Behind the Scenes #1 Das Licht ist die Hauptmitspielerin
Anne Wohlgemuth über das Bühnenbild für Als die Götter Menschen waren
Als die Götter Menschen waren wird hier in Berlin als Gastspiel aufgeführt. Hat sich das Bühnenbild für die Kammer verändert?
Es ist genau das gleiche Bühnenbild wie in Mannheim. Aber der Raum in Berlin, der eher perspektivisch in die Länge geht, während wir in Mannheim eine Studiobühne haben, erlaubt einen anderen Blick auf das Bühnenbild, sodass eine andere Wirkung entsteht. In Mannheim ist das Publikum näher dran, in Berlin war die Perspektive in die Tiefe schöner. Die Elemente sind aber alle gleichgeblieben. Der Raum ist so konzipiert, dass das Licht die Hauptmitspielerin ist.
Hat sich durch die andere Raumwahrnehmung auch die Wirkung des Lichts verändert?
Nein, ich war darüber sehr überrascht. Eigentlich war die Transformation sogar sehr schön! Ich hatte am Anfang ein bisschen Sorge, ob dieser Lichtnebel in Berlin die gleiche Wirkung hat und gleich zu spüren ist, weil alles für diese Bühne in Mannheim konzipiert war. Aber ich bin sehr happy, dass es funktioniert.
Auf der Bühne sind viele verschiedene Elemente zu sehen: Die drei Streifen auf dem Boden, die Projektionsfläche, die kleine Leuchtfläche oben rechts und die beiden Kugeln. Wie kommen die Elemente zusammen?
Ich versuche, Licht von Anfang an mitzudenken und mir zu überlegen: Wie schaffe ich es einen atmosphärischen Raum zu kreieren, der mit sehr einfachen Mitteln immer wieder anders wirken kann. Licht ist dafür, finde ich, das wirkungsvollste Element. Da wir uns im Stück in einer futuristischen Zeit bewegen, brauchte es für mich den Screen, in dem sich das Licht widerspiegeln kann. Das hängende Element, der Nebel und die beiden Kugeln waren mir als Fixpunkte wichtig, wo sich der Blick der Zuschauer:innen kurz verlieren kann, ohne sie zu sehr vom Spiel abzulenken. Außerdem habe ich mich für einen schwarzen Lackboden entschieden, der vom klassischen Theaterboden abweicht, um auszuprobieren, wie sich darin das Licht spiegelt. So konnten nochmal andere Lichtstimmungen entstehen. Ich hatte ganz am Anfang in Mannheim die Möglichkeit, auf der Studiobühne einen ganzen Nachmittag Zeit die Lichttechnik im Raum auszuprobieren. Das war an dieser Arbeit besonders toll.
Und hat sich das Bühnenbild in Zusammenarbeit mit dem Kostüm nochmal verändert?
Ja, auf jeden Fall! Gerade weil sich die Farben und die Flächen der Kostüme im Laufe des Stücks immer ändern. In Verbindung mit dem Licht kann dann eine Reibung oder eine Harmonie entstehen wie beispielsweise bei den schwarzen Kostümen. Die konnten im Licht so richtig aufleuchten und glitzern. FX Mayr (Anm: der Regisseur des Stücks) braucht in seinen Stücken viel Raum für Text und Körper, der diese beiden Elemente umrahmt. Die Idee ist also den Raum so wenig wie möglich narrativ, aber trotzdem wirkungsvoll zu gestalten. Und in der Arbeit mit FX Mayr und Korbinian Schmidt kann ganz viel gemeinsam ausprobiert und experimentiert werden.
Anna Wohlgemuth (*1987 in Schliers) ist als Szenografin und Bühnenbildnerin. Für ihre Szenografie zu „i-GOD oder wie ich lernte, die Sünde zu lieben“ erhielt sie 2015 den Roman-Clemens-Preis.
Das Gespräch führten Annika Konitzki und Marie Eisenmann.