen Regisseur Amir Reza Koohestani ist das mit seiner Büchner-Bearbeitung „Woyzeck Interrupted“ am Samstagabend im DT erstaunlich gelungen.

[...]
So schlagen die gegensätzlichen Schwerkräfte aus Selbstbe- stimmung und Pflicht an der Gemeinschaft auch hier wieder zu, fast wie zu Büchners Zeiten, nur geschmeidiger und dis- kursiv up to date.
Überhaupt ist die Textmontage aus locker ironischen Gegen- wartsdialogen und den verzweifelt klaren Büchner-Zitaten, die immer wieder wie Kometen in die Häuslichkeit einschla- gen, das eigentlich Erstaunliche des Abends. Quer aus allen Woyzeck-Rollen haben Koohestani und Sadri ihre Figuren zusammengesetzt und damit ihrerseits zwei Typen geschaf- fen, die als überkomplexe Gegenwartsmenschen souverän mit ihren sozialen und biologischen Rollen zu spielen meinen und langsam daran verzweifeln, dass diese ihnen eben doch fest am Leib kleben: die nach Unabhängigkeit strebende, aber geld- und joblose junge Frau und der innerlich verunsicherte Versorgungsmacho, der sie nicht gehen lassen will. Wie Lo- rena Handschin und Enno Trebs das durch ihr unaufgeregt feines Beziehungskammerspiel mit Gegenwart füllen, wie Marie immer wieder abprallt an der depressiv aggressiven Zerzaustheit ihres Franz, ist einfach erfrischend gut gemacht.

Ja, auch Theater kann offenkundig streamtauglich sein und dabei doch fast klassisches Theater bleiben. Dem iranischen Regisseur Amir Reza Koohestani ist das mit seiner Büchner-Bearbeitung „Woyzeck Interrupted“ am Samstagabend im DT erstaunlich gelungen.

[...]
So schlagen die gegensätzlichen Schwerkräfte aus Selbstbe- stimmung und Pflicht an der Gemeinschaft auch hier wieder zu, fast wie zu Büchners Zeiten, nur geschmeidiger und dis- kursiv up to date.
Überhaupt ist die Textmontage aus locker ironischen Gegen- wartsdialogen und den verzweifelt klaren Büchner-Zitaten, die immer wieder wie Kometen in die Häuslichkeit einschla- gen, das eigentlich Erstaunliche des Abends. Quer aus allen Woyzeck-Rollen haben Koohestani und Sadri ihre Figuren zusammengesetzt und damit ihrerseits zwei Typen geschaf- fen, die als überkomplexe Gegenwartsmenschen souverän mit ihren sozialen und biologischen Rollen zu spielen meinen und langsam daran verzweifeln, dass diese ihnen eben doch fest am Leib kleben: die nach Unabhängigkeit strebende, aber geld- und joblose junge Frau und der innerlich verunsicherte Versorgungsmacho, der sie nicht gehen lassen will. Wie Lo- rena Handschin und Enno Trebs das durch ihr unaufgeregt feines Beziehungskammerspiel mit Gegenwart füllen, wie Marie immer wieder abprallt an der depressiv aggressiven Zerzaustheit ihres Franz, ist einfach erfrischend gut gemacht.

taz
Katrin Bettina Müller, 22.12.2020
Amir Reza Koohestani, der den Text zusammen mit der Autorin Mahin Sadri geschrieben hat, ist bekannt für eine Ästhetik der Konzentration und Reduktion. Das gelingt ihm auch in der Übersetzung für den Stream.

[...]
Die Erzählebenen werden dabei nicht eins zu eins übersetzt. Die übereinandergelegten Folien haben überstehende Ränder, die auch nicht beschnitten werden. Der Text von Büchner, wo er einbezogen wird, geht auch über das Paardrama hinaus. Das Unheimliche, das ihn treibt, die Träume, die ihn verfolgen, das Unglück, das in seinem Körper nistet; all das weist über die gesellschaftlichen und psychologischen Erkläransätze hinaus.

Amir Reza Koohestani, der den Text zusammen mit der Autorin Mahin Sadri geschrieben hat, ist bekannt für eine Ästhetik der Konzentration und Reduktion. Das gelingt ihm auch in der Übersetzung für den Stream.

[...]
Die Erzählebenen werden dabei nicht eins zu eins übersetzt. Die übereinandergelegten Folien haben überstehende Ränder, die auch nicht beschnitten werden. Der Text von Büchner, wo er einbezogen wird, geht auch über das Paardrama hinaus. Das Unheimliche, das ihn treibt, die Träume, die ihn verfolgen, das Unglück, das in seinem Körper nistet; all das weist über die gesellschaftlichen und psychologischen Erkläransätze hinaus.

Streaming in Kooperation mit

Stream mit Audiodeskription in Kooperation mit

Außerdem im Spielplan

DT Kontext: Vortrag und Gespräch

Der Traum ist aus? Zur Geschichte und Gegenwart utopischen Denkens

zu Gast: Tobias Brück (Journalist)
Rangfoyer
17.00 - 18.00
Mit englischen Übertiteln

Weltall Erde Mensch

Eine unwahrscheinliche Reise von Alexander Eisenach und Ensemble
Regie: Alexander Eisenach
DT Bühne
18.00 - 21.40
Vorstellung fällt leider aus
Wiederaufnahme
von Ewald Palmetshofer nach Christopher Marlowe
Regie: Jessica Weisskirchen
Leider muss die für heute geplante Vorstellung von Edward II. Die Liebe bin ich entfallen. Der Grund dafür sind Erkrankungen im Ensemble. Sollten Sie bereits Karten erworben haben, wird unser Besucher:innenservice Sie in Kürze kontaktieren.
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19.00
Wiederaufnahme
Eine Inszenierung des DT Jung*

Im Spiegelsaal

nach der Graphic Novel von Liv Strömquist
Regie: Katharina Bill
Anstelle von Edward II. Die Liebe bin ich zeigen wir heute Im Spiegelsaal.
Box
19:00 - 20:35
Wiederaufnahme
von Nikolai Gogol
Kammer
19.30 - 20.45