
WIEVIEL ZEIT – so ist die Spielzeit 22/23 überschrieben. Denn in unserer "Beschleunigungsgesellschaft" (Hartmut Rosa) ist Zeit eine knappe Ressource. Nicht, weil weniger davon zur Verfügung stünde, sondern weil immer mehr in ihr stattfinden muss. An dieser Logik des Wachstums hat auch Corona nichts geändert. Zugleich aber steht das Wachstumskonzept selbst zur Disposition. Nach WIEVIEL ZEIT zu fragen, meint deshalb auch, nach Fristen zu fragen, die für die Transformationen noch bleiben. Und danach zu suchen, wo die Zeit den Kalkülen entkommt: in der Verschwendung, dem Rausch und dem Fest.
Deutsches Theater Berlin Spielzeitbuch 2022/23

Illustrationen der Spielzeit 2022/23: Frank Höhne, Jahrgang 1981, lebt bescheiden und arbeitet glücklich in Berlin. Sein Alltag nennt ihn liebevoll Vati und Hausmann für drei Mädchen, mehr verlangt er vom verblühenden Leben nicht. Ihm fehlt es an Eloquenz. Eleganz. Ehrgeiz. Empathie. Erfolg. Und das ist nur der Buchstabe E. Aber schon allein dieser zeigt auf: Ihm bleibt nur etwas wie die Illustration und der Versuch damit besagten E‘s entgegenzuwirken. Entgegenwirken ist auch seit E und je sein Allheilmittel für seine Alltagsprobleme mit Familie und dem Heranwachsen in einer ihm zunehmend hemmungslos erscheinenden Gesellschaft. Entgegenwirken durch Beobachten, das dann zeichnerisch festhalten und zum Überdenken an die digitale Wäscheleine, einem Internet beispielsweise, hängen. Das macht der. Ihm reichts.
Das Ensemble des Deutschen Theaters Berlin wurde für die Spielzeit 22/23 von Maria Sturm fotografiert. Maria Sturm wurde in Ploiești / Rumänien geboren und lebt mit ihrem Kind und Partner in Berlin. Sie hat an der FH Bielefeld und der Rhode Island School of Design Fotografie studiert, und fotografiert für die üblichen Verdächtigen, von New York Times bis Zeit Magazin. Ihre freien Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet, gefördert und international ausgestellt, zuletzt auf der Biennale für aktuelle Fotografie im Heidelberger Kunstverein.